Heiliger Kuckuck!
(Märchen. Für alle, die an den heiligen Kuckuck glauben wollen)
1
„Hast du auch brav zum heiligen Kuckuck gebetet?“, fragt die Rimama.
Ich mag diese Frage nicht, ich mag das Gebet nicht, ich mag den heiligen Kuckuck nicht, was also antworten? Ich muss was sagen, schnell sagen, sofort sagen, denn die Rimama zieht ihre Stirn schon in Drohfalten.
„Du hast es doch nicht etwa vergessen? Nun? Oder bist du ein böser Junge?“
„Ich habe schon gebetet.“
„Du hast schon gebetet und sagst nicht: liebe Rimama?“
„Tut mir leid, liebe Rimama.“
Die Frau, die jetzt meine Mutter ist, will, dass ich sie immer Rimama nenne. Richtige Mutter. Obwohl sie die falsche ist.
„Und du schwindelst auch nicht? Du weißt, dass Schwindeln eine Todsünde ist. Etwas, das der heilige Kuckuck nicht verzeihen kann. Und du weißt, was mit bösen Kindern passiert.“
Will’s nicht wissen, will’s nicht wissen, weiß nichts, weiß es doch, will’s nicht wissen.
„Was ist los mit dir? Wenn du nicht betest, wirst du krank. Dann musst du wieder zum Onkel Doktor. Damit er dich von deinen Fantasien heilt.“
Nein, nein, nein, schlag mich, würg mich, sperr mich im tiefsten Keller ein, liebste Rimama, aber schick mich nicht zum Doktor! Weil der mir den Kopf zerreißt, mit Blitzen meinen Körper quält, glühende Ratten durch viele Kabel jagt, damit sie meine schreienden Träume fressen –
„Gesteh, woran denkst du jetzt! Und keine Lügen!“ Über Rimamas Nase stehen zwei Falten wie Nägel.
„Ich denke an mein Gute-Nacht-Gebet zum heiligen Kuckuck.“
„Gut, gut, ich will dir mal glauben“, sie schaut mich weiter kontrollierend an und ich glaube ihr nicht, „wir wollen uns nicht streiten“, sagt sie und hält mich fest mit ihrem Nagelblick. „Ich bin ja deine allerliebste Rimama, nicht wahr? Wir verstehen uns, verstehst du mich? Lass uns das Gebet noch einmal sprechen. Zusammen.“ Schon legt sie los, ich stimme schnell in ihren Singsang ein: „Heiliger Kuckuck, Vater unser, der du fliegst im Himmel und regierst gerecht auf Erden, meinen Nacht-Schlaf schenk mir heute und vergib mir meine Schuld, ich darf niemals an dir zweifeln, werde ewiglich dich lieben, nur dank deiner Güte habe ich ein Recht auf Leben, es kann keinen heiligeren Vater geben.“
Feine oder dicke Nagelfalten? Ihr Gesicht kann sich nicht entscheiden, schneidet jetzt noch einen Lächel-Mund wie ein böser Clown. Rimama kann sich schlecht verstellen. Ich bin auch nicht gut darin. Das ist mein Unglück. Wenn es nur das einzige wäre.
„Ich lass dich jetzt allein, aber der heilige Kuckuck passt auf dich auf, hat dich immer im Blick. Hörst du: immer! Ich geh dann mal, die Tür bleibt auf.“
Ich bin nie allein. So viele sind immer da, die wissen wollen, was in mir vorgeht. Tag und Nacht. Ich kann das nicht abstellen. Selbst der, den sie „heiliger Kuckuck“ nennen, schwebt manchmal über mir, obwohl ich ihm noch nie begegnet bin. Ich kenne ihn nur von Bildern. Da fliegt er, immer eingehüllt in einer leuchtenden Wolke, meist über einem riesigen roten Teppich, der in den Himmel führt und nicht aufzuhören scheint. Komisch finde ich, dass der Kuckuck nie Kuckuck sagt, dass er immer einen Anzug trägt. Und immer einen Schlips. Ernst schaut der Kuckuck nach vorn. Vor dem Kuckuck habe ich noch nicht so viel Angst wie vor Rimama. Oder vor dem Doktor, den ich mit Onkel Doktor anreden muss.
Der Doktor ist am schrecklichsten, wenn er auf freundlich macht. Je freundlicher, desto mehr Schmerzen. Er schenkt sie mir – zu meinem Besten, wie er sagt.
Aber jetzt muss ich erst mal diese Nacht überstehen. Hoffentlich denke ich nicht an – schon muss ich daran denken. Ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht. Ich muss mir Schönes vorstellen. Meine Träume mit Schönem bombardieren, damit nichts andres hochkommt. Aber wenn ich an was Schönes denke, dann – warum kann man nicht den Kopf wie ein Licht ausknipsen? Warum muss ich, wenn ich an was Schönes denken will, sofort an – nein, nein, nein. Schokolade, Schokolade, Schokolade, ich muss das Wort aufsagen wie ein Gebet, das alles andere vergessen lässt. Immer wieder Schokolade sagen, oder Erdbeerkuchen. Fehler, Fehler, Fehler, Erdbeerkuchen Riesenfehler, da viel zu süß gemacht. Von der ersten Mama. Erste Mama: größter Fehler, größte Sünde, Wahnsinn, schlimmer Wahnsinn, denn die erste Mama hat es nie gegeben. Sagt die Rimama und der Onkel Doktor hilft mir dann, mich von meinem ungesunden Wahn zu heilen. Doch nicht totzukriegen ist der Wahn, lärmt und schreit und blitzt und blutet. Besonders nachts sucht er mich heim. Das darf ich keinem sagen. Sonst macht der Onkel Doktor wieder Krieg in meinem Kopf. Schokolade, Schokolade, Schokolade, aber was die Soldaten mit dem Erdbeerkuchen gemacht haben – warum musste ich da zusehen –, sie haben mit Gewehren gegen meinen Kopf gestoßen: „Schau dir deine Mutterhure an, schau hin, und wenn du nicht dein Maul hältst, machen wir das auch mit dir, Frischfleisch du! Hörst du ihre Schreie, es gefällt ihr, dass wir sie wie Dreck behandeln und in Stücke“, dann dies Wort, so unerträglich, dass ich es nie mehr denken, sehen will, „in Stücke – bis die Hure keinen Mucks mehr von sich gibt, ist das nicht Musik in deinen Ohren?!“
Erdbeerkuchen, Erdbeerkuchen, Erdbeerkuchen – wie kann ich schlafen, wenn der Erdbeerkuchen wimmert, schreit und bettelt: „Nicht vor meinem Kind, bitte, nicht vor meinem Kind. Bitte!“
Habe ich mir alles ausgedacht. Mit meiner kranken Fantasie. Sagen Rimama und Onkel Doktor. Wenn ich doch nur ewig ohne Träume schlafen könnte. Schokoladenkuchen, Schokoladenkuchen, nein, ich will nicht mehr …
2
Rimama steht vor meinem Bett: „Guten Morgen.“ Das klingt wie immer nach Befehl. Unnötig, dass sie noch den Guten-Morgen-aber-wehe-wenn-nicht!-Blick aufsetzt.
„Guten Morgen, Rimama“, sage ich.
„Du meinst, liebe Rimama?“
„Ja, liebe Rimama.“
„Ich hoffe, du hast gesund geschlafen und keine falschen Träume gehabt. Aber wenn du an den heiligen Kuckuck vertrauensvoll gedacht hast, konnte dir gar nichts passieren. Also, wovon hast du geträumt?“
Welche Lüge würde Rimama glauben?
„Ich habe vom Kuckuck geträumt. Wie er mich in seinem Nest behütet.“
„Das hast du geträumt? Nein, du lügst wie immer.“
„Nein, ich lüge nicht. Der Kuckuck hat mir Frühstück gemacht. Der heilige Kuckuck“, korrigiere ich mich.
„Das hättest du wohl gern, dass der heilige Kuckuck dir Frühstück macht. Warum sollte dir armem Würstchen der heilige Kuckuck höchstpersönlich Frühstück machen!“
„Weil er heilig ist, allmächtig, unsterblich, voll von immerwährender Liebe für seine Kinder.“
„Gut auswendig gelernt, Freundchen, aber mich kannst du nicht täuschen. Zurück zu meiner Ausgangsfrage: Wovon hast du geträumt? Und keine Lügen mehr. Sonst schick ich dich zum Onkel Doktor.“
Was sagen? Die Wahrheit? Dann komme ich erst recht zum Doktor. Weiter lügen? Aber Rimama erkennt jede Lüge. Wie Polizei Allwissend. Und wenn ich es mit der Wahrheit versuchte? Vielleicht hätte Rimama ein einziges Mal Mitleid.
„Ich weiß nicht, wie ich’s sagen soll, Rimama, aber in meinen Träumen sind viel zu viele Schreie.“ „So. Und weiter. Das ist doch nicht alles. Ich kenne dich.“
Du kennst mich nicht. Ich erzähle dir die Geschichte, die du hören willst: „Ich glaub, ich selber hab geschrien. Zum heiligen Kuckuck. Rette mich!“
Sie ruckt wie eine Glucke mit ihrem Kopf erst ungläubig vorwärts und dann empört zurück. „So eine Unverschämtheit, niemals hast du das geträumt. Ich sage nur: Onkel Doktor.“
Ob ich es doch mit der Wahrheit versuche? Was kann ich schon verlieren. Ich verliere eh immer. „Gut, wenn du unbedingt die Wahrheit hören willst. Ich hab von meiner Mama geträumt. Der ersten Mama, der richtigen Mama, die mich geliebt hat …“
„Nein, nein, nein“, schreit die falsche Mama, „das hast du nicht geträumt, weil du es nicht geträumt haben kannst, das ist der Beweis, dass du nichts als lügen kannst, ich will kein Wort mehr von dir hören, raus aus dem Bett, das Frühstück ist gestrichen, ich bring dich gleich zum Doktor. Und diesmal wird er nicht der liebe Onkel sein!“
„Mama, Mama“, ich schreie um mein Leben, „du kannst alles mit mir machen – nur nicht mehr zum Doktor.“
„Es gibt keine Wahl. Es ist schon entschieden. Der Doktor will dich haben, ich soll dich heute bringen. Und einen kleinen Lügner bring ich gerne weg.“
„Mama! Bitte! Mama!“
„Ich hör dich nicht, ich weiß nicht, wer du bist.“
3
„Danke, meine Liebe, dass Sie meiner Bitte so rasch nachgekommen sind. Wobei ich sagen muss: es war keine Bitte. Vielmehr eine Anordnung. Von ganz oben. Sie wissen, was ich meine.“
„Natürlich, natürlich“, buckelt meine falsche Mutter vor dem Doktor, „jeder Fingerzeig von oben ist mir ein Befehl. Ich weiß, was ich dem Präsidenten schuldig bin.“
„Das ist die richtige Einstellung, meine Liebe. Ich habe nichts anderes von Ihnen erwartet. Da Sie mir das Material nun übergeben haben, kann ich Ihnen die freudige Mitteilung machen, dass Sie keine Pflichten mehr diesbezüglich haben. Wenn Sie mögen, können Sie sich von dem, was sie eine Zeit lang ihr Kind nennen durften, obwohl es das Eigentum des Präsidenten ist, verabschieden.“
Die beiden sehen mich an. Die falsche Mutter mustert mich mit ihrem ehrlich abschätzigen Blick und schüttelt den Kopf, als bedaure sie etwas:
„Du warst eine einzige Enttäuschung. Meine Liebe, die ich dir schenkte, obwohl du sie nicht verdientest, hast du nie erwidert. Undankbarer geht’s nicht. Deshalb sag ich dir auch nicht: Leb wohl. Vielmehr: Soll dich doch der Kuckuck holen!“
„Na, na, na“, droht freundlich wie ein irrer Clown der liebe Onkel Doktor, „was Sie da sagen, ist fast Majestätsbeleidigung.“
Angst flackert aus Rimamas Gesicht. „Tut mir leid, tut mir unendlich leid, war nur eine alte Redensart, ist mir halt so rausgerutscht. Ewig lebe der heilige Kuckuck, an seiner unendlichen Weisheit kann niemand zweifeln. Was ich eigentlich sagen wollte: Der Präsident verdient das ewige Leben, dafür kann er jedes Leben fordern. Nichts andres habe ich gemeint.“
„Das will ich hoffen. Damit wäre wohl erst mal alles gesagt. Im Zweifel sprechen wir uns noch. Und nun gehen Sie endlich. Sie stören hier nur noch bei dem, was getan werden muss.“
Stumm sich immer wieder vor dem Doktor verbeugend, verlässt Rimama das Zimmer. Ich habe sogar Mitleid mit ihr. Obwohl ich das Gefühl nicht haben darf. Rimama würde sagen: Das Wort Mitleid hast du nicht von mir. Der heilige Kuckuck will das Wort nicht hören. Mitleid ist zu weich, zu glibberig. Wer Aliens töten will, muss grausam sein. Das ist Menschenfreundlichkeit.
Allein mit dem Doktor und seinen schrecklichen Apparaten. Ich weiß nicht, was er sagen wird, aber ich fürchte mich davor.
„Und jetzt zu dir, Freundchen. Weißt du, warum du hier bist?“
Doofe Frage, er wird es mir gleich sagen, auch wenn ich es nicht will.
„Keine Angst, ich erzähl dir erst einmal ein Märchen, damit du die ganze Wahrheit endlich kennst. Du hast bestimmt von unserem Präsidenten schon gehört. Weißt du auch, warum er von uns Gläubigen der heilige Kuckuck genannt wird?“ Ich schüttele den Kopf.
„Unser Präsident fliegt wie der Kuckuck von einem Land zum andern. Er rettet überall die Kinder, indem er sie in unser Land holt. Damit sie nicht den Aliens in die Hände fallen. Nicht von ihnen falsch erzogen werden. Zu Schwäche und Mitleid. Mitleid mit Aliens ist ein Verbrechen. Aber weißt du auch, was Aliens sind? Dummer Junge. Aliens sind keine Menschen. Obwohl sie immer so aussehen. Und sogar sprechen wie wir. Und sie tun so, als ob sie die Eltern von den Kindern wären und diese Kinder lieben. Dabei sind alles Präsidentenkinder. Kinder unsres Vaterlandes. Kinder, die zu uns gehören. Verstehst du mich? Hast du eine Frage?“
„Warum hat der Präsident so viele Kinder?“
„Gute Frage. Weil er sie braucht. Er kann gar nicht genug von ihnen haben.“ „Und wofür braucht er sie?“
„Diese Frage ist schon zu viel. Weil sie ungehörige Zweifel ausdrückt. Zweifel und Ungehorsam gehen Hand in Hand. Aber egal. Es ist eh deine letzte Frage. Ich werde dir erklären, warum du hier bist, und dabei wird dir alles Fragen und Antworten vergehen. Der Präsident braucht Kinder, damit sie Soldaten werden. Die Soldaten braucht er, damit sie den Aliens ihre Kinder wegnehmen. Dann hat er noch mehr Soldaten und kann sich ein Land nach dem andern einverleiben. Aber du musst keine Angst haben, Soldat zu werden. Du bist was viel Wertvolleres für den Präsidenten. Du wirst mit deinem Körper ihn unsterblich machen. Der Präsident braucht dein junges Herz, deine gesunde Haut, deine Zunge, deinen Magen, deine scharfen Augen, einfach alles von deinem Körper wird seinen wieder jünger machen. Welche Ehre für dich. Du wirst unsterblich werden in dem Präsidenten. Jetzt bist du sprachlos, verständlich, denn nur wenigen Auserwählten wird diese ungeheure Ehre zuteil. Und auf sonderbare Weise hat die Mutter, die wir dir auf Zeit gegeben haben, recht gehabt, als sie sagte: Zum Kuckuck mit dir! –
Dann wollen wir mal. Frisch auf, die Ewigkeit wartet auf dich.“
Von der ersten bis zur letzten Zeile war ich gefesselt und habe die Mischung aus Qual, Wut und Fassungslosigkeit gespürt, die dazu geführt haben muss, dieses „Märchen“ zu verfassen.
AntwortenLöschenDie grenzenlose Boshaftigkeit dieser (Un)Menschen gegenüber dem kindlichen Protagonist steigert sich in wohldosierten Schritten bis hin zur Vernichtung im Namen des politischen Irrsinns.
Genial: die Wortschöpfung Rimama. Gruselig gut: "schneidet jetzt noch einen Lächel-Mund wie ein böser Clown“.
Dass sich der „heilige Kuckuck“ als Präsident entpuppt, offenbart sich erst zum Schluss, wird aber mit dem Anzug und Schlips clever angedeutet.
Fazit: Treffsicher, schneidend, schmerzvoll.
Mit so wenigen Worten tauchten so gewaltvolle Bilder auf, dieses brutale, viel zu wenig beachtete Verbrechen, Kinder aus ihrer Umgebung der Liebe zu reißen, um sie zu für eigene Zwecke zu missbrauchen, ich habe wirklich mitgelitten.
AntwortenLöschenAus einem harmlosen Erdbeerkuchen übelste Verbrechen zu machen, ist eine Kunst. Pervers , dass ein Kuckuck es genau umgekehrt macht: Er raubt die Zuneigung der fremden Eltern und nicht die Kinder, hier beraubt er die Kinder der Liebe, wahrhaft pervers und brutal. Ganz wie der oberste Kuckuck der Geschichte.
Wenn eine Geschichte Angst, Wut, Beklemmung, Mitleid auslösen kann, ist sie meisterhaft. Und ich bin noch sehr zornig.
Eine ganz eigene, eigenartige Geschichte. Sehr spannend, Schicht für Schicht enthüllt sich der ganze schreckliche Hintergrund. Alles ist bis ins Detail durchdacht. Besonders mitreißend und erschütternd ist die Sicht des jungen Protagonisten mit seiner angstvollen Ausdrucksweise. Ein makelloser Text, der seinen Leser einfängt und nicht mehr loslässt.
AntwortenLöschenHeiliger Kuckuck! Jede Viertelstunde zwitschert er aus dem Zeitkasten. Ein Heranwachsender ahnt, dass der nicht bloß die Zeit mitteilen will. Er fordert Unterordnung in dieselbe ein. Ja, der Kuckuck ist zu bewundern, und Rimama hat ihn dahin zu erziehen.
AntwortenLöschenWenn es damit nicht klappt, hilft der nicht immer freundliche Onkel Doktor. Die Maske des so harmlos rufenden Kuckucks verbirgt das SS-Ahnenerbe ebenso wie Wladimir den Schrecklichen, der Kinder den malträtierten Müttern entzieht und zur Soldatenaufzucht in russischen Pflegefamilien unterbringt.
Mag sein, dass auch die Influencerin Rimama dem Jungen klarmacht, dass die analoge Welt nur eine Wahnvorstellung ist.
Nicht die Ewigkeit blickt auf die Erzählung, aber wir als literarische Connaisseurs warten auf weitere Storys des Autors oder der Autorin.
Seltsame Geschichte. Traurig, erschütternd, bestürzend. Viel zu real leider. Aliens scheinen hier nur ein Sinnbild zu sein für eine schlimme Wirklichkeit …
AntwortenLöschenDer arme Junge. Ich habe richtig mitgelitten. Es war quälend und hat weh getan, es zu lesen. Wie andere hier schreiben, erinnert due Geschichte an schlimme Regimes, in denen diese Art von Kindsentziehung gang und gäbe waren und sind. Sehr gut und einwandfrei geschrieben.
AntwortenLöschenBedrückende Stimmung, wie in 1984! Sehr gelungen.
AntwortenLöschenIch mag die Geschichte, so wie auch meine vorkommentierenden Kollegen. Leider hat die Geschichte nichts mit der Aufgabe des Wettbewerbs zu tun. Es wurden lediglich die Begriffe Kuckuck (sehr oft) und Aliens (einmal) ins Spiel gebracht. Schade.
AntwortenLöschenIch gebe zu: ich verstehe die Geschichte nicht. Ist alles ziemlich grausam. Sehr gut geschrieben, die Sichtweise des Kindes gut beibehalten. Aber ich checke die Logik der Geschichte nicht. Wer sind die Aliens? Was ist da los? Bedrückend, hinterlässt bitteren Beigeschmack und viel viel Ratlosigkeit bei mir.
AntwortenLöschenWas für ein spannender Text!
AntwortenLöschenAllein die Wahl des Themas ist gelungen. Der Wunsch des Menschen, deutlich älter werden zu können oder gar unsterblich zu sein, ist nicht neu.
Er bekommt momentan wieder eine brisante Aktualität, wie ein Gespräch zwischen Putin und Xi zeigt, in dem sie beide darüber philosophieren, mindestens 130 Jahre alt zu werden. Und wie das geschehen soll, wissen sie auch schon: Verjüngung durch Organtransplantation.
Ein Gewinn hat immer einen Preis. Und genau um diesen geht es in diesem Text. Wer bezahlt wie? und was? …damit andere den Gewinn eines langen und beschwerdefreien Lebens haben.
Der Preis ist hoch, wie der Text nachdrücklich zeigt. Er liegt zwischen abgrundtiefen Schmerz und schreiender Ungerechtigkeit. Und genau diese Botschaft wird nicht durch viele oder große Worte kommuniziert, sondern einzig und allein durch den besonderen Schreibstil.
Beim Lesen hatte ich an manchen Stellen sogar Herzrasen, so treffend werden Emotionen in Worte gefasst.
Und die Handlung fesselt, reißt mit und lässt mich als Leserin
sehr nachdenklich zurück.
Die Dystopie ist durchaus interessant und es kommen einem reale Vorbilder in den Sinn. Als es hieß, der Präsident verlange nach Kindern, musste ich erst einmal an die Epstein-Files denken. Allerdings braucht er sie als Soldaten, was wiederum an Putin erinnert. Leider scheint das Ganze in einer Fantasy-Welt angesiedelt zu sein, in der alle einen Kuckuck anbeten, der sich als Präsident herausstellt. Darum werden sogleich einige Wortspiele gesponnen, was dem Ernst der Lage abträglich ist.
AntwortenLöschenDen Figuren fehlt es an Tiefgang, sie sind einfach nur abstoßend unmenschlich. Klar gibt es solche Menschen wirklich, doch ihr Verhalten grenzt hier ans Absurde. Warum will Rimama wissen, was der Junge geträumt hat, wenn sie ihm ja doch kein Wort glaubt? Das würde nur Sinn ergeben, wenn das Ganze ein großes Psychospiel wäre. Ist es aber nicht.
Das Thema sehe ich hier auch nicht wirklich erfüllt. Ist der Junge nun ein Außerirdischer? Und warum nennt man den Präsidenten Kuckuck? Er setzt die Kinder doch nicht aus, sondern sammelt sie ein. Wenn er Krieg gegen Außerirdische führt, warum gibt er deren Kinder überhaupt zu Pflegeeltern und schlachtet sie nicht gleich? Mir fehlt hier der rote Faden und eine glaubwürdige Auflösung. Die Aliens werden gar nur am Rande erwähnt und spielen eigentlich überhaupt keine Rolle. Das ist sehr enttäuschend.
Beim Handwerklichen stört mich, neben ein paar Textwänden und großgeschriebenen Adjektiven, vor allem das ständige Kreisen der Gedanken des Protagonisten. Immer wieder werden Wörter wiederholt und man fragt sich, ob er bereits dem Wahnsinn verfallen ist?