Eieiei
Tosen und Knirschen durchbrach die nächtliche Stille der alaskischen Wildnis. Dann ein hässliches Schleifen, als Metall über gefrorene Erde schabte. Tannen barsten wie Zahnstocher, ein zorniger Elch floh röhrend in die Dunkelheit, während eine ungeheure Untertasse sich in Schlangenlinien durch den Boden fräste wie ein betrunkener Maulwurf.
Ein letztes Poltern, ein dumpfer Schlag gegen einen Felsen, dann Stille. Nur der Schnee rieselte noch halbherzig von den Ästen abgerissener Bäume.
Ein leises Zischen, gefolgt von einem lauten ›Plopp‹, und eine Luke öffnete sich an der Unterseite des silbrig schimmernden Objekts. Dampf stieg auf. Ein grelles Licht flackerte. Ein kurzer, beleidigter Bzzzt-Laut, als würde das Raumschiff entnervt mit den Augen rollen.
Die erste Gestalt trat hinaus – oder vielmehr: Sie schwankte, tastete mit sechs krummen, knochigen Beinen den glitschigen Boden ab und trat dabei direkt in ein matschiges Elchhäufchen, das aussah, als hätte jemand einen Eimer voller brauner, glänzender Vogeleier ausgeschüttet.
»Djö-verdammt!«, fluchte sie in einer Sprache, die verblüffend nach einer Kreissäge klang.
Weitere elf Wesen folgten. Keines glich dem anderen, und doch hatten sie alle etwas Gemeinsames: Tentakel natürlich und einen leicht aufgeblähten Mittelteil, als hätten sie zu viel gegessen. Manche waren mehr oder weniger bekleidet. Eines trug dutzende Gürtel, ein anderes etwas wie schwarze Dessous, ein drittes ein lila Strickjäckchen über seiner glibberigen Haut.
»Habe ich’s euch nicht gesagt?«, keifte das Erste. Sein Gesicht bestand aus drei leicht asymmetrisch verteilten Augen, einem winzigen, knallroten Mund und einem Tentakel, der nervös zuckte. »Wenn wir noch ein einziges Mal mit der defekten Landehilfe runtergehen, dann lande ich euch alle direkt in einem Vulkan!«
»Ich fand’s nicht so schlimm, Arägnä«, nuschelte ein kleines, pilzförmiges Alien, das sich sichtlich bemühte, nicht mit seinem einzigen Fuß in denselben Elchhaufen zu treten. »War irgendwie … aufregend.«
»Erregend, meinst du wohl«, gluckerte ein anderes, dessen gesamte Körperform an einen tentakelbesetzen Kürbis erinnerte. Es hob einen schleimigen regenwurmähnlichen Tentakel an den Bauchansatz. »Ich glaube, ich habe Wehen.«
»Du hast immer Wehen, Zitrui«, murmelte der Pilz und trat schließlich doch mitten in den Haufen. Ein weiches ›Platsch‹, gefolgt von einem resignierten Seufzer und erhobenen Tentakeln.
Arägnä atmete tief ein – oder versuchte es zumindest. Der ganze Brustrumpf hob sich kurz und entließ dann einen langgezogenen Laut, der wie eine Melange aus Schnarchen und übereifriger Kaffeemaschine klang. Die Luft war klar und beißend kalt. Schneeflocken setzten sich auf ihre Pockennarbenhaut. Der Geruch von Harz, verbranntem Metall und einem Hauch Elchkot lag in der Luft.
»Wo sind wir eigentlich?«, fragte eine hohe, quäkige Stimme. Sie gehörte zu Sabaar, einem Wesen, das wie ein wandelnder Kaktus aussah, komplett mit kleinen Blüten. Und Tentakeln.
Ein leuchtendes, leicht zerkratztes Hologramm wurde von einem der Aliens aktiviert. Es zeigte eine schematische Darstellung des Planeten.
»Äh …«, begann der Hologrammträger.
»Sag jetzt nicht: ungefähr irgendwo nördlich vom kanadischen Dingens!«, unterbrach ihn Arägnä scharf.
»Also … vielleicht ein bisschen westlich von dem Dingens. Aber… ja. Das, was sie ›Alaska‹ nennen. Definitiv. Alaska.«
Die Gruppe schwieg. Nur der Wind raschelte in den halb zertrümmerten Bäumen. Dann begann eines der Aliens zu husten – ein schleimiges, glucksendes Geräusch, als hätte jemand eine Gummiwärmflasche geschüttelt.
»Also gut«, sagte Arägnä und schlug mit einem Tentakel auf ihren Kommunikator. »Team ›Erkundung und Orientierung‹ – ihr sichert das Areal. Team ›Verstecken und Tarnen‹ – bugsiert den Schrotthaufen so tief in den Wald, dass ihn nicht mal ein betrunkener Elch findet. Der Rest – bleibt bitte nicht schwanger, während ich mich um die Landehilfe kümmere!«
»Ich glaube, es ist schon zu spät«, murmelte Zitrui, die sich mit glasigen Augen gegen einen Baumstumpf lehnte und nun eher einem verrottenden Halloween-Kürbis glich.
»Zähl das nicht als Ausrede, Zitrui.«
Mit einem kollektiven Seufzen begannen die Aliens, sich zu verteilen. Einige krochen, andere hüpften, eines schien sich per spontanem Blubbern fortzubewegen.
Ein besonders drahtiges, mit einer Art Maultrommel um den Hals, blieb stehen und schnüffelte. »Riecht nach … Menschen.«
»Oder nach Elch.«
»Oder nach elchjagendem Menschen.«
Arägnä verdrehte ihre drei Augen. »Ist mir egal, ob hier ein Mensch oder ein menschenjagender Elch rumläuft – wir brauchen ein paar Tage. Also bewegt euch.«
Ein Geräusch unterbrach sie: ein quiekender Schrei.
Sie erstarrten. Dann drehten sie sich fast gleichzeitig in Richtung der Quiekquelle.
Menschen. Vermutlich. Oder ein sehr gut getarnter Elch.
*
»Ich sagte doch, das war keine Elchspur!«, zischte die Frau und zog ihren rotwangigen Mann am Jackenärmel hinter sich her.
»Aber du hast ›Elchkot‹ gesagt! Und ›frisch‹!« Er stapfte schnaufend durch den Schnee, das Fernglas baumelte an seiner Brust, sein Rucksack quietschte bei jedem Schritt.
»Das war ›interessant‹ gemeint, nicht ›verfolgungswürdig‹!« Sie blieb stehen. »Hörst du das?«
Ein hohes, fast singendes Brummen vibrierte durch die Luft. Dann: ein Rascheln. Ein Fauchen. Das Geräusch einer Kreissäge.
Bevor einer der beiden auch nur »Was zur –?« sagen konnte, schnappte sich ein Tentakel seine Mütze, der andere ihre Kapuze, und mit einem gemeinsamen Kreischen wurden sie in die Büsche gezogen.
*
»Menschen sind furchtbar weich.« Arägnä tippte mit einer dünnen Tentakelspitze gegen das Glas ihres Scanners. Die Anzeige offenbarte zwei wild zappelnde Silhouetten, deren Gehirnaktivität an ein Feuerwerk erinnerte.
»Was machen wir jetzt mit denen?«, fragte Zitrui, der sich auf einem mit Moos bedeckten Baumstumpf ausruhte und dabei eine Wärmelampe auf den prall gerundeten Leib richtete. Aus seinem Inneren gluckerte es bedrohlich.
»Untersuchen«, sagte Arägnä. »Standardprotokoll bei Erstkontakt: Einscannen, untersuchen, pieken falls nötig.«
Die Frau, Mitte vierzig, die Naturkunde an einer Highschool unterrichtete, an einer Leidenschaft fürs Wandern litt und absolut nicht vorbereitet auf tentakelbewehrte Gastfreundschaft, lag auf einem Biofeldscanner. Neben ihr ihr Mann, der sich noch an seinen Ehering klammerte wie an den letzten Rest Normalität.
»Wir tun euch nichts«, sagte Arägnä in einem überraschend klaren Englisch, das irgendwo zwischen Ronald Reagan und Google Translate lag. »Das hier ist nur eine kleine medizinische Bestandsaufnahme.«
»Sind wir etwa nackt?«, rief der Mann panisch, ohne den Mut, selbst nachzusehen.
»Nein, aber das wäre effizienter«, warf Zitrui ein.
»Zitrui, bitte!«, fauchte Arägnä. »Wir sind zivilisiert. Außerdem juckt mir schon die Kloake, ich will das hier schnell hinter mich bringen.«
Ein Kaktuswesen, das sich in der Zwischenzeit nervös als Sabaar vorgestellt hatte, beugte sich über den Mann und machte ein fröhliches ›Ping!‹ mit einem Scan-Gerät, das wie ein elektrischer Korkenzieher aussah.
»Es hat weder Uterus noch Eiersack«, stellte Sabaar fest und verzog angewidert die Gesichtsstacheln. »Männlich, schätze ich. Aber interessante Leberwerte. Zu viel Ethanol.«
»Was zur …«, begann der Mann.
»Stillhalten!«, rief Zitrui und zitterte. »Ich habe es gleich.«
Ein merkwürdiges Stöhnen erfüllte den Wald.
»Oh nein«, seufzte Arägnä, drehte sich um – und sah es: Ein milchig-transparentes Ei, so groß wie ein Basketball, quetschte sich langsam aus Zitrui heraus und fiel mit einem Sektkorkenploppen ins Moos.
»Das war Nummer sieben«, seufzte Zitrui. »Oder acht. Ich habe den Überblick verloren.«
»Nicht schon wieder mitten in der Arbeit!«, rief Arägnä.
»Tut mir leid! Die Natur lässt sich nicht planen!« Zitrui wackelte empört mit den Tentakelspitzen. »Willst du etwa über meinen Körper bestimmen wie ein –«
Der strafende Blick Arägnäs ließ sie verstummen.
*
Die beiden Wanderer saßen – frisch desinfiziert, leicht traumatisiert, aber körperlich unversehrt – auf einem umgestürzten Baumstamm und hielten Pappbecher mit dampfendem Tee in der Hand. Der Tee schmeckte nach heißem Gummi und Pfifferlingen.
»Also …«, begann der Mann vorsichtig. »Ihr seid Außerirdische?«
»Nein«, sagte Arägnä, während sie mit einem Tentakel ein automatisches Zelt aufblies. »Wir sind ein durch die Zeit geschleudertes, holographisches Fraktal aus der vierten Dimension.«
Die beiden Wanderer starrten sie an.
Arägnä zwinkerte mit allen drei Augen. »Natürlich sind wir Aliens. Oder ihr, je nach Blickwinkel.«
Die Frau trank einen Schluck Tee. Ihre Hände zitterten kaum noch. »Und was habt ihr mit uns vor?«
»Gar nichts mehr. Ihr seid uninteressant.« Arägnä deutete auf Zitrui, der inzwischen das dritte Ei gelegt hatte und dabei vor sich hin brummte wie eine alte Spülmaschine. »Wir sind im Reproduktionszyklus. Diese Welt ist geeignet dafür.«
»Reproduktionszyklus?« Der Mann sah misstrauisch auf die Eier.
»Keine Sorge«, sagte Sabaar und schob ein Ei näher ans Lagerfeuer. »Nicht infektiös. Meistens.«
»Wir richten uns nur kurz ein«, erklärte Arägnä. »Camping, wie ihr sagt. Ein paar Tage Ruhe, Eiablage, Inkubation. Dann sind wir wieder weg.«
Tatsächlich war das Lager in vollem Aufbau. Ein Haufen dampfender Biokuppeln wuchs zwischen den Bäumen, aus den Triebwerken des Schiffs ragten improvisierte Wäscheleinen mit glibberigen Textilien und irgendwo zirpte ein kleines Gerät wie ein aufgeregter Rauchmelder.
Die Frau sah auf die Eier, dann auf ihren Mann. Der Mann sah auf seine Thermohose, dann auf Arägnä.
»Dürfen wir das jemandem erzählen?«, fragte er vorsichtig.
Arägnä zuckte mit dem Tentakel. »Versucht es. Niemand wird euch glauben. Und falls doch – bis dahin sind wir längst verschwunden und eure Seelenklempner beschäftigt.«
»Fair«, sagte die Frau und erhob sich zögernd.
Der Mann sprang auf, sprintete erstaunlich behände davon und verschwand zwischen den Bäumen.
»Carl, warte auf mich!«, rief die Frau und spurtete ihm hinterher.
*
In der Nacht glühte das Lager leise. Die Eier lagen dicht nebeneinander, pulsierten sanft im Takt unbekannter Lebenszeichen. Zitrui schnarchte. Sabaar machte Suppe aus lokalen Pilzen und etwas, das sie »geschäumte Plasmalinse« nannte. Arägnä saß allein am Lagerfeuer und sah in den Himmel.
Hoch über den Wipfeln, im dämmrigen Himmel, brummte etwas. Ein sachter Druck lag in der Luft – wie vor einem Gewitter. Die Vögel, so wenige es hier im September noch gab, verstummten. Selbst Zitrui hörte kurz auf zu schnarchen.
Arägnä richtete sich auf, ihre drei Augen verengten sich zu kleinen, fokussierten Schlitzen. Sie hob die Tentakel, schnupperte in die Luft wie ein Igel auf Exkursion.
»Sie kommen.«
»Wer kommt?«, fragte Sabaar, während sie ein Ei in eine Art Tragebeutel aus energetischem Gestrüpp schob.
»Die Behörde. Oder was hier als solche durchgeht. Menschen mit Helmen, ballistischen Waffen, blinkenden Fahrzeugen, primitiven Drehflüglern und der festen Überzeugung, dass sie die Kontrolle haben.«
Ein sirrendes Geräusch unterbrach sie – das Eierüberwachungssystem meldete Bewegung am äußeren Luftraum. Ein unbekanntes Flugobjekt, schnell, metallisch, verdächtig, irdisch.
»Aufbruch!«, rief Arägnä. »Sofort. Alles einpacken, Triebwerke vorwärmen. In drei Minuten sind wir in der Luft.«
Zitrui wankte aus seinem Zelt, trug zwei Eier wie Wassermelonen unter den Armen und jammerte: »Ich war gerade in der Nachwehenphase!«
»Jammer später, Zitrui!«
Hektik brach aus. Zelte schrumpften mit schmatzenden Geräuschen, Eier wurden vorsichtig, aber zügig eingesammelt, Geräte fuhren ein, Wäscheleinen rissen. Einer trat aus Versehen in das Feuer. Ein Funkenregen stieg auf.
»Sie werden bald hier sein«, rief Zitrui.
»Das trifft sich doch gut.« Arägnä drehte sich um.
Kurz darauf stiegt die Untertasse in die Luft.
*
»Da vorne! Bewegung!«
Ein Suchtrupp der Bundesbehörde für Luftraumphänomene, ausgestattet mit Wärmebildkameras, Geigerzählern und einer Thermoskanne Kaffee pro Kopf kämpfte sich durch das Gestrüpp.
Angeführt von Agent Grace Hollander – Anfang fünfzig, kurzgeschnittenes graues Haar, Gesicht wie Granit – und ihrem Kollegen Malik Smith, dem einzigen im Team, der bereit war, mit Wanderern zu sprechen, die von »schleimigen Aliens mit Eiern« berichteten.
»Hier war irgendwas«, sagte Malik und deutete auf die halb verbrannte Lichtung. Der Boden war warm, die Luft roch nach verbranntem Harz, Ozon und … vollen Windeln?
Hollander hob die Hand. »Still.«
Ein leises Wimmern.
Alle Köpfe drehten sich zum Zentrum der Lichtung, wo eine schimmernde Kugel lag. Sie vibrierte.
»Bewegung!«, rief jemand.
Ein lautes ›Ratsch!‹ – die Eihaut riss weiter auf. Dann Stille.
Langsam, vorsichtig, öffnete sich das Ei. Schleim rann in den Boden. Etwas Kleines, Zartes, Weiches entfaltete sich darin. Die Form schien überraschend vertraut.
»Ist das ein Baby?«, flüsterte Malik.
Es war ein Mädchen. Rosige Haut. Dunkle, feuchte Haare. Kleine, kräftige Lungen – in diesem Moment stieß es seinen ersten Schrei aus, laut, klar und lebendig.
Hollander trat einen Schritt näher. »Ist das …? Ist das echt menschlich?«
»Werden wir sehen. Holt eine Rettungseinheit.«
Die winzigen Tentakelwürmer, die sich rasch in die Nasenlöcher des Babys zurückgezogen hatten, bemerkte er nicht.
*
Die Untertasse stieg vibrierend in den Himmel, beladen mit tausenden glitschig schimmernden Eiern, viele davon bereits gelegt, mehr als Blüten auf der Blümchentapete der Brücke des Raumschiffs. Dann begannen sie zu schlüpfen.
In den Bäuchen der Aliens gluckerte es unheilvoll, bereit, jederzeit weitere Ladungen zu produzieren.
Arägnä drückte mit einem Tentakel auf das Steuerpult, und ein holographisches Gitter des Planeten erschien. Rote Punkte blinkten auf: Koordinaten, die sie schon lange vorbereitet hatten, in einem ordentlichen Muster verteilt über die bewohnten Gegenden.
»Los, Auslieferung beginnen«, befahl sie.
Einer nach dem anderen schnappten sich die Crewmitglieder die Brutkapseln. Mit chirurgischer Präzision setzten sie, nun sorgfältig vor menschlichen Augen verborgen, die neugeborenen Mädchen, die wie Menschenbabys aussahen, an Orten ab, wo jemand sie hoffentlich finden würde – aber ohne Verdacht zu schöpfen. Eines legten sie in einer Decke vor die Stufen der Kirche einer Gemeinde namens Rosália in São Paulo. Ein schreiendes Bündel, das in einer heruntergekommenen Klinik in Neu-Delhi wie zufällig entdeckt wurde. Zwillinge, die im Korb eines Rettungsboots vor der spanischen Küste lagen. Eines trieb in einem Plastikkörbchen den Nil hinab, wo es von überraschten Fischern herausgezogen wurde. Ein anderes tauchte in einem oberbayerischen Dorf auf, sorgfältig in ein Körbchen mit kariertem Tuch gelegt und am Brunnen abgestellt – gleich neben der kreidebeschrifteten Werbetafel des Bäckers. In New York entdeckte ein Obdachloser ein schlummerndes Baby auf einer Parkbank, eingewickelt in eine alte Wolldecke, als wäre es dort vergessen worden, und verkaufte es für eine Handvoll Dollar an eine zufällig vorbeikommende Frau, und eines lag in einem Pappkarton vor einer Feuerwache. Selbst in einem abgelegenen Dorf in Island fand man am Morgen ein kleines, warmes Päckchen, so unscheinbar, dass niemand an Außerirdische dachte – nur an ein Wunder. Eines landete, ohne dass jemand die Ironie bemerkt hätte, direkt neben einer Hühnerfarm in Georgia. Kurz: Die meisten überlebten.
»Setzlinge überall verteilt«, meldete Sabaar und wischte sich den Schweiß von den Stacheln. »Mission erfüllt.«
Ein Schweigen legte sich über die Brücke. Die Sterne draußen glitzerten, während die Erde langsam unter ihnen kleiner wurde.
Dann brummte Zitrui, immer noch schwankend von der Dauer-Eiablage: »Aber … war es wirklich klug, alle Männer abzuschaffen? Sie haben sich doch um die Brut gekümmert.«
»Genau«, quäkte Sabaar. »Jetzt müssen wir selbst den ganzen Aufwand betreiben. Wir müssen die Eier nicht nur tragen, wärmen, aufziehen, sondern auch noch auf Planeten verteilen. Ich sag’s ja nur: Männer waren irgendwie praktisch.«
Arägnä zog die drei Augen zusammen, als müsse sie sich das Eingeständnis schwer abringen. »Praktisch vielleicht. Aber auch laut, ungeduldig und zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Machtansprüche überall.«
Sabaar hüstelte, ein Geräusch wie quietschendes Styropor. »Trotzdem. Jetzt sitzen wir auf Millionen Eiern, die überall auf diesem und anderen Planeten heranwachsen werden. Und wir müssen schon den nächsten Transport vorbereiten. Wir werden nie fertig.«
Einen Moment lang starrten alle auf die blinkende Weltkarte. Tausende rote Punkte leuchteten dort, über fünf Kontinente verteilt.
Zitrui legte einen schleimigen Tentakel aufs Hinterherz, als wolle sie pathetisch werden. »Vielleicht war das ihr Plan von Anfang an. Uns Arbeit ohne Ende aufzuhalsen. Die wahren Sieger sind die Männer, die uns provoziert haben, sie zu beseitigen.«
»Whatever«, sagte Arägnä, dann deaktivierte sie den Englisch-Übersetzer und fuhr in ihrer Kreissägensprache fort: »Das nächste Ziel liegt gleich um die Ecke, schräg hinter der Sonne. Wir müssen dem größten Gasriesen in diesem System einen Besuch abstatten. Einem seiner Monde, genauer gesagt.«
Sehr witzige Geschichte mit schönen Details.
AntwortenLöschenRichtig niedlich. Ein bisschen planlos durchs All.
AntwortenLöschenSehr bildhaft, auch witzig.
AntwortenLöschenSehr lustig, bis auf das antifeministische Ende. :-)
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