DACSF2025_63

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Die Mafia-Hypothese

In einem leicht ruckelnden Zug saß Bent einem Außerirdischen gegenüber. Er wusste nicht, was in seinen Ohren unglaubwürdiger geklungen hätte, die extraterrestrische Herkunft seiner Begleitung oder das Reiseziel, nämlich das winzige Land Chardinerburghen. Mal gehörte es zu Österreich-Ungarn, mal zu Russland, mal zum Osmanischen Reich. Seit Jahrzehnten unabhängig, und eine lange Zeit davon dann doch nur eine sozialistische Marionette der UdSSR, könnte es mittlerweile nach dessen Zusammenbruch aber auch zum Mond gehören, da kaum ein Mensch, oder mittlerweile auch ein Außerirdischer, es betreten darf.

Auch seit dem Ende des Kalten Krieges nicht. Bent wusste dies nur zu gut, denn er stammte aus dem Land, in welchem sich die Enklave befand. Manche sprachen von Bruderstaat, doch nach Jahrzehnten der Trennung und Isolation war dies ein Begriff, der nur ironisches Gelächter auf der einen Seite und ein energisches „Psst!“ auf der anderen Seite hervorbrachte.

Sein Partner für diese Mission trug den Namen Charriss und gehörte der Spezies Inzal’o an. Erst seit zwei Jahren wusste die Menschheit von ihnen, was zu einigem Trubel auf der kleinen Erde geführt hatte. Vor allem, nachdem man erfuhr, dass sie nicht einfach nur zu Besuch vorbeischauten, sondern ihren Nachwuchs abholen wollten.

Bent hatte keine Ahnung, ob Charriss selbst Kinder hatte. Vielleicht war er sogar einer der Väter der Kuckuckskinder auf der Erde. Doch niemals dürfte er darüber mit seinem Partner sprechen. Die Vereinten Nationen und die Besucher aus dem All haben ein Abkommen geschlossen, was ihre Privatsphäre schützt. Die Menschen müssen erst selbst diese Art von Technologie entwickeln, mit denen sie solche Wege zurücklegen können. So hieß es.

Bent wiederrum verriet Charriss den Wunsch seiner Frau, ein Kind zu adoptieren. Wie passend, fand der Alien. Inwiefern? Nun begann dieser zu blinzeln, etwas was er oft tat, wenn er zum Nachdenken angeregt wurde. Er fände es einfach nur konsequent, andere Kinder zu übernehmen, antwortete er schließlich und betonte besonders das letzte Wort. Bent stimmte ihm zu. Jedoch wolle er selbst keine Kinder. Sein Kollege fand dies bedauerlich. Und wenn schon, dachte Bent.

Der Schaffner trat in Begleitung eines dunkelgekleideten Mannes in die Kabine und unterrichtete die beiden Personen von der baldigen Grenzüberquerung in wenigen Momenten. Bent atmete tief durch, Charriss schaute gelassen aus dem Fenster. Er gehörte zur Besatzung jenes gigantischen Raumschiffs im Orbit um die Erde, welches den Erstkontakt herstellte.

Doch war dieser nur einseitig, denn die Inzal’o besuchten bereits zwei Jahrzehnte zuvor den Planeten und hinterließen zahlreiche Embryos in den Hüllen zufällig ausgewählter Frauen. Die sich auch nicht alle sofort entwickelten, sodass die Nachkommen unterschiedliche Alter aufwiesen. Überall waren sie auf der Oberfläche verteilt, so als hätte man einen Eimer Tischtennisbälle vom Bord eines Luftballons auf die Landschaft unter sich ausgeschüttet. Bent mochte dieses Bild von den herabprasselnden Bällen. Es beruhigte ihn irgendwie.

Mehrere uniformierte Männer betraten die Kabine. Unklar blieb, wer auf sie fremdartiger wirkte, der Außerirdische oder der Mann aus dem verfemten Staat, der sie umgab. Willkommen in der sozialistischen Republik Chardinerburghen. Seit 1946 konsequent geführt vom allwissenden, von allen Menschen geliebten (von den Inzal’o nicht?), hochverehrtem Landesvater Radon. Meist, eigentlich immer, mit dem Zusatz »Großer« versehen. Bent fragte sich, wie diese Begrüßung auf Charriss wirken musste. Kein Mensch weiß, wie deren Regierungssystem strukturiert ist, und niemand fragt danach. Wenn er seinen Partner so betrachtete, konnte er sich nicht vorstellen, wie diese sich ebenfalls einem fast hundertjährigen Greis unterordnen und einer völlig schwachsinnigen Ideologie, Radonismus genannt, den gleichen Rang einer Religion beimessen.

Auf ihn müssten sie alle wie kleine dumme Ameisen wirken, entschied Bent und zeigte den uniformierten Grenzsoldaten und dessen Führungsoffizier in schwarz die geforderten Dokumente. Erst jetzt bemerkte er, dass sie sich kaum trauten, ihm in die Augen zu schauen. Sie taten es auch nicht bei Charriss, aber er fand den Gedanken fast schon erregend, auf sie genauso fremdartig wie ein echter Alien zu wirken. Sie können passieren. Beinah hätte Bent den Satz überhört, so leise wurde hier gesprochen. Flüsternd bedankte er sich, während sein Partner nur andeutungsweise blinzelte.

Über kaum befahrene Straßen brachte man sie mit einer bizarr übergroßen Limousine in das einzige Luxushotel des Landes. Bent hatte im Internet oft dessen Namen, Grand Hotel Mediteran, kurz GHM, gelesen und sich gefragt, wie es in einem leeren Hotel sein würde. Denn so etwas wie Tourismus gab es in Chardinerburghen nicht. Doch mehr als Gerüchte auf dubiosen Websites fand er dazu nicht. Hin und wieder gastierten dort Staatsgäste, vielleicht einmal in vier Jahren, und manchmal sollen dort Parteisitzungen abgehalten werden.

Bent hatte Charriss gefragt, ob sein Volk so etwas wie Tourismus kennen würden. Dies verneinte er und meinte, sein Volk würde größtenteils nur aus wichtigen Gründen verreisen. Der Mensch fragte nicht weiter nach, was damit gemeint sein könnte.

Seit dem Erstkontakt mit den Inzal’o und der Erkenntnis, wie diese sich fortpflanzen, munkelte man auf den Straßen, warum diese es so tun wie sie es tun und warum sie es nicht so machen wie die Menschen es machen. Warum sich die Mühe geben, die Nachkommen genetisch so zu programmieren, damit sie zunächst wie Menschen aussähen, um sich dann nach und nach in ihre echte Erscheinungsform zu entwickeln. Warum diese angeblich so auf den Schutz ihrer Nachkommen bedachten Wesen, sie für Jahrzehnte auf einen Planeten zurücklassen, auf dem es für Kinder eher ungeeignete Dinge wie Krieg, Genozide, Amokläufe und sexuelle Übergriffe gibt. Doch mehr als Annahmen waren nicht möglich, da die Insider, die mittlerweile im Auftrag der UN auf der Erde sind, zu denen auch Charriss gehörte, kaum etwas von sich preisgeben.

Bent arbeitete zum ersten Mal mit Charriss zusammen. Zuvor suchte und betreute er in seinem Heimatland die sogenannten Kuckuckskinder und wurde dabei von einem anderen Angehörigen dieser Spezies unterstützt, der mittlerweile in Ungarn eingesetzt wird. Wenig überraschend bürgerte sich der Begriff »Kuckuckskind« für sie ein. Die Inzal’o nennen sie übrigens Gokurinda’logos, was so etwas wie „Rückkehrende in dem Schoße aus Licht“ bedeutete. Die Hauptsprache der Inzal’o ist eine der wenigen Elemente aus der Inzal’o-Kultur, die relativ gut erforscht ist, da die Mitarbeiter von Bents Behörde Sprachkurse nehmen müssen und mittlerweile auch menschliche Lehrer darin ausgebildet werden.

Für seine Mission musste Bent auch einen Crashkurs in chardinerburghisch ablegen, eine Sprache, die für ihn nicht weniger fremdartig war, wie jene von Charriss. Hin und wieder verwechselte er die beiden sogar. So hatte er sich eingeprägt, dass es in der Hauptsprache der Inzal’o ein bestimmtes Wort existiert, welches man nur in Träumen und in Berichten darüber verwenden darf und niemals, wirklich niemals, in der realen Welt.

Erst auf der Bahnfahrt wurde ihm sein Fehler bewusst, als Charriss darüber sprach, so gern einmal träumen zu können, was seiner Spezies jedoch nicht möglich ist. Das seltsame Wort ist Teil der chardinerburghischen Sprache. Daraufhin nahm sich Bent vor, nach der Mission erstmal richtig abzuspannen. Sofern seine Frau nicht darauf bestand, ein Kind zu adoptieren. Dann hätte sich das mit dem Abspannen vorerst für Jahre erledigt.

Niemand war in der Stadt. Natürlich mussten Menschen in den Gebäuden gewesen sein, aber Bent und Charriss sahen von der Limousine aus auf den Straßen und Gehwegen keine weiteren Menschen, mit Ausnahme von Polizeiwagen, die etwa alle fünf Kilometer verteilt waren, bevölkert von jeweils zwei Köpfen darin, von denen sie angestrengt angestarrt wurden.

Vor dem Hotel stand eine kleine Delegation. Der stellvertretende Vorsitzende des Regierungsrates, der zweite Vorsitzende der obersten Parteikommission, der Bürgermeister der Hauptstadt, nein, es war doch dessen Vize, und mehrere Diplomaten waren anwesend. Allesamt waren sie Männer und obwohl sie lächelten und sich sicher seit Monaten darauf vorbereitet hatten, wirkten sie gehemmt angesichts der ausländischen Besucher und der feste Blick und das kurze Lächeln schienen nicht viel mehr als nur ein Zucken diplomatischen Anstands und reiner Neugier zu sein. Erneut wurde dem Großen Radon gepriesen und Bent kannte die Gerüchte, dass dieser seit bereits drei Jahren verstorben war. Charriss blinzelte und zu seiner Überraschung bemerkte Bent, dass er es ihm gleichtat.

Die beiden Partner bekamen eine Führung durch das Hotel. Man zeigte ihnen das hauseigene italienisches Restaurant, wobei Bent bezweifelte, dort auch nur einen einzigen echten Italiener anzutreffen. Die Migrationspolitik der kleinen Nation war allgemeinhin bekannt. Stolz zeigte man ihnen das hauseigene Schwimmbad mit Olympiamaßen, die hauseigene Sauna und sogar einen kompletten Kinosaal, in welchem jeden Abend ein Spielfilm aufgeführt wurde. Man zeigte ihnen Personal und überall im Haus waren verdächtig unverdächtige Männer zu sehen, die wohl zum Überwachungsdienst gehörten. Erwartungsgemäß waren keine weiteren Gäste auszumachen.

Jeder von den beiden Besuchern bezog eine umfangreiche Suite mit mondänem Bad. Bent dachte an seine Frau. Er hatte vergessen, wann die beiden zuletzt gemeinsam im Urlaub waren. Auch versuchte er sich zu erinnern, ob Charriss so etwas wie verheiratet war. Aber er kam zum Schluss, dies nie gewusst zu haben.

Bent konnte sich noch genau daran erinnern, wie die Inzal’o erschienen. Seine Frau hatte gerade eine Fehlgeburt erlitten und befand sich noch im Krankenhaus, als die Fernsehnachrichten sich regelrecht überschlugen. Als Monate später die Fortpflanzungsmethode der Besucher von der UN öffentlich gemacht wurde, führte dies zu Chaos. Jeder Mensch unter zwanzig Jahren konnte sich plötzlich als Alien erweisen. Bent war deutlich älter und hatte auch keine Kinder, und doch bekam selbst er ein flaues Gefühl in der Magengegend.

Die Inzal’o aktivierten mit ihrer Ankunft das natürliche Wesen ihrer Nachkommen. Bald wiesen die Kuckuckskinder die charakteristischen roten Flecken überall am Körper auf. Die meisten Staaten der Erde einigten sich darauf, diese nicht-mehr-Menschen zusammenzutrommeln und ihnen psychologische Hilfe zukommen zu lassen. Immerhin ging man von fast vierzigtausend Menschen aus, verteilt auf der gesamten Erde.

Sogenannte Vorbereitungsstationen wurden eingerichtet, in denen die Betroffenen langsam auf ihr neues Leben vorbereitet wurden. Wenn sie denn wollten, aber angesichts des riesigen Raumschiffs im Orbit, war klar, dass die Regierungen erpicht darauf abzielten, so viele wie möglich davon zu überzeugen.

So kam Bent zu seinem Job. Und es war eine recht ruhige Angelegenheit, denn in seinem Land wurden gerade mal fünf Kuckuckskinder ausgemacht. Gemeinsam mit seinem extraterrestrischen Kollegen kümmerte er sich gewissenhaft um diese und aufgrund des Vertrags zwischen Erde und Inzal’o konnten sie sich auch Zeit dafür nehmen. Doch Chardinerburghen fühlte sich nicht als Teil dieser Abmachung.

Die ganze Zeit über gab es keine Angaben über Kuckuckskinder in diesem Land. Nach müßiger Diplomatie konnte man sich endlich einigen, einen Auslandsvertreter und einen Inzal’o ins Land zu lassen. Allzu viel dürften sie nicht zu tun haben, denn in Chardinerburghen rechnete man mit zwei, höchstens drei Betroffenen. Nichts im Vergleich zu den Zahlen in den USA, China oder Indien.

Die Regierung Radon versprach allen Beteiligten, im Vorfeld die in Frage kommenden Kinder zu suchen, damit Bent und Charriss Kontakt mit ihnen aufnehmen konnten, um sie, wenn auch im Eilverfahren, ebenfalls auf die nahende kosmische Reise zu ihren Wurzeln vorzubereiten. Denn die vor zwei Jahren vereinbarte Frist lief bald aus und die Besatzung des Inzal’o-Schiffs konnte es kaum erwarten, nach Hause zurückzukehren. Chardinerburghen und ein paar andere Länder trödelten noch herum.

Am Abend telefonierte Bent mit seiner Frau. Einmal am Tag durfte er zu Hause anrufen. Sie fragte ihn, was es zum Abendessen gab. Für Bent gab es Nudeln aus dem angeblichen italienischen Restaurant, die ihm durchaus gut schmeckten und für Charriss wurde extra Hausmannskost serviert. Den Namen des Gerichts hatte er vergessen.

Dessen Bestandteile sahen aus wie blaue Fleischbällchen und zitronengelbe Wiener Würstchen, doch Bent wusste, dass es sich hierbei um Exemplare aus dem Inzal’o-Äquivalent für Gemüse handelte. Klinge ja echt lecker, meinte sie und ihm wurde bewusst, dass seine Frau noch nie einem Inzal’o persönlich begegnet war. Nur wenigen Menschen wurde diese Ehre zuteil. Zu seiner Überraschung zeigte sie aber auch kaum Interesse daran.

Von Beginn an war dies so. Für einen Zeitraum konnte er sich vorstellen, sie sei selbst eine Außerirdische und zeigte deshalb so wenig Neugierde auf die Besucher. Wenn er sie darauf ansprach, dann zuckte sie mit den Schultern.

Wenn die haben sollten, was sie wollen, verschwinden sie sowieso und kommen nie wieder. Also was hätte dies alles mit ihr zu tun? Bent musste dieser Logik etwas zustimmen, fand sie dann aber doch zu zynisch. Anders als sie war er bald regelrecht besessen von dieser fremdartigen Kultur und aufgrund seiner Abschlüsse konnte er sich schließlich beruflich mit ihnen befassen.

Doch als er nun auf dieser weichen Matratze saß, darüber schmunzelte, nach langer Zeit wieder einen Telefonhörer mit Schnur in der Hand zu halten und sein Magen die Nudeln verdaute, fiel ihm auf, wie schnell diese Magie angesichts der von den Inzal’o ausgehenden Faszination verflogen war, als er mit einem von ihnen zusammenarbeiten musste. Dabei fand er seine bisherigen Partner sehr sympathisch. Doch vermisste er bald dieses Gefühl der Besonderheit, nachdem er sich daran gewöhnt hatte, am frühen Morgen in seinem Büro auf einem echten Alien zu treffen. Wie gern hätte er darüber mit seiner Frau gesprochen, doch wusste er nur allzu gut, wie wenig sie ihn verstehen würde. Also erzählte er ihr nur, wie toll das Hotel wäre, was sich auch als Fehler erwies, wie ihm später bewusst werden musste, als sie sich darüber stritten, wie wenig sie miteinander unternahmen und er ein viel aufregenderes Leben ohne sie als mit ihr zu führen.

Trotz der weichen Matratze schlief Bent schlecht in dieser Nacht und erwachte sehr früh am Morgen. Er kletterte aus dem Bett und minutenlang blickte er aus dem Fenster. Direkter Blick auf die Stadt. Müde wurde er plötzlich, als er sich vorstellte, wie einige dieser ihm unbekannten Seelen noch friedlich vor sich hindösten. Unschuldig. Doch war für ihn selbst dieser Punkt überschritten und er verzichtete darauf, sich wieder hinzulegen.

Er erinnerte sich an die Führung und beschloss, das Schwimmbecken aufzusuchen. Das mit den Olympiamaßen. Trainierten hier auch die Spitzensportler, fragte er sich. Letzten Sommer berichteten die Zeitungen intensiv vom Fall eines Athleten, der während eines Wettkampfes Chardinerburghen für immer verließ.

Zwei Monate später wurde er tot in seiner neuen Wohnung in der Hauptstadt von Bents Heimatland aufgefunden. Angeblich Selbstmord. Er versuchte nicht daran zu denken, als er an der Rezeption nach Badesachen verlangte, die man ihn sofort aushändigte. Die alberne rotgelbe Badekappe brachte ihn zum Schmunzeln. Zum ersten Mal, seit er sich in diesem fremden Land aufhielt. Und dann musste er zum ersten Mal aus ganzem Herzen lachen, als er nach einigen Bahnen Charriss erblickte, der sie ebenfalls trug.

Vielleicht wurde er somit zum ersten Menschen, der einen Alien damit sah, durchfuhr es Bent. Was für ein historischer Meilenstein für ihre beider Spezies.

Bent erkundigte sich bei Charriss, wie dessen Nacht verlief. Der Inzal’o hatte noch immer Schwierigkeiten mit dem Konzept des Small Talks. Er konnte schlafen, antwortete er. Schöne Badekappe, sagte Bent, worauf sein Gegenüber blinzelte. Vorsichtig kletterte der Außerirdische ins Becken. Bent fragte sich, wie viel Wasser es bislang im Leben von Charriss gegeben hatte. Ob er auf einen Wüstenplaneten aufwuchs oder ob seine Heimat so blau und wunderschön wie die Erde war. Bent beobachtete, wie sein Partner eine Bahn schwamm und sich ihm immer mehr näherte.

Eigentlich sah er fast aus wie ein Mensch, dachte Bent und musste es zurücknehmen, als Charriss ihm ganz nah kam, so nah wie bislang noch nie. Dessen roten Körperflecken leuchteten regelrecht, angestrahlt vom lebendig schimmernden Wasser um sie herum. Warum müssten sie eigentlich diese Kappe tragen, wollte Charriss wissen. Erneut lachte Bent. Der Große Radon wollte es wohl so. Charriss verstand nicht, worauf Bent sich die Kappe entfernte. Dann traute sich keiner von beiden noch etwas zu sagen und die nächsten Minuten verbrachten sie damit stoisch die Bahnen rauf und runter zu schwimmen. Während Charriss kraulte, als hätte er einen stinknormalen Schulschwimmkurs besucht, bevorzug Bent die Rückenposition. Die Welt kam ihm dabei immer ein bisschen größer und geheimnisvoller vor, wenn er sich so fortbewegte.

Der erste gemeinsame Arbeitstag mit Charriss stand an. Man hatte den Beiden die Hotellobby zugestanden. Hunderte Menschen hätten darin Platz gefunden, doch am heutigen Tag empfingen sie dort nur drei junge Personen. Alle drei waren sehr hager und trugen einfache Kleidung, die nach Second Hand roch. Wortlos wurden sie hereingeführt und nahmen an einem Tisch Platz, auf dem sich Formulare auf Chardinerburghisch befanden. Die uniformierten Begleiter versuchten krampfhaft stark und unnachgiebig zu wirken, doch waren sie offensichtlich nicht viel älter als die drei vermeintlichen Kuckuckskinder. Schüchtern versuchten sie einen Blick auf die beiden Fremden zu erhaschen.

Dann verschwanden sie und wurden von einem breitgrinsend hineinstolzierenden Attaché abgelöst, der zunächst Bent und dann Charriss überschwänglich freundlich begrüßte. Kurz erkundigte er sich darüber, wie sie geschlafen hätten, überreichte Bent die Akten über die drei Kinder und schließlich verschwand er wieder.

Es waren zwei Jungen und ein Mädchen. Der älteste Junge Jurek war bereits fast achtzehn Jahre alt, während der andere, Alexander, mit fast einen halben Kopf Unterschied deutlich größer, zwei Jahre jünger war. Das Mädchen Anna war mit fünfzehn am jüngsten, und doch wirkte sie aufgrund ihres ernsten Blicks am erwachsensten. Alle drei hatten die Flecken im Gesicht und auch an den Armen. Sie trugen T-Shirts, obwohl es eher kühl war. Und sie zitterten.

Bent hatte auf einen Dolmetscher verzichtet, um eine nähere Distanz zu den dreien herzustellen. Charriss sollte sich dezent im Hintergrund halten, um niemanden zu erschrecken. Doch auch Bents Status als Ausländer verunsicherte sichtbar die Jugendlichen. Deshalb vermied er es auch, ihnen zu erklären, dass Charriss sie zunächst von seiner Position aus mit seinen Instrumenten scannte, um ihre Entwicklung zu erfassen. Nicht jedes Kuckuckskind entwickelte sich zu einem lupenreinen Inzal’o. Hin und wieder konnte es auch zu Komplikationen kommen.

Bent fragte die drei in ihrer Sprache, ob diese sich komplett an ihre Kindheit erinnern könnten. Sie starrten ihn an. Zögernd begann schließlich Anna zu erklären, dass sie ein gutes Leben in ihrer Republik hatten und dass es an nichts fehlte. Ein angedeutetes Lächeln entkam Bents Professionalität, doch recht schnell legte sich dieses wieder. Nun schaute er zu Alexander, der den labilsten Eindruck machte und der den Eindruck machte, durch ihn hindurch zu schauen. Könne er ihn verstehen? Anna wollte etwas sagen, aber Bent gab ihr ein Zeichen, dies nicht zu tun. Der angesprochene blickte nach unten und begann zu weinen. Jurek berührte ihn an der Schulter. Bent seufzte.

Laut den Akten stammten die drei aus völlig verschiedenen Gegenden, wirkten aber sehr vertraut miteinander. Bent ging von einem langen Martyrium der Kuckuckskinder aus, nachdem sich diese verändert hatten. Aber bald würde ihr Leiden enden und sie dürften dieses Regime endlich verlassen, was Bent wieder etwas erleichterte.

Bent gab den drei Seelen Blätter Papier und Stifte. Sie sollten aufschreiben, was ihnen gerade so durch den Kopf gehen würde, wies er sie an und ging zur anderen Seite des Raums, in dem Charriss stand und seine Gerätschaften bediente. Als er dessen besorgten Blick sah, begann sein Herz zu hämmern, denn noch nie hatte er Sorgen im Blick dieses Inzal’o ausgemacht. Was wäre los, erkundigte er sich. Die drei seien Menschen. Wie bitte? Die drei seien unwiderlegbar keine Anhänger seiner Spezies, sondern Menschen. Unterernährt, unter Einfluss von Medikamenten und das Individuum namens Alexander stände offensichtlich kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Aber Menschen.

Bent versuchte sich zu konzentrieren. Mit allem hatte er gerechnet. Er hatte von Fällen gehört, in denen Kuckuckskinder bereits selbst Kinder gezeugt hatten, was zu riesigen Problemen führten. In Buenos Aires lag ein Kuckuckskind im Wachkoma. Aber solch eine Situation war völlig neu für seine Ohren.

Bent ließ die Teenager weiter malen. Warum sähen sie dann so aus, wollte er von Charriss wissen und noch bevor er eine Antwort bekam, wurde es ihm klar. Tätowierungen. Sich durchs Haar fassend stöhnte er laut auf. In was für einen Schlamassel wären sie gelandet, fragte er mehr sich selbst als seinen Partner. Im Grunde wäre alles lösbar, sagte dieser nach einem kurzen Moment. Neugierig blickte Bent ihn an. Sie würden es einfach melden und der Rest müssten die dafür verantwortlichen Diplomaten klären. Nämlich wo sich die echten Kuckuckskinder befänden. Wenn diese noch am Leben sein sollten.

Könnten seine Leute nicht danach scannen, warf Bent in den Raum und sofort bereute er diesen Kommentar. Doch ließ sich Charriss nichts anmerken. Ihre Völker unterzeichneten einst Dokumente, die es erforderlich machen müssten, sich zunächst eine Erlaubnis einzuholen. Und das könnte sich angesichts der Umstände in diesem Land über Monate hinziehen. Bent nickte. Dann würde er sich weiterhin um die drei kümmern, während sich sein Partner sich mit seinen Leuten in Verbindung setzen sollte, um ihnen die neue Situation zu schildern. Er schreibe später selbst einen Bericht für seine Vorgesetzten. Charriss gab sich damit einverstanden.

Nach dem Abendessen ging Bent auf sein Zimmer um in aller Ruhe seinen Bericht zu erfassen. Weder der Bericht noch die Ruhe stellten sich ein und er beschloss, sich noch etwas das leere Hotel anzuschauen. Er ging an der Präsidentensuite vorbei, an Gemälden, die den Großen Radon zeigten.

Ein Flur erinnerte ihn bedrohlich an den Film Shining. Damals hatte er die Version in seiner Heimatsprache angesehen. Ein Synchronsprecher übernahm darin alle Rollen, auch die der Ehefrau der Hauptfigur Jack. Seltsam, fiel ihm ein, damals empfand er dies gar nicht als störend. Er kannte es halt nicht anders.

An der Rezeption machte man ihn auf die abendliche Filmvorführung aufmerksam. Was wurde denn gespielt? Sie wüssten es leider nicht, weil es immer sehr spontan entschieden würde, erhielt er als Auskunft. Aha, gab er von sich und ließ sich den Weg dorthin erklären.

Der Film hatte noch nicht begonnen und daher stand die Eingangstür zur Räumlichkeit noch offen. Darin saß Charriss. Verwundert betrat Bent den Saal, der hunderte Plätze in sich trug. Der Inzal’o hatte sich in die vorletzte Reihe gesetzt. Bent machte auf sich aufmerksam und zu seiner Überraschung schien sich sein Partner durchaus über dessen Erscheinen zu freuen. Wolle er ihm Gesellschaft leisten, wie es in der Sprache der Menschen so schön hieße? Wüsste er denn, welcher Film ausgewählt wurde, fragte Bent. Charriss musste es verneinen. Er sei ein großer Bewunderer dieses Mediums und grundsätzlich schaute er sich alle möglichen Arten von Filmen an, teilte Charriss ihm mit. Eigentlich hatte er anderes zu tun gehabt, aber Bent setzte sich zu ihm.

Gespielt wurde letztendlich Das Dorf der Verdammten. Was für eine Provokation, empörte sich der Mensch, während sein Partner ruhig blieb. Er würde sich beschweren, kündigte Bent an. Es wäre alles in Ordnung, versicherte ihm Charriss. Was wäre denn der Grund für die Aufregung, wollte er wissen. Das würde er schon merken, versicherte ihm Bent. In der Titelsequenz machte man den Zuschauer auf die Romanvorlage aufmerksam, die den Titel The Midwich Cuckoos trug. Er würde nun verstehen, sprach der Außerirdische aus und fügte noch ein „Interessant“ hinzu. Tatsächlich handelte der Film von einem seltsamen Ereignis in einem Dorf, woraufhin mehrere Frauen zum gleichen Zeitpunkt schwanger werden und seltsame und auch durchaus gefährliche Kinder zur Welt bringen.

Nach dem Abspann erkundigte sich Bent bei Charriss nach dessen Eindruck. Zweifelsfrei eine Provokation, aber ein sehr interessanter Film. Bemerkenswert sei die Darstellung von Erwachsenen angesichts von Kindern, deren Art und Verhalten sie einfach nicht verstehen könnten. Es wäre eine Beleidigung gewesen und er würde sich beschweren, entgegnete ihm Bent. Dies solle er nicht tun, riet ihm sein Partner. Nicht angesichts der bereits bestehenden Probleme. Bents Stirn zog sich zusammen, doch musste er ihm Recht geben. Eine Weile saßen sie noch zusammen im Kino, bevor jeder für sich auf sein Zimmer ging.

Der nächste Morgen begann mit dem obligatorischen Frühstück und anschließend warteten Bent und Charriss in der Lobby auf die drei Jugendlichen, die in der Zwischenzeit in ihrer „Unterkunft“ waren, wie man ihnen erklärte. Erneut machten sie einen schlechten Eindruck, als man sie in das Gebäude brachte. Die beiden Außenweltlern baten darum kurz den Attaché sprechen zu dürfen. Übertrieben höflich sagte dieser zu und sie entfernten sich von den vermeintlichen Kuckuckskindern.

Sie wüssten, was hier vor sich ginge, kam Bent eilig zur Sache. Der Attaché bat um Erklärung. Die drei wären Menschen und die Flecken bloß Tätowierungen, erklärte Charriss. Unglaublich, äußerte sich der Diplomat, der weder überrascht noch wütend darüber zu sein schien. Sollte sich diese Behauptung bewahrheiten, drohten den dreien schwere Strafen, kündigte er an. Wie bitte, rief Bent und schaute zu den Jugendlichen, die ihn erschrocken anstarrten. Dann blickte er wieder zum Attaché und Charriss, der noch immer sehr gelassen wirkte. Sie würden bestraft werden, wiederholte der Inzal’o. Nicht als Frage formuliert, sondern als Tatsache.

Diese drei Individuen hätten den verabscheuungswürdigen Versuch des Betrugs unternommen, betonte der Mann aus Chardinerburghen.. Es sei denn, diese ganzen Anschuldigungen würden sich als falsch erweisen, betonte er lächelnd. Dann entschuldigte er sich. Bent wollte noch etwas erwidern, jedoch kam ihm Charriss zuvor, als dieser die traditionelle chardinerburghische Abschiedsformel aussprach. Diese bedeutete so etwas wie „einen fruchtbaren Tag noch“.

Die drei Jugendlichen waren sehr aufgeregt und Anna erkundigte sich, ob etwas schlimmes passiert wäre. Bent und Charriss tauschten Blicke aus. Bent war sich unsicher, was er sagen sollte. Plötzlich fiel ihm ein, wie viele Flecken ein durchschnittlicher Inzal’o am Körper trug. Allein die Prozedur des Tätowierens muss sehr aufwendig erfolgt sein, da er davon ausging, dass sich auch bei ihnen die Flecken am gesamten Körper befanden. Alles sei in Ordnung, er müsste mit seinem Partner etwas besprechen, sagte Bent schließlich.

Bent hatte erwartet, wie wenig Charriss von seinem Entschluss halten würde. Er könne keine falschen Angaben machen, betonte der Außerirdische. Sie seien nun mal Menschen, egal, ob man ihnen Gewalt angetan hatte oder nicht. Zudem könnte er seine Leute niemals täuschen. Dies verlange er auch gar nicht, beteuerte sein Partner. Sie könnten das Spiel mitspielen und die drei würden in sein Land gebracht werden. Dann könnte man alles aufdecken.

Er hätte keine Ahnung, was die Regierung von Chardinerburghen damit bezweckte. Wohlmöglich seien die echten Kuckuckskinder getötet wurden oder starben einfach an Unterernährung, was dort häufiger laut inoffiziellen Statistiken vorkam. Vielleicht wollte man mit den falschen Kindern eine negative Reaktion der Inzal’o verhindern. Er wüsste es nicht, aber was er was wusste, war die Tatsache, damit Menschenleben retten zu können. Dafür sei er jedoch nicht hier, sagte Charriss, was Bent erstmal verdauen musste. Keine Diskussion mehr.

Er hätte es auch seinen Verantwortlichen bereits mitgeteilt und hätten ihm zugestimmt, berichtete Charriss. In ein bis zwei Stunden erwartete er neue Befehle und dann wäre ihre Mission beendet. Am nächsten Morgen könnten sie wieder nach Hause fahren. Es täte ihm wirklich leid. Bent verzichtete auf eine Reaktion. Er ging wieder zu den Kindern, brachte es aber nicht übers Herz ihnen etwas davon zu erzählen.

Am Abend suchte Bent das Wasserbecken auf. Erneut betrachtete er beim Schwimmen die Decke der Halle. Charriss hatte recht behalten. Die Mission wurde abgebrochen. Es würde einen diplomatischen Radau geben und die drei würden wohl wegen Täuschung angeklagt werden. Sicher ein Schauprozess. Langsam bekam er den Eindruck, dass dies von Anfang geplant war und die drei vielleicht Kinder von irgendwelchen Dissidenten seien. Aber das spielte keine Rolle mehr. Man hätte anders handeln können, aber wie sein Partner bereits betont hatte, seine Aufgabe auf der Erde würde nicht darin bestehen, Menschen zu retten.

Irgendwann hörte er Schritte und wie jemand ins Wasser glitt. Charriss. Bent schwamm zum Beckenrand und sein Partner näherte sich ihm. In seinem Gesicht konnte Bent nichts ablesen. Wie immer stoisch wirkte es. Er wollte sich erkundigen, ob jetzt ein Konflikt zwischen ihnen herrschen würde, sagte Charriss. Schief lächelte sein Gegenüber. Er wäre Profi und letztendlich blieben beiden keine andere Wahl. Und das Verhalten dieses Landes wäre sicher auch nicht die Schuld der Inzal’o. Aufgrund seiner Professionalität wollte Charriss ihn unbedingt bei dieser Mission dabeihaben, sagte er schließlich. Wollte er ihm jetzt schmeicheln, überlegte sich Bent. Seine Abhandlung über die Mafia-Hypothese in Bezug auf das Verhalten der Menschen gegenüber seinem Volk beeindruckte ihn tief. Er hätte sie gelesen, staunte Bent. Natürlich, bestätigte sein Partner.

Die Mafia-Hypothese ist eine Theorie aus der Ornithologie, also der Vogelkunde. Es sei noch immer ein Rätsel, warum viele Vögel die fremden Brutparasiten einfach akzeptieren. Ein Grund hierfür könnte die Angst vor Vergeltungsmaßnahmen der Eltern sein, die die fremden Eier ins Nest gelegt hätten. Lieber die fremden Kinder mit durchfüttern, als die gesamte Brut zu gefährden. Bent hatte Skrupel gehabt, diese Theorie auf die gegenwärtige Situation der Menschen zu übertragen, aber er war das Risiko eingegangen. Zum Glück hatte er sie in seiner Muttersprache verfasst, die kaum in andere Sprachen übersetzt wird.

Bent und Charriss schwiegen nun für eine Weile, bis der Mensch den Vorschlag machte, sich vielleicht irgendwann mal austauschen zu können. Dienstlich, fügte er hinzu. Natürlich, antwortete der Inzal’o und meinte noch, vielleicht sei er dann mittlerweile selbst Vater.

Ja, vielleicht, murmelte Bent und verschluckte dabei etwas Wasser, welches stechend nach Chlor schmeckte.

Am nächsten Tag saßen sie wieder im Zug. Noch stärker als beim letzten Mal ruckelte der Waggon, in dem sie saßen. Charriss schaute aus dem Fenster und Bent überlegte sich, was er eigentlich dort sah. Sah der Außerirdische die ganzen Städte und Häuser, die Wälder und Tiere, das Blau des Himmels und das Weiß der Wolken? Sah er das, was für ihn, und allen anderen Menschen die Heimat war? Oder sah er nur das Nest, in dem sie einst ihre Kinder ablegten?

Bent fand keine Antwort auf die Frage und entschied sich, solange die Augen zu schließen, bis sie die Grenze erreichten, über die sie dieses seltsame Land Chardinerburghen für immer verlassen würden.

2 Kommentare

  1. Das Setting in diesem fiktiven Land mit dem alten, leeren Hotel und den beiden verschrobenen Hauptcharakteren finde ich richtig toll. Mittlerweile habe ich einige Geschichten hier gelesen und es ist die erste, in der die eigentlichen Kuckuckskinder nicht vorkommen und ich trotzdem finde, dass das Thema getroffen wurde. Mir gefällt auch der schnelle Einstieg, in dem sofort die Weichen für die Handlung gestellt werden. Das langsame Annähern der beiden Hauptcharaktere und ihre Entfremdung (zumindest für den Menschen; für den Außerirdischen sowieso) von der Erde und ihren weltlichen Geschehnissen, denen letztlich die drei Kinder zum Opfer fallen. Die Distanz wird weiter dadurch verstärkt, dass es keine wörtliche Rede gibt. Was den Lesefluss aber trübt, ist die Zeitverwirrung des Autors / der Autorin. Der Text ist in der Vergangenheit geschrieben und wechselt zwischendurch (etwa in der Wiedergabe der Rede) in die Gegenwart. An einigen Stellen fehlt das Plusquamperfekt - am Anfang dachte ich, die Geschichte spielt in den 50er Jahren, bis sich herausstellt, dass sie in einer fiktiven Gegenwart stattfindet. Da würde ein Lektorat bestimmt noch einiges herausholen.

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  2. Das Land Chardinerburghen erinnert auf beklemmende Weise an Nordkorea. Mir taten die drei Jugendlichen leid, ich hätte gerne viel mehr über sie erfahren. Es muss ja einen Grund haben, dass sie mit roten Flecken tätowiert sind. Ob sie wohl wirklich hart bestraft werden?
    Ich fand die Geschichte leider langatmig und langweilig. Immer wenn es für mich interessant wurde, wurde diese Spur nicht weiter verfolgt, z. B. ob die Frau des menschlichen Protas nun ein Kind adoptiert. Auch habe ich mich gewundert, dass die Geschichte Mafia Hypothese heißt. Denn dieser Begriff spielt in der Handlung nur eine untergeordnete Rolle. Auch stimmt die Aussage Lieber fremde Kinder mit durchfüttern, als die gesamte Brut zu gefährden" nicht. Denn von den ca. 50 verschiedenen Brutparasitenarten gibt es nur zwei bis drei, die nicht die Kinder der Wirtsfamilie töten. Zumindest alle Kuckucksarten werfen die rechtmäßige Brut aus dem Nest. Rechtschreibung gut, es gibt nur wenige Patzer in Form von Wortdoppelungen, z. B. "Er wusste es nicht, aber was er was wusste ...".
    Die Geschichte hat spannende Ansätze, die ich gerne in einer längeren Geschichte weiter ausgearbeitet gelesen hätte.

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