DACSF2025_05

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Kapitel 1: Die fantastische Ideenfabrik des Conroy N. McScootch

In Greyville kannte niemand seinen Namen oder auch nur sein Gesicht. Doch machten Schlagzeilen die Runde. Absonderliche Schlagzeilen. Geradezu albern. Denn der Chefredakteur des Greyville Telegraph vertrat einen klaren Standpunkt, was Bürgermeister Jim Blossoms Verbindungen in die Unterwelt, und die zunehmende Korruption und Gewalt innerhalb der Stadt betraf: Pinocchio will einfach nur ein Junge sein – und gemäß der Erektion von Jim Blossom, ist er das bereits.“, höhnte die Zeitung. Aber auch: „Beim Thema ‘Korruption‘ hält sich Blossom bislang noch bedeckt – denn in der Sesamstraße sind sie erst beim Buchstaben ‘H wie Hüpfball‘.“. Es waren unorthodoxe Methoden. Praktisch eine ganz neue Form des Qualitätsjournalismus: Künstlerisch und provokant, statt faktenlastig und monoton. Sollte es dem Blatt je um reine Fakten gegangen sein, dann vor allem um einen:

Jim Blossom ist ein Arschloch.

Dementsprechend ungewöhnlich fiel dann auch Blossoms Reaktion auf die Kritik an seinen

Machenschaften aus. Gerüchten zufolge sandte er eine Reihe ganz übler Burschen aus, um den Herausgeber des Greyville Telegraph ausfindig zu machen, und ihn für seine Kommentare bezahlen zu lassen.

Doch - gab es scheinbar keinen Herausgeber. Oder sonst jemanden, der etwas damit zu tun hatte. Niemand wusste, wer diese Zeitung veröffentlichte. Oder von wo aus. Und auch nicht, wie jeder Einwohner in der Stadt trotzdem regelmäßig an die neueste Ausgabe kam. Man wusste nur eines: Im Zuge der fruchtlosen Versuche, den Herausgeber ausfindig zu machen, hatte eine Sonderausgabe des Greyville Telegraph die Runde gemacht: „10 Tipps, seine Ehe zu ruinieren.“, hatte die Titelseite verkündet, und Bürgermeister Blossom darin in zehn sehr eindeutigen Situationen mit einer Prostituierten gezeigt. Der Ärger seiner Ehefrau, Jane Blossom, soll jedoch, wie man hörte, recht schnell wieder verflogen sein. Wie sich herausstellte, waren nämlich sämtliche Belege über einen angeblich geschlossenen Ehevertrag des Paares, nicht mehr auffindbar.

Man habe Jane Blossom niemals glücklicher erlebt, hörte man von Augenzeugen des Scheidungsprozesses. Doch das stimmte so nicht ganz. Denn in der Zwischenzeit war eine weitere Sonderausgabe des Greyville Telegraph erschienen. Darin war Jane Blossom am Strand von Barbados zu sehen, überglücklich, und in den Armen eines attraktiven jungen Mannes. Die Ausgabe enthielt dieses Mal sogar ein paar recht nützliche Tipps zum Thema „Ehekrise“. Sie zeigte unter anderem einen detailliert ausgearbeiteten Ehevertrag, der für das Ehepaar „Jim und

Jane Blossom“ galt, und ziemlich echt wirkte. Er trug sogar Jim Blossoms OriginalUnterschrift. Lediglich die seiner Frau war seltsamerweise geschwärzt worden. Jene reichlich für Furore sorgende Ausgabe hatte zudem auch erstmals einen Kommentar des Herausgebers beinhaltet: „Wenn Sex demokratisch ist, dann war das Ergebnis einstimmig: I fucked you damn

well, Jim Blossom! Gez. C.N.M.“

Doch wer war jener ominöse C.N.M.?

Für Jane Blossom war er der Grund für einen glücklichen Neuanfang in der Karibik. Für Jim Blossom hingegen, war er der Grund, weshalb da neuerdings ein faustgroßes Loch in der Wand seines Büros im Rathaus zu bestaunen war. Die Wahrheit lag wohl irgendwo zwischen Barbados und jenem Loch im Büro des Bürgermeisters.

Irgendwo im Hinterhof Greyvilles, verborgen vor neugierigen Blicken, und fernab des tristgrauen Alltages dieser verkommenen Großstadt. Hätte man den Einwohnern Greyvilles erzählt, welch wundersame Dinge sich dort zutrugen, sie hätten es wohl ohnehin nicht geglaubt: Denn ‘Tristesse‘ zählte zu den wohl verruchtesten aller Kriminellen in der Stadt – sie nahm dir die Hoffnung, das Glück, ja sogar die Vorstellungskraft.

Vorstellungskraft, die es brauchte, um an jenen sagenhaften Ort zu gelangen, zu dem auch du dich gleich begeben wirst - die fantastische Ideenfabrik des Conroy N. McScootch!

Nur wenigen offenbarte sie sich jemals. Der Weg dorthin, war von den absonderlichsten Einfällen gesäumt. Doch für Auserlesene war sie immer da, und hob sich auch heute Nacht, von vereinzelten Straßenlaternen beleuchtet, silhouettenhaft, mit ihren alten Fabrikgebäuden und Schornsteinen, in den pechschwarzen Nachthimmel empor. Welch sagenhafte Wunder schlummerten hinter diesen Mauern? Du bist dem Geheimnis ganz nah, und begibst dich auf den Weg dorthin…

Ein Schuhuen durchdringt die Stille der Nacht. Fragenden Blickes wendest du dich an die Eule auf dem Ast zu deiner rechten. Sichtlich angespannt versucht diese zunächst so zu tun, als hätten sich eure Blicke nicht getroffen, und starrt verkrampft über dich hinweg in die Dunkelheit - ehe sie diesen durchschaubaren Versuch, die Situation zu überspielen, aufgibt, und sich dir erneut zuwendet:

„Oh, ähm…das war nur ein rhetorisches Schuhu…du…wir müssen nicht Smalltalk oder so…“ - peinlich berührt fliegt die Eule davon. Die Nacht bringt so manch seltsamen Vogel zu Tage - liest du weise vor dich hin, und bist auch schon einen Satz näher am Geheimnis der Ideenfabrik.

Du hast dich mittlerweile bis zu einem einsamen, unscheinbaren Pförtnerhäuschen vorgelesen. Ein Zugangstor versperrt dir den Weg auf ein vollkommen brach liegendes, von Unkraut überwuchertes Gelände. Der Pförtner blickt desinteressiert von seiner Zeitschrift auf. „Man erwartet dich bereits.“, raunzt dir der grummelige alte Mann gelangweilt entgegen, während er per Knopfdruck jenes schwere eiserne Zugangstor öffnet. „Einfach immer von links nach rechts dem Text entlang.“, wegbeschreibt er, und verschwindet sogleich wieder hinter seiner Zeitschrift. Das Tor öffnet sich langsam und quietschend - und mit einem Mal, und praktisch aus dem Nichts, entsteht direkt vor deinen Augen ein Fabrikgelände. Die Umrisse von altehrwürdigen Fabrikhallen, und dem eines rauchenden Schornsteins, allesamt backsteinfarben, sind auch im dunstigen Schein der Straßenlaternen noch gut erkennbar. Doch nur für einen kurzen Augenblick…

„Besucher auf dem Weg zu Ebene fünf! Jay-Jay – ich schick‘ ihn in zu dir, halte dich bereit!“

Du befindest dich in einem äußerst spärlich eingerichteten Büro. Ein einzelner Schreibtisch steht in der Mitte des ansonsten leeren Raumes, zu deiner linken offenbart sich dir ein Fenster, zu deiner rechten steht eine Tür offen, und führt hinaus in einen langen und undurchsichtigen

Flur. Dir gegenüber, hinter jenem elegant glänzenden Mahagonitisch, sitzt eine junge Frau mit Stupsnase und Pausbäckchen. Sie hat ihr blondes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und trägt eine schicke blaue Uniform, der einer Stewardess nicht unähnlich. Direkt über ihrem Herzen ist ein silbernes Namensschild befestigt. Darauf heißt es: „Lil Jay-Jayy“. Ein erwartungsvolles Lächeln ziert ihr Gesicht.

„Ah - sieh an! Ein Leser. Ich hätte es mir denken können. Die Anwohner aus Greyville kehren meist bereits nach der sprechenden Eule wieder um…“, sprudelt es energisch, und in aufgewecktem, heiterem Tonfall aus ihr hervor „…zum ersten Mal in der Ideenfabrik, was?“, sie nickt verständnisvoll. „Mr. McScootch hat sie so konzipiert, dass sie sogar problemlos in das Kapitel einer Geschichte passt, um auch Lesern bequem von der Couch aus Zugang zu gewähren.“, ihr Lächeln wird nun sogar noch eine Spur freudiger. „Eine geradezu bahnbrechende architektonische Leistung - mit dem innovativen Nebeneffekt, dass Leser sich dadurch besser in das Abenteuer hineinversetzen können, da sie zum Teil der Geschichte werden.“, sie zwinkert frech, und fügt an: „Mr. McScootch hatte für euch Leser noch so einige fantastische Ideen auf Lager – doch wird von hier an nun zunächst ein Erzähler übernehmen.“ Lil Jay-Jayy schnipst mit den Fingern:

Es begann alles mit einem Namen. Die Eltern von Conroy McScootch kamen bei seiner Geburt auf die Idee, den Spitznamen ihres Sohnes in Anführungsstrichen zwischen seinen tatsächlichen Namen zu setzen. Eine Pionierleistung für die damalige Zeit der Namensgebung – ConroyNicknameMcScootch war geboren. Doch wer konnte damals schon ernsthaft damit rechnen, dass der kleine Conroy seine Eltern an Absurdität sogar noch übertreffen würde? Schon früh zeigte sich sein Talent für die Produktion von sonderbaren Ideen. Berichte über „Haiattacken“ hielten vor langer Zeit vielerorts Badegäste von einstigen Urlaubsparadiesen fern. McScootch gelang es, diesen angsteinflößenden Begriff durch den Fachbegriff „Bananaboot-Abenteuer“ zu ersetzen, und löste damit das Problem angriffslustiger Hai- …naja… zumindest hatten die Menschen wieder mehr Lust auf Strandurlaub. Und es sollte nicht sein letzter ungewöhnlicher Einfall bleiben! McScootch hatte einen Narren an absurden Ideen gefressen, und beschloss, sie künftig am Fließband herzustellen. Er befand, dass seine bunten Einfälle in einer trostlosen Stadt wie Greyville am besten zur Geltung kommen würden, allerdings auch, dass Gewaltandrohungen des zwielichtigen Bürgermeisters durchaus schlagende Argumente waren, weshalb er sich entschied, aus dem Verborgenen heraus zu agieren, und nur auserlesenen Personen Zugang zu seiner Fabrik zu gewähren. Als geheimer Chefredakteur des „Greyville Telegraph“ wurden seine innovativen Sprüche im Kampf gegen verbrecherische Tunichtgute schon bald stadtbekannt. Im Zuge dieser Erfolge brachte er bald sogar stolz seinen ersten eigenständig produzierten, unpolitischen Witz in Umlauf:

Workaholic Idris Elba ist aufgrund seiner Arbeitssucht in Therapie. Auf Nachfrage, wie die Behandlung läuft, antwortete der Schauspieler mit: „Es liegt noch eine Menge Arbeit vor mir.“

Bingo-Bongo! Die Menschen lieben Klatsch und Tratsch, daher war McScootchs spitze Zunge bald schon bis weit über die Stadtgrenzen Greyvilles hinaus bekannt. Und mit der schwächelnden deutschen Unterhaltungsindustrie, hatte er zudem eine Marktlücke für die Herstellung kreativer Ideen ausgemacht. Doch wie könnte ein einzelner Mann je den gigantischen Bedarf an Kreativität in diesem Lande decken?

Lil Jay-Jayy setzt gerade wieder zu sprechen an - da knallt mit einem Mal eine Eule ans Fenster zu ihrer rechten! Die Empfangsdame zuckt heftig zusammen. Sie sammelt sich kurz, entschuldigt sich für „einen Augenblick“, öffnet besagtes Fenster, und brüllt dann aus voller

Kehle nach unten: „HERR SCHMIDT, SIE KÖNNEN HIER NICHT EINFACH GEGEN MEIN FENSTER KNALLEN –ICH BIN MITTEN IN EINEM KUNDENGESPRÄCH!“. Sie schließt das Fenster wieder, schreitet anmutig zurück zu ihrem Schreibtisch, lässt sich elegant und in äußerst aufrechter Körperhaltung auf ihrem Stuhl nieder, richtet dabei kurz die Krawatte ihrer Uniform, und fährt bezaubernd lächelnd fort. „Entschuldige die Unterbrechung. Das war Herr Schmidt, aus der Abteilung Süß&Flauschig. Ihr seid euch auf dem Weg hierher ja bereits begegnet. Seltsamer Kerl. Der stößt auch mit seinem Hoverboard andauernd überall dagegen.

Eulen, oder?!“, sie lacht kurz auf. „Die sind wie Fidel Castro, nur - “, die Augen der Frau weiten sich panisch - offensichtlich versteht sie nicht genug von Politik, um diesen Satz vernünftig zu beenden. „ – nur… flauschiger.“, schließt sie, und nimmt hastig einen großen Schluck aus ihrer

Kaffeetasse. „Wo waren wir doch gleich?“, sie blickt suchend ihren, bis auf eine Schreibtischlampe und jene Kaffeetasse, leeren Schreibtisch ab, und schürzt dann betreten die Lippen. „Ich hätte mir ja Stichpunkte notiert, aber es gibt in diesem Laden nicht auch nur einen einzigen funktionierenden Kugelschreiber…“, sie blickt träumerisch durch die offene Tür in den Flur zu ihrer linken. „…dafür haben wir zwei Bernsteinzimmer. Für den Fall, dass mal eines verloren geht…“. Noch bevor sie sich weiter in belanglosem Smalltalk verlieren kann, werdet ihr abermals von einem Geräusch unterbrochen; Ein Papagei rauscht mit viel Geflatter aus eben jenem Flur zur Tür hinein, und lässt sich zielsicher auf ihrer Schreibtischlampe nieder. „Ah, Mimsy!“, verkündet die Frau voller Stolz, und ein verheißungsvolles Lächeln huscht zurück auf ihr Gesicht. „Lieber Leser, das hier ist Mimsy, der Papagei. Mr. McScootch hat Mimsy vom Chef der C.I.A. …nun… sagen wir „ausgeliehen“. Papageien sind zwar nicht ganz so schlau wie Eulen, aber ab und an gibt der Kleine hier ganz erstaunliche Dinge von sich.“, sie krault den Vogel liebevoll am Hals „durch ihn sind wir überhaupt erst an die beiden Bernsteinzimmer gelangt, nicht wahr, Mimsy?“ „Aliens exist. Destroy the evidence!“, krächzt Mimsy zur Antwort. „Ganz recht - destroy the evidence du süßer kleiner Fratz.“, wiederholt

Lil Jay-Jayy honigsüß, und wendet sich dir daraufhin wieder zu. „Ah, ja. Weswegen du hier bist. Nun –“ beginnt sie, und ihr Gebaren wirkt nun ernst und geschäftsmäßig. „Mr. McScootch braucht euch Leser, um seine genialen Ideen zu verbreiten. Er stieß bei der verzweifelten Suche nach einer Möglichkeit, dieses Land mit Ideen zu versorgen, in der Zwischenzeit nämlich auf eine Reihe geheimnisvoller Vorgänge in ganz Greyville sowie einen äußerst sonderbaren Ermittler namens Inspektor Clumsyworaufhin ihm eine weitere fantastische Idee kam!

Könnte er das bunte Treiben in der Stadt nicht einfach so wie es ist aufschreiben lassen, und sich dadurch die Suche nach weiteren Ideen sparen? Und wäre es nicht sogar noch einfallsreicher, wenn er selbst nie wieder einen Finger rühren müsste, und seine Mitarbeiter auch alles andere für ihn erledigen würden?“, sie räuspert sich, blickt kurz aus dem Fenster

Richtung pechschwarzem Nachthimmel, und schließt mit merklich gereiztem Tonfall in ihrer Stimme „Nun – diese fantastischen Ideen haben mir heute Nacht Überstunden beschert, und dir ein aufregendes Abenteuer, mit dem Titel: Shades of Bizarre and The Infinity in

Strange. Sobald du die Fabrik verlässt, dürftest du auch schon auf ein Kapitel über irgendeinen legendären Clown stoßen, und –“ „Eldorado is real.“, unterbricht sie der Papagei, und Lil Jay-Jayy erstarrt mitten im Satz. Ihre Augen weiten sich vor Aufregung. Langsam und bedächtig dreht sie ihren Kopf in Richtung des Papageis. „Blackbeard is alive.“, krächzt dieser gerade frech, während die Empfangsdame den Vogel wie gebannt fixiert, ohne sich dabei auch nur einen Millimeter zu rühren. „Scheiß auf Blackbeard, Mimsy. Mama will in die Stadt aus purem Gold…komm schon… die Koordinaten, Mimsy…!“, murmelt sie eindringlich - doch mit einem Mal spannt der Vogel auch bereits wieder seine Flügel, und flattert geräuschvoll aus dem Büro. Lil Jay-Jayy entfährt ein Seufzer. Sie massiert sich völlig entnervt ihre Schläfen:

„Ich hasse diesen Vogel! Der ist praktisch ein fliegender cliff hanger…“. Sie nimmt einen weiteren großen Schluck aus ihrer Kaffeetasse, gurgelt unnötig lange und geräuschvoll vor sich hin, und will gerade mit dem Gespräch fortfahren - als eine weitere Mitarbeiterin in blauer Uniform aufgeregt ins Büro wuselt. „Jay-Jay, Beeilung! Wir haben einen Code 17 - Mimsy hat soeben Beauty-Geheimnisse enthüllt!“. Lil Jay-Jayys Sorgen sind vergessen. Mit einem Mal springt sie ruckartig von ihrem Stuhl auf. „Leser-vielen-Dank-für-deinen-Besuch.“, haspelt sie hektisch, und in atemberaubendem Tempo herunter, „doch-ich-muss-nun-leiderdringend…nun…Code 17 ist für Frauen so, wie das Bat-Signal für Batman - die Zeit drängt!“. Sie blickt ein letztes Mal kurz, aber äußerst bedeutungsschwanger aus dem Fenster gen

Nachthimmel, wispert unheilvoll vor sich hin in die Stille: „Ich WETTE - es geht um

Guacamole!“, ehe sie eiligen Schrittes gemeinsam mit ihrer Kollegin das Büro verlässt. Du liest noch einen Satz weiter, und erblickst schließlich unter dir ein höchst verheißungsvolles Kapitel, über den König aller Clowns…

Kapitel 2: Die Legende vom König der Clowns

Hast du dich jemals gefragt, wer eigentlich festlegt, was lustig ist? Wissenschaftler kümmern sich um Fakten, der Jurist reglementiert die Konsequenzen daraus in Paragrafen, und

Ornithologen stehen betrübt vor dem Brathähnchenstand. Doch welche Instanz hat die Macht über unsere Freude zu bestimmen? Lieber Leser, dies ist die Legende von Luftikus – dem König aller Clowns.

Clowns beherrschen schon seit jeher die Kunst der Unterhaltung. Sie thronen auf Bühnen, mit einer Spritzblume als ihrem Zepter, das ihnen Macht über uns Menschen verleiht – ein Spritzer genügt, und wir fügen uns ihrem Willen. Großspurig führen sie uns durch das Abendland, erlösen uns von den Lasten unseres Alltages und haben dabei doch immer ein Lächeln im Gesicht. Es ist ein falsches Lächeln, schlecht aufgemalt und unheimlich. Doch uns etwas Beängstigendes als witzig zu verkaufen, ist ein Überbleibsel längst vergangener Magie und Größe, die dem Clown einst innewohnten. Denn vor langer Zeit beherrschte ein Clown weit mehr als nur Showeinlagen – er herrschte über das Lachen.

Der Legende nach handelte es sich bei jenem glorreichen Herrscher um eine auf Humor basierende, außerirdische Lebensform. Man sagt, er sei einst auf diesen Planeten gekommen, um uns Menschen die Freude zu bringen. Sein fremdartiges Äußeres verbarg er hinter Kostüm, Perücke, Make-Up und falscher Nase, zudem versteckte er sich, vor neugierigen Blicken verborgen, im endlosen Nichts der arktischen Schneewüste – denn aus Angst, uns mit dem

Wissen um seine Herkunft und Macht den Spaß zu verderben, sollte niemand jemals von seiner

Existenz erfahren.

…in einer gigantischen, palastähnlichen Hüpfburg zu hausen, für die er zwei Jahre lang pusten musste, war vielleicht nicht gerade geheimagentenmäßig – aber er sollte ja auch nicht als König der Logik in die Geschichte eingehen.

Seine Mission war Spaß! Und bald schon, ließ er die Menschen an seinen übernatürlichen Fähigkeiten teilhaben: Luftikus gelang es, den Spaß aus der Luft zu extrahieren und in Ballons abzufüllen. Da Luft eine unerschöpfliche Ressource ist, stellte er dadurch sicher, dass den Kindern auf der Erde mit der Erfindung seines „Luftballons“ niemals die Freude ausgehen konnte. Ihm gelang es zudem, weit über 50 Synonyme für das Wort „Penis“ in den menschlichen Sprachgebrauch einzuschleusen. Im Deutschen zählen hierzu Klassiker wie

„Ding-Dong“, „Schniepel“ oder auch „Pillermann“. Aber auch beim Thema

Gleichberechtigung griff Luftikus rigoros durch: Er färbte den Alkohol bunt und versah ihn mit Schirmchen, damit endlich auch Frauen Spaß daran haben konnten.

Seine geheime Festung wurde schon bald zu einer wahren Comedyhochburg – denn nirgends auf der Welt war Stand-Up anspruchsvoller, als in seinem wackeligen Hüpfpalast. (Diesen Satz sollte man zweimal lesen - das waren geradezu königliche Wortspiele!)

Gemäß der Legende führte Luftikus sämtliche seiner Spaßmissionen in der Nacht durch, ritt auf einem Luftballondrachen durch die Lüfte, und schenkte uns Menschen damit heimlich Freude.

Der sagenhafte „phantom clown“ (englische Aussprache) war schon bald in aller Munde, doch hinterließ er außer Gelächter nur Gerüchte und Vermutungen – was auch für sein plötzliches Verschwinden galt. Niemand weiß, wohin er ging oder warum. Manch einer munkelt, er habe sich wohl versehentlich in einen luftversiegelten Raum einpantomiert, und sei gestorben, andere wiederrum behaupten, die Sexszene von Halle Berry und diesem grauhaarigen Typen im Film Monster‘s Ball sei echt gewesen. Sicher ist nur, dass es seit langer Zeit kein Lebenszeichen mehr von ihm gab.

…doch kann eine auf Humor basierende Lebensform denn überhaupt sterben? Der Tod ist schließlich nicht witzig. Viele Gläubige sind König Lustig noch immer treu, und halten die Erinnerung an seine Legende bis zum heutigen Tage aufrecht. Um seine geheime Mission zu schützen, tarnten sie sämtliche ihrer Huldigungen: Sie nutzten den Spaßbegriff „Coca-Cola“, um, vom Deckmantel des Kapitalismus geschützt, und zu seinen Ehren, Freude in kleinen Flaschen zu verkaufen, und brachten den Mythos eines freudeschenkenden Mannes in verschlüsselter Form auf der ganzen Welt in Umlauf - Weihnachten und Coca-Cola waren geboren!

Sicherlich hast auch du bereits einen alljährlichen Coca-Cola-Weihnachtsmann-Werbespot gesehen. Doch hast du auch die geheimen Bedeutungen hinter den Verschlüsselungen enträtselt? Denn aus dem „phantom clown“ wurde „Santa Claus“, aus „ha ha ha“ wurde „ho ho ho“, und mit dem Weihnachtsbaum etablierte man sogar einen absurden Running Gag im Wohnzimmer der Menschen – alles in der Hoffnung, den geheimnisvollen König mit diesen bewundernden Anspielungen auf sein Wirken zur Rückkehr zu bewegen. Hast du nie den Sinn des Weihnachtsbaumes hinterfragt? Wie ein einfacher Mann derartige Kräfte haben konnte, warum er im Geheimen agieren musste, und was das alles mit Coca-Cola zu tun hat? Nun kennst du das Geheimnis von Coca-Cola, Weihnachten sowie des Ursprungs eines jeden Lachens auf der Welt. Alles geht auf den einstigen Herrscher über die Freude zurück - und die Anzeichen auf eine Rückkehr des Clownkönigs mehren sich. Zum einen, weil ich König Luftikus bin und diesen Text hier geschrieben habe, zum anderen, weil das als Beleg eigentlich schon vollkommen ausreichen sollte, ich diesen Satz aber trotzdem noch unnötigerweise in die Länge ziehe.

Lieber Leser, das Wort „Clown“ ist zu einem Synonym für „Idiot“ verkommen, ein Friseur namens Klaas Heufer-Umlauf moderiert eine Comedyshow, und Enissa Amani hat das mit dem Make-Up und den falschen Nasen aber mal komplett falsch verstanden. Keine Frage - die Clowns in Deutschland sind von ihrem Weg abgekommen.

Doch bin ich nicht würdig, eure Comedywelt zu retten. Gigantische Hüpfburgen, abgehobene Ballondrachen und 50 Bezeichnungen für ein Wort, das bereits eine Bedeutung hatte - Luxus und Dekadenz bringen den Menschen keine Freude, sie bescheren ihnen Neid und Missgunst.

Ein wahrhaftiger König hätte sein Volk vor solch schädlichen Einflüssen bewahrt, daher kenne ich nun meine tatsächliche Bestimmung in eurer Welt. Ich bin nicht länger König Luftikus – Herrscher über das Lachen. Man kennt mich heutzutage als Conroy N. McScootch, dem Leiter der bescheidenen, aber fantastischen, Ideenfabrik. Seit meiner Flucht ins Exil tüftle ich an Möglichkeiten, Humor in eure Welt zu tragen, welcher ohne einen König auskommt, der die

Macht ein Lächeln herbeizuzaubern, missbrauchen könnte – nun endlich hat die Suche ein Ende! Greyvilles bunteste Bewohner warten darauf, von dir gelesen zu werden. Für den Anfang wird dich Uncle Buck im Kapitel „Welcome to Greyville: City of Crime, Sluts and Unicorns“ nun erst einmal durch unsere absonderliche kleine Stadt führen. Doch sei gewarnt! Diese Geschichte ist weit mehr als nur ein heiteres kleines Abenteuer. In Greyville gehen höchst beunruhigende Dinge vor sich. Eine Verschwörung!

Der Gefängnisausbruch, über den niemand etwas wissen durfte, Grenadine Green, die spurlos verschwand, Leichen ohne Identität, ohne ersichtliche Todesursache, und es heißt, auch eine Geheimorganisation triebe in der Stadt ihr Unwesen. Ganz zu schweigen von jenem Phantom mit Namen Royston Red.

Wenn du mich fragst, dann ist die Legende um die „Colors of Wisdom“ der Schlüssel zum

Zentrum dieses verworrenen Labyrinths. Grenadine Green, Royston Red – während meines Daseins auf diesem Planeten stieß ich bereits des Öfteren auf Hinweise zu jener sagenumwobenen Legende um das Geheimnis der Farben. Es heißt, nur wer die Macht der

Farben entschlüsselt, kennt die Antwort aller Fragen. Was auch immer das bedeutet. Ich weiß nur eines: Dies sind die Shades of Bizarre and The Infinity in Strange. Dies ist die 1. schriftliche Aufzeichnung über die Legende der Farben und Zeugnis all jener absonderlichen Vorgänge in ganz Greyville. Doch bevor es losgeht, gäbe da noch eine wichtige Frage zu klären:

Bist du bereit für ein Leseabenteuer, wie du es noch nie zuvor erlebt hast?

8 Kommentare

  1. Leider finde ich, dass das Thema verfehlt wurde.

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  2. Viel Phantasie. Für den Leser ziemlich verwirrend. Muss Jack zustimmen.

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  3. Der Text ist definitiv außergewöhnlich – stilistisch irgendwo zwischen Douglas Adams, Monty Python, Willy Wonka Fabrikführung und Deadpool-Monolog. Er ist extrem verspielt, bricht konsequent die vierte Wand und macht den Leser selbst zur Figur im Text – das ist mutig und hat Charme.

    Allerdings lebt die Geschichte fast ausschließlich von Meta-Humor und absurd-verspielter Sprache. Dadurch entsteht zwar ein starker Stil, aber (noch) kein richtiger Plot. Es wirkt eher wie eine überlange Einleitung oder ein Showreel für Sprachwitz, bevor etwas Konkretes passiert. Der Humor sitzt oft, trifft aber manchmal auch den Punkt, wo er sich selbst überholt und ins Reine-Redundanz-Gebiet kippt.

    Fazit:
    Fantastisch schräger Stil, unkonventionell, kreativ bis zum Anschlag – aber erzählerisch noch ohne greifende Handlung. Funktioniert super als Auftakt für ein völlig abgedrehtes Abenteuer, aber als alleinstehende Geschichte fehlt mir ein echter Konflikt oder roter Faden.


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  4. Nicht meins. Sehr verwirrend, fängt mich überhaupt nicht ein, habe nach der Hälfte aufgehört, weiterzulesen.

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  5. Die Geschichte ist hoffentlich Teil eines längeren Textes - mein Eindruck ist, dass sie bereits geschrieben wurde, bevor das Thema feststand. Ich finde den Stil toll, vielleicht etwas zu viel und überdreht, wie bereits geschrieben: wie ein Auftakt, dem im Anschluss die eigentliche Handlung folgt. Ich sehe auch direkt einen Film vor Augen, Gotham City ist dabei. Als für sich stehende Kurzgeschichte funktioniert es für mich gar nicht.

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  6. Ist das nur bei mir so oder sind die Absätze teilweise komisch gesetzt? Jedenfalls, es ist eine sehr faszinierende Idee den Leser selbst in die Geschichte mit einzubeziehen. Und es sind sehr viele Scherze in der Geschichte enthalten, ob man das nun gut oder schlecht finden mag liegt wohl an jedem selbst. Mir persönlich ist der Text etwas zu bemüht und eher dabei den Leser vorzuführen, als ihn an die Hand zu nehmen und durch eine spannende Geschichte zu begleiten. Auch wurde das Thema der Ausschreibung nicht erfüllt. Letzten Endes lässt die Geschichte vor allem ein Gefühl der Verwirrung in mir zurück.

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  7. Wie bereits die vorherige Kurzgeschichte bleibt auch diese zu wenig an den Charakteren und nimmt zu sehr eine Beobachterperspektive ein. Sie liest sich dadurch mehr wie ein Artikel, nicht wie eine Geschichte. Obendrein passt die Aufteilung in zwei Kapitel nicht zu einer Kurzgeschichte und das offene Ende, das eine Fortsetzung andeutet, lässt alles umso mehr wie einen Auszug aus einem Roman wirken.

    Inhaltlich scheint das erste Kapitel zunächst nicht viel mit dem zweiten gemein zu haben, bis aufgedeckt wird, dass der Clown und Conroy McScootch dieselbe Person sind. Da jedoch der Fokus auf die Hauptfigur fehlt, wird man aus dem Ganzen nicht wirklich schlau. Conroy ist also ein Alien, der schon seit über 100 Jahren auf der Erde lebt? Und erst will er die Menschen zum Lachen bringen, später dann über Korruption aufklären? Worin liegt die Motivation für seinen Sinneswandel? Und wer hat ihn eigentlich warum auf der Erde ausgesetzt? Das vorgegebene Thema wird hier kaum angesprochen.

    Hinzu kommen erhebliche Recherchefehler. So sollen der Weihnachtmann und die Marke Coca Cola (Product Placement) auf den Alien zurückgehen. Die Ursprünge von Santa Clause sind historisch gut belegt und haben nichts mit Aliens zu tun. Der Namensteil „Coca“ der Cola leitet sich derweil von Kokain ab, welches früher in dem Getränk enthalten war. Ist McScootch also ein intergalaktischer Drogendealer oder was?

    Zu guter Letzt krankt die Geschichte auch am Schreibstil. Ständig wird zwischen der Vergangenheits- und Gegenwartsform gewechselt. Das macht die Story zusätzlich anstrengend zu lesen. Die unpassend formatierten Absätze haben sich bestimmt durch das hochladen auf die Webseite ergeben und sollten daher nicht in die Wertung einfließen.

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  8. Es kitzelt mich angesichts des Textes, auch mal die vierte Wand zu durchbrechen: Was hast Du geraucht?

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