DACSF2025_47

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Die Wahrheit hinter den Träumen

 

 

Das Raumschiff der Fomori schwebte unsichtbar für die Menschen auf der Erde. Früher waren sie einst Dämonen gewesen und ihnen hatte ein großer Teil der Erde gehört. Jetzt lebten sie im All auf einem weit entfernten Planeten und kamen einmal in zwanzig Jahren auf die Erde, um ihre Kinder hier abzusetzen.

Trez Latimer, Captain des Schiffes, und Norin, die Krankenschwester, standen auf der Brücke und beaufsichtigten den Transport.

„Wie fühlst du dich?“, fragte Trez fast schon mitleidlos. Er kannte diese Prozedur, flog er nicht das erste Mal die Säuglingsstation.

„Ich denke an die armen Kinder, die nicht wissen, wer sie sind, und dann an die Eltern“, antwortete Norin. „Dabei ging es uns ja selbst so.“

Trez schüttelte unwillig den Kopf. „Diese Erfahrung muss jeder von ihnen machen. Dieses Mal sind es nicht so viele Kinder. Ich bin gespannt, wer von ihnen überlebt.“ Es war kein Geheimnis, dass nicht jedes Leben eine Chance hatte und erwachsen wurde und zu ihrem Volk zurückdurfte.

Norin blickte ihn erschrocken an. „Es sind doch aber unsere Kinder!“

Wie konnte man nur so herzlos sein? Wahrscheinlich machte Trez deswegen diesen Job. Jemand, der ein Herz hatte, konnte doch nicht die Kinder aussetzen, oder etwa doch?

Trez reagierte gar nicht, wandte sich ab und blickte weiter aus dem Fenster.

Warum sollte er sich um die Kinder scheren? Um ihn hatte sich ja auch keiner geschert.

Nachdem die letzten Kinder der Fomori auf der Erde ankamen, gab er den Befehl zum Abdrehen. Ihre Aufgabe hier war erledigt.

 

Die Jahre vergingen und die Kinder wurden größer und älter. Sie waren auf der ganzen Welt verteilt und hatten sich perfekt an das Leben unter den normalen Menschen, wie die Fomori es nannten, angepasst.

Ob es nun Absicht oder ein Fehler in der Datenbank der Fomori war, konnte niemand beantworten, aber Reeno und Jandor waren in der gleichen Stadt gelandet. Sie wohnten sogar nur wenige Häuser voneinander entfernt.

Normalerweise achtete die Fomori darauf, ihre Kinder nicht in der gleichen Gegend unterzubringen, denn das führte nur zu Problemen.

Jandor kickte einen Stein weg und schob die Hände in die Hosentaschen. Er brauchte dringend etwas zu trinken. Wen es nach ihm ginge, etwas Starkes. Sicher, Alkohol war keine Lösung, das wusste er, aber die Bilder in seinem Kopf machten ihn wahnsinnig. Mittlerweile konnte er kaum noch schlafen.

Die Schule würde in knapp 20 Minuten beginnen und er hatte keine Lust. Erneut hatte er schlecht geschlafen und es hatten ihn Alpträume geplagt.

„Guten Morgen, du siehst scheiße aus“, grüßte Benjamin.

Er musterte Jandor und dieser funkelte ihn nur genervt an. „Ja, ja, du mich auch“, gab er zurück.

Sein Kumpel lachte und lehnte sich neben ihn an die Mauer. „Alles klar bei dir?“

Eine Weile schwieg Jandor. „Ich hatte wieder diesen komischen Traum. Da waren Reeno und dieses Licht. Ich weiß auch nicht. Ich sehe Bilder, von fremden Menschen und dann von diesen Bergen im Hintergrund, die blau schimmern. „Dann von Maschinen, ach ich weiß auch nicht“, sagte er.

„Was hast du nur immer mit Reeno? Bist du etwa eifersüchtig auf James?“, scherzte Benjamin.

„Du kannst mich mal. Es ist mir egal, ob er mit James Delany rummacht oder nicht“, fauchte er.

Es war kein Geheimnis, dass er und Reeno nicht miteinander zurechtkamen, vor allem seit Reeno sich geoutet hatte. Ihm, Jandor, war das völlig egal, wer mit wem zusammen war, aber dennoch schürte es seinen Hass auf den anderen. Dabei verstand er nicht mal, warum.

„Na irgendwas muss ja aber sein. Du bist echt schräg drauf in letzter Zeit. Hast du mal überlegt, warum? Deine Träume haben doch sicher auch eine Bedeutung, oder nicht?“

Wenn er darauf nur eine Antwort hätte. Diese Träume quälten ihn schon seit Wochen. „Keine Ahnung. Ich will einfach mal wieder eine Nacht in Ruhe schlafen. Ist das zu viel verlangt?“

Er sah Cassy nach, die mit ihrer Freundin Anabell an ihnen vorbeiging. „Kein Kuss?“, neckte Benjamin.

„Sie hat Schluss gemacht“, sagte Jandor kleinlaut.

Überrascht sah Benjamin ihn an. „Was, echt jetzt? Das tut mir leid, Kumpel.“

Jandor zuckte mit den Schultern. „Ich bin ihr wohl zu verrückt.“

„Scheiße. Es gibt noch andere hübschere Mädels.“ Benjamin schlug ihm gutmütig auf den Rücken, bevor sie sich den anderen Schülern anschlossen und das Gebäude betraten.

 

Die Schule zog sich dahin und Jandor konnte dem Unterricht kaum folgen. Wenn er ehrlich war, interessierte es ihn auch nicht. Immer wieder sah er die Bilder aus seinem Traum. Er wusste nicht, wo diese Gegend war, hatte sie noch nie gesehen. Dann waren da Leute, die er nicht kannte.

Sagte man nicht, im Schlaf würde das Unterbewusstsein Dinge aus dem Alltag verarbeiten?

Aber was sollte es bedeuten?

Unruhig klopfte er mit dem Bleistift auf seinen Block, während sein Blick zum Fenster hinaus schweifte.

Ohne dass er es bemerkte, begann er zu malen. Der Stift flog regelrecht über das Papier, ohne dass Jandor es bewusst wahrnahm.

Für einen Moment hatte er das Gefühl, weit weg zu sein. Er sah wieder Reeno. Dessen feuerrote Haare flatterten im Wind. Er schien älter zu sein und unter dem Arm klemmte eine Art Helm. Ihre Blicke trafen sich und Reeno sagte etwas, was Jandor nicht verstand.

In der nächsten Sekunde war Reeno verschwunden. Er lief ihm einen Schritt nach und schrie dessen Namen – im nächsten Moment legte sich eine Hand auf seine Schulter und er schrie erneut.

„Jandor Gardner, was ist hier los?“

Frau Kutzner, ihre Lehrerin, baute sich vor ihm auf und funkelte ihn erbost an.

„Was? Ich weiß nicht“, stammelte er.

Unsicher sah er sich um und erkannte die anderen Schüler, die ihn anblickten oder lachten.

„Schläfst du etwa im Unterricht? Nimm deine Sachen und stell dich draußen hin. Nach dem Unterricht gehen wir zum Direktor Radtke. Das ist ja sowas von unverschämt“, schimpfte sie.

Unter dem Gelächter der anderen Schüler nahm Jandor seine Sachen und ging nach draußen. Hatte er geschlafen? Was war geschehen? Wieso träumte er von Reeno? Was war mit dem Bild?

So viele Fragen, dass ihm der Kopf schwirrte. Das alles musste warten.

Müde ließ er sich gegen die Wand sinken und schloss die Augen.

 

Schnellen Schrittes eilte Vaaler über den langen Korridor. „Was geht hier vor?“, verlangte er zu erfahren. Mehrere Wissenschaftler wichen ihm hastig aus und drängten sich dicht zusammen. „Antwortet!“

„Wir haben ein Alarmsignal aufgefangen. Eines der Kinder auf dem Planeten Erde scheint besondere Fähigkeiten zu besitzen“, antwortet Balor. Im Gegensatz zu den anderen hatte er wenig Angst vor Vaaler, der wie ein Kriegsgott vor ihnen stand. Die Arme vor der breiten Brust verschränkt und der Blick aus den blauen Augen kalt wie Gletschereis.

„Wie ist das möglich?“, fragte er.

„Ich weiß es nicht. Er träumt von uns. Von dem, was er wirklich ist“, gab Balor zurück. Vaaler knirschte mit den Zähnen. „Das ist keine Antwort.“

Balor prüfte die Daten auf seinem Monitor. Er konnte es wirklich nicht beantworten und das ärgerte ihn, denn so etwas war noch nie vorgekommen.

„Ich will eine Erklärung. Etwas, mit dem wir arbeiten können“, knurrte Vaaler. Er funkelte die Wissenschaftler an und wollte gerade noch etwas sagen, als eine andere Stimme ertönte.

„Dann solltest du mich fragen.“

Vaaler fuhr herum und seine Augen verengten sich. „Calatin!“

Es klang nicht wie eine Frage, sondern eher nach Überraschung. Der Angesprochene lächelte dünn. „Der Kleine ist mein Sohn, oder zumindest von meinem Blut.“

Für einen Moment herrschte Schweigen und Vaaler fixierte ihn. „Das kann nicht dein Ernst sein!“

„Doch. Ich kann es fühlen. Er besitzt magische Kräfte. Zudem ist noch ein Kind der Fomori in seiner Nähe. Ich gehe davon aus, dass es Reibungspunkte gibt, auch wenn wir das schon lange nicht mehr hatten. Der Junge ist mächtig. Ich habe seine Träume gespürt. Er war hier in unserer Welt, wenn auch nur kurz“, erklärte er.

„Magische Kräfte? Natürlich muss es so etwas sein“, brummte Vaaler.

„Nur weil du keine besitzt. Es gibt immer noch einige wenige von uns, die sie haben und auch in der Lage sind, diese zu nutzen. Er gehört dazu. Finde dich damit ab.“

Calatin lächelte kalt. Er war alt, sehr alt und mächtig. Früher nannte man ihn Druide und Orakel. Er war einer der wenigen Fomori die noch echte Macht besaßen. Männer wie Vaaler oder auch Balor kannten nur Wissenschaft. Vor vielen Generationen war es anders gewesen. Da besaßen sie alle echt Macht, heute war es nur Technik. Allerdings hatte diese Technik ihnen auch das Raumschiff gebracht.

„Und was sollen wir jetzt tun?“, mischte sich Balor ein.

Verwundert über diese Frage, wandte sich Calatin ihm zu und musterte den anderen Mann. „Ihn abholen. Er kann nicht länger auf der Erde bleiben. Wir müssen seine Kräfte fördern.“

„Die Zeit ist aber noch nicht reif“, hielt Vaaler dagegen. „Das ist mir klar, aber willst du, dass er den Menschen offenbart, was er ist?“

Vaaler knirschte mit den Zähnen und sein Blick war frostig. „Ich spreche mit dem Rat.“

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen sah Calatin ihm nach. Endlich gab es ein vielversprechendes Kind. Jetzt musste er ihn nur noch in die Finger bekommen und dann konnte er ihn formen.

Am besten würde er ebenfalls zur Erde reisen, um ihn einzusammeln.

 

Wütend auf sich und die Welt knallte Jandor seinen Rucksack auf den Tisch und setzte sich auf den Stuhl. Das Gespräch beim Direktor war mehr eine Tirade gewesen und Sätze wie „Ich bin so enttäuscht von dir oder wie kannst du nur im Unterricht schlafen?“ waren gefallen.

Er selber verstand es nicht, hatte er doch nicht darum gebeten. Waren das Visionen? Er konnte es auf jeden Fall nicht erklären und machte ihm auch Angst, da er es nicht verstand.

Heute musste er nachsitzen, und wenn es noch einmal vorkam, sollte er zum Putzdienst eingeteilt werden. Darauf hatte er noch weniger Lust.

„Alles klar bei dir?“

Die Worte ließen ihn herumwirbeln. Er starrte Reeno derart feindselig an, dass dieser die Hände hob. „Verpiss dich“, knurrte Jandor.

„Was ist dein Problem? Wir waren mal Freunde, weißt du noch? Liegt es an James?“

Jandor kniff die Augen zusammen. Auf diese Art von Diskussion hatte er nun wirklich keine Lust. „Ich sagte, verpiss dich.“

Wütend ballte er die Hände zu Fäusten und Reeno trat einen Schritt zurück. „Ist ja schon gut. Übertreib es nicht. Ich wollte nur mit dir reden. Du bist echt ein Arsch geworden, Jandor. Dann komm eben alleine klar.“

Reeno zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. Sollte Jandor doch in der Hölle schmoren, ihm war es egal.

Noch eine Weile sah Jandor ihm nach. Er war wütend auf sich und die Welt und wollte am liebsten auf etwas oder jemanden einschlagen. Innerlich zwang er sich zur Ruhe, denn gleich würde Herr Keller in den Raum kommen, um das Nachsitzen zu beaufsichtigen. Der Mann war streng und es gab einige Schüler, die tatsächlich so etwas wie Respekt vor ihm hatten. Er selber zählte sich ebenfalls dazu.

Das Nachsitzen dauerte bis 16 Uhr und Jandor stöhnte, als er danach endlich nach Hause gehen durfte. Er musste zwei Abschnitte seines Physikbuches lesen und Fragen dazu beantworten.

Der Tag war damit für ihn gelaufen. Er fühlte sich immer noch müde und ausgelaugt, wie nach einer schweren Grippe. Müde schleppte er sich nach Hause und ließ sich dort auf sein Bett fallen.

Benjamin hatte ihm mehrere Nachrichten geschickt, aber er hatte keine Kraft, ihm zu antworten, also blieb er liegen und schloss die Augen.

Es dauerte nicht lange und er war eingeschlafen.

 

Mit einem Schrei auf den Lippen und rasendem Herzen schreckte er hoch. Er riss die Augen auf und er brauchte eine Weile, um sich zu orientieren – er war nicht mehr in seinem Zimmer.

Der Boden war in Blau gefliest und die Wände hell. Verwundert sah er sich um und atmete hastig ein. Wo war er gelandet? Träumte er?

„Du bist wirklich mächtig, mein Junge“, sagte eine Stimme.

Panisch drehte sich Jandor im Kreis, als ein Mann in einer langen schwarzen Robe in sein Blickfeld trat.

„Wer bist du?“, fragte Jandor und wich zurück. Der Mann kam näher und hob den Kopf. „Mein Name ist Calatin. Ich bin so wie du. Deine Macht ist in der Tat erstaunlich. Ich freue mich schon, dich persönlich kennenzulernen.“

Jandor schluckte und machte noch einen Schritt zurück, als Calatin die Hand hob. „Bald, mein Junge, bald.“

Damit verblasste der Traum und Jandor erwachte mit einem Schrei in seinem Bett. Es war noch hell draußen, als er zum Fenster blickte. Er warf wieder zurück.

„Was ist denn los?“, rief seine Mutter, als sie durch die offene Tür stürmte. Ihre Haare waren unordentlich und ihr T-Shirt hing schief, als hätte sie sich eben angezogen.

„Schatz, geht es dir gut? Was ist denn?“

Sie setzte sich neben ihn auf das Bett und Jandor klammerte sich an sie. Vielleicht lag es an dem Schreck des Traumes und der Vision in der Schule, aber er erzählte ihr alles.

Schweigend hörte Vera zu. In ihrem Gesicht zeichnete sich Sorge ab. Sie wirkte auf einmal sehr blass. „Warum hast du nichts gesagt? Am besten bringe ich dich zum Arzt. Er kann dir sicher helfen“, stammelte sie.

„Nein, kein Arzt. Werde ich verrückt? Gab es das in unserer Familie schon mal? Kennst du einen Calatin? Ich habe ihn gezeichnet, oder zumindest einen Mann, der dieser Calatin ist.“ Er hatte so viele Fragen und sie alle schwirrten durch seinen Kopf.

„Nein, ich weiß nicht wer Calatin sit. Ich wünschte, dein Vater wäre noch hier. Er würde sicher wissen, was zu tun ist.“

Vera fühlte sich hilflos und kraftlos, nachdem Hank ihr Mann, gestorben war.

„Lass uns nachforschen. Zuvor mache ich dir etwas zu essen und dann musst du schlafen.“ Es mochte nicht perfekt sein, aber ihr fiel im Moment nichts anderes ein.

„Danke, Mum, ich habe tatsächlich Hunger.“

„Fein. Ich ziehe mich nur richtig an und wir treffen uns in der Küche.“ Damit drückte sie seine Hand und verließ das Zimmer.

Jandor saß noch eine Weile schweigend da, bevor er ins Bad ging, um sich frisch zu machen. Erst dann ging er nach unten.

In der Küche roch es bereits nach gebratenen Zwiebeln. „Ich mache uns Bolognese“, sagte Vera.

Dankbar nickte Jandor und holte sich etwas zu trinken. Danach setzte er sich.

Der Abend mit seiner Mutter war ruhig und entspannt. Sie aßen zusammen und plauderten über die Familie. Geschwister hatte er nicht, und nachdem sein Vater gestorben war, gab es nur ihn und seine Mutter.

Es war zu Beginn schwer gewesen, aber sie kamen recht gut miteinander aus.

In dieser Nacht träumte er wieder von dieser fremden Welt, auch wenn er diesen Calatin nicht wieder sah, wofür er dankbar war.

 

Gegen ihre sonstige Gewohnheit stieg am nächsten Tag ein Raumschiff auf und machte sich auf den Weg zur Erde.

Vaaler hatte dagegen gesprochen, aber Calatin hatte den obersten Rat so lange gedrängt, bis sie aufgebrochen waren. Der Junge mit dem Namen Jandor war wichtig für ihr Volk und Calatin wollte ihn und seine Macht sehen.

„Was machen wir mit den anderen Kindern? Nehmen wir sie gleich mit?“, fragte Vala.

Sie war zusammen mit Blay und Quinn für die Kuckuckskinder zuständig. Es war ihre Aufgabe, sie einzusammeln und ihnen zu erklären, dass sie in Wahrheit Fomori waren und im All lebten.

„Ja, das werden wir. Wir lösen den Prozess früher aus, sobald wir in der Umlaufbahn der Erde sind. Ich denke, es wird schwieriger und wir haben weniger Zeit. Macht euch darauf gefasst, dass nicht alle sofort mitkommen“, erklärte Rayk. Er war einer der führenden Wissenschaftler neben Balor. Dieses Mal war es seine Aufgabe, zur Erde zu reisen und die Kinder abzuholen. Es gab keine Hebammen oder liebevollen Mütter, es gab nur die harte und nackte Realität – sie waren Fomori, ein altes und stolzes Volk, welches seine Kinder nicht selber großzog. Das übernahmen andere, in ihrem Fall die Menschen.

„Das wäre nicht das erste Mal, dass die Kinder nicht mitkommen wollen“, gab Vala zurück. Damit hatte sie leider recht. Nicht jeder war glücklich darüber, sein altes Leben zu verlassen. In der Regel wurden die Kinder einige Wochen vor dem Umzug schon mental darauf vorbereitet, wer sie in Wirklichkeit waren.

Die Wissenschaftler hatten einen Vorgang entwickelt, mit dem sie die jungen Fomori mental beeinflussen konnten und ihnen in kurzer Zeit die Wahrheit über sich und ihre Herkunft begreiflich machen konnten, ohne dass lange Gespräche geführt werden mussten.

„Uns geht es voranging nur um diesen Jandor“, sagte Calatin und lehnte sich neben Vala an die Wand.

„Das wissen wir, dass es dir nur um den Jungen geht. Für uns sind alle wichtig“, gab sie gereizt zurück.

„Ich sehe das anders, aber gut. Ich werde den Jungen auch selber holen.“ Bei diesen Worten blickte er zu Vaaler, der mit verschränkten Armen bei ihnen stand.

„Du nimmst Vala mit. Wenn der Junge so wichtig ist, müssen wir an alles denken“, gab dieser zurück.

Man sah Calatin an, dass es ihm nicht passte, aber er stimmte zu.

Nachdem sie ihr Ziel erreicht hatten, startete Balor den Rechner und ließ das Programm laufen. Es würde wie eine Art Traum für die jungen Fomori sein, aus dem sie erwachten und wussten, was sie waren.

Da die Erde nicht in der Lage war, das fremde Schiff zu orten, konnten sie auch bleiben – unsichtbar für die Menschen.

Die nächsten Tage fühlte sich Jandor wie ein Schlafwandler. Jede Nacht träumte er von einer fremden Welt und Menschen, die er noch nie gesehen hatte. In der Schule konnte er sich nicht konzentrieren. Ständig war er müde und erschöpft.

Hinzu kamen Gedanken, die nicht seine eigenen sein konnten. Er sah wieder den Mann, Calatin, der mit ihm sprach und von Fomori sprach. Demnach wäre er kein Mensch, sondern stammte von einem anderen Planeten. Aber konnte er das glauben?

Zu seiner großen Verwunderung hatte er in diesen Träumen auch Reeno gesehen. Sie konnten nicht miteinander sprechen oder anderweitig in Kontakt treten, dennoch war er da. Genau wie andere Jugendliche.

Mit einem Schrei auf den Lippen schreckte er wieder aus dem Schlaf auf. Eine Nacht in Ruhe konnte er nicht mehr schlafen. Sein Herz klopfte, als wollte es zerspringen.

Hastig kletterte er aus dem Bett und zog sich an, danach verließ er das Haus. Es war Vollmond, wie er am Rande wahrnahm.

Seine Schritte führten ihn zu der Wiese hinter seinem Haus. Dort standen zwei Schatten.

Jandor schluckte krampfhaft. Er fühlte Angst, aber dennoch zog ihn etwas regelrecht magisch an.

„Hallo Jandor. Ich bin Vala. Es freut mich, dich kennenzulernen.“

Die Stimme der Frau ließ ihn zusammenzucken. Sie kam näher und lächelte.

„Was geht hier vor?“, fragte er.

„Wir sind hier um dich abzuholen. Du bist einer von uns – ein Fomori“, antwortete sie.

„Nein, nein, das ist nicht real“, stammelte er und wollte davonrennen, aber Vala war schneller.

Mit einem Satz war sie bei ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Lassen sie mich los. Ich bin kein Fomori“, schrie Jandor.

„Doch das bist du und noch so viel mehr.“

Der Mann, Calatin kam zu ihm. „Ich spüre deine Macht. Du bist in der Tat von meinem Blut. Du warst vor einigen Nächten bei mir. Bereits seit geraumer Zeit verspürst du, was dein wahres Wesen ausmacht.“

Jandor schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Ich bin ein Mensch. Meine Eltern sind hier. Meine Mum, sie liebt mich.“

Er wollte sich befreien, aber Vala ließ ihn nicht los. Die Frau war stark und unerbittlich. „Sie waren sicher gute Eltern, aber sie sind nicht deine leiblichen Eltern“, erklärte sie.

„Was? Nein das glaube ich nicht.“

Erneut wollte er sich losreißen, aber Vala hielt ihn auch dieses Mal fest.

„Schau mich an“, bat sie.

Nur zögerlich hob Jandor den Kopf. „Es ist verständlich, dass du Angst hast. Das hatte ich damals auch. Aber wir, die Fomori sind dein Volk. Du wirst ein gutes Leben haben und eine aussichtsreiche Zukunft, denn du bist mit Gaben gesegnet. Schon lange gab es kein Kind mehr mit deiner Macht.“

Sanft legte sie ihm eine Hand auf die Stirn und wünschte sich, er wüsste bereits, wer er wirklich war. Allerdings fühlte sie, dass er es ahnte, nur noch nicht akzeptierte. Hinter ihr bewegte sich Calatin. Sie hatte ihn gebeten sich ruhig zu verhalten und den Jungen nicht zu verschrecken.

„Du bist etwas ganz Besonderes, mein Junge. Du hast es geschafft, in einem Traum zu mir zu reisen. Ich denke, du spürst, dass etwas anders ist und das du nicht hierhergehörst.“

Jandor wandte den Kopf und sah ihn an. Trotz der Dunkelheit konnte er beide gut erkennen.

„Dann stammen diese Träume von euch?“

„Ja, das ist wahr. Deine Macht ist so groß, dass du sogar zu uns gereist bist. Wir haben dich nicht gerufen, sondern du uns“, gab Calatin zurück.

Einen Moment schwieg Jandor.

„Ich habe immer gewusst, dass etwas nicht stimmt, aber ich konnte es nicht packen. Was ist mit Reeno?“ Dabei sah er Vala und diese lächelte. „Er ist ebenfalls ein Fomori.“

Lag es an ihm, dass Jandor schon seine Macht entdeckte? Darauf hatte sie keine Antwort, aber es würde andere geben, die es herausfänden.

„Kommst du mit uns?“, fragte Calatin sanft.

Er reichte dem Jungen die Hand und dieser sah ihn eine Weile an. „Meine Mutter?“

Hart biss er sich auf die Lippen, als er an sie dachte. Wenn er ginge, wäre sie ganz alleine. Aber konnte er denn bleiben?

Er wusste, dass er anders war, und diese Träume und Visionen waren echt und würden nicht verschwinden.

„Es wird ihr gut gehen“, sagte Vala.

Hin und her gerissen stand Jandor da, bis er die Hand ergriff. „Wenn ich so mächtig bin, dann möchte ich mich in einem Traum von ihr verabschieden und ihr den Schmerz nehmen. Dann komme ich mit.“

Es war eine ungewöhnliche Bitte, aber Calatin nickte. „Natürlich.“

Möglich war es, auch wenn er Jandor helfen musste. Er würde ihn unterstützen und für ihn da sein. Er würde Führung gebrauchen können.

„Dann komm mit. Wir wollen zu den anderen und dann fliegen wir nach Hause.“

Vala lächelte und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er würde ihre Hilfe brauchen und diese sollte er bekommen.

Vielleicht war er ein Messias, ein Retter oder ein Wohlbringer für ihr Volk. Jetzt mussten sie aber dafür sorgen, dass es ihm gut ging.

Die Zeit würde es zeigen. Davon hatten sie genug und zudem ein ganzes Raumschiff voll junger Fomori, die bereit waren, bei ihrem Volk zu leben und die Tradition fortzusetzen.

ENDE

7 Kommentare

  1. Upps, der Jandor muss mit seinen Sachen vor die Tür, dann nachsitzen, evtl. putzen. Die Geschichte scheint in den 60ern zu spielen, diese Strafen gibt es Gott sei Dank in der Schule nicht mehr. Sympathische Geschichte, aber irgendetwas fehlt. Was erwarten die Fomori von Jandor? Er ist für sie eventuell ein Messias, der sie rettet. Warum brauchen sie einen Messias? Geht es ihnen nicht gut? Dazu erfahren wir keine Hintergründe, nur dass sie keine Dämonen auf der Erde mehr sind. Ich hätte dazu gerne mehr erfahren.

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  2. Die Geschichte ist schon mehr Fantasy als Sci-Fi. Verstehe ich das richtig, dass die Fomori anfangs Dämonen waren und dann erst zu Außerirdischen geworden sind? Das wäre ziemlicher Blödsinn. Oder sollte es heißen, dass die Menschen in ihnen früher Dämonen gesehen haben? Das würde schon eher Sinn ergeben, aber so steht es leider nicht geschrieben.

    Jandor, der scheinbar auf der Erde seinen Aliennamen trägt, was niemanden zu verwundern scheint, hat irgendwie kognitive Probleme. Weil er nachsitzen musste, wird er plötzlich ausfällig gegenüber Freunden. Die Schule erinnert mich eher an eine Militärakademie oder frühere Zeiten. Schüler fliegen aus der Klasse, weil sie müde sind, und es gibt Strafdienste wie Putzen. Das passt nicht in unsere Zeit, wobei das Coming Out von Homosexuellen wiederum nicht in frühere Zeiten passt. Die Beziehungsprobleme werden dabei nur beiläufig eingestreut, ohne für die Handlung relevant zu sein.

    Voran geht es erst mit Jandors Träumen. Obwohl diese von den Fomori induziert werden, soll er sie irgendwie gerufen haben, ohne es zu wissen. Er soll „magische Fähigkeiten“ besitzen, ohne dass diese näher erläutert werden. Auch das ist wieder Fantasy, denn Magie gibt es bei „Harry Potter“. Bei „Star Wars“ gibt es dagegen die Macht und so wird es dann auch hier genannt. Wenn das mal keine Urheberrechtsprobleme gibt.

    Das Ende ist ebenfalls nicht nachvollziehbar. Erst will Jandor nicht glauben, dass er ein Alien ist. Er sagt, dass seine Erdenmutter ihn liebt, Kurz darauf geht er mit dem Fomori, ohne sich von seiner Erdenmutter zu verabschieden. Dieses Verhalten ist absolut nicht nachvollziehbar!

    Sprachlich ist der Text verbesserungswürdig. Es gibt häufige Wortwiederholungen, insbesondere weiß Jandor ständig nichts.

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  3. Wir sind zwar grundsätzlich einer Meinung,, aber in einer Sache nicht:
    Ist SF nicht auch Fantasie? Wo ist denn da die Grenze?

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  4. Ich weiß nicht mehr wo ich es gelesen habe, aber irgendwo hab ich mal aufgeschnappt:
    "Fantasy ist, wenn es in der Geschichte Lichtschwerter gibt und der Autor glaubt, dass derartiges nicht möglich ist.
    Science Fiction ist, wenn es in der Geschichte Lichtschwerter gibt und der Autor glaubt, das es wirklich funktionieren könnte."
    Ist nicht die offizielle Unterscheidung, aber ich fand das Kommentar damals ziemlich lustig, deshalb hat es sich bei mir eingebrannt!

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    1. Was sagen alle anderen dazu? Bitte um eure Rückmeldungen. Was ist der Unterschied von SF und Fantasy. Ich bin total neugierig, was ihr dazu meint.

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  5. Das kann jeder nachschlagen, wenn man nicht selber drauf kommt.

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    1. Danke. Wir googeln, plexen, KI befragen alle. Trotzdem verwischen die Geschichten und die "Fantasy" finde ich auch sehr bezaubernd.

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