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Ozzi, Hylo und das Geheimnis von Berlingsthal

Prolog 


Ozzi und Hylo im Baumhaus

In den frühen Morgenstunden erhob sich die Sonne über Berglingsthal, ihre goldenen Strahlen brachen durch die Wolkendecke und tauchten das Dorf in ein sanftes Licht. Allmählich erwachten die ersten Bewohner des Dorfes aus ihrem Schlaf und bereiteten sich darauf vor, den Tag zu begrüßen. Doch während die meisten noch in ihren Betten lagen, öffnete sich leise die Tür eines bescheidenen Häuschens am malerischen Dorfrand.


Hylo, der Drachenbändiger mit den wirbelnden Haaren und der etwas schiefen Brille, kam heraus und rieb sich verschlafen die Augen. Sein langer, bunter Mantel flatterte im sanften Wind, als er seinen Blick gen Himmel richtete. »Ein neuer Tag, voller Abenteuer und neuer Fragen«, murmelte er und strich sich über den Bart, der ihm bis zum Bauchnabel reichte.


Mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen schlenderte Hylo durch die stillen Gassen von Berglingsthal. Er kannte die meisten Bewohner des Dorfes mit Namen und hatte immer ein freundliches Wort für sie übrig. »Guten Morgen, Meister Schmied! Wie geht es dem Hammer heute? Noch keine unliebsamen Überraschungen?«, rief er dem bärtigen Schmied zu, der gerade seine Werkstatt öffnete.


Lachend zeigte er auf seinen großen Hammer. »Solange der mich nicht trifft, kann ich nicht klagen!«


Hylo schmunzelte und setzte seinen Weg fort, während er den Klang von fröhlichem Kinderlachen hörte, das aus einer nahegelegenen Gasse drang.


Als er das Baumhaus erreichte, das hoch oben zwischen den Astgabeln eines uralten Baumes thronte, kletterter Hylo die wackelige Strickleiter hinauf, öffnete die kreisrunde Tür und trat ein. Sein gemütlicher Unterschlupf war erfüllt vom Duft alter Bücher und von sanftem Vogelgesang der Baumbewohner. Doch dort in der Ecke des Raumes, zwischen einem Stapel Drachenbücher, saß Ozzi, sein quirliger Hausdrache, mit einem unschuldigen Grinsen im Gesicht.


»Wieder etwas angestellt, mein kleiner Schelm?«, fragte Hylo lachend und schüttelte den Kopf. Ozzi hatte eine Schwäche für Streiche, die er oft mit einem Augenzwinkern und einem Flügelschlag durchführte. Diesmal hatte er offensichtlich den Inhalt eines Eimers mit bunter Farbe entdeckt und sich damit ein kleines Festmahl an seinem Schuppenkleid gegönnt.


Hylo näherte sich langsam, betrachtete den farbenfrohen Drachen und streichelte ihm liebevoll über den Kopf. »Du und deine Streiche, Ozzi. Immer für eine Überraschung gut«, sagte er mit einem amüsierten Unterton. »Aber ich muss zugeben, du siehst aus wie ein wahres Gemälde. Vielleicht können wir dich als wandelnde Kunstausstellung präsentieren?«


Ozzi schnaubte zufrieden und schüttelte sich, wodurch die Farbtropfen in alle Richtungen spritzten. Hylo musste lachen und sprang schnell zur Seite, um nicht selbst von den Farbtupfern getroffen zu werden. »Oh, Ozzi! Du wirst noch zum Meister der Farbexplosionen«, rief Hylo fröhlich und wischte sich die Farbe von seinem Mantel.


Während Hylo das Durcheinander im Baumhaus beseitigte, machte Ozzi es sich auf einem weichen Kissen gemütlich und beobachtete vergnügt das Treiben. Mit einem schelmischen Funkeln in den Augen beobachtete er, wie Hylo sich abmühte, die Farbspuren zu entfernen.


»Du weißt genau, wie man für Unterhaltung sorgt, mein Freund«, sagte Hylo schließlich und zwinkerte Ozzi zu. »Aber lass uns jetzt die Farben beiseitelegen und uns auf unsere nächsten Abenteuer vorbereiten. Ich habe hier noch ein neues Buch über die alten Drachenlegenden, das wir uns ansehen können.«


Ozzi reckte neugierig seinen Kopf empor und schüttelte die letzten Farbspritzer aus seinem schillernden Schuppenkleid. Seine Augen strahlten voller Begeisterung für das bevorstehende Erkunden und Erforschen. Er sprang geschmeidig von seinem Kissen herab und landete neben Hylo, bereit, einzutauchen in die Welt der Erzählungen und Sagen.


Hylo griff zum Buch und setzte sich mit Ozzi an seinen kleinen Leseplatz. Zusammen blätterten sie durch die Seiten, versanken dabei in die zauberhaften Welten und fesselnden Geschichten vergangener Tage. Ozzi stellte dabei immer wieder Fragen, die von einem kleinen Kind hätten stammen können. Hylo beantwortete geduldig und herzlich jede einzelne, während sie sich in die verborgenen Geheimnisse der Drachen und ihrer Macht vertieften.


In der Zwischenzeit kletterte die Sonne höher am Himmel empor, und die Geräusche des erwachenden Dorfes wurden zunehmend lauter. Doch Hylo und Ozzi waren in ihrer eigenen Welt gefangen, erfüllt von Magie und Abenteuerlust. 


Sobald Ozzi sich gemütlich auf seinem Schoß niedergelassen hatte, begann Hylo aus dem Buch vorzutragen: »Vor einer langen langen Zeit, die weit vor unserer existierte, in einem Reich, das weiter entfernt ist als wir jemals auf unseren Reisen gelangen könnten, befand sich eine gigantische Höhle. Dort hauste der Drache Niggrant. Er war bereits zahlreiche Menschenalter alt und hatte unzählige Kämpfe für sich entschieden. Eines Tages sagte Niggrant zu seinen beiden Söhnen und sechs Töchtern: ›Der Zeitpunkt ist gekommen!‹« Hylo räusperte sich und fuhr mit sanfter Stimme fort: »›Es ist an der Zeit, dass ihr eure eigenen Pfade beschreitet und die Welt erforscht. Die Drachenberge sind weitläufig und voller Mysterien. Lernt von ihnen, entdeckt eure Bestimmung und kehrt zurück, um das Vermächtnis unserer Blutlinie weiterzuführen.‹«

Ozzi lauschte gebannt den Worten seines Freundes und breitete dabei genüsslich seine Flügelchen aus. Hylo setzte fort, während er in die strahlenden Augen des jungen Drachen blickte: »Die Geschwister nickten erwartungsvoll und begaben sich auf ihre individuellen Abenteuer, jeder von ihnen mit einem einzigartigen Ziel im Sinn. Einer der Söhne, namens Fendril, verfolgte das Ziel, die verschollenen Drachenschätze aufzuspüren, während eine der Töchter, Elara, die Kunst des Heilens meistern wollte, um den verletzten Kreaturen der Welt beizustehen.«


Hylo schloss das Buch sachte und richtete seinen Blick auf Ozzi. »Mein lieber Ozzi, jeder Drache hat eine Bestimmung und eine Aufgabe in dieser Welt. Du wirst ebenfalls deinen Weg finden und deine eigene Geschichte verfassen. Die Zeit wird kommen, in der du gegen die finsteren Eindringlinge der Drachenberge kämpfen musst, und bis dahin werde ich an deiner Seite sein, um dich zu unterrichten und zu unterstützen.«


Ozzi schmiegte sich eng an Hylo und summte zustimmend mit einem sanften Drachenbrummen. Hylo lächelte herzlich und fuhr fort: »Zusammen werden wir die Magie meistern, unsere Stärken entwickeln und uns auf das bevorstehende Abenteuer vorbereiten. Die Drachenberge mögen bedrohlich sein, aber du bist aus mächtigem Drachenblut entsprungen, Ozzi. Du wirst die Stärke und den Mut finden, um gegen die Feinde anzutreten.«


Mit einem liebevollen Blick auf Ozzi legte Hylo das Buch beiseite und umarmte seinen Gefährten fest. »Eines Tages wirst du zu einem wahrhaftigen Helden heranreifen, mein lieber Ozzi. Bis dahin werden wir jede Herausforderung gemeinsam bewältigen und uns auf das Ungewisse vorbereiten.«


So begannen sie, Seite um Seite, ein neues Kapitel ihrer gemeinsamen Geschichte zu verfassen - eine Geschichte von Tapferkeit, Magie und einer unerschütterlichen Freundschaft, die selbst die größten Herausforderungen meistern konnte.

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