Aber das ist nicht mein Kaktus
Herbert Lindemann stand in seinem abgewetzten Bademantel vor dem Spiegel seines winzigen Badezimmers. Der Spiegel hatte unten rechts einen Sprung, den er seit Jahren ignorierte – genau wie die Tatsache, dass heute sein fünfzigster Geburtstag war. Er wollte es vergessen, einfach genau wie den Sprung im Spiegel ignorieren, und er schrubbte mechanisch seine Zähne.
Gestern war sein letzter Tag als Pförtner bei der Lokalzeitung gewesen. Nach 27 Jahren. „Digitalisierung“, hatte der neue Chefredakteur gesagt, ein Mann halb so alt wie Herbert, mit einem Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. Eine intelligente App mit Kamera würde jetzt die Eingangstür steuern, man brauchte kein altmodisches Pförtnerhäuschen mehr.
Herbert Lindemann schnaubte, die Zahnpasta blubberte.
Altmodisch! Er war so entbehrlich geworden wie eine alte Pferdekutsche.
Und – wäre das nicht schon genug gewesen – hatte er letzte Woche schon die Nachricht erhalten, dass der Kegelclub aufgelöst wurde. Die Kegelbahn musste einem neuen Einkaufszentrum weichen.
Seine Kegelbahn!
Sein Kegelclub!
Seine ganze Leidenschaft! Niemand warf die Neuner so wie Herbert!
Herbert seufzte tief und hustete, weil er vergessen hatte, dass er noch immer Zähne putzte, und ihm Zahnpastaschaum in den Hals geriet. Er spülte den Mund aus und bürstete die Zähne nochmal. Er hatte Zeit. Den ganzen Tag lang. Er war arbeitslos. Seine Zukunftsaussichten waren begrenzt, um es freundlich auszudrücken. Mit fünfzig war er zu alt für einen Neuanfang und zu jung für die Rente. Seine Ersparnisse würden für ein paar Monate reichen, danach... nein, darüber wollte er nicht nachdenken. Nicht an seinem Geburtstag.
Sch… Geburtstag, fluchte er leise. Wer braucht schon Geburtstag. Unnötiger sentimentaler Kram. Was sollte er schon groß feiern? Und überhaupt, mit wem? Er war allein, ohne Freunde, arbeitslos, ohne Kegelbahn. Ein trauriger Geburtstag. Aber … es stimmte nicht ganz, er hatte einen Mitbewohner: ein seltsames Gewächs, das entfernt an einen Kaktus erinnerte, aber irgendwie... anders war. Zum einen schon mal, dass diese Pflanze nicht grün war, nein, sie hatte eine merkwürdige bläuliche Färbung und eine Form, die sehr abstrakt schien.
Herbert hatte den ‚Kaktus' vor vierzig Jahren aus dem Müll der Nachbarn gefischt. Der zehnjährige Herbert war damals wie immer draußen unterwegs gewesen und hatte mitbekommen, wie die Nachbarn ihn weggeworfen hatten. Der Kaktus – vielmehr das blaue Kaktus-Ding – hatte damals geleuchtet, sonst wäre es ihm nie aufgefallen. Als Junge hatte er sich darüber gefreut – wer hatte schon einen leuchtenden Kaktus! – aber in Herberts Zimmer war das Leuchten verschwunden. Die ungewöhnliche Pflanze hatte seither nie geblüht, war kaum, falls überhaupt, gewachsen, und brauchte nur gefühlt alle hundert Jahre mal Wasser, aber sie war nie eingegangen. Nicht wie alle anderen normalen Pflanzen, die Herbert je besessen hatte.
Bis er irgendwann keine mehr gekauft hatte.
„Na, wenigstens haben wir beide noch einander“, murmelte Herbert dem Kaktus zu und strich vorsichtig über die seltsamen, beinahe kristallinen Stacheln. Und da sah er zu seinem Staunen ein schwaches Leuchten, es wurde stärker, bis es schließlich so hell schien, dass es ihm in den Augen schmerzte.
„Aber … was ist denn jetzt los?“, murmelte er und starrte den Kaktus an. Er wusste nicht, was er tun sollte. Es war definitiv nicht normal, dass eine Pflanze so leuchtete. Und doch – irgendwie fühlte er sich geschmeichelt. Gerade an seinem Geburtstag so ein Leuchten von seinem einzigen Freund … Herbert lächelte glücklich.
Plötzlich durchschnitt ein grelles Licht sein Wohnzimmer, ein unheimliches Sirren und Summen erklang, und Herbert taumelte zurück. Die Helligkeit blendete ihn, aber sie war rasch verschwunden. Nur noch der Kaktus pulsierte schwach. Herbert blinzelte. Vor ihm standen drei schlanke Gestalten mit seltsamer, blauschimmernder Haut mitten in seinem Wohnzimmer.
„Kuk’Thi! Sei gegrüßt! Es ist Zeit für dich, nach Hause zu kommen!“ Die mittlere Gestalt streckte eine Hand mit vier unglaublich langen Fingern aus, die sich so anmutig wie Seeanemonen bewegten. Sein Gesicht war hübsch, sofern man den langgezogenen Schädel mit den riesigen grauschwarzen Augen, der kleinen Nase und dem schmalen Mund so nennen konnte.
Herbert starrte die Fremden an, vollkommen überwältigt. „Ich... aber... wer sind Sie? Was machen Sie in meiner Wohnung?“
„Oh, natürlich bist du verwirrt. Die Gedächtnisblockade funktioniert noch.“ Die Wesen nickten sich anerkennend zu und zischelten etwas in einer anderen Sprache. „Aber jetzt ist die Zeit gekommen. Dein fünfzigster Erdenzyklus ist vollendet. Du kommst mit uns.“
Und bevor Herbert auch nur einen weiteren Einwand erheben konnte, wurde er mitsamt seinem Kaktus in einen schimmernden Lichtkegel gezogen. Seine letzten Gedanken, bevor die Welt um ihn herum verschwamm, waren: „Das Kreuzworträtsel von gestern ist noch nicht fertig...“
*
Das Innere des Raumschiffs sah erstaunlich konventionell aus, fand Herbert. Fast wie die Kantine der Lokalzeitung, nur sauberer und mit seltsamen, fremden Symbolen an den Wänden. Die drei Wesen – sie hatten sich als Hin’Zku, Ful’Blu und Runi’Mik vorgestellt – saßen ihm gegenüber und betrachteten ihn mit einer Mischung aus Stolz und Neugier.
„Wir freuen uns so, dich endlich heimzuholen, Kuk’Thi“, sagte Hin’Zku, während er Herbert einen Becher mit einer bläulichen Flüssigkeit reichte. „Trink. Das hilft dir gegen die Übergangsübelkeit.“
Herbert nahm einen vorsichtigen Schluck. Es schmeckte überraschend nach Waldmeister.
Zu seiner eigenen Überraschung bemerkte er, dass seine anfängliche Panik nachgelassen hatte. Vielleicht lag es an der blauen Flüssigkeit, vielleicht an der Tatsache, dass sein Leben auf der Erde ohnehin gerade in Trümmern lag. Oder vielleicht war es die fast beruhigende Absurdität der Situation. Denn – entführt von Außerirdischen – das war absurd.
„Könnten Sie mir bitte erklären, was hier eigentlich los ist?“, fragte Herbert, der langsam seine Fassung wiederfand. „Und wer ist dieser Kuk’Thi? Ich bin Herbert Lindemann, Pförtn... ehemaliger Pförtner bei der Nordboten-Zeitung.“
Die drei Außerirdischen tauschten Blicke aus. Runi’Mik, der kleinste von ihnen, lachte glucksend. „Die Gehirnintegration funktioniert noch perfekt! Er glaubt wirklich, ein 'Herbert' zu sein!“
Ful’Blu, der Älteste der drei, lehnte sich vor. „Lass mich erklären. Wir kommen vom Planeten Cucoluna im Cuculus-System. Seit Jahrtausenden praktizieren wir das, was wir das Kuckucks-Protokoll nennen.“
„Ursprünglich“, ergänzte Hin’Zku, „begannen wir damit aus Not. Eine kosmische Katastrophe drohte unseren Planeten zu vernichten. Wir verteilten unsere Kinder auf verschiedenen Welten, um das Überleben unserer Spezies zu sichern.“
„Als die Gefahr gebannt war und wir unsere Kinder zurückholten“, fügte Runi’Mik hinzu, „entdeckten wir etwas Erstaunliches. Die Kinder brachten wertvolles Wissen von ihren Gastplaneten mit. Kulturelles Verständnis, neue Perspektiven, Innovationen, die unsere Gesellschaft bereicherten.“
„Seitdem“, erklärte Ful’Blu, „ist es Tradition, dass jede Generation eine Anzahl von Kindern auf anderen Planeten platziert. Sie wachsen dort auf, integriert in die fremde Kultur, ohne zu wissen, wer sie wirklich sind. An ihrem fünfzigsten Geburtstag holen wir sie zurück und sie teilen ihr Wissen mit unserer Gesellschaft.“
Herbert schüttelte den Kopf. „Das ist doch absurd. Ich wurde in Buxtehude geboren. Ich habe eine Geburtsurkunde!“
„Natürlich“, nickte Ful’Blu. „Alles Teil des Protokolls. Die Erinnerungen werden überlagert. Die Papiere gefälscht. Weißt du, wir geben den Kindern einen Begleiter mit, einen Wächter, der uns dann später zurückruft.“ Er deutete auf den Kaktus. „Dieser
Wächter sendet ein Signal mit dem Namen des Kindes, wenn die Zeit reif ist.“ Herbert riss die Augen auf. „Was? Oh! Moment mal, das ist nicht mein Kaktus!“ „Wie meinst du das?“, fragte Hin’Zku scharf, seine Augen wurden dunkel.
Herbert zuckte mit den Schultern. „Na ja, er … er gehört mir nicht. Also jetzt schon, also, ich meine, seit vierzig Jahren … ich habe ihn damals bei den Nachbarn aus dem Müll gefischt.“
Die drei Außerirdischen tauschten alarmierende Blicke aus. Runi’Mik tippte hektisch auf einem schimmernden Gerät herum.
„Bei den Nachbarn?“, fragte Ful’Blu. „Aber das ist ein Wächter“, flüsterte Ful’Blu. „Wenn die Zeit reif ist, aktiviert er sich und sendet ein Signal mit der Identität des
Kindes, das wir abholen sollen. In deinem Fall den Namen Kuk’Thi.“
Herbert runzelte die Stirn. „Aber das ist nicht mein Kaktus.“
Runi’Mik schluckte nervös. „Das kann nicht sein. Der Wächter aktiviert sich nur, wenn er in der Nähe seines rechtmäßigen Besitzers ist und sendet dessen genetischen Code. Doch wenn du ihn gefunden hast...“
„Im Müll der Nachbarn“, schloss Herbert. „Und Jochen ist so alt wie ich, er hat auch heute Geburtstag.“
Ful’Blu starrte ihn an. „Jochen?“
Herbert nickte. „Krause. Wir haben als Kinder manchmal zusammen gespielt, aber seine Eltern mochten mich nicht. Und als ich den Kaktus dort im Müll gefunden habe, hatte er blau geleuchtet.“
Die drei Außerirdischen wurden blass – jedenfalls nahm Herbert an, dass die plötzliche grünliche Färbung ihrer Haut das bedeutete.
„Wir haben den Falschen abgeholt“, flüsterte Hin’Zku entsetzt.
„Wir müssen es später korrigieren!“, sagte Ful’Blu. „Wir müssen erst alle anderen abholen. Der Zeitplan ist zu eng, um jetzt umzukehren.“
Runi’Mik untersuchte den Kaktus mit einem summenden Gerät. „Der Wächter muss Kuk’This Signal aufgefangen haben, als dieser in der Nähe war. Aber da er jahrelang bei dir war, hat er beim Aktivieren deine Lokalisationsdaten übermittelt.“
Herbert seufzte. „Eine Verwechslung also?“
„Eine höchst ungewöhnliche“, nickte Ful’Blu. „Aber nicht zu ändern. Du musst vorerst bei uns bleiben.“
*
Das Raumschiff flog weiter. In Hamburg-Eimsbüttel holten sie Gerda Hanke ab, eine überraschte Grundschullehrerin, die gerade ihren Morgenkaffee trank. In BerlinKreuzberg kam Alexander Müller hinzu, ein tätowierter Barkeeper. In Frankfurt schließlich nahmen sie Dr. Ulrike Schönfeld mit, eine Neurochirurgin, die gerade ihre Schicht beendet hatte. Dann folgten weitere Stopps – noch ein paar in Deutschland, dann in Österreich, Italien, Spanien, Frankreich, England und Schweden. Und erst danach konnten die Außerirdischen zurück zu Herberts Wohnung fliegen, der Zeitplan musste eingehalten werden.
Das Raumschiff war erstaunlich geräumig. Die meisten „Abgeholten“ blieben unter sich, bildeten kleine Gruppen und unterhielten sich leise, während ihre außerirdische Gestalt langsam sichtbar wurden und das menschliche Erscheinungsbild verdrängte. „Wie viele von euch gibt es?“, fragte Herbert, als er mit Hin’Zku allein in einem Korridor stand.
„Auf der Erde? Dreihundertachtundzwanzig in dieser Alterskohorte. Wir sind mit mehreren Schiffen unterwegs.“
Herbert pfiff leise. „So viele? Und ihr versteckt sie einfach unter uns Menschen?“ Hin’Zku nickte. „Ja, mit leichten genetischen Anpassungen, damit sie äußerlich nicht auffallen. Diese Technologie wurde schon vor Jahrtausenden entwickelt. Die Anpassungen halten etwa fünfzig Jahre – danach beginnt die natürliche Rücktransformation. Und deswegen lassen wir unsere Kinder so lange da, damit sie so viel Wissen wie nur möglich sammeln können.“
Während die anderen zunehmend verstanden, was mit ihnen geschah, blieb Herbert ein Beobachter. Er hörte zu, wie sie über ihre plötzlichen Erkenntnisse sprachen. „Ich hatte schon immer diese merkwürdige Vorliebe für Metall,“ gestand Alexander. „Meine Freunde fanden es immer verstörend, wenn ich heimlich Büroklammern oder Nägel lutschte.“
„Bei mir waren es Regenwürmer“, sagte Gerda leise. „Als Kind habe ich sie heimlich gegessen. Ich dachte immer, etwas stimmt nicht mit mir.“
„Ich schlafe seit meinem zwanzigsten Lebensjahr im Stehen“, fügte Dr. Schönfeld hinzu. „Es fühlte sich einfach... natürlicher an.“
Ein junger Mann aus Warschau erzählte, dass er seit seiner Kindheit mit Pflanzen „sprechen“ konnte.
Eine Frau aus Barcelona beschrieb, wie sie immer sternförmige Muster zeichnete, ohne zu wissen, warum.
Herbert hörte ihnen zu und dachte nach. Er hatte keine ungewöhnlichen Essgewohnheiten, er schlief im Bett, wie alle Menschen, und er aß ganz normale Sachen. Aber mit dem Kaktus hatte er auch immer geredet.
„Und was ist mit dir, Herbert?“, fragte Ful’Blu schließlich. „Welche Eigenheiten hast du?“
Herbert überlegte. „Nun, ich... ich kann alle Neune werfen.“
Die drei Cucoluni sahen sich verwirrt an. „Alle... Neune?“
„Beim Kegeln“, sagte Herbert. „Man wirft eine Kugel über eine lange Bahn und versucht, neun Kegel umzuwerfen.“
Die Cucoluni wirkten beeindruckt. Runi’Mik machte sich Notizen auf einem schimmernden Pad. „Interessant. Die Erdlinge haben also äußerst spannende Beschäftigungen, davon haben wir noch nie etwas gehört...“
*
Als das Raumschiff über Herberts Straße schwebte, unsichtbar für die Menschen unten, sah er seinen Nachbarn Jochen im Garten stehen.
„Das ist er“, sagte Herbert leise. „Das ist euer Kuk’Thi.“
Die Cucoluni aktivierten ihre Scansysteme und nickten. „Ja, das ist er. Die DNASignatur ist eindeutig.“
Herbert seufzte. „Nun, dann bringt mich bitte zurück und holt ihn. Und … gebt ihm seinen Kaktus zurück.“
Er war überrascht, wie sehr ihn der Gedanke schmerzte, wieder in sein trostloses Leben zurückzukehren, noch dazu ohne seinen – also nicht seinen – Kaktus. Diese Stunden an Bord des Raumschiffs waren die aufregendsten seines Lebens gewesen. Zum ersten Mal seit Jahren hatten ihm Menschen – oder vielmehr Wesen – zugehört, seine Meinung wertgeschätzt. Er hatte sich wichtig gefühlt. Bedeutsam.
Ful’Blu legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Warte. Bevor wir das tun, Herbert
Lindemann, möchten wir dir etwas vorschlagen.“ „Mir?“, Herbert sah überrascht auf.
„Deine Reaktion auf all dies“, sagte Hin’Zku, „ist bemerkenswert. Die meisten Menschen wären verängstigt, verwirrt, wütend. Du bist anders... pragmatisch. Anpassungsfähig.“
„Wir hatten... Schwierigkeiten bei früheren Abholungen“, fügte Runi’Mik hinzu. „Missverständnisse. Unverständnis. Unruhen. Wir brauchen jemanden, der beide Welten versteht. Einen Vermittler. Jemanden, der unseren Kindern helfen kann, den Übergang zu bewältigen.“
Ful’Blu nickte und lächelte. „Das wäre doch sicher ein guter Job für dich, oder?“ Herbert sah sie ungläubig an. „Für mich? Aber ich weiß doch überhaupt nichts über eure Welt.“
„Du hast sie noch nicht gesehen“, sagte Hin’Zku. „Aber du bist der erste echte Mensch, den wir hier an Bord hatten.“
Herbert dachte nach. Was hielt ihn auf der Erde? Ein Job, den er nicht mehr hatte. Eine Wohnung, die er kaum sein Zuhause nannte. Ein Kegelclub, der nicht mehr existierte.
„Und was genau soll ich tun?“
„Du würdest uns bei den nächsten Abholungen begleiten“, erklärte Ful’Blu. „In kurzer Zeit ist der nächste Jahrgang fällig. Du könntest dabei helfen, unseren Kindern den
Übergang zu erleichtern.“
Herbert zögerte nur kurz, bevor er nickte. „Einverstanden.“
*
Als Jochen Krause in den schimmernden Lichtstrahl gezogen wurde, war er nicht überrascht. Tief in seinem Inneren hatte er immer gewusst, dass er anders war.
Was ihn jedoch überraschte, war der Anblick seines Nachbarn Herbert, der im Raumschiff auf ihn wartete, in einer schimmernden Uniform, umgeben von außerirdischen Wesen.
„Herbert? Was machst du hier?“
Herbert lächelte. „Lange Geschichte, Jochen. Oder sollte ich sagen, Kuk’Thi? Ich bin der neue Verbindungsoffizier der Cucoluni für den Erdensektor.“
Die drei Außerirdischen kamen näher, und Jochen blinzelte verwirrt. „Wer seid ihr?“
„Du wirst es gleich erfahren“, sagte Herbert und reichte ihm einen Becher mit blauer Flüssigkeit. „Hier, trink das. Es hilft dir gegen die Übergangsübelkeit. Schmeckt wie Waldmeister.“
Als Jochen den Becher nahm, fiel sein Blick auf den seltsamen bläulichen Kaktus, der auf einem Podest stand. Das Gewächs pulsierte sanft und hatte gerade damit begonnen, eine leuchtend blaue Blüte zu öffnen.
„Oooh, ich hatte genau so einen!“, flüsterte Jochen aufgeregt. „Ich erinnere mich!
Das ist lange her! Meine Eltern haben ihn weggeworfen, als ich zehn war.“
Herbert nickte. „Das ist deiner! Ich habe ihn damals heimlich aus dem Müll gefischt, ich fand einen blauen Kaktus unglaublich faszinierend. Nun ja, eigentlich immer noch … All die Jahre stand er auf meinem Fensterbrett, ist nie gewachsen, aber auch nie eingegangen. Erst heute Morgen begann er zu leuchten.“
Jochen streckte zögernd die Hand aus und berührte die Pflanze. Der Kaktus pulsierte stärker, die blaue Blüte öffnete sich weiter.
„Deine Spezies hat es mir erklärt. Es ist ein Wächter, eine Art biologischer Peilsender“, sagte Herbert. „Er hat sie zu dir geführt... nur halt mit einem kleinen Umweg über mich.“
Als das Raumschiff abhob, blickte Herbert noch einmal auf die Stadt hinunter. Natürlich würde er wieder zurückkommen, in kurzer Zeit schon, wenn der nächste Jahrgang von Kuckuckskindern fällig war. Es war ironisch, dass ausgerechnet ein Missverständnis und ein blauer Kaktus sein Leben gerettet hatten.
Auf dem Kontrollpult vor ihm hatte jemand seinen letzten Kegelpokal platziert, den Herbert neben ein paar anderen Habseligkeiten aus seiner Wohnung geholt hatte. Er schmunzelte. Er hatte den Cucoluni versprochen, ihnen das Kegeln beizubringen.
Sie waren sehr interessiert an der Fähigkeit, „alle Neune“ zu werfen.
Und Herbert wusste genau: Das hier war das beste Geburtstagsgeschenk, das er je bekommen hatte.
Ist die erste Geschichte, die ich gelesen habe. Deshalb habe ich noch keinen Vergleich zu den anderen. Aber ich fand sie echt besonders von der Idee her mit dem Kaktus, der auf das ausserirdische Kind aufpasst und der Verwechslung. Auch die Heimatlosigkeit von Herbert der lieber unter Aliens lebt, als auf der Erde in seinem Umfeld. Ein paar grammatikalisch Fehler, einige Wortwiederholungen, wahrscheinlich kein geübter Autor, bzw. geübte Autorin. Aber ich persönlich fand die Geschichte richtig gut angelegt und geschrieben. Es sind so viele Geschichten, ich dachte, ich warte, bis mich eine fesselt um tiefer einzusteigen. War gleich bei dieser der Fall.
AntwortenLöschenIch finde das Motiv sehr interessant, aber fehlt mir eine aktiven Kommunikation mit der Menschheit (Interaktion). Alles ist sehr passiv. Die Handlung ist langsam, aber bringt zum Denken.
AntwortenLöschenIch weiss, was du meinst, aber gerade das (keine Kommunikation mit den Menschen) hat mir gefallen.
LöschenMir gefällt die Idee richtig gut 👍
AntwortenLöschenDie Geschichte gefällt mir. Thema gut getroffen.
AntwortenLöschenDie Geschichte hat mich richtig gut unterhalten und ich möchte bitte auch so ein Jobangebot.
AntwortenLöschenAuch die Erzählstimmen sind soo angenehm zu hören 😍
Die Idee mit dem Kaktus ist gut und ich mag die gesellschaftskritischen Aspekte, die um das Alltagsleben von Herbert herum aufgebaut werden. Ein paar Logikfehler gibt es aber leider. Zum einen nennen die Aliens ihr Programm „Kuckucks-Protokoll“. Also gibt es auf ihrem Planeten gleichnamige Vögel mit derselben Eigenschaft wie auf der Erde? Welch ein Zufall! Und dann hat auch noch der Nachbar Jochen denselben Geburtstag wie Herbert. Unglaublich! Warum die Aliens Jochen nicht sofort abholen können, sondern erst kreuz und quer durch Europa düsen, der Zeitplan am Ende aber keine Rolle mehr zu spielen scheint, erschließt sich alles nicht. Die Idee, mit der Aussaat auf mehrerer Wechselbälger auf verschiedenen Planeten, welche fremde Kulturen ausforschen sollen, erinnert zudem stark an die Formwandler aus „Star Trek – Deep Space Nine“.
AntwortenLöschenIch fand die Geschichte leider sehr trocken, da keine Spannung und Fantasy vorhanden ist liest es sich sehr träge.
AntwortenLöschenIch sag’s direkt: Die Geschichte hat mich leider gar nicht gepackt. Die Grundidee mit dem Alien-Kuckucksprinzip ist cool – aber die Umsetzung zieht sich wie Kaugummi. Der Anfang mit dem Kegelclub und dem „ach, mein Leben ist so langweilig“-Alltag war mir viel zu langatmig. Ich habe eher das Gefühl gehabt, ich lese einen Senioren-Kaffee-Kranz-Roman statt Sci-Fi.
AntwortenLöschenAls die Aliens dann endlich auftauchen, wird es zwar absurder, aber nicht spannender. Herbert reagiert auf alles so gleichgültig, dass ich auch nichts mehr dabei gefühlt habe. Keine Spannung, kein Drama, kein richtiger Konflikt – alles läuft glatt durch, ohne dass es mich mitnimmt.
Fazit: Nettes Konzept, aber für meinen Geschmack viel zu harmlos und einschläfernd erzählt. Mir fehlte der Biss.
Gute Idee, aber ich sag mal: Show, don´t tell.
AntwortenLöschenIch verabscheue Show, don't Tell. Goethe hatte es auch nicht angewendet.
LöschenGoethe ist aber auch schon lange Tod ^^" Die Zeiten ändern sich, auch in der Literatur. Auch wenn natürlich jeder so schreiben kann, wie er will. Konstruktive Kritik schadet jedenfalls nicht.
LöschenIch finde es auch furchtbar, wenn jeder Grahalm am Wegesrand beschrieben wird, nur um die dünne Handlung aufzublähen. Gezielt eingesetzt, schätze ich aber dieses Bildhafte.
LöschenDie Geschichte ist mäßig spannend, zum Glück gibt es die Verwechslungssache, sonst wär das leider nix. Das rettet aber ein paar Punkte. Der Humor ist eher mau. Die ganze Auflösung im Alien-Info-Dump zu präsentieren statt irgendwie mit Handlung ... ist nicht besonders gekonnt. Allerdings kann ich mir das Ganze als nettes Bilderbuch für 8-12-jährige vorstellen. Mit pädagogisch guter Aussage. Und einem netten Schluss, wo jeder am Ende seinen Platz findet. Als Kindergeschichte eingereicht, würde ich dem Text also deutlich mehr Punkte geben ... gg
AntwortenLöschenNiedliche Story, ich mag Kakteen :-).
AntwortenLöschenDie Geschichte ist nicht besonders spannend, aber der Schreibstil ist angenehm und ich persönlich mag Herbert :D Ich weiß nicht ganz warum, aber die Geschichte hat mich an das Point-and-Click Adventure "Mindlock - The Apartment" erinnert, das ich sehr mochte. War nett, wieder auf diesen Vibe zu stoßen. Und jetzt werde ich für den Rest des Tages den Ohrwurm "Mein kleiner blauer Kaktus, steht draußen auf dem Balkon ..." (bzw. im Badezimmer) im Kopf haben!
AntwortenLöschenSeit kurzem weiss ich aus einer Sendung, wie man Ohrwürmer stoppt (ich habe die ganz oft): Man muss das ganze Lied bis zum Ende hören. Denn das Gehirn versucht verzweifelt das Angefangene zu Ende zu bringen. Dadurch entstehen die Ohrwürmer. Viele Grüße von einer unverbesserlichen Besserwisserin ;-)
LöschenDas wusste ich nicht! Danke :D
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