Keine von uns
Es war eine kühle Herbstnacht, kühler als sie gewöhnlicherweise ist. Ein sanfter Kuss des Frosts ließ den Boden gefrieren. Der Wind wirbelte die Blätter umher, es sah aus, als würde er mit ihnen tanzen. Das Laub raschelte, als die Schuhe es unter ihren Sohlen zerquetschten. Es war der Abend des 16. Oktobers 1999. An jenem Abend verloren die Tanners unwissentlich ihr eigenes Baby und nahmen stattdessen ein Neugeborenes in ihre Familie aufgenommen auf. Welches in Wahrheit gar nicht menschlich ist.
Es war dunkel, so dunkel, dass man selbst die Hand vor seinen eigenen Augen nicht sehen konnte. In dieser düsteren Nacht fürs bloße Auge nicht sichtbar, huschte ein Schatten die Straßen entlang. Ein Schatten so schnell, dass wenn man ihn doch im Licht der Laternen sah ihn für eine Sinnestäuschung hielt. Das Phantom stürmte durch die Nachbarschafft so lange bis es ein Haus gefunden hatte, welches es für würdig empfand. Das Haus, das es sich aussuchte, war ein zweistöckiges Familienhaus, an dem eine Garage angebaut war. Es besaß eine weiße Holzverkleidung, ein dunkl abgesetztes Dach und eine kleine überdachten Veranda. Der Vorgarten wirkte sehr gepflegt und war mit einer bunten Vielfalt an Blumen bepflanzt. Es kletterte durch das offenstehende Fenster des zweiten Stocks hinein. Der Raum, den es betrat, war das Zimmer des jüngsten Kindes der Familie, welches in der Krippe schlief. Der Unbekannte nahm das Menschlein und verschlang es mit einem Mal. In die nun leere Krippe legte es etwas hinein, was in einer dicken Baumwolldecke umwickelt war. Es war der Säugling des Schattens, welcher unbesorgt im Land der Träume schlummerte. Es sah humanoid aus, aber nicht menschlich. Markierungen in der Farbe Lavendel liefen über den gesamten Körper des Kindes entlang. Es schaute hinauf, mit kräftig gelben Iriden. Besonders war auch, dass das Neugeborene Klauen, spitze Zähne hatte. Am auffälligsten jedoch war, dass es seine Wirbelsäule und Rippenknochen nicht im Körper trug, sondern außen, über der Haut. Der Schatten streckte etwas klauenartiges aus, das große Ähnlichkeit mit einer Hand hatte. In wenigen Sekunden hatte sich seine Klaue in eine menschliche Hand transformiert. Es legte die neu geformte Handfläche auf die linke Gesichtshälfte des Babys. Wie zuvor die Kralle, verwandelte sich nun auch der Säugling in ein normales menschliches Kind unseres Planeten. Die Markierungen verblassten, Klauen wurden zu Händen, Zähne stumpften ab und die außen getragenen Knochen zogen sich langsam in den Körper zurück. Nun wo es keine Alien Anzeichen mehr hatte, konnte auch das Elternteil aufbrechen. Es schaute sich noch einmal ganz genau sein eigenes Fleisch und Blut an. Das Phantom neigte den Kopf hinunter, sodass sie noch einmal Stirn an Stirn waren und ließ den Moment in sein Inneres sinken. Es richtete sich auf, als es das Gesicht seines Sprösslings losließ. Plötzlich brachen wunderschöne, große Flügel aus seinen knochigen Rücken empor. Sie breiteten sich weit aus und eine einzelne große, geschwungene, zarte Feder aus dem dicht gefiederten Federkleid schwebte elegant auf seinen in der Decke umwickelten Nachwuchs herab. Ein letztes Mal warf der Schatten einen Blick hinunter, dann wandte es dem offenstehenden Fenster zu, durch das es zuvor hineinkam. Ein starker Luftzug fegte durchs Zimmer, als es durch die Öffnung sprang und mit einer Geschwindigkeit in die Luft schoss, die jenseits jeder Vorstellung lag. Eine einzige Träne lief das Gesicht des unbekannten entlang, als es unsere Atmosphäre durchbrach.
Ob in seinem inneren etwas zerbrach, als es sein Junges so zurückließ?
Wenn ja war es das erstmal das das Alien solch Schmerz empfand?
Oder hat es einfach nur physische Schmerzen?
Fühlte es negative Emotion durch sein eigenes Handeln?
In der stillen Oktober Nacht haben die Tanners mit nichts Außergewöhnlichen gerechnet. Wenn sie nur wüssten, was gerade mit ihrem kleinen neugeborenen Engel geschehen war.
Im Wohnzimmer saß das Ehepaar Tanner zusammen auf dem rosa Sofa und sahen fern. Die Frau war 1,68 m groß, hatte eine schlanke Figur, blondes schulterlanges Haar und haselnussbraune Augen. Der Mann trug eine Brille, hatte eine athletische Statur und war 1,82 m groß. Sein Lächeln war sehr markant und ansteckend. Er hatte ein symmetrisches Gesicht, dunkelbraune Augen und Haare. Es lief eine US-Amerikanische Serie aus den 1980er namens ALF. Keiner von beiden hat mitbekommen, was gerade im Kinderzimmer passiert war. Beide lachten über einen Witz den ALF gerade gemacht hat. Der Mann hatte seinen Arm um die Schulter seiner Frau gelegt. Diese hatte ein mulmiges Gefühl. Schließlich sagte sie: „Tom, ich werde malnachsehen sehen, wie es unserer kleinen Amiras geht.“ „Mach das, Liebling“, antwortete er mit unbesorgter Mine. Daraufhin stand Monica auf, um nach ihrer Tochter zu sehen. Im Schlafzimmer ihres neugeborenen Mädchens angekommen, schaute sie sich um und bemerkte, dass das Fenster weit geöffnet war. Mit leichten Schritten tapste sie vorsichtig hinüber, um es zu schließen, das Baby sollte nicht aus seinem Schlaf gerissen werden. Es schien, als ob der Mond sie mit einem falschen Grinsen anlächelte, als wüsste er etwas, das sie nicht wusste. Gebadet in seinem licht und von lang gezogenen Schatten umringt wirkte die Nacht still, zu still. Ein kühler Windzug riss Monica aus ihren Gedanken. Leise schloss sie das Fenster. Ihre Schritte waren ebenso leicht und vorsichtig, wie zuvor. Die frischgebackene Mutter trat an die Krippe heran und beugte sich behutsam vor, um sich ihren kleinen Engel anzusehen. Er lag regungslos auf seinem Rücken. Würde man nicht das leichte Heben und Senken des Bauchs sehen oder das ruhige Schnarchen hören, könnte man das kleine Mädchen für eine Porzellanpuppe halten. Sie war in einer dicken, weichen Baumwolldecke eingewickelt. Doch etwas war anders. Es war nicht die Decke, in die ihre Mutter sie eingewickelt hatte, sondern eine andere. Eine die Monica vollkommen fremd war.
Im ganzen Haus war es still, man hörte nicht einen Muchs. Im ganzen Haus? In einem Raum hörte man noch etwas, das leise, liebliche Summen einer Mutter, die ihr Kind gerade in den Schlaf wiegt. Zusätzlich hörte man das sanfte Schleifgeräusch, was entstand, wenn die Kuffen des Schaukelstuhls über den Teppich entlang glitten. Die warm leuchtende Glühbirne der daneben stehende Stehlampe gab ein behutsames brummen von sich. Diese Geräusche waren rhythmisch und wirkten beruhigend. Es stand im harmonischen Einklang mit dem Summen. Die kleine Amira schlief bereits tief und fest, in den Armen ihrer Mama. Ihr leises Schnarchen machte das Ensemble noch vertrauter und heimeliger. Die Nacht schritt fort und Monica fühlte sich an, als hätte sich ein warmer und sicherer Kokon um sie gewickelt. Der nun versucht sie selbst ins Traumland zu wiegen. Es hat nicht lang gedauert, bevor sie selbst einschlief, auf dem Schaukelstuhl mit ihrer Tochter im Arm.
Frau und Herr Tanner saßen in der Stube gegenüber voneinander auf dem Terracottafarbenen Teppich vor der Couch, zwischen den beiden hatte sich ihre Tochter an Toms Bein hochgezogen. Die Eltern üben mit dem Kind das Laufen. Er streckte seine Hand aus, welche Amira wenig später in die Hand nahm. Mit einer helfenden Hand von ihrem Vater läuft sie in die Richtung, wo Mama sitzt. Auf halber Strecke tauschen beide Elternteile vorsichtig ihre Rollen. Monica nimmt Amiras Hände in ihre. Sobald sie einen sicheren griff hatte, lässt Tom langsam los. Nun half Monica beim Laufen und Tom beobachte seine beiden Mädchen. Bei Mama angekommen saß sich Amira erst Mal hin. „Sie läuft schon wirklich gut“, sagte sie erfreuet, „meinst du nicht auch, Tom?“ Er nickte mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. Beide sahen zu wie sich das Baby wieder hochzog. Gerade als Monica Hilfestellung geben wollte, ging ihr Mädchen bereits los. Ganz allein, ohne sich an irgendetwas festzuhalten, ohne Hilfestellung, sie lief gerade ihren allerersten eigenen Schritt. Er war klein, wacklig aber voller Mut. Tom blieb der Atem stehen und schaute mit überraschten Augen zu, wie seine kleine zu ihm lief. „Hast du das gesehen? Hast du das gesehen?“, fragte seine Frau mit aufgeregter Stimme, „Sie ist allein aufgestanden… und jetzt läuft sie. Sie läuft gerade!“ „Ich sehe es. Sie ist schon so groß geworden… Papas großes Mädchen hmm,“ murmellte er leise. Toms Lächeln lag noch immer auf seinen Lippen, doch in seinen Augen funkelten unzählige Emotionen.
Vincent und Amira waren zusammen mit ihrer Mutter im Wohnzimmer. Tom war arbeiten, er hatte leider nicht das Glück, einen Mutterschaftsurlaub antreten zu können. Monica lag auf dem Sofa und las das Buch Somebody Like You von Carrie Elks. Amira saß glücklich auf dem Teppich vor dem Sofa und schüttelte ihre Rassel. Vincent saß etwas abseits von den beiden auf der Fensterbank und blickte mit leerem Blick hinaus. Plötzlich spuckte die Kleine ihren Schnuller aus. Mama musste bei diesem Anblick schmunzeln, sie hörte zu wie ihr jüngstes Kind unverständliches Zeug vor sich hin brabbelte, bis sie schließlich ihr erstes Wort sagt. „Mmm... wiiih... wiiinnn... Winnii! Vintii! Vinnnzii!“ „Vincent, hast du das gehört?“, fragte seine Mutter überrascht. „Ja, das habe ich. Ich bin nicht taub, Mama. Aber das war nicht mein Name, sie nuschelt nur irgendwas wieder vor sich hin“, antwortete ihr Sohn.
Schneeglöckchen und Krokusse kämpften sich durch die schmelzende Schnee Schicht, um den Frühlingsbeginn anzukündigen. Doch es gibt noch etwas weiteres anzukündigen. Im Badezimmer der Tanners wies der Schwangerschaftstest 2 rosa Streifen vor, was Schwanger bedeutet. Wie die Natur sich auf den Frühling vorbereitet, bereiten sich nun auch die Familie auf ein weiteres Baby vor.
Amira hielt ihr Fuchs Kuscheltier fest im Arm und schaute zu ihrer Mama auf. „Mama krieg ich eine Schwester oder einen Bruder?“, fragte die Tochter nachdenklich dann sagte sie fest entschlossenen, „Mama ich will einen kleinen Bruder!“ „Schätzchen wir können uns das nicht aussuchen.“ antwortete ihre Mutter schmunzelnd. „Aber warum nicht!“, schrie die Kleine theatralisch. Ein genervter Vincent mischte sich in das Gespräch ein: „Das Geschlecht steht bereits fest, Amira. Du kannst noch so klagen, es wird sich nicht mehr ändern“ „Wirklich? Ist es ein Bruder? Sag dass es ein Bruder ist! Ich will-“ „Mira, Baby, wir müssen abwarten, was der Gynäkologe sagt, wenn es so weit ist“, unterbrach die Mutter ihr derzeit jüngstes Kind.
Es war ein heißer Spätsommert Nachmittag. Die Sonnenstrahlen fielen durchs Fenster hinein, die Luft war stickig und der Rasen trocken. In der hellen, gemütlichen Küche bereitete Tom das Abendessen zu, es gab Spaghetti mit Bolognesen, ein echter Klassiker unter den Kindergerichten. Die Kinder saßen mit einem Handtuch um die Schulter sowie klitschnassem Haar auf der Fensterbank mit Sitzpolster. Sie waren zuvor im Pool. Das Mädchen zusammen mit Thea spielten mit Bällen, Quietscheentchen Aufzieh-Tieren und allem Möglichen, während ihr Bruder sich etwas abseits mit seinem Kraken Spielzeug beschäftigte. Die Krake konnte im Wasser ihre Arme verlängern und ihre Farben wechseln, dies hatte das Interesse des Jungen geweckt. Durch die großen Sitzkissen aus Leinen war das Polster sehr gemütlich. Jetzt las Vincent das Buch Emotionale Intelligenz von Daniel Goleman in Ruhe. Das ist ein Klassiker, der zeigt, wie du Gefühle bei dir und anderen besser wahrnimmst und nutzt. Er interessierte sich bereits für dieses Themengebiet, aber seit seine Mutter wieder schwanger war, interessierte er sich mehr denn je dafür. Seine Schwester und ihre Freundin waren keine großen Bücherfans, zumindest solange man Ausmalbücher außer Acht lässt. Gerade hatten beide ein Ausmalbuch von Anna und Elsa und gaben ihr bestes die Schwestern und Olaf original getreu auszumalen. Monica war bei der Gynäkologin, um eine Sonografie mit Auswertung machen zu lassen.
Es sieht ganz so aus, als würde Amira ihren Wunschbruder wirklich bekommen.
„Vincent, kuck mal! Das Baby ist so klein, genau wie ein Dackel!“, rief Amira mit lauter Stimme, als sie zum blonden Buben hinunterblickte. Das Strahlen in ihrem Gesicht war so groß, dass Tom es bei nahe nicht übers Herz brachte sie zu belehren. Immerhin schreit man nicht neben einem schlafenden Neugeborenen. Er nahm sie in seine Arme und hob sie mit Leichtigkeit hoch. Der kleine Wirbelwind lachte fröhlich, als sie ihren Kopf an Toms Schulter legte und die Arme um seinen Hals schloss. „Nicht so laut“, flüsterte er ihr zu, „wir wollen doch nicht Benjamin wecken.“ „Nein! Das wollte ich nicht.“ „Das weiß ich doch aber ab jetzt müssen wir ein wenig ruhiger sein, zumindest in seiner Nähe. Schaffst du das?“ „Hmm, das schaff ich,“ versprach Amira ihren Vater. Vincent schaute sich das ganze Spektakel mit leeren, gelangweilten, müden Augen an.
Ein lautes Poltern weckte die Eltern noch bevor der Poltergeist die Tür aufschlug. „Mama, Papa wisst ihr was heute ist?“, Fragte Amira laut. Sie sprudelte nur so vor Aufregung und Freude. Wie sie Baby Benjamin nicht weckte, blieb allen ein Rätsel. Ihre Mama fing an zu schmunzeln wie eh und je. Tom dagegen versuchte noch alles zu verarbeiten, ihr Papa ist wirklich kein Frühaufsteher wie es scheint. „Komm her Schätzchen, was ist denn?“, fragte Monica kichernd. Die Tochter sah entsetzt zu ihr auf,“ Hast du es vergessen?! Aber ich hab euch doch die ganze Woche erinnert. Papa weißt du es noch? Bitte sag das du es noch weißt“, fragte sie aufgebracht. Mit tiefer sanfter Morgenstimme beruhigte er sie: „Deine Mama möchte dich nur necken. Wie könnten wir deinen großen Tag vergessen? Nun schenk mir ein großes Lächeln. Geburtstag hat man immerhin nur einmal im Jahr“. Wie erwünscht schenkte Amira ihrem Vater ein strahlendes Lächeln. „Wie wär’s, wenn wir runtergehen und frühstücken? Danach kannst du dein Geschenk auspacken. Klingt das gut?“, fragte Monica. „Mhm, mhm, das klingt super, Mama“, antwortete die jüngere nickend. Das Wecken der anderen beiden lief wie erwartet. Benjamin wurde sacht und liebevoll von Monica geweckt. Amira hingegen dachte gar nicht daran, Vincent sanft zu wecken. Die Tür wurde laut aufgeschlagen, was den dunkelhaarigen Jungen erschrak. Dann rannte sie aus seinem Zimmer mit seiner Bettdecke im Schlepptau. Milde gesagt Vincent war nicht erfreut und in einer schlechten Laune. Nachdem Eierkuchen Frühstück war es dann Zeit, das Geschenk zu öffnen. Amira hüpfte vor lauter Vorfreude auf der Stelle. Vor dem Mädchen stand ein quadratisches Paket, in glänzendes blaues Geschenkpapier eingewickelt und mit einer lila Schleife versehen. Sie war so ungeduldig, dass sie das Geschenk förmlich in Fetzen riss. Das Mädchen hielt kurz inne dann hob sie zaghaft beinahe schüchtern den Deckel an. In dem Paket von einer Decke umringt, lag ein flauschiges weiches mittelgroßes Fuchskuscheltier. Auf der Decke tummelten sich lauter kleine, gestickte Füchse, die dem Kuscheltier nahezu identisch waren. Im Schoß hielt der Fuchs einen kleinen sorgfältig eingepackten Brief, als hätte er ihn extra für sie bewacht. Amira nahm den Brief aus dem Schoß des Fuchses und gab ihn ihrem Vater. Er lächelte und lass den Brief mit spielerischer Mimik und Gestik vor:
Hii Amira,
ich bin Füchschen!
Ich werde von heute an Dein treuer Begleiter und Beschützer sein.
Ich werde deine Albträume verscheuchen. „Kuuusch! … Kuuusch!“
Ich werde die Insekten verjagen. „Grrrr! …Grrrrr!“
„Iiiieh! Insekten!“, kreischte sie angewidert.
Mein Lieblingsessen sind Nuggets! Und Deins?
„Hast du das gehört? Sein Lieblingsessen sind Nuggets, genau wie meins!“, rief sie aufgeregt.
Ich kann Geheimnisse bewahren, das bleibt aber nur unter uns. (zwinker, zwinker)
Verlass Dich nur auf mich! Ich wird Dich nicht enttäuschen!
Das war der Tag an dem Füchschen der Familie beigetreten ist. Amiras so gesehener Schutzengel der auch ein Prise Glück mit sich bringen scheint.
Die Zeit schreitet wirklich ohne jegliche Rücksicht voran. Benjamin war schon drei, Vincent neun und Amira wurde gerade sechs Jahre alt.
Heute war ein großer Tag, heute war Amiras Einschulung. Die kleinen Neumalklugen rannten aufgeregt und glücklich durch die Grundschule Gustav Bruhn. Die Schule war noch ein Altbau aus der DDR, hat einen T-Grundriss und jedes Stockwerk war in einer anderen Farbe gestrichen. Währenddessen wurden Dutzende Fotos allein, mit Familie oder der zukünftigen Klasse gemacht. Die Direktoren Frau Müller begrüßte alle Neuankömmlinge, als sie die Schule betraten. Die Übergabe der Schultüten an die Kinder fand, nach der Rede von Frau Müller und der Theateraufführung der Sechstklässler statt. Amira hatte eine 70cm große Schultüte mit hellblauem Tüllverschluss und glitzerndem, magischen, geflügelten Einhorn Motiv. Später versammelten sich alle und wurden in ihre Klassen aufgeteilt. Amira erfuhr das sie zur Klasse 1e gehörte, ihre Klassenlehrerin hieß Frau Hasert. Das Klassenzimmer war groß und geräumig. Die Wände waren in einem zarten gelb gestrichen, der Fußboden war ein Kautschukboden, zudem hatten die Fenster weiße Rahmen. Die Tische sowie die Stühle bestanden aus einem roten Metall Gestell, mit einer hellen Multiplex Platte. Vor jedem Platz wurde ein Namensschild aufgestellt, Amiras Platz war in der ersten Reihe genau gegenüber dem Lehrer. Neben ihrem stand ein Schild mit dem Namen Thea. Ihre Augen leuchteten vor Freude auf, als sie den Namen der kastanienfarbenen Brünette lass. Die erste Stunde verging wie im Flug, die beiden Mädchen quatschten hauptsächlich miteinander. Wie die Mädchen noch Sitznachbarn waren, ist sogar ein Rätsel für Frau Hasert. Der Vormittag endete und ihr Vater holte sie ab. „Na, wie war deine erste Schulstunde, meine große Erstklässlerin?“, fragte er sie neckend. Die Augen der kleinen begannen regelrecht zu Strahlen. „Mega! Ich hab Thea in der Klasse! Es war richtig toll! Du hättest es sehen sollen.“ „Ich war doch da?“ „Aber nicht im Unterricht!“, erwiderte sie und stampfte einmal kräftig mit dem Fuß auf.
Es war eine schaurig süße Oktobernacht. Der Mond war voll, er erhellte die sonst so dunkle Nacht. Man sah keinen Stern, keine Wolke, kein Wind, es schien fast schon wie eine Geisterstadt aus einem Zombie Apokalypse Film. Wäre da nicht das Geräusch von Schritten, das Knistern von Laub und das unbeschwerte Kinderlachen. Dutzende Kinder in grusligen Kostümen durchquerten die Straßen des kleinen friedlichen Vorstadt Dörfchens. Auch die Tanner Kinder waren unterwegs, die beiden jüngsten Wichte trugen überdimensionale große Tüten mit sich. Das Mädchen trug ein zerrissenes weißes Brautkleid, eine blauhaarige Perücke mit Blumenkranz und Schleier auf den Kopf. Zudem war ihre komplette Haut blau an geschminkt. Der andere Wicht hingegen trug einen roten Hut mit passendem Mantel, der seine braune Hose überdeckte. Sein Gesicht war mit einem falschen weißen Ziegenbart verziert. Im Schatten der beiden Kinder folgte ein Teenager in schwarzer Robe. Das Gesicht war von einer Schnabelmaske verdeckt, wodurch man nur die dunklen Augen erspähen konnte. Das Kostüm wurde mit Hilfe des schwarzen Hutes, der Handschuhe, Stiefel und den Gürtel voller Fläschchen komplettiert. „Wollt ihr keinen Streich erleben, müsst ihr uns was Süßes geben!“, riefen Corpse Bride und Sandmann im Choir. „Schau Vinnnzii! Wir haben so viel Süßes!“, lachten sie fröhlich. „Hey das ist MEINS!“, protestierte der nun schmollende Blonde. Während sich Vincent eine Haselnussschokoladen Tafel aus seiner Tüte mopste.
Der Spielplatz ist eine Sensation von Geräuschen, man konnte das laute Lachen der Kinder, ihre Schritte, klirren der Spielzeuge sowie das Quietschen der Schaukel hören. Das Zischen der Rutsche steht für uns allerdings im Vordergrund. Immerhin geht es in dieser Geschichte um unsere Amira.
Sie wollte gerade die Rutsche runter rutschten, als sieh auf einmal ein Büschel brauner, mit kastanienfarbenen Strähnen durchzogener Haare sah ins Visier nahm. Es war Thea. Ein schiefes Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit. Schnell rutsche das Mädchen nach unten und versuchte, so flink und unauffällig wie möglich, sich an ihre Freundin heranzuschleichen. Nur das sachte rascheln der Büsche durch welche sie pirschte, verriet sie, was das andere Mädchen nicht mitbekam. Sobald sie nah genug dran war, sprang Amira wie ein Ninja aus Naruto hervor und warf Thea mit einem schnellen Schwung zu Boden. Beide fielen und rollten einen kleinen Hügel abwärts, bis sie neben den Teich zum Halt kamen. Die Brünette lag mit dem Rücken zu Boden gedrückt im Gras, sie war sprachlos und versuchte zu verarbeiten was gerade in solch kurzer Zeit passiert ist. Amira die über ihre Kameradin gebeugt war, beobachtete sie. Als die Freunde Blickkontakt herstellten, mussten beide in Gelächter ausbrechen. Nachdem sie sich wieder eingekriegt haben verlagerte Amira ihr Gewicht, damit sie Thea nicht länger zu Boden presst und ließ sich neben ihr nieder plumpsen.
Schweiß rannte den Leuten übers Gesicht. Die Luft war schwül und trocken, es hatte seit Wochen nicht mehr geregnet. Dies konnte man perfekt an den vertrockneten Pflanzen sehen. Bei dieser Hitze konnte man nichts machen, ohne einen Hitzeschlag in Kauf zu nehmen. Nichts? Ein Besuch am See hört sich doch perfekt an. Deshalb ist die Familie mitsamt Freunde der Kinder am See versammelt.
Über die Jahre verrannen die Jahreszeiten Sommer, Herbst, Winter und Frühling ineinander. Amira war mittlerweile sechszehn Jahre alt.
Thea war erschüttert, als sie ihre Augen öffnete. Neben ihr lag nicht mehr ihre beste Freundin, sondern eine Bestie, welche Ähnlichkeit mit Amira hat. Ihre Augen weiteten sich vor diesen Anblick so weit fast, dass sie gar dachte sie fallen ihr aus ihren Augenhöhlen. Die Stille des sonst so leeren Hauses wurde kurzerhand von einem markerschütternden Schrei durchbohrt. Thea sprang unter den großen Federn hervor, aus dem weichen Himmelbett und schlich sich immer weiter entfernt in Geist gewogene Sicherheit. Mit dem Rücken nun an die Wand gepresst, starrte sie nur als dieses Wesen mit solch schrecklich glühenden gelben Augen sie anstarrte. Amira schien über ihr Aussehen nicht im Geringsten verwundert, schockiert oder angewidert. Ganz im Gegenteil es wirkte so als hätte sie es gar nicht mitbekommen oder würde ihr unnormales Aussehen ignorieren, als wäre es was ganz Normales.
Wusste sie das sie nicht menschlich war?
Das sie ein Alien war?
Seit wann?
Oder hat sie es nie vergessen?
Amira schnaufte nur gelangweilt. „Amira bist du das? Was ist passiert? Du, du-“, kreischte ihre Freundin sie panisch an. „Du siehst aus hättest du einen Geist gesehen oder etwas Schlimmeres“, entgegnete die andere mit einem lieblichen Lächeln, das ihre spitze Zähne zeigte, während sie ihren Kopf langsam zur Seite neigt. „Du hast Angst“, fügte sie trocken hinzu. Sie streckte ihren langen, scharfen Finger aus und richtete ihn langsam auf sich selbst, „vor mir?“ Thea war wie erstarrt ihr Körper gehorchte ihr nicht länger. Es schien fast so, als würde das Geschehen aus einer anderen Perspektive beobachten und nicht aus ihrer eigenen. Kein einziger Muskel in ihrem Körper wollte sich bewegen. Es schien, als würde die Zeit stillstehen, nicht nur durch die hörbare Ruhe auch durch die Ruhe im Zimmer, die Ruhe in den Körpern, Bewegungen. Thea hätte sogar geglaubt das das alles nur ein schlechter Traum ist. Würde sie nur nicht ihren Herzschlag wahrnehmen. Es pochte wilder und stärker als sie ihn je erlebt hat. Sie spürt ihn nicht mehr nur in der Brust, sondern auch in der Kehle und den Ohren. Zudem konnte sie nicht anders als diesen festen Blick, der sich jede ihrer Schichten sorgfältig ansah, studierte, merkte auf ihrer Haut zu spüren. Thea geht es kalt den Rücken hinunter. Sie hat einen einzelnen sich wiederholenden Gedanken in ihrem Kopf.
Was jetzt?
Was kann sie tun, um aus diesen Fibertraum zu entkommen?
Welche Horror erwarten sie?
Ich mag den Schreibstil und die Stimmung sehr. Am Ende bin ich traurig nicht zu erfahren, wie es weitergeht! Und wie fühlt Amira sich?
AntwortenLöschenHier wird viel Atmosphäre geschaffen, das finde ich toll. Die einzelnen Locations sehe, höre und rieche ich beim Lesen! Auch den Start finde ich ziemlich stark, dieser Schockmoment und dann sogar die Frage danach, was wohl die Alienmama jetzt fühlt. Super! Ein allwissender Erzähler, der kurz mit eigenen Fragen auftritt. Die Referenz zu Alf (aaah! Familie Tanner! Klar musste ich sofort daran denken) ist ein nettes Easter Egg! Allerdings ist mir der rote Faden der Geschichte nicht klar. Es wirkt wie eine Montage im Film, bei der die Zeit voranschreitet und einzelne Momente kurz festgehalten werden. Finde ich im Text gelungen, aber passt für mich nicht zum Spannungsbogen einer Kurzgeschichte. Der ist für mich nicht da. Plötzlich ist Amira verwandelt, kreisch! Und dann passiert eigentlich nichts mehr.
AntwortenLöschenVom Stil her noch einige Fehler bei den Zeiten, das passt nicht immer zusammen.
An sich toller Text, aber am Ende habe ich mir dann gedacht: Und jetzt? Was ist eigentlich passiert?
Diese Geschichte lässt mich ratlos zurück. Hier passiert gar nichts. Ausser dass ein Brüderchen geboren wird und Amira eingeschult wird. Wozu die Halloween-Szene dient, bleibt mir ein Rätsel. Als Monica ihr neugeborenen Baby eingewickelt in eine fremde Decke im Bettchen vorfindet, reagiert sie gar nicht darauf.
AntwortenLöschenLediglich, als das Alienphantom das Neugeborene von Monica und Tom verschlingt, musste ich entsetzt schlucken.
Entsetzt war ich auch von den rudimentären Rechtschreib- und Grammatikkenntnissen des Autors / der Autorin. Substantivkombinationen werden nicht mit Bindestrich - geschweige denn zusammen geschrieben, z. B. "Vorstadt Dörfchen". Das und dass nicht richtig verwendet. Die Geschichte ist im Präteritum geschrieben, rutscht aber öfters in den Präsens. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass ein Satz korrigiert wurde, ohne ihn vollständig an die Korrektur anzupassen. Was bestimmt eine echte Herausforderung, das einzulesen.
Einige Beispiele aus dem Konvolut von Fehlern:
"... und nahmen stattdessen ein Neugeborenes in ihre Familie aufgenommen auf."
"Nachbarschafft"
"... ich werde malnachsehen sehen ..."
"... hörte nicht einen Muchs."
"Es war ein heisser Spätsommert Nachmittag"
"Spaghetti mit Bolognesen".