Paratrechina-Communismus
Seit 14 Tagen verdunkelt das riesige Raumschiff nun den Himmel über Birmingham, Alabama.
Es war einfach da, so wie ein Berg oder ein See einfach da war. Friedlich, wenn es nicht ein riesiges Raumschiff wäre könnte man sagen völlig unspektakulär.
Die Jungs von den Delta Forces und die Marines waren auch da.Und zwar in höchster Alarmbereitschaft und fragten sich aber bereits nach 8 Tagen warum. Nichts, aber auch gar nichts passierte.Für die Einwohner der Stadt war schon fast wieder businness as usual angesagt, wenn die Stadt nicht voll mit Experten, Journalisten, Fernsehteams und Schaulustigen die jeden noch so blödsinnigen Alien-Kram in rauen Mengen kauften und für fast 100%ige Auslastung der Übernachtungskapazitäten sorgten, wäre.
Kontaktaufnahme mit den Insassen des Raumschiffs negativ. Keine unmittelbare Gefahr, aber eben auch kein Lebenszeichen.
Nach genau 30 Tagen hörte man die für die Menschheit wohl wichtigsten Worte nach Neil Armstrongs Mondbesuch, der Bergpredigt oder aus Raider wird jetzt Twix, sonst ändert sich nichts, zeitgleich auf jedem Radio und Fernsehsender des Landes. Die Werbeeinnahmen vor und nach der Live-Übertragung waren gigantisch.
„Mein Name ist Myrmila vom Planeten Paratrechina. Wir kommen nach langer Reise durch das All zur Erde in Frieden.“
Lupenreines Oxford-Englisch ohne Akzent und dann diese Botschaft. Aber es kam noch besser. Denn das Raumschiff öffnete sich und Myrmila, schritt wie bei Talent Goes For Gold, die an eine riesige Show-Treppe erinnernde Landungsklappe des Raumschiffs hinunter.
Sie sah mit ihren 1,68m, 99x63x91, sehr stark an Kelly Brooke erinnernden Äußeren, gehüllt in einen enganliegenden roten Raumanzug, sehr eng anliegenden Raumanzug, einfach atemberaubend hinreißend aus.
Gespräche mit dem örtlichen Bürgermeister, der den Ehrenwimpel der Stadt und symbolisch den Schlüssel zur Stadt überreichte, ausgewählten Experten und dem zugeschalteten Präsidenten ergaben, die Paratechinesen waren ausschließlich an wissenschaftlichen,
kulturellen und philosophischen Austausch, sowie der Befüllung ihrer Treibstoffschächte interessiert. Aus diesen Gründen rechnet Myrmila mit einer Verweildauer des Raumschiffes von mindestens zwei Monaten.
Myrmila war die Sprecherin des Paratrchinesen und beantwortete in stoischer Ruhe, zusammen mit den Mitgliedern der Crew Anzeps, Pheidole, Lasius und Aenictus alle Fragen der Erdlinge.
Myrmila selbst besuchte unzählige Veranstaltungen, die Ihr zu Ehren stattfanden, bevorzugte aber Massenveranstaltungen wie Football und Eishockey.
In der Nacht des Abfluges lag ein milchig-trüber bis gelb-grauer Nebel, der aus dem Inneren des Raumschiffes kam, sowie ein stark an Kastanienblüten erinnernder Geruch über der Stadt.
Die von Myrmila ausgesetzten Eier, die zum größten Teil von weiblichen Football und Eishockey Fans, über den Verzehr von Popcorn aufgenommen wurden, sind auf diesen Weg mit dem Spermanebel von Ameisendrohnen über die Atemluft befruchtet worden. Ein weiterer Beweis, unbefleckte Empfängnis ist möglich, aber langweilig.
Nach einigen Wochen geriet das Raumschiff und der Besuch der Paratrechinesen in Vergessenheit und keiner im Umkreis von 100 Kilometern um Birmingham brachte die höchste Geburtenrate seid Aufzeichnungen Einwohnermeldedaten Birminghams und die
sehr hohe Zahl an Zwillingsgeburten mit der Anwesenheit des Raumschiffes in Verbindung.
Genau sechzehn Jahre nach dem ersten Besuch, verdunkelte sich erneut der Himmel über Birmingham, Alabama und Myrmilla, offensichtlich um keine Stunde gealtert, begrüßte die Erdlinge von der Treppe der Landungsluke.
Dieses Mal rückte sie bereits nach 2 1/2 Stunden mit ihrem Anliegen heraus. Neben Treibstoff und Verpflegung fragte sie nach der Bereitschaft, ausgewählter, junger Erdlinge den Planeten Paratrechina- Commun zu besuchen, dort zu lernen und zu leben.
Technologietransfer im Austausch gegen philosophische Denkanstöße.
Auf einer auf allen Kanälen gleichzeitig ausgestrahlten Sondersendung zur Bestzeit, schilderten Myrmila und die eigens mitgereisten Promoterinnen, Invicta, Kalvas und Oechetellus, vor allen der Jugend das friedvolle Herrschaftsfreie Leben in einer egalitären
Gesellschaft auf Paratrechina.
Keine gesellschaftliche Gruppe wird in der klassen- und staatenlosen Gesellschaft bevorzugt. Es wird nur das produziert was für den gemeinsamen Lebensunterhalt notwendig ist. Die Verteilung erfolgt solidarisch, nach Plan auf Grundlage der Bedürfnisse, begründet durch die Abschaffung des Privateigentums. Im Volksmund wurde Paratrechina- Commun schon spöttisch Paratrechina-Communismus genannt,
Man unterscheidet drei gleichberechtigte Funktionen: Arbeiter/innen, Soldaten/innen und Developer/innen.
In Wirklichkeit sprechen wir von einem voll funktionsfähigen, hoch entwickelten Ameisenstaat mit den entsprechenden Königinnen an der Spitze der Lebenspyramide. Mit dem einzigen Ziel der Expansion und der Ausdehnung der eigenen Schwarm- Intelligenz in den Weiten des Weltalls. Eine elitäre Klasse deren Macht auf der kollektiven Intelligenz und Macht der seit Urzeiten unterjochten Ameisenklassen der Arbeiter und Soldaten begründet ist.
Arbeiter/innen sorgen durch Ihren Einsatz für Nahrung und Energie. Soldaten/innen übernehmen spezielle Aufgaben im Innen- und –Außen -Bereich. Developer/innen sorgen für die Kommunikation, Entwicklung und optimale Anpassung. Die Königinnen produzieren Millionen von Eiern die mehr oder weniger entwickelten Spezies zur Aufzucht untergeschoben werden. Homo Sapiens als Kuckucks-Eltern zu nutzen war ein Experiment unter Federführung von Myrmila.
Vom ersten Tag an setzte ein großer Zustrom an jungen Menschen, die meisten um die 16 Jahre alt, ein. Hunderte von Ihnen blieben nach den Einzelgesprächen direkt an Bord und ließen über Kalvas und Invicta die Verabschiedungen an ihre überaus stolzen Eltern übermitteln. Die wenigen Jugendlichen die abgelehnt wurden, berichteten von einem Spiegel, vor den sie sich stellen sollten. Der Blick in den Spiegel erzeugte bei denjenigen die bleiben durften, einen kurzen Aufschrei des Entsetzens, der aber durch den Einsatz eines geruchlosen Gases in einen fast orgiastischen Aufschrei der Freude wechselte. Die Auserwählten wurden augenblicklich zum medizinischen Check in die unteren Etagen des Raumschiffs geleitet. Die abgelehnten Kandidaten erhielten die Möglichkeit zu einem kurzen Rundgang, warme Worte und einen genauso temperierten Händedruck
Myrmila kochte vor Wut .Lasius hatte einem der zurückzuführenden Wirte eine für die auf Integration in die Schwarmintelligenz, zu hohe, letale Dosis an Pheromonen verabreicht. Der Blick in den Spiegel, der den vermeintlichen Menschen ihre wahre Identität preisgibt, also die Verwandlung vom niedlichen Teenager in eine ca. 1,77m große Ameise auf zwei Beinen, allein birgt schon schwer kalkulierbare, psychische und physische Risiken. Dieser litt bereits seit Geburt unter pseudogynen Viren und hatte einen Leberschaden. War dann alles doch zu viel. Das ihn der Tod und noch viel schlimmer die Verwandlung in eine Riesen-Ameise, vor den Augen der Anderen ereilte war ein Faux Pas, und gefährdetet den Erfolg der ganzen Mission. Nur durch den sofortigen Einsatz eines stark wirkenden Narkotikums über die Lüftungsschlitze des Raumschiffes verhinderte die Crew eine Panik und viele unangenehme Fragen seitens der Erdlinge.
Myrmila wartete auf die Meldung von Lasius zu diesen ungeheuerlichen Vorfall während der Identifizierungsphase.
Lasius trat mit leicht gesenkten Fühlern vor seine Königin.
„Myrmila, die Lage ist unter Kontrolle. Die Menschen konnten nichts Verdächtiges bemerken“
Myrmila antwortete schneidend, sichtlich bemüht die eigene Kontrolle zu bewahren.
„Unter Kontrolle? Du nennst das unter Kontrolle, Lasius? Ein Wirt ist vor aller Augen kollabiert und mutiert! Nur unser Narkotikum hat eine unkontrollierbare Panik verhindert!“
Lasius sichtlich bemüht seine Angst zu verbergen versuchte sich zu rechtfertigen.
„Es war ein Versehen. Ich habe..
Myrmila unterbricht ihn scharf und schneidend.
„Lasius hat versagt! Eine letale Dosis und das ohne Prüfung der medizinischen Vorgeschichte.
Dein Fehler hätte beinah die Arbeit von über 16 Jahren zunichte gemacht.“
Lasius antwortete sichtlich niedergeschlagen.
„ Die Larvenaufnahme ist für drei Tage ausgesetzt. Wir nutzen die Zeit zu Neuordnung.
Myrmila antwortete betont leise mit gefährlichen Unterton.
„Neuordnung? Ich will keine Vertröstungen, ich will Ergebnisse. Du kennst den Befehl der Hauptkönigin Formicia? Keine Larve bleibt auf der Erde zurück.“
„Ja Myrmila. Es war doch nur ein Einzelfall-„
Myrmila dreht sich abrupt zu ihm um.
„Ein einzelner Fehler reicht, um uns zu entlarven. Die Menschen sind wachsamer und neugieriger als du glaubst.
Wäre auch nur eine Kamera auf diesen Jungen gerichtet gewesen, wären wir jetzt Legenden aufgespießt in ihren Laboren.“
Lasius sehr gedämpft und leise.
„ Was verlangst du?“
„Disziplin und absolute Kontrolle. Und wer wie Lasius schwächelt wird ersetzt!“
Lasius voller Angst.
„Ersetzt…oder beseitigt?“
Myrmila kalt mit unbewegter Stimme.
„ Für einen tödlichen Fehler gibt es nur eine Antwort. Sorge dafür.“
Lansius senkt die Fühler, verbeugt sich und verlässt wortlos den Raum.
Die Aufnahme der Larven wurde sofort, aufgrund von technischen Schwierigkeiten für drei Tage eingestellt.
Myrmila nutzte die Zeit sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen.
3749 Eier hatte sie beim ersten Aufenthalt bei infrage kommenden Menschen rund um Birmingham platziert. 2964 sind in der Nacht des ersten Rückfluges befruchtet worden, von denen wieder herum 1921 Larven das 16te Lebensjahr erreicht haben.
1919 Larven sind bereits zurückverwandelt an Bord. Abzüglich des gestrigen Todesfalles fehlen noch 2 Larven. Das heißt sie konnten mit der Pseudo-Rekrutierung auf hören und mit der Suche nach den verbleibenden Larven beginnen. Es durfte keine Larve lebendig auf der Erde zurückbleiben. Nach der Geschlechtsreife verliert die sofortige Verwandlung in die Spezies Mensch allmählich ihre Wirkung, und bei Unfall, Tod oder starker Erregung verwandelt die Larve den Wirt in eine Ameise, der stattlichen Größe von ungefähr 1,8om. Selbst ein Blick der Larve, irgendwann allein in den Spiegel, kann verheerende Folgen haben und den Erfolg der Mission auf das Äußerste gefährden.
Die Rekrutierung war nun offiziell beendet.
Der Gedanke an die beiden fehlenden Larven brannte wie Feuer in Myrmilas Geist.
Myrmila, Kalvas und Invicta besuchten die Familie Banks um die 2 fehlenden Wirte kennenzulernen und zur Mitreise zu überreden.
Familie Banks hatte sechs Kinder, die Zwillinge Bob und Tom, und die vor 16 Jahren auf die Welt gekommenen Vierlinge Tina, Toni, Tristan und Lana.
Die Familie war bescheiden und sehr bodenständig, eine Mitreise, noch nicht einmal eine Besichtigung des Raumschiffes kam in Frage. Außerdem war es bei der Ähnlichkeit der Kinder nicht möglich die Larven zu erkennen. Die Larven waren da, ohne Zweifel, nur wer waren sie und wie bewegt man sie das Raumschiff zu besuchen.
Pheromone und davon reichlich war das Gebot der Stunde, wie außer mit Sexuallockstoffen überzeugt man bis dato noch Teenager, davon das bisherige Leben gegen das einer, großen aber irgendwie doch gemeinen Ameise, unter Aufgabe seiner individuellen Eigenständigkeit, in die Schwarmintelligenz der Paratrechina Kolonie einzutauchen und sein Leben als Arbeiter oder Soldat zum Wohle vom Myrmila und den anderen Königinnen zu bestreiten. Tina und Toni fielen auf den Trick herein und verliebten sich unsterblich in Kalvas und Invicta. Nur leider stießen sie keinen Aufschrei des Entsetzens am Spiegel der Wahrheit aus und bekamen von Kalvas und Invicta direkt den Laufpass.
Myrmila wusste nun zumindest wer die fehlenden Larven waren. Die Ereignisse überschlugen sich für Myrmila. Sie musste Augenblicklich zum Rapport bei Hauptkönigin Formicia-Rex erscheinen.
Der Thronsaal von Formicia-Rex war nur durch das Schimmern der Pheromon-Lampen erhellt. Myrmila trat ein und kniete demütig nieder.
„Myrmilla, vom Außenkommando, du kniest vor mir, weil du versagt hast.“
„Hohe Rex, die Operation war fast vollendet. Alle Larven sind an Bord, nur zwei fehlen.“
Formicia-Rex dreht sich abrupt um und sagt schneidend.
„Zwei fehlen also? Zwei sind entkommen. Sie wurden gewarnt, durch Verrat in den eigenen Reihen.
Du hast die Banks unterschätzt. Du hast die Intelligenz der Menschen verkannt.“
Myrmila antwortete angstvoll.
„ Es war Anzeps, Hohe Rex! Eine Soldaten-Ameise die uns verriet. Ich wusste nicht …“
Formicia-Rex unterbricht die verzweifelnde Myrmila harsch.
„ Schweig, der Erfolg der Operation war deine Aufgabe. Durch deine Nachlässigkeit laufen Wirte mit unserer Saat frei und unkontrolliert auf der Erde. Die Folgen für den Schwarm sind nicht zu überschauen.“
„ Hohe Rex, gebt mir nur noch eine letzte Mission. Ich schwöre, ich werde sie finden.“
Formicia-Rex antwortete leise, kalt und erbarmungslos.
„Du schwörst? Leere Worte! Du bist Königin gewesen und hast versagt!
Ich , Formicia-Rex, Hauptkönigin des Schwarms degradiere dich. Auf Lebenszeit wirst du in den Brutkammern dienen. Deine Aufgabe ist ab sofort die Larvenaufzucht. Du wirst die Gesichter deiner Schwestern nicht mehr sehen sondern nur die hungrigen Mäuler der Nachkommen“
Ein grollender Pheromonstoß erfüllte den Raum.
Myrmila bettelte um Gnade doch Formicia-Rex wandte sich ab und zwei Soldaten packten Myrmila an den Armen und führten sie ab.
Die Paratrechinesen sind den Banks Vierlingen auf den Leim gegangen. Anzeps eine abtrünnige Soldaten-Ameise betätigte sich als Whistle-Blower und warnte die Banks. Tristan und Lana tauchten in die Anonymität von New York ab, kurz bevor die verlockende Wirkung der Sexualhormone bei Ihnen einsetzten konnte.
Die Mission der Paratrechinesen wurde auf Befehl von Formicia-Rex sofort abgebrochen. Myrmila fütterte auf Lebenszeit die Larven des Schwarms.
Anzeps beantragte Asyl und erhielt über die CIA einen Beratervertrag und ein geräumiges Büro in Area 51. Tristan und Lana starteten in New York eine Weltkarriere als Heavy-Metal Rocker unter dem Namen Heavy Ants. Der absolute Höhepunkt jeder Show war die Verwandlung der Beiden in 2 Riesenameisen am Ende der Show, ohne das jemand hinter den Trick der vermeintlichen Illusion kam. Der Bürgermeister von Alabama schrieb einen Bestseller mit dem Titel:“Als die Außerirdischen den Ehrenwimpel von Alabama mit in die Weiten des Universums nahmen“
Das Volk der Paratrechinesen wurde durch den Ausbruch der Ameisen-Pest, ausgelöst durch pseudogyne Viren, die das Raumschiff von Formicia-Rex von der Erde einschleppte, in die Früh- Steinzeit der Ameisen zurückgeschleudert und verließ seit diesen Tagen den Planeten nie wieder.
Seltsam? Aber so steht es geschrieben .
Sehr gut geschrieben! Gerne mehr von dir.
AntwortenLöschenSpannend und gut zu lesen.
AntwortenLöschenAls Roman ausbaubar, Entwicklung der Ameisen durch das Wissen der Kuckuckseltern, Leben im Ameisenstaat, Können sich Ameisen auf der Erde ähnlich entwickeln...
AntwortenLöschenIch musste viele Passagen mehrmals lesen. Durch die massiven Satzzeichenfehler war manches nicht auf Anhieb zu verstehen. Sicher ein Debüt, dafür habe ich größte Hochachtung.
AntwortenLöschenDie Aufklärung am Ende hat mich gefreut.
Witziges Ende!
AntwortenLöschenDie Grundidee ist originell — ich finde es großartig, dass die Aliens nicht das sind, wofür man sie zuerst hält; die absurden, einprägsamen Details (z. B. ausgesetzte Eier, die über Popcorn aufgenommen werden) funktionieren für mich und bleiben im Kopf.
AntwortenLöschenGleichzeitig gibt es Stellen, die den Lesefluss und die Glaubwürdigkeit schwächen, sodass die Erzählung an Wirkung verliert.
Wo es konkret hakt:
- Zu schwacher Spannungsaufbau: Die Enthüllung der wahren Identität der Aliens wird meiner Meinung nach zu schnell und zu beiläufig abgehandelt; sie bräuchte mehr Aufbau und einen stärkeren Überraschungsmoment.
- Inkonsistente Namensschreibung: Der Name der Spezies wird mehrfach unterschiedlich geschrieben (Paratechinesen / Paratrchinesen / Paratrechinesen) — das irritiert.
Ein paar Sachen erscheinen mir persönlich zudem unlogisch, hier als Beispiel:
- Die Regel, dass die Verwandlung mit Geschlechtsreife allmählich ihre Wirkung verliert, kollidiert mit der realen Variabilität der Pubertät. Die Aliens kommen genau 16 Jahre nach dem ersten Besuch wieder, da müssten ja einige ihrer Nachfahren schon in der Geschlechtsreife sein und sich längst verwandelt haben. Wie bleibt das also kontrollierbar, und warum holen die Aliens sie nicht früher ab?
- Die Aussage, dass bei Unfall, Tod oder starker Erregung ebenfalls eine Verwandlung in eine 1,80 m große Ameise droht, wirft Fragen auf: Das soll in 1.921 Fällen nicht einmal vor Abholung durch die Aliens passiert sein und niemand soll es bemerkt haben?
- Sätze wie „ein Blick der Larve in den Spiegel kann verheerende Folgen haben“ sind atmosphärisch stark, bleiben aber ohne klare Folgen diffuse Andeutungen.
- Zu viele Fragen bleiben offen: Wie wurden die fehlende Larven bei Familie Banks aufgespürt? Was treibt Anzeps zu seinem Verrat? Vor allem bei letzterem fehlt mir eine nachvollziehbare emotionale oder rationale Motivation.
Ich persönlich finde insgesamt, mit mehr Sorgfalt beim Spannungsaufbau, konsistenter Terminologie und gezielten Erklärungen bzw. bewusst eingesetzter Unklarheit könnte die Geschichte noch deutlich an Überzeugungskraft gewinnen.
Die Geschichte beginnt recht interessant und zunächst scheint es sich bei den Aliens um eine kommunistische Gesellschaft zu handeln. Das wird jedoch schnell relativiert, indem Klassenlosigkeit mit Kollektivismus gleichgesetzt wird. Obendrein ist die Gesellschaft nicht einmal wirklich klassenlos, da es Königinnen gibt. Ebenso scheint es keine Formen von Kunst und Kultur zu geben, es wird nur produziert, was benötigt wird. Das hat mit Kommunismus nicht das Geringste zu tun!
AntwortenLöschenWeiterhin stört an dem Ameisenvolk, dass die Kuckuckskinder wie Menschen aussehen. Wie soll das funktionieren? Wurden sie gentechnisch verändert? Das Aufwachsen in Menschengestalt kann ja wohl kaum ein natürlicher Prozess sein. Und wenn die Rückwandlung mit Einsetzen der Geschlechtsreife eintritt, wäre das mit 16 Jahren schon etwas zu spät. Zumindest nach menschlichen Maßstäben. Wie kann in Sekundenbruchteilen aus einem fleischigen Menschenkörper mit Endoskelett ein Insekt mit Chitinpanzer werden? Selbst in „Die Fliege“ dauerte der Prozess deutlich länger.
Die Motivationen der Charaktere sind schlussendlich auch nicht ganz nachvollziehbar. Plötzlich gibt es einen Verräter und niemand weiß, warum? Den Kuckuckskindern mangelt es noch mehr an Tiefgang und der ständige Wechsel in die Beobachterperspektive macht es nicht gerade leicht, bei den Charakteren zu bleiben und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen.
Der Schreibstil ist – höflich formuliert – eine Katastrophe. Der Großteil des Textes ist klassisch in der Vergangenheitsform geschrieben, doch einige Sätze fallen willkürlich in die Gegenwartsform. Es werden falsche Wörter benutzt, z. B. „seid“ statt „seit“. Permanent wird der falsche Fall angewendet. Beispiel: „vor allen“ statt „vor allem“. Zuweilen wird ein „und“ benutzt, wo ein Komma besser gewesen wäre, z. B. „und fragten sich aber bereits (…)“ Hinzu kommen jede Menge unglückliche Formulierungen wie: „Wir kommen nach langer Reise durch das All zur Erde in Frieden.“ Oder: „einfach atemberaubend hinreißend.“