DACSF2025_31

DACSF2025_31

Kuckuck, Kuckuck, ruft`s aus dem All

Prolog Kuckuckskind S. 2

Kapitel 1 Was ist Liebe? S. 4

Kapitel 2 Menschliche Abgründe S. 9

Kapitel 3 Die Zerstörung der Menschheit S. 14

Prolog - Kuckuckskind

„Ich mache mir große Sorgen um unseren kleinen Protostern“, seufzt das interstellare Medium, das die Bewohner der Erde wohl mit einer „Mutter“ gleichsetzen würden. „Sie ist doch kaum eine Million Jahre alt. Können wir denn sicher sein, dass wir das richtige Medium gewählt haben?“

Die Kosmische Materiewolke seufzt und antwortet wie es wahrscheinlich auch Menschenväter tun würden: „Reg dich doch nicht auf. Unsere kleine Gaswolke ist gar nicht mehr so klein und der Ausflug auf die Erde wird ihr schon nicht schaden.“

Die Gaswolke, um die es hier geht, wird Xia genannt und ist im Moment so aufgeregt, dass sogar die kleinen Staubpartikel in ihr zittern.

„Wird es den Menschen denn nicht auffallen, dass das Medium, in dessen Gestalt ich mich einniste, plötzlich irgendwie … anders ist?“, fragt Xia unsicher. Auf der einen Seite freut sie sich, als eine der wenigen ausgewählt worden zu sein, an dem Projekt „Hochentwickelte Spezies Mensch“ teilzunehmen; auf der anderen Seite hat sie auch ein bisschen Bammel davor, zum ersten Mal seit ihrer Entstehung ganz allein so weit von zu Hause fort zu sein.

„Nein“, war die schlichte Rückmeldung. Die Kosmische Materiewolke wabert genervt. „Wir haben das doch schon alles besprochen. Du behältst dein jetziges Bewusstsein, auch wenn du dich in dem ausgewählten Wirt festgesetzt hast. So kannst du viele Informationen über die Fleischsäcke sammeln und dich in ihre Kultur einfinden. Und ja, gleichzeitig musst du darauf achten, dich so zu verhalten, wie das Medium es tun würde. - Das wirst du doch für die paar Weltstunden deines Besuches schaffen, oder?“

Xia zieht sich zusammen.

Das Interstellare Medium - die anfängliche Skepsis verflogen - sieht ein, dass es kein Zurück mehr gibt und macht der kleinen Gaswolke Mut: „Deine Kosmische Materiewolke - oder „Vater“, wie die Menschen es nennen -“, sie kichert albern, als hätte sie etwas anzügliches gesagt, „hat Recht. Wir beobachten und erforschen die Menschen seit Urzeiten und können mit Sicherheit sagen, dass sie in ihrer Wahrnehmung so beschränkt sind, dass es nicht auffallen wird, falls sich das Verhalten des Mediums ein klein wenig abweicht. Und wenn doch, wollen die verkopften Menschen es schlichtweg nicht wahrhaben und ignorieren es.“

Xia ist noch immer nicht beruhigt. „Seid ihr wirklich sicher, dass ihr das richtige Medium ausgewählt habt?“

Auch auf die Frage weiß die Kosmische Vatermateriewolke eine eindeutige Antwort: „Das haben wir. Unseren Beobachtungen nach ist dieses Ding der bestmögliche Wirt für unser Kleines. Du hast selbst beobachtet, dass die Menschen es wie ihre Geleekugel im Kopf hüten und Tag und Nacht festhalten, pausenlos anstarren und liebevoll streicheln, bis es wohlig brummt. Für eine ausreichende Verpflegung wird ebenfalls stets gesorgt.“

„Pass auf dich auf und sei stets auf der Hut, versprichst du mir das?“ Das Interstellare Medium bemüht sich sichtlich, ihre Wasser- und Sauerstoffelemente so weit wie möglich voneinander entfernt zu halten, um keinen Wassertropfen entstehen zu lassen, der womöglich auf eine emotionale Entgleisung hindeuten könnte.

Eine Welle der Entschlossenheit fließt durch die kleine Gaswolke und schon macht sich Xia zielstrebig auf den langen Weg zu dem blau schimmernden Planeten am anderen Ende des Weltalls.

Kapitel 1 - Was ist Liebe?

Durch ein markerschütterndes Piepsen wird Xia in ihre neue Wirklichkeit katapultiert. Gleichzeitig setzen ein ohrenbetäubendes Schreien und Quengeln ein.

Sie verschafft sich einen schnellen Überblick über die Situation.

Sie erinnert sich, dass die Menschen üblicherweise sofort aus ihrem Nest aufspringen, sobald ein handtellergroßes Gerät anfängt zu Piepsen, sieht hierin also keine Gefahr.

Die Geräusche des Menschenwelpen sind nervenaufreibend, doch um nicht direkt am ersten Tag aus ihrer Rolle zu fallen, macht Xia weiter kräftig Lärm.

Xia erkennt eine junge Frau, die sich wie ein Zombie aus ihrem Bett schält und auf das Gerät, das neben ihr auf dem Nachttisch liegt, tippt. Das Piepsen verstummt sofort, aber warum hört das Schreien denn nicht auf?

Wo ist hier bloß der „Off-Knopf“ zu finden?

Die Haare der Frau stehen wirr in alle Richtungen ab, als sie zu einem Gitterkäfig schlurft und hineingreift. Xia ist verwundert, sie so verquollen zu sehen, denn sie kennt aus dem galaktischen Unterricht nur Fotos von Menschen, die mehr oder weniger den Parametern entsprechen, um als „hübsch“ definiert zu werden. An ihnen hängen Haare, Stoff und glitzernde Seile und Ringe normalerweise immer glatt herunter.

Das Weibchen kommt zurück und legt sich mit einem Stoffbündel, indem der Verursacher des Lärms eingewickelt ist, und ihrem Handy wieder ins Bett.

Xia spürt die warmen Berührungen und die behutsam streichenden Finger auf ihrer neuen Gestalt und entspannt sich sofort, bis das Schreien verstummt.

„Lilly-Marie!“, brüllt jemand vor der Zimmertür und hämmert dagegen. Sofort ist es mit der Ruhe vorbei. „Steh sofort auf, es ist schon neun Uhr vorbei!“

Die Tür wird aufgerissen und eine kleine rundliche Version der Spezies Mensch erscheint in Xias Blickfeld.

„Mum!“, brüllt der junge Mensch zur Begrüßung. „Kannst du nicht anklopfen? Geh raus! Sofort!“

In der Theorie hat die kleine Gaswolke viel über menschliches Verhalten gelernt, aber offensichtlich hat sie ein anderes Verständnis bezüglich eines sozialen Miteinanders.

Ihr wurden während der Ausbildung bewegte Bilder in ihr Innerstes projiziert, um die Bewegungsabläufe und Kommunikation der Menschen zu studieren, doch so eine aggressive Situation innerhalb eines Rudels ohne offensichtlichen Grund ist ihr fremd.

Der Fleischsack beginnt ebenfalls wieder zu schreien, es bricht einfach so aus der kleinen Futterluke heraus.

„Lilly-Marie, steh auf und leg das Handy beiseite! Kümmere dich lieber um Levi und zieh dich an. Wir haben so schönes Wetter, ihr könnt raus auf den Spielplatz.“

Meine Mentorin heißt wohl Lilly-Marie, denkt sich Xia, warum sonst sollte die andere Menschenfrau sie sonst wiederholt mit dieser Bezeichnung ansprechen.

Stolz lässt die Staubpartikel in der Gaswolke durcheinander wirbeln – schließlich hat Xia auf Anhieb den Zusammenhang verstanden und für das Protokoll, dass sie nach ihrer Rückkehr in das Weltall schreiben muss, gespeichert.

Seufzend wälzt sich Lilly-Marie aus dem Bett. „Was denn noch alles?“, keift sie. „Lass mich doch einfach in Ruhe und MACH DIE TÜR ZU!!“

Mit Baby auf dem Arm und mit Handy in der Hand schafft sie es doch tatsächlich, ihren Körper zu entblößen und in andere Stoffbahnen zu hüllen.

Xia beobachtet, wie sie sich Farbe ins Gesicht schmiert und zu guter Letzt mit dem Handy ein Foto von sich selbst macht, welches sie dann mit einigen Klicks in die Weiten des Internets schickt.

Die Gaswolke erstellt in Gedanken eine Liste mit interessanten Dingen, die sie später eruieren muss, um sie vollumfänglich verstehen zu können:

1. Farbe im Menschengesicht – warum?

2. sich selbst fotografieren – Sinn?

Sobald Lilly-Marie mit Levi Windelträger auf dem Arm und ihrem Handy, das jetzt an einem Band um ihren Hals baumelt, das Zimmer verlässt, geht die Schreierei erneut los. Kaum treffen die zwei Weibchen aufeinander, brüllt meine Mentorin auch schon los: „Das nächste Mal wartest du, bis ich dich hereinbitte, verstanden?“

Empörung zeichnet sich auf dem Gesicht der Älteren ab.

„Was fällt dir ein, so mit mir zu sprechen? Wag es ja nicht, noch einmal so mit mir zu reden, junge Dame!“

„Solange du meine Privatsphäre nicht akzeptierst, rede ich mit dir, wie ich will!“, keift Lilly-Marie zurück.

Xia möchte sich am liebsten die Ohren zuhalten, doch das ist in ihrer aktuellen Gestalt absolut unmöglich.

Die ältere Frau schreit in einer Lautstärke zurück, dass die Wände wackeln: „Solange du unter meinem Dach lebst...“

Mehr kann Xia nicht verstehen, weil in diesem Moment die Wohnungstür krachend hinter ihr ins Schloss fällt.

Wütend stapft die junge Mutter nach draußen, die kleine Gaswolke wird dabei in ihrem Wirt unsanft hin und her geschleudert.

Punkt 3 auf ihrer Liste: Warum schreien sich Menschen gegenseitig an, obwohl sie sich ein Revier teilen?

Punkt 4: Ist das etwa Liebe…?

Besonders die letzte Frage interessiert Xia brennend. Kein Geschöpft in den ewigen Weiten konnte ihr verständlich machen, was Liebe ist.

„Die hat doch keine Ahnung“, brummelt Lilly-Marie vor sich hin und zieht so Xias Aufmerksamkeit auf sich.

„Ich bin zwar noch nicht volljährig, aber alt genug, um mein Leben selbst zu bestimmen, was meinst du, Levi? Ich weiß, sie ist deine Oma, aber was denkt sie denn, wer sie ist?“

Xia weiß, dass sie mit ihrem Mentor nicht direkt kommunizieren darf, weil sonst ihre Tarnung auffliegen würde, doch die Frage unbeantwortet zwischen ihnen stehen zu lassen, kann sie nicht hinnehmen.

In diesem Moment dröhnt eine blecherne Stimme: „Laut Duden bedeutet "Oma" in erster Linie Großmutter und wird familiär als Koseform verwendet für...“

Lilly-Marie angelt flink nach ihrem Handy und lässt die Stimme durch zwei Klicks verstummen.

„Mann, habe ich mich gerade erschreckt.“ Sie lacht herzlich und stupst ihrer streng riechenden Begleitung liebevoll auf die Nase, die nicht mehr als ein Glucksen herausbringt.

„Zum Glück ist uns das nicht im Bus passiert.“

Bus.

Xia ruft die Bedeutung der Vokabel ab und ist sehr aufgeregt, zum ersten Mal in einem Kraftwagen zur Beförderung von Personen mitfahren zu dürfen.

Nach einem kurzen Fußmarsch stoppt Lilly-Marie vor einer schäbigen Hütte aus Metall und Plexiglas.

Xia inspiziert traurig den Müll, der sich in den Ecken darin sammelt und vermerkt Punkt 5 auf ihrer Rechercheliste: Umweltverschmutzung - Absicht oder Versehen?

Die düstere Stimmung verfliegt, sobald der Bus vor ihnen hält. Flink springt Lilly-Marie hinein und sichert sich einen Fensterplatz. Der Bus setzt sich in Bewegung und die Umgebung saust nur so an Xia vorbei, dass ihr schwindelig wird.

Ihr entgeht nichts, sie kann alles sehen, weil Lilly-Marie glücklicherweise ihren Arm auf der Lehne abstützt und sie die ganze Zeit so hält, sodass sie aus dem Fenster sehen kann. Xia saugt während der leider viel zu kurzen Fahrt eine Menge Eindrücke wie ein Schwamm in sich auf und erfreut sich an den vielen bunten Farben, den Menschen, Tieren und Autos, die an ihr vorbeiziehen und zu einer bunten Massen verschmelzen.

Kapitel 2 - Menschliche Abgründe

Erst in der Dämmerung kehrt Lilly-Marie zurück nach Hause, wo sie von ihrer aufgebrachten Mutter in Empfang genommen wird: „Wo warst du den ganzen Tag?“, poltert sie los, bevor sie über die Türschwelle getreten ist. „Levi muss schon längst im Bett sein - sieh ihn dir an, er ist völlig kaputt. Hast du eigentlich etwas gegessen?“

Sie streckt ihre Hand nach ihm aus, doch Lilly-Marie dreht sich geschickt weg, sodass ihre Mutter ihren Enkel nicht erreichen kann.

Xia erinnert sich, dass Lilly-Marie eine sogenannte Wurst in roter Soße gegessen hat, aber sie kann natürlich nicht an ihrer Stelle antworten. In Gedanken notiert sie den 6. Punkt, bevor ihr die nächste wichtige Frage wieder entfällt: Wurst - Mittagessen, aus was besteht Wurst??

Lilly-Maries Blick verfinstert sich. „Lass mich doch einfach in Ruhe.“

Den Tag mit Lilly-Marie empfand Xia in ihrer geliehenen Gestalt als sehr positiv, spaßig und aufregend. Ihre Ziehmutter war so entspannt und gelöst, hat Fotos von ihnen gemacht, auf denen sie Grimassen ziehen oder von Herzen lachen.

Kaum zu Hause angekommen, ist die gute Laune verflogen.

„Das geht so nicht weiter.“ Die Stimme der Mutter klingt bedrohlich ruhig. „Es kann doch nicht sein, dass du den ganzen Tag herumgammelst und dich nicht um deine Zukunft kümmerst.“

„Levi ist meine Zukunft.“

Ein abfälliges Schnauben. „Und wie willst du ihn zukünftig ernähren, einkleiden, versorgen, beschenken? Der Kleine wird schneller groß, als du glaubst und seine Wünsche werden immer größer und teurer. Es wird Zeit, dass du dein Leben selbst in die Hand nimmst und dich endlich der Verantwortung stellst. Das Leben ist teuer, Lilly-Marie, und ich bin nicht ewig hier, um dich zu unterstützen.“

Das bedeutsame Schweigen nach dieser kleinen Ansprache, das auf Lilly-Maries Gewissen abzielt, ignoriert die junge Mutter. Ohne ein weiteres Wort geht sie in ihr Zimmer und schließt die Tür hinter sich, die fast im selben Moment wieder aufgerissen wird.

Eine Schimpftirade bricht über uns herein.

Lilly-Marie zuckt erschrocken zusammen, doch reagiert nicht weiter, sondern bettet ihren Sohn in aller Seelenruhe zwischen Kissenbergen, damit er nicht vom Bett kullert und haucht ihm einen zarten Kuss auf die Stirn.

Erst dann wendet sie sich ihrer Mutter zu und zischt: „Raus hier! Levi muss dein Gekeife nicht hören!“

Empört schnappt die ältere Frau nach Luft, verlässt aber, gefolgt von ihrer Tochter, das Zimmer. Kaum ist die Tür hinter ihnen geschlossenen, entflammt ein riesiger Streit, der durch wüste Beschimpfungen und Vorwürfe immer wieder angefacht wird.

Traurig liegt Xia da und starrt an die Decke. Es fällt ihr schwer, die bösen Worte der Frauen auszublenden, die sie tief in ihren Atomkernen treffen. Wie gerne wäre sie jetzt zu Hause, wohl behütet in der Kosmischen Materiewolke schwebend, ganz dicht bei ihrem Interstellaren Medium.

Um diese trüben Gedanken zu verscheuchen und zu verhindern, dass sie wieder unbeabsichtigt losschreit, summt Xia zur Beruhigung leise vor sich hin und fällt kurz darauf in den Ruhemodus, der auch als Tiefschlaf bezeichnet werden könnte.

Xia weiß nicht, wie viel Zeit verstrichen ist, als sie wieder ihr weltliches Bewusstsein erlangt.

Es ist sehr dunkel im Zimmer, doch das gleichmäßige Atmen und Schnorcheln aus dem großen Bett zeigt ihr, dass sie nicht allein ist. Xia liegt unverändert auf ihrem Platz und starrt noch immer an die Decke.

Ihre Gedanken kreisen um das Erlebte des Tages. Sie erinnert sich an die imaginäre Liste mit ihren Fragen und ist neugierig darauf, ob sie in ihrer jetzigen Gestalt fähig ist, das Internet zu benutzen, wie die Menschen es bei jeder Gelegenheit tun.

Sie weiß, dass dort alle Informationen der Welt gespeichert sind, die sich die minderentwickelten Gehirne der Erdenbewohner nicht merken können.

Sie hat Lilly-Marie heute mehrfach dabei beobachtet, wie sie eine Frage in ihr Handy eintippte und die Antwort prompt auf dem kleinen Display erschien.

Xia fasst sich ein Herz und strengt sich an, das Gerät in ihrer neuen Gestalt zu entsperren, was ihr nach nur wenigen Versuchen auch tatsächlich gelingt!

Ein Video ploppt im Display auf, Xia erschreckt sich fast zu Tode: Sie erkennt einen Theatersaal, in dem Menschen in schicker Kleidung während einer Standing Ovation begeistert applaudieren.

Zuerst freut sie sich über diesen Gefühlsausbruch ihr zu Ehren, doch sie begreift schnell, dass die Menschen sie nicht sehen können und beginnt, auf alle möglichen Bottons zu drücken, bis sie den bunten Schriftzug einer bekannten Suchmaschine findet.

Xia vibriert vor Aufregung und kann sich nicht entscheiden, welche Frage sie dem Internetuniversum zuerst stellen soll.

Sie scrollt planlos durch diverse Social-Media-Plattformen, doch auch nach Stunden sieht sie keinen Sinn darin, dass sich Menschen in den banalsten Alltagssituationen selbst fotografieren. Und noch weniger versteht sie, warum andere Menschen wiederum so dumm sind, diese Bilder von völlig Fremden anzusehen und Herzchen darunter zu speichern. Haben die kein eigenes Leben??

Sie überfliegt die Kommentare, die unter manchen Fotos zu finden sind und ist entsetzt. „Warum sind manche Menschen nur so böse?“, fragt sie sich in die Stille des Schlafzimmers hinein, ohne eine Antwort zu erwarten. „Wenn jemandem ein Post nicht gefällt, kann er doch einfach weiter scrollen und sich diese hasserfüllten Kommentare sparen.“

Die kleine Gaswolke wundert sich sehr über das Sozialverhalten auf Social Media und ist schnell erschöpft von dem vielen Input.

Ein vorsichtiger Blick zu Lilly-Marie. Dass ihr Gesicht von dem Handylicht angestrahlt wird, scheint sie im Schlafe nicht zu stören.

Xia schüttelt sich wie ein Hund, um ihre Staubpartikel in Wallung zu bringen. Mit neuer Energie tippt sie nacheinander die Schlagworte „Umweltverschmutzung“, „Streit“ und „Wurst“ von ihrer Liste ein.

Zuerst klickt sie sich nur langsam durch die angezeigten Bilder und Videos, doch bald schon rauschen diese nur so an ihr vorbei und ziehen sie in ihren Bann.

„Was ist das denn für ein Weltraumschrott?!“, ist das Einzige, was ihr dazu einfällt und was sie in regemäßigen Abständen wiederholt.

Sie kann einfach nicht glauben, welche Abgründe der Menschheit sich ihr offenbaren!

Wie in Trance muss sie immer weitere Clips ansehen, obwohl es ihr dabei zunehmend schlechter geht.

Brutale Schlägereien, Müllinseln in den Meeren, Mord, Tod, Kinder, die mit Waffen posieren, Tierquälerei und gruselige Videos lassen ihre Staubpartikel schwer werden. Nie dagewesenen Gefühle wie Traurigkeit, Wut, Verzweiflung, Angst und Abscheu keimen in der kleinen Gaswolke auf.

Als sie unüberlegt einen weiterführenden Link anklickt und wie gelähmt bei der Schlachtung eines Rindes und dessen qualvollen Todeskampf zusieht, zuckt sie vor Schreck zusammen.

Das Handy fällt zu Boden und bleibt reglos liegen.

Wäre sie doch nur schon so groß wie ihr Interstellares Medium! Dann hätte sie genug Energie gespeichert, um eine nie dagewesene Supernova auszulösen, deren Schockwellen über die Erde donnern und alles Leben darauf ausrotten!

Doch leider ist die kleine Gaswolke für eine solch unverstellbar große Explosion noch zu klein. Der Hass auf die Menschheit lässt sie erbeben. Die unscheinbare Bewegung ist mit dem menschlichen Auge kaum erkennbar, dennoch ist die Vibration stark genug, um elektromagnetische Signale zu erzeugen, die sich unaufhaltsam in die Weiten des Weltraums schrauben und mehr und mehr an Reichweite gewinnen.

„Möge jedes menschliche Wesen in ein schwarzes Loch gesogen werden!“ Xias Kampfruf hallt in ihrem Kopf wider, während sie immer weitere Impulse in die Unendlichkeit sendet.

Ihr ist bewusst, dass sie damit ein hohes Risiko eingeht. Möglicherweise fängt irgendwo auf der Welt ein Mensch ihre Signale ab und stuft diese als abnorm ein, was die Raumfahrtbehörden jedes einzelnen Landes binnen Minuten auf den Plan rufen würde.

Doch Xia sind die Konsequenzen egal, sie wird unermüdlich weitermachen, bis sie alle verfügbaren Einsatzkräfte des Universums zur Zerstörung der Erde mobilisiert hat!

Kapitel 3 - Die Zerstörung der Menschheit

Die Sonne geht auf und taucht den Himmel in rosafarbenes Licht. Xias Vibrationen werden allmählich schwächer, bis ihr endgültig der Saft ausgeht. In ihrer weltlichen Gestalt kann sie nichts weiter ausrichten, sie kann nur hoffen, dass ihr Interstellares Medium und ihre Kosmische Materiewolke ihre Hilferufe empfangen haben und sie abholen kommen, bevor die Erde untergeht.

Sie erwartet jeden Moment die Invasion der Kampfraumschiffe, doch nichts von beidem tritt ein. Ihre Hoffnung auf Rettung und Rache verglüht wie ein sterbender Himmelskörper, der als Komet am Nachthimmel einen letzten Gruß zur Erde sendet.

Wieder setzt ein markerschütterndes Piepsen ein, gefolgt von dem durchdringenden Schreien des Menschenwelpen.

Lilly-Marie rührt sich grummelnd und tastet nach ihrem Handy. Als sie wiederholt ins Leere greift, setzt sie sich auf und blickt sich panisch um. Sie wundert sich, ihr Handy auf dem Boden liegend vorzufinden, und grapscht erleichtert danach.

„Was soll das denn?“, entfährt es ihr.

Xia erkennt erschrocken, dass die Internetseite, die sie letzte Nacht zuletzt ansah, noch immer geöffnet ist, doch sie kann es nicht mehr ändern. Ohne Verdacht zu schöpfen schließt Lilly-Marie den Browser durch sanftes Wischen und schlurft zu Levis Bettchen hinüber.

Das ist gerade noch mal gut gegangen…

Sie nimmt ihren Nachwuchs vorsichtig auf den Arm und brabbelt in Babysprache mit ihm, um ihn zu beruhigen.

Wie es Menschenbabys so machen, gluckst er kurz darauf und lächelt glückselig.

Dieser rührende Augenblick wird jäh unterbrochen, als das pure Chaos ausbricht.

Die Ereignisse überschlagen sich plötzlich:

Ein dumpfes Brummen, das tief aus dem Erdkern zu kommen scheint, erklingt und lässt die Luft vibrieren. Obwohl die Sonne bereits aufgegangen ist, verdunkelt sich der Himmel und die Vögel verstummen augenblicklich.

Lilly-Marie merkt, dass etwas nicht stimmt und späht vorsichtig durch die Vorhänge aus dem Fenster.

Sie traut ihren Augen kaum: Ein Geschwader aus Raumschiffen aller Größen und Formen, die noch von keinem menschlichen Gehirn erdacht wurden, haben sich wie ein Vogelschwarm zusammengerottet und verharren regungslos am Himmel über dem Haus.

Lilly-Marie schreit entsetzt auf, doch Levis Augen werden groß und er strahlt über das ganze Gesicht. „Bitte sei still, Levi“, beschwört sie ihn eindringlich.

Er streckt sehnsüchtig seine kleinen Händchen aus und versucht, Worte der Begrüßung zu formen. Seine Mutter versteht nicht, dass er zappelt und mit aller Gewalt versucht, auf sich aufmerksam zu machen. Stattdessen reagiert sie, wie jeder Erdenbewohner der Generation Z: Sie beobachtet die Geschehnisse durch die Kamera ihres Handys, das sie von sich streckt.

Das Summen der Raumschiffe verstummt. Es herrscht mit einem Mal Totenstille. Nicht nur Lilly-Marie, nein, die ganze Welt – außer Levi - scheint den Atem anzuhalten und sich während der Ruhe vor dem Sturm gegen den wohl unvermeidlichen, lang erwarteten, alles zerstörenden Angriff durch die dritte Art zu wappnen.

Die zermürbende Stille wird durch das schrille Geräusch der Türklingel zerrissen.

Lilly-Marie erschrickt sich fast zu Tode. Sie lauscht, doch ihre Mutter scheint sich ebenfalls nicht zu trauen, die Tür zu öffnen.

Sie flüstert in Levis Ohr, was sie denn nur tun soll. „Ich denke nicht, dass die wieder abziehen, wenn wir so tun, als wären wir nicht zu Hause, oder was meinst du?“

Levi schreit und lacht vor Freude.

„Danke dir“, brummelt Lilly-Marie sarkastisch. „Jetzt wissen sie, dass wir da sind.“

Sie fasst sich ein Herz und schleicht mit Levi auf dem Arm zur Tür, das Handy noch immer filmend in der Hand haltend. Durch den Spion kann sie niemanden sehen. Sie atmet noch einmal tief durch, bevor sie die Wohnungstür mit Schwung aufreißt. Eine dünne Holzplatte wird sie wohl kaum vor außerirdischen Waffen schützen, also beschließt sie, als Repräsentantin der Menschheit dem Tod erhobenen Hauptes entgegenzutreten.

„Hallo?“, fragt sie vorsichtig in die Leere. „Kann ich Ihnen helfen?“

Zuerst bekommt sie keine Antwort, doch dann dringen seltsame Laute an ihr Ohr, die sich allmählich zu menschlichen Worten formen.

„Hallo.“ Die Antwort klingt abgehackt, ist aber gut verständlich.

„Wer seid ihr?“, fragt Lilly-Marie mit zitternder Stimme.

„Wir sind der Alptraum der Menschheit, wir werden euch in Stücke reißen, diese für Experimente missbrauchen und dann eure Überreste pulverisieren, wir werden dafür sorgen, dass -“

„Übertreibe doch nicht so maßlos!“ Eine hellere Stimme unterbricht die Erste genervt.

Lilly-Marie reibt sich die Augen und sieht, dass sich eine durchsichtige Wolke, die sie an eine überdimensionale Seifenblase erinnert, vor ihr materialisiert.

„Bitte entschuldige, Menschenfrau“, fährt die zweite Stimme ungerührt fort. „Die Kosmische Materiewolke hier neben mir zapft gerne eure Satelliten an, um sich euren Sciencefiction-Quatsch anzusehen. Wie kommen die Menschen nur darauf, dass Aliens Interesse daran hätten – warum schaust du so blöd?“, unterbricht sie sich selbst und mustert Lilly-Marie.

Lilly-Maries Kinnlade ist heruntergefallen und steht sperrangelweit offen. Sie starrt die beiden wabernden Wolken ungläubig an, bringt aber kein Wort heraus.

Die kleinere Wolke, die vermutlich das Weibchen verkörpert, seufzt theatralisch und spricht langsam und jede Silbe betonend weiter: „Also gut, um es in einfache Menschenlaute zu übersetzen: Wir sind Xias Eltern.“

„Wer ist Xia?“

Lilly-Marie schweigt, und hört fassungslos zu, während die Gaswolke die Kurzfassung des außerirdischen Besuchs erklärt. Dabei fixiert sie die Linse der Kamera, über der ein weißes Lämpchen in regelmäßigen Abständen blinkt.

Lilly-Maries Gedanken überschlagen sich, kann aber nicht reagieren.

„Xia, komm endlich raus“, bittet das Interstellare Medium.

Die Kosmische Materiewolke wabert auf Lilly-Marie zu und kommt Levi bedrohlich nahe. Ihre Alarmglocken schrillen. Sie umklammert ihn fest mit beiden Armen und lässt vor Angst sogar ihr Handy fallen.

„Ihr bekommt meinen Sohn nicht!“, schreit sie aufgebracht. Es dauert einige Sekunden, bis die eben gehörten Informationen über Xia und deren weltlichen Wirt in ihrem Hirn angekommen und verarbeitet sind.

Erschrocken schiebt sie Levi auf Armeslänge von sich und starrt ihn angewidert an. Beinahe hätte sie das arme Kind auch noch fallen lassen!

Die Kosmische Materiewolke schreckt ebenfalls zurück. „Was sollen wir denn mit diesem stinkenden Fleischsack?“

„Sprache, bitte!“, wird er prompt von seiner Angetrauten ermahnt.

Zerknirscht korrigiert er sich: „Ich meine, wir wollen deinen Sohn nicht, wir wollen unsere Xia zurück.“

Die Seifenblase sinkt auf den Boden herab und stupst das Handy an. Ein leises Ploppen ertönt und Xia erscheint neben ihrem Vater als kleinere Version seiner selbst.

„Hallo“, grüßt sie schüchtern in die Runde und schimmert rötlich in der Sonne.

Lilly-Marie wird beinahe ohnmächtig, als sie nun vollumfänglich begreift. Nicht Levi, sondern ihr Handy diente einem Alien-Seifenblasen-Monster als Wirt, um sie auszuspionieren!

Die soeben noch schüchterne Xia plustert sich auf und wabert aufgebracht, dass ihre Staubpartikel durcheinanderwirbeln.

„Lasst euch nicht täuschen und seid nicht so nett zu den Todgeweihten Subjekten!“, rügt sie ihre Eltern. „Ich habe gesehen, wie sich die Menschen untereinander verhalten und wie grausam sie zu unschuldigen Tieren sind. Lasst die Völker angreifen und dem Elend ein Ende setzen!“

Aus der Kosmischen Materiewolke löst sich ein Tropfen. „Das ist meine Tochter...“, sinniert er stolz.

Das Interstellare Medium hält ihn gerade noch davon ab, das Schicksal besiegelnde Zeichen zum Angriff zu geben. „Wir haben uns schon gewundert, warum die gesamte Delegation hier erschienen ist.“ Sie zuckt in Richtung Himmel. „Ich habe befürchtet, dass das auf deine Kappe geht…“

„Jetzt aber mal halblang“, entrüstet sich Lilly-Marie, die endlich wieder ihre Stimme gefunden hat, an Xia gewandt. „Wie kommst du nur darauf, dass wir schlecht sind? Naja, nicht alle Menschen sind gut, aber sooo furchtbar schrecklich sind wir gar nicht!“

Sie setzt Levi neben sich auf den Rasen und tippt flink auf dem Handydisplay herum. Sie ist sich bewusst, dass die Raumschiffe über ihnen nur auf ein Zeichen warten, um anzugreifen. Der Gedanke lässt Adrenalin durch ihre Adern pumpen, doch sie zwingt sich, ruhig zu agieren.

„Hier!“ Sie dreht das Handydisplay zu den drei Besuchern um.

Ein Video von süßen Katzenbabys wird abgespielt, was die Gaswolken kichern lässt. Dann zeigt Lilly-Marie, wie sich zwei Menschen an einem Flughafen vor Freude weinend in die Arme fallen. Sie ist überzeugt, dass sie die Angreifer umstimmen kann und lässt in schneller Folge weitere Videos abspielen. Am Ende zeigt sie noch einige Berichte von Heldentaten und Glückwünschen.

Xia ist sehr erstaunt, dass Menschen offensichtlich auch gute Seiten haben können. Neben dem Schrecklichen erinnert sie sich langsam auch daran, wie liebevoll Lilly-Marie mit ihrem Sohn Levi umgeht. Sie hat die junge Mutter beobachtet und festgestellt, wie verantwortungsvoll und erwachsen sie sich ihm gegenüber verhält.

Xia räuspert sich. „Ich muss zugeben“, beginnt sie zerknirscht, „ich habe mich in euch geirrt. Ich habe mich verleiten lassen und nur das Schlechte gesehen. Vielleicht, weil ich nur das Schlechte sehen wollte. Alles Fremde macht mir Angst.“

Sie wabert näher zu Lilly-Marie und flüstert: „Ich wollte wissen, was es mit der Liebe auf sich hat. - Das habe ich durch dich gelernt. Danke dafür.“

Lilly-Marie lächelt.

„Also wird doch nichts aus der Zerstörung der Menschheit?“ Die emotional aufgeladene Stimmung ist durch die Frage der Kosmischen Materiewolke dahin.

Xia dreht sich schnell hin und her, was wohl einem Kopfschütteln gleichkommt. „Noch nicht.“

Lilly-Marie ist erleichtert und seufzt befreit über die gute Nachricht.

Nun löst sich aus dem Interstellaren Medium ein Tropfen. „Das ist meine Tochter...“, sinniert sie stolz.

Ein klein wenig Enttäuschung ist der Kosmischen Materiewolke anzumerken, doch er reißt sich zusammen und ruft: „100 Lichtjahre fliegen sich nicht von selbst, wir müssen los, wenn wir nicht in den Sternenhagel kommen wollen. Und ich habe noch allerhand zu tun, um die überweltlichen Völker zu besänftigen und sie auf ein anderes Zerstörungsdatum der Erde zu vertrösten…“

Damit steigt er empor, dicht gefolgt von dem Interstellaren Medium.

Nur Xia bleibt unschlüssig zurück.

Binnen eines Lidschlags sind alle Kampfraumschiffe und ihre Eltern verschwunden und die Sonne scheint wieder warm auf die verschont gebliebene Menschheit hinunter.

Die kleine Gaswolke beobachtet, wie sich allmählich ein Schleier über Lilly-Maries Augen legt, der für Vergessen sorgt. Die junge Frau reibt sich die Augen, schüttelt verwundert den Kopf und wendet sich dann ab, ohne Xia wahrzunehmen. Diese Ignoranz schmerz die kleine Gaswolke.

Sie erinnert sich an die Worte ihres Interstellaren Mediums vor ihrer Abreise, dass Menschen in ihrer Wahrnehmung sehr beschränkt und so verkopft sind, dass sie vieles schlichtweg nicht wahrhaben wollen und ignorieren.

Lilly-Marie schnappt sich den kichernden Levi, der eine Pusteblume in der speckigen Hand hält, und packt den Kleinen kurzerhand in den Sitz der Schaukel vor dem Haus und schubst ihn kräftig an. Das Menschenjunge gluckst vor Freude, je höher er schwingt.

Etwas wehmütig macht sich nun auch Xia auf den Weg nach Hause, an den äußersten Rand des Weltalls.

Diese für einen Menschen unvorstellbar lange Reise wird sie vermutlich auch brauchen, um den Schrecken und die starken Emotionen, die das Projekt „Hochentwickelte Spezies Mensch“ tief in ihren Atomkernen hinterlassen hat, zu verarbeiten.

Die Samen von Levis Pusteblume, die mit so viel Mut, Hoffnung und Zuversicht angereichert sind, begleiten sie noch ein Stück.

- Ende -

7 Kommentare

  1. 31
    Spannend, witzig, überraschend (!), unvorhersehbar - DER Hammer!
    Gleichzeitig macht mich die Geschichte auch nachdenklich....

    AntwortenLöschen
  2. Tolle Story, schön geschrieben, witzig und niedlich und nachdenklich zugleich. Gelungen!

    AntwortenLöschen
  3. Mal etwas anderes. Vorgabe war zwar, dass das Kuckuckskind nichts von seinem Ursprung weiß, aber das sehe ich hier nicht als schlimm an. Der irritierte Blick der kleinen Gaswolke auf das Verhalten der Menschen hat mir gefallen. Zum Ende hin wurde Lilly-Marie sogar noch sympathisch.

    AntwortenLöschen
  4. Oh je. Kosmische Eltern sind also auch keine Pädagogen! ("Das wirst du doch für die paar Weltstunden deines Besuches schaffen, oder?“).
    Gefallen haben mir die Idee, einige witzige Formulierungen, der Schreibstil und vor allem der 'fremde' außerirdische Blick auf das, was Menschen für normal halten. Erinnert ein wenig an die 'Briefe aus der chinesischen Vergangenheit' von Rosendorfer (Kritik zB an den sozialen Medien).
    Allerdings sind die Aliens/ ist Xia auch sehr menschlich dargestellt.
    Plausibel ist hier wenig (Wieso wundert es, dass Menschen sich aggressiv verhalten? – Da braucht man nur 30 Minuten irdisches Fernsehen und alles ist klar; wieso weiß XIA das also nicht alles schon vorab??), aber der Text streift etwas 'tiefere' Themen (Ist es Liebe, sich anzuschreien?). Zwischendrin ist es mir zu langatmig und viel zu lang für den Inhalt. Gut fand ich die differenzierte Sicht auf die Menschen am Ende. Bislang eine der gut geschriebenen Storys ...

    AntwortenLöschen
  5. Die Geschichte driftet mir eindeutig zu sehr ins Fantasy-Genre ab. Eine kosmische Molekülwolke soll ein Bewusstsein haben? Okay, einen Nebel als Lebensform gab es auch in der „Star Trek – Voyager“-Folge „Der mysteriöse Nebel“. Dieser war allerdings glaubwürdiger umgesetzt und konnte nicht mal ebenso in ein Smartphone schlüpfen. Einem körperlosen Energiewesen nehme ich das ja noch ab, aber wie soll da eine physische Molekülwolke reinpassen?

    Fraglich ist auch, wie dieses Wolkenwesen Kontakt zu einer Reihe körperlicher Alien-Spezies aufnehmen konnte? Hat das Smarthphone eine Subraumantenne? Und was schert andere Spezies, was eine Molekülwolke will? ‚Lass mal die Menschen ausrotten – die sind böse.‘ ‚Okay, haben gerade sowieso nix besseres zu tun.‘ Ernsthaft? Mal davon abgesehen, dass ein Genozid ebenso verabscheuungswürdig ist, wie das, was die Menschheit abzieht, hätten die Außerirdischen sich doch schon lange vorher Gedanken darüber machen können. Die Funkübertragungen, die wir seit über 100 Jahren ins All senden, sind voll von grauenhaften Bildern. Hier soll diese Erkenntnis aber völlig neu sein.

    Die gut gemeinte Kritik an der irdischen Gesellschaft verabschiedet sich hier in ein gigantisches Logikloch. Die Auflösung, dass das außerirdische Wesen nicht in einem Kind gelandet ist, sondern in einem Handy, ist zwar witzig, aber physikalisch unglaubwürdig. Obendrein scheint es sich bei Lilly-Marie um eine Teeniemutter aus einer Assifamilie zu handeln. Ohne die entsprechende Aufarbeitung bleibt das leider ein Klischee. Die menschlichen Charaktere machen hier keine Entwicklung durch und bleiben daher stereotyp. Dass sie dennoch eine liebende Mutter sein soll, obwohl sie sich einen Dreck um die finanzielle Absicherung ihres Kindes sorgt, nimmt man ihr nicht ab.

    Der Schreibstil ist einigermaßen okay, sieht man einmal von ein paar unglücklichen Formulierungen ab. Zum Beispiel: „es ist schon neun Uhr vorbei.“ Hinzu kommen Wortdoppelungen, wie: „warum sonst sollte die andere Menschenfrau sie sonst wiederholt mit dieser Bezeichnung ansprechen“

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Star Trek kenne ich nicht...
      "Logikloch", "physikalisch unglaubwürdig" ... DEIN ERNST...? :-D
      Dir ist schon bewusst, dass es hier um Aliens geht und allein das von vorne herein im Widerspruch zu "glaubwürdig " steht...?

      Entwicklung, Charaktere usw.... FYI: Die Zeichenanzahl war begrenzt.

      Löschen
    2. Die Abgrenzung zwischen SF und Fantasy wurde hier schon öfter diskutiert.
      Ich habe auch NULL Ahnung von klassischer SF. Für mich ist es einfach "Fantasie spielen lassen".
      Aber verstehe schon, dass eingefleischten Perty Rhodan Fans das zu wenig ist.

      Löschen

نموذج الاتصال