Ein hoffnungsloser Fall
(Xhinweis: Sollten die rassistischen Begriffe kritisch gesehen werden, bittet X um Rücksprache, um nicht vom Wettbewerb ausgeschlossen zu werden.)
Nahe der Erde trat ein Raumschiff aus einem künstlichen Wurmloch. Es handelte sich um ein weißes, scheibenförmiges Objekt mit einem Durchmesser von etwa 350 Metern. Ein eher kleines Scoutschiff für Erkundungsmissionen.
Die Crew bestand aus überwiegend humanoiden Völkern, die einer galaktischen Föderation angehörten und weiße Uniformen trugen. In einem hellen kuppelförmigen Konferenzraum hatten sich einige von ihnen an einem runden Tisch versammelt. Je ein Vertreter pro Spezies, darunter eine blauhäutige Frau mit dunklen Haaren, ein älterer hochgewachsener Mann mit langen platinblonden Haaren, eine rothaarige und eine blonde Frau von zierlicher Statur und ein fast pechschwarzer Mann mit Glatze. Unter den nichtmenschlichen Spezies fand sich eine zwei Meter große Gottesanbeterin von grüner Farbe, ein katzenhafter Krieger in metallener Rüstung, ein rothäutiger Alien mit Höckerkamm auf dem Haupt, ein Tentakelwesen und ein überdimensioniertes Meerschweinchen, welches auf einem erhöhten Stuhl saß.
„Ich grüße euch“, begann die blonde Frau, nachdem alle Platz genommen hatten. „Wir nähern uns nun dem Problemplaneten, dessen unzivilisierte Bewohner kurz davor stehen, sich unserer Existenz gewahr zu werden.
Das neue bemannte Mondprogramm, was wie meine Großmutter den Namen Artemis trägt, sowie die Pläne einer Marsbesiedelung durch die aggressivste imperialistische Großmacht des Planeten, werden enthüllen, dass die Erde schon lange unter unserer Beobachtung steht. Ein Erstkontakt ist daher unvermeidlich. Die Frage ist, wie wir damit umgehen sollen? Der Rat der Galaktischen Föderation ist sich in diesem Punkt uneinig und hat uns beauftragt, ein aktuelles Bild von der Lage auf der Erde zu erstellen.“
„Wir gehören nicht zur Föderation, werte Abgesandte Karya“, fuhr das pelzige Wesen mit den hochstehenden Ohren dazwischen. „Weshalb hat man uns eingeladen?“
„Weil wir eine einheitliche Strategie brauchen, Abgesandter Bestat“, lautete die Antwort. „Alleingänge werden nicht toleriert.“
„Wie bedauerlich. Aber gerne werden wir der Föderation unsere Erkenntnisse über die barbarische Spezies dieses Planeten bereitstellen, die alle unsere Kundschafter auf bestialische Weise ermordet hat.“
„Nun, das Aggressionspotential der Menschheit wird zweifelsfrei ein Thema sein. Um uns einen ersten Überblick zu verschaffen, werten wir die Funksignale aus, die von den Menschen ‚Fernsehen’ genannt werden.“ Karya drückte einige Felder des in die Tischoberfläche integrierten Touchscreens. In der Mitte des weißen Tisches erschien ein kugelförmiges Hologramm, auf dessen Oberfläche Dutzende Fernsehprogramme projiziert wurden. Auf den meisten Sendern liefen Kriegsszenen sowie gerichtsmedizinischen Untersuchungen, gefolgt von Umweltzerstörungen und Naturkatastrophen.
„Seht Euch diese Narren an“, urteilte das Tentakelwesen. „Die Menschen zerstören ihren eigenen Planeten und töten sich gegenseitig.“
„Du siehst diese Bilder wohl zum ersten Mal?“, fragte das katzenhafte Alien.
„Tatsächlich liegt mein Heimatplanet weit genug von dieser Welt entfernt, um noch nicht in den zweifelhaften Genuss irdischer Funksignale gekommen zu sein.“
„Dann kannst du dich glücklich schätzen. Da, nehmen wir mal diese Nachrichtensendung heraus.“ Bestat streckte seine behaarten Hände aus und vergrößerte damit eines der Programme. Es zeigte ein zerstörtes Krankenhaus in Gaza, in dessen Trümmern Leichen von Ärzten und Patienten lagen, darunter auch Kinder.
„Wenn ich mich nicht irre, wird diese Region ‚Naher Osten‘ genannt. Die letzten Funksignale, die ich von der Erde gesehen habe, waren rund ein halbes irdisches Jahrhundert alt. Schon damals tobte dieser Konflikt. Und worum geht es dabei? Um ein als ‚heilig‘ angesehenes Land. Beide Seiten glauben an denselben imaginären Gott, der ihnen das Töten verbietet. Doch weil sie aus ihrem Glauben zwei Religionen gemacht haben, ignorieren sie dieses Gebot und gehen aufeinander los. Dabei schrecken beide Seiten nicht einmal davor zurück, Zivilisten zu massakrieren. Im Übrigen ist das in so ziemlich jedem Krieg der Fall, egal ob es um Religion, Ideologie oder Rohstoffe geht. Die Menschen besitzen keinerlei Ehre!“
„Danke für Deine Ausführungen“, ergriff die blonde Moderatorin wieder das Wort. „Dies ist tatsächlich nur einer von Dutzenden Kriegen und bewaffneten Konflikten, die aktuell stattfinden. Allerdings birgt er, wie auch der Krieg im Osten Europas, das Potential eines Weltkrieges in sich.“
„Wovon die Menschen ja schon zwei geführt haben“, ergänzte die Rothaarige. „Die Erdlinge lernen einfach nichts aus ihren Fehlern. Und das betrifft bei weitem nicht nur das Thema Krieg. Seht euch nur an, was sie ihrem Planeten antun.“ Die Frau vergrößerte einige Programme, welche Waldbrände, Müllberge sowie eine Ölpest zeigten.
„Ha, kein Wunder, dass sie in den Weltraum expandieren und andere Welten unterwerfen wollen. Ihr Planet liegt im Sterben“, kommentierte das katzenhafte Alien. „Wir sollten sie vernichten, bevor sie uns vernichten!“
„Aber wären wir dann besser als sie?“, fragte die blauhäutige Frau. „Wir haben doch in der Vergangenheit selbst Kriege geführt. Unter anderem um den richtigen Umgang mit der Erde. Wir haben damals die richtigen Lehren daraus gezogen.“
„Du meinst wohl eher, ihr habt euch feige zurückgezogen“, polterte der immer mehr an eine Raubkatze erinnernde Bestat und vergrößerte ein TV-Programm, welches Taliban mit Sturmgewehren zeigte, die Frauen misshandelten. „Eure Eingriffe haben doch überhaupt erst die Religionen erschaffen, die Teil des irdischen Problems sind, werte Abgesandte Shanti.“
„Wir haben versucht, den Erdlingen Frieden und Mitgefühl beizubringen. Das ist wohl kaum der Grund, warum sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen“, mischte sich nun der glatzköpfige Mann ein. „Wenn es keine religiösen Dogmen gäbe, fänden sie andere Gründe. Rassismus zum Beispiel. Seht her!“ Er legte den Fokus auf eine Nachrichtensendung über Neonazis, die auf Menschen einprügelten, deren Hautfarbe seiner eigenen glich.
„Nicht zu vergessen das organisierte Verbrechen“, ergriff der platinblonde Hüne das Wort und zoomte die Szene eines Mafiafilms heraus, in dem gerade ein Blutbad angerichtet wurde. „Diese Spezies ist nicht nur gewalttätig, sondern gewaltverherrlichend!“
„Das, was wir uns da gerade ansehen, nennt sich Spielfilm, Alexi‘el“, wandte die Rothaarige ein. „Es handelt sich nicht um reale Szenen, sondern um Schauspiel. Derartige Filme dienen der Unterhaltung.“
„Und was sagt uns das jetzt, Abgesandte Fraya? Sogar die Unterhaltungsmedien der Erdlinge sind gewaltverherrlichend“, meldete sich nun der Rothäutige zu Wort und vergrößerte ein weiteres Programm, welches eine Black Metal Band bei der gespielten Opferung einer jungen Frau zeigte. Das Auftreten der schwarz/weiß geschminkten Musiker in dunkler Lederkluft war martialisch und die dazugehörigen Klänge dissonant. Das tiefe Grunzen des Sängers hörte sich an, als sei er von Dämonen besessen. „ Seht ihr, diese Spezies ist doch krank!“
„Genug davon! Bitte beruhigt euch“, fuhr die Moderatorin dazwischen und schaltete den Ton des Musikvideos ab. „Ja, die meisten Bilder von der Erde sind schockierend. Aber nicht alle Menschen sind so furchtbar. Andernfalls wäre die Spezies längst ausgestorben.“
Karya lenkte den Fokus nun auf Bilder von Friedenskundgebungen, Klimaschützern, Streiks und Weltraumdokumentationen. Irgendwo dazwischen war auch eine Szene aus Raumschiff Enterprise zu sehen. „Der Wunsch nach einer besseren Zukunft ist bei vielen Erdlingen vorhanden. Und während sie einerseits primitive Konflikte austragen und an veralteten Energieträgern wie fossilen Brennstoffen festhalten, machen sie auf der anderen Seite bemerkenswerte Fortschritte. Ihr Wissen über das Universum wächst mit jedem Tag und damit auch ihr Verständnis über ihren Platz darin.“
„Ja richtig“, wandte der glatzköpfige Mann ein. Er legte seine Stirn in Falten. „Und damit wächst auch die Gefahr für uns. Es dauert nicht mehr lange, bis deren Teleskope Planeten mit Lebensmarkern entdecken. Als nächstes werden sie dann auch auf künstliche Marker stoßen und somit unsere Welten ausfindig machen. Wenn sie dann noch herausfinden, wie die Antriebe unserer Raumschiffe funktionieren, deren Wracks sie geborgen haben, werden wir ihren Imperialismus schon bald zu spüren bekommen.“
„Eventuell machst du dir unnötige Sorgen, Maluth-Ki. Bis jetzt beschränken sich die Erdlinge auf ihr Sonnensystem und ihre Anführer haben jeden Hinweis auf unsere Existenz geheim gehalten“, sagte die Blauhäutige.
„Und auch jede Kooperation abgelehnt“, ergänzte das Tentakelwesen.
„Aber sie werden nicht alles auf ewig vertuschen können“, mahnte der Maluth-Ki und zoomte eine Nachrichtensendung über eine Anhörung im US-Kongress heran. „Es gibt immer mehr Zeugen und öffentliche Anhörungen von Whistleblowern aus Militär und Geheimdienst. Und was sie schon während der Apollo-Missionen auf dem Mond entdeckt haben, werden sie ebenfalls nicht mehr ewig geheim halten können, wenn sie dort ihre ersten dauerhaften Vorposten bauen. Was sagen eigentlich die Grauen dazu? Die betrifft das doch genauso wie uns. Aber sie glänzen hier durch Abwesenheit.“
„Die Grauen verfolgen ihre eigene Agenda“, antwortete die Gottesanbeterin, die bisher geschwiegen hatte, telepathisch in die Runde. „Sie hatten Geheimverträge mit den Militärs der führenden Nationen geschlossen, die den Menschen eigentlich untersagen, je wieder einen Fuß auf den Mond zu setzen.“
„Das zeigt ja bereits, wie wenig vertrauenswürdig die Erdlinge sind“, kommentierte der katzenhafte Krieger. „Ich frage mich, was die ganze Mission hier soll. Bombardieren wir einfach den Planeten und rotten dieses ehrlose Gesindel aus!“
„Muss ich mich wirklich wiederholen? Die Erdlinge mögen unzivilisiert sein, aber für uns gelten andere Maßstäbe. Außerdem sind nicht alle Erdenmenschen schlecht“, entgegnete die Moderatorin. „Kommen wir nun zum nächsten Tagesordnungspunkt. Wir sollen nicht nur irdische Funksignale auswerten, sondern uns auch direkt vor Ort ein Bild von der Lage machen. Natürlich nur wir humanoiden Vertreter, die wir uns unerkannt unter den Menschen bewegen können.“
„Na, das kann ja heiter werden“, meinte Maluth-Ki.
„Ich nehme an, du meldest dich freiwillig, um nach Europa zu gehen?“ Das war mehr ein Befehl als eine Frage.
„Wenn es sein muss. Das ist immer noch besser als Nordkorea oder Afghanistan.“
„Keine Sorge, uns interessieren nur die großen raumfahrenden Nationen. Shanti übernimmt Indien, Alexi’el besucht Russland, Fraya geht nach China und ich werde mich in den USA umsehen. Wir treffen uns nach unserer Rückkehr zur Auswertung wieder hier.“
Karya war mit ihrer getarnten Fähre in Florida gelandet, wo sie sich zunächst das Raumfahrtzentrum in Cape Canaveral ansah. Dann erregte eine Großveranstaltung ihre Aufmerksamkeit. In den USA fand gerade ein Präsidentschaftswahlkampf statt, wobei immer nur die beiden Kandidaten der zwei größten Parteien Aussicht auf das Amt des Staatsoberhauptes hatten.
Der Wahlkampf hing mehr von Geldspenden als von der Eignung der Kandidaten ab. Kleinere Parteien hatten da absolut keine Chance und es war völlig egal, ob sie vielleicht die überzeugenderen Konzepte besaßen. Es zählte nur, wer das Kapital und die Massenmedien auf seiner Seite hatte. So wurde garantiert, dass in jedem Falle ein Vertreter oder diesmal vielleicht sogar eine Vertreterin des neoliberalen Kapitalismus ins Weiße Haus einzog und sich damit nie maßgeblich etwas an der aggressiv imperialistischen Ausrichtung der Nation änderte. Hinzu kam dann noch das undemokratische Wahlmännersystem, welches das Ergebnis stark verzerrte.
Die Abgesandte der Galaktischen Föderation hatte sich in Vorbereitung auf ihre Mission mit dem politischen System beschäftigt und war zu dem Schluss gekommen, dass die Menschheit noch sehr weit von eine direkten Demokratie entfernt war, in der die Macht tatsächlich von der Bevölkerung ausging und nicht hauptsächlich von Banken, Konzernen oder dem militärisch-industriellen Komplex. All diese Institutionen waren den meisten Völkern der Galaktischen Föderation völlig unbekannt oder gehörten der fernen Vergangenheit einiger Mitgliedswelten an.
Gleiches galt für fanatisierte Massen, die ohne nachzudenken blind einer Führerfigur hinterherliefen und jede Lüge glaubten. Der Bildungsgrad auf den Föderationswelten war viel zu hoch für ein solch stupides Treiben, wie es sich gerade vor Karya abspielte. Donald Trump teilte gerade auf niederstem Niveau gegen seine politische Gegnerin Kamala Harris aus, ohne dabei zu erwähnen, was er eigentlich besser machen wollte. Die Massen jubelten.
Einige Fanatiker hatten sich das rechte Ohr abgeklebt, was, wie Karya in Erfahrung bringen konnte, mit einem Attentat auf Trump zu tun hatte, bei dem sein Ohr verletzt worden war. Seine Fans waren jedoch nicht verletzt, weshalb die Außerirdische nicht verstehen konnte, warum sie trotzdem einen Verband trugen. Es machte für sie überhaupt keinen Sinn.
Um die Menschen besser einschätzen zu können, musste sie aber noch einige Personen ansprechen und herausfinden, warum sie sich von einem machthungrigen Psychopathen betrügen lassen wollten. Sie fand zwei junge Männer, die im Gegensatz zu den weißen heterosexuellen Wählern absolut nicht ins Profil von Trumps Forderungen passten.
Der Erste war ein chinesischer Einwanderer, der eigentlich zu den Bevölkerungsteilen gehörte, welche die weißen Rassisten aus dem Land verbannen wollten. Die Kundschafterin, die sich als europäisch aussehende Blondine unbehelligt im Publikum bewegen konnte, fragte ihn freundlich, warum er denn Trump unterstütze.
„Ich habe hart für die US-Staatsbürgerschaft gearbeitet und dann kommen die ganzen Kakerlaken über die mexikanische Grenze, klauen mir die Jobs und bekommen alles in den Arsch geblasen.“ Obwohl er selbst ein Migrant war, tat er so wie einer der weißen Rassisten und entmenschlichte andere Migranten. Was diese angeblich in den Arsch geblasen bekamen, vermochte er nicht zu erklären. Karya konnte sich ohnehin keinen Reim auf diese Redewendung machen und vermutete eine primitive Fäkalsprache dahinter.
„Aber Sie haben doch einen Job“, hakte sie stattdessen nach.
„Stimmt, aber es geht hier ums Prinzip! Und es sind ja nicht nur die Latinos, die hier Ärger machen. Die ganzen Homos und Transgender sind genauso Fremdkörper, gegen die etwas getan werden muss.“
Was der junge Mann damit meinte, konnte Karya nur erahnen. Sie war sich der Gräuel, welche in Nazideutschland begangen worden waren, durchaus bewusst. Mehr musste und wollte sie von dieser Person nicht erfahren. „Danke für deine Aussagen, sie waren sehr hilfreich“, meinte Karya höflich, um den Homophobiker abzuwimmeln.
Als nächstes wandte sie sich einem offenkundig schwulen Mann zu. Ein fettleibiger Glatzkopf mit einer regenbogenfarbenen Mütze, auf der die Worte „Make America great again“ standen.
„Ich arbeite an einer Studie und würde dich gerne fragen, was dich als Homosexuellen an Trumps Politik anspricht?“, begann sie ein Gespräch.
„Ach, das ist ganz einfach. Wir werden gerade von illegalen Migranten überschwemmt. Egal ob Tacofresser, Nigger, Kameltreiber oder Schlitzaugen. Die kommen alle hier her und bedrohen die weiße Rasse“, schimpfte der Fettsack.
„Aber es sind doch auch einige People of Color hier unter den Trump-Unterstützern“, konterte Karya, die absolut entsetzt über die menschenverachtende Wortwahl des Erdlings war.
„Die werden sich noch wundern, wenn Donald erst mal wieder Präsident ist. Aber solange diese Trottel ihn wählen, habe ich damit kein Problem.“
„Aber werden sich nicht auch alle Homosexuellen wundern, wenn Trump wiedergewählt wird?“
„Nein, er beschützt mich und meinen Mann vor den ganzen schwulenfeindlichen Arabern“, meinte der Glatzkopf entschieden.
„Und Trumps eigene schwulenfeindliche Forderungen?“, hakte die Kundschafterin nach.
„Ach, das sind doch nur Fake News! Darauf gebe ich nix. Einen schönen Tag noch.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab.
Die Unlogik, aus Angst vor homophoben Islamisten Schutz bei ebenso homophoben Rechtsextremisten zu suchen, war Karya unbegreiflich. Ebenso der Widerspruch, dass sich unter Trump-Fans gleichermaßen schwule Rassisten wie auch schwulenfeindliche Migranten befanden. Wenn das Land noch weiter nach rechts driftete, würden doch beide darunter leiden. Einzig in ihrer Dummheit schienen die beiden vereint.
Die außerirdische Besucherin entschied, dass sie genug gesehen und gehört hatte, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Diese Nation durfte sich mit ihren kruden Ansichten nicht im All ausbreiten. Mit diesem Fazit verließ sie den fanatisierten Mob und suchte schleunigst ihr getarntes Raumschiff auf, um sich aus dem Staub zu machen.
Zurück auf dem Mutterschiff hatte Karya die restlichen Abgesandten wieder im Konferenzraum versammelt. Sie berichtete von ihren Erlebnissen, welche von einer aggressiven Grundhaltung der Amerikaner geprägt waren und endete mit den Worten: „Obwohl sie in den letzten 50 Erdenjahren die Rassentrennung überwunden und die Homoehe eingeführt haben, droht nun ein Rückschritt in die dunkelsten Kapitel ihrer Geschichte.“
Als nächster meldete sich Alexi’el zu Wort: „In Russland sieht es noch weitaus finsterer aus. Dort hat sich bereits eine repressive Autokratie etabliert, die fast schon diktatorische Züge trägt. Die Präsidentschaftswahlen sind noch mehr zu einer Farce verkommen als in den USA. Wer für Frieden ist, wird inhaftiert und sogar Liebe ist als ‚Extremismus‘ verboten. Also zumindest die gleichgeschlechtliche Liebe. Die Gesellschaft ist in höchstem Maße militarisiert und auch brutalisiert, bis hin in den familiären Bereich, worunter vor allem Frauen leiden. Außerdem gibt es ein massives Alkoholismus-Problem, was als ‚sich die Welt schön saufen‘ bezeichnet wird.“
„Die indische Gesellschaft ist ebenfalls sehr patriarchal und hierarchisch“, begann Shanti, als Alexi’el mit seinen Ausführungen fertig war. „Die aktuelle Regierung ist zwar demokratisch gewählt, trägt aber faschistische Züge. Und die Karma-Lehre, die wir diesen Menschen einst beigebracht haben, wird völlig falsch ausgelegt und dient als Rechtfertigung, die unterste Kaste komplett zu entrechten und zu knechten. Einfach entsetzlich!“
„Wie sieht es in China aus?“, wandte sich Karya an Fraya.
„Auf den ersten Blick ganz gut. Von allen Gesellschaftsformen der Erde ist die chinesische die leistungsfähigste. Der Fokus des staatlichen Handelns liegt auf der Überwindung der Armut und der Energiewende, um den Klimawandel abzumildern. Außenpolitisch wird das Mittel des Krieges abgelehnt, allerdings rüsten sich die Chinesen gegen die Aggression der anderen Großmächte. Soweit der positive Teil.
Leider wird der gesellschaftliche Zusammenhalt durch einen repressiven Überwachungsstaat mit zunehmend autokratischer Ausrichtung erkauft. Ein Großteil der Bevölkerung ist genauso egoistisch, korrupt und kriminell wie im Rest der Welt und hält sich bestenfalls aus Angst vor der Strafverfolgung etwas mehr zurück. Wobei Demokratie- und Menschenrechtsaktivisten mindestens ebenso Angst haben müssen.“
„Mit anderen Worten, China ist auch nicht besser“, urteilte Bestat.
„Nun, zumindest könnten wir mit der chinesischen Regierung noch am ehesten verhandeln“, meinte die rothaarige Frau. „Während die USA andere Länder mit Krieg und Regime Changes gefügig machen, respektiert China die Gesellschaftsformen seiner Handelspartner. Sie haben eine Art von Nichteinmischungsdirektive, wie auch wir sie eingeführt haben, nachdem unsere Eingriffe in primitive Kulturen wie die der Erde zu unerwünschten Ergebnissen geführt haben.“
„Aber im Klartext heißt das doch, die können genauso gut mit Diktaturen wie mit Demokratien“, warf der rothäutige Alien ein.
„Also ich kann nicht gut mit Diktaturen. Wann greifen wir an?“, fauchte der katzenhafte Krieger.
„Das werden wir natürlich nicht“, ermahnte ihn Karya und wandte sich an Maluth-Ki. „Kommen wir nun abschließend noch zu Europa.“
„Was soll ich noch Neues beitragen, was nicht schon gesagt wurde? Europa droht ebenfalls, in die faschistische Barbarei zurückzufallen. Kaum sind die letzten Zeitzeugen für die Naziverbrechen tot, hat ein Großteil der Bevölkerung alles vergessen und glaubt, es wäre eine gute Idee, die Geschichte zu wiederholen Ich möchte hier nicht wiedergeben, mit welchen rassistischen Beschimpfungen ich überzogen worden bin. Einen Angriff konnte ich nur durch eine telepathischen Gegenangriff abwehren.“
„Hast du dich etwa zu erkennen gegeben?“, fragte Fraya erschrocken.
„Nein, nicht gegenüber dem Angreifer. Ich habe das brachliegende Hirn dieses primitiven Knüppelschlägers lediglich mit Schmerz überflutet. Der wusste gar nicht, wie ihm geschieht“, beschwichtigte Maluth. „Allerdings habe ich einen anderen Erdling kontaktiert, der überraschend aufgeschlossen war. Ein Science-Fiction-Fan, der seiner Zeit weit voraus ist.“
„Dann haben sich die telepathischen Eingebungen, die wir den Schöpfern von ‚Star Trek‘ und anderen Science-Fiction-Werken übermittelt haben, also am Ende doch ausgezahlt“, mutmaßte Shanti und wirkte erfreut.
„Ja, so scheint es. Jedenfalls habe ich den Erdling mitgebracht, damit er uns seine Sicht der Dinge schildern kann.“
„Du hast was? Bist du irre?“ Karya war schockiert ob dieses Alleingangs.
„Keine Sorge, er war sich unserer Präsenz bereits bewusst und sehr aufgeschlossen.“ Maluth drückte einen Knopf an seinem Armband, woraufhin sich die Tür des Konferenzraumes öffnete und ein Erdenmann von einer schwarzhaarigen Humanoiden herein eskortiert wurde. „Darf ich vorstellen, Johann.“
„Wow! Äh, hallo. Ich komme in Frieden“, begann der Mann, der Anfang 40 sein mochte. Er hatte kurze, braune Haare, trug eine Brille und schwarze Kleidung. Obwohl er momentan äußerst erstaunt über die Offenbarung war, die ihm zuteilwurde, haftete ihm etwas zutiefst Melancholisches, ja geradezu Deprimierendes an.
„Willkommen Johann“, begrüßte ihn Karya. „Wir würden gerne aus erster Hand erfahren, wie du die Menschheit einschätzt.“
„Abgesehen von wenigen Freunden, die ich habe, im Großen und Ganzen eher negativ. Wenn ich mir die aktuellen politischen Entwicklungen, all die Kriege, den Hass und die Korruption ansehe, würde ich sagen, die Menschheit ist dem Untergang geweiht. Manchmal habe ich den Eindruck, der gesamte seelische Abfall der Galaxis wurde in einem gigantischen Klo runtergespült und die Erde ist das Klärwerk. Es würde mich nicht wundern, wenn dieser Planet ein Gefängnis für alle bis auf den Kern verrotteten Seelen ist. Allerdings frage ich mich, was ich und einige wenige andere dort zu suchen haben?“
„Vielleicht, um etwas zum Positiven zu verändern?“, meinte Shanti.
„Glaubt ihr etwa, das hätte ich nicht längst versucht? Ich habe mich bei verschiedenen Projekten engagiert, bin mit Tausenden anderen gegen Krieg und Ungerechtigkeit auf die Straße gegangen, habe sogar für politische Ämter kandidiert – alles ohne Erfolg!“
„Aber es gibt große Proteste gegen die herrschenden Zustände“, stellte Fraya fest.
„Was sind schon einige Zehntausende gegen die unzähligen Millionen, die vor ihren Fernsehern oder Tik Tok verblöden und ihre Stimmen dann Lobbyisten geben, welche sich nur für die Interessen der Banken und Konzerne einsetzen? Ganz zu schweigen von denen, die sich nur noch durch hasserfüllte Hetze begeistern lassen.
Wenn ihr mein Urteil hören wollt: Ein Drittel der Menschheit ist sadistisch und grausam und wenigstens die Hälfte strunzdumm. Die Dummen folgen den Psychopathen, weshalb sich selbst auf demokratischem Wege nie etwas zum Besseren wenden kann. Im besten Fall bekommt man eine korrupte Regierung, die den Wohlstand von unten nach oben verteilt und den Planeten für maximalen Profit opfert, im schlimmsten Falle wird die Demokratie durch eine faschistische Diktatur abgewählt.
Die Nazis drehen jetzt schon wieder völlig frei und agieren immer brutaler, während die komplett Hirngewaschenen glauben, dass eine halbwegs liberale Gesellschaft eine Diktatur sei und die Faschisten ihnen echte Demokratie und Freiheit bringen werden. Dabei verwechseln sie dann noch ihre Selbstzerstörung mit Freiheit und Korruption mit Kompetenz. Aber was soll man anderes von einer Spezies erwarten, die immer noch glaubt, dass die Erde eine Scheibe sei und sich dann noch für die Krone der Schöpfung hält?
Um es in einem Satz zusammenzufassen: Die Menschheit ist total lost!“ Mit diesem Fazit beendete der Erdenmensch die Beurteilung seiner eigenen Spezies.
Bestat fühlte sich einmal mehr bestätigt: „Da hört ihr es, die Menschheit kann sich nicht mal selbst ausstehen!“
„Nicht ganz. Ich kann die Menschheit inzwischen nicht mehr ausstehen. Die Mehrheit feiert hingegen ihre eigene Dummheit und Brutalität“, widersprach Johann. Dann flehte er: „Bitte nehmt mich mit!“
„Bedauerlicherweise ist das nicht möglich, aber danke für deine Einschätzung“, erwiderte Karya. „Löscht sein Kurzzeitgedächtnis und bringt ihn zurück auf seinen Planeten!“
„Nein, ich will nicht zurück in dieses Höllenloch!“ Er wehrte sich mit Händen und Füßen gegen seine Eskorte, wurde jedoch schließlich telepathisch von der Alienfrau paralysiert und abgeführt.
Als sich die Tür wieder geschlossen hatte, fuhr die blonde Moderatorin fort: „Nach allem, was wir heute erfahren haben, sehe ich keine Option, wie wir einen Erstkontakt zur Menschheit herstellen können, ohne die Probleme damit zu vergrößern. Wenn die Menschen schon untereinander rassistisch sind, wie werden sie erst auf uns reagieren? Ihre Differenzen würden sie höchstens beilegen, um sich gemeinsam gegen uns zu wenden. Und wenn wir nur eine Großmacht davon überzeugen können, mit uns zu kooperieren, könnte das einen Weltkrieg gegen eben jene Nation auslösen.“
„Hinzu kommt, dass ihre Anführer längst von uns wissen und es wohl aus dem Grund vor ihrer Bevölkerung verschweigen, weil sie genau zu denselben Schlussfolgerungen gekommen sind“, ergänzte Alexi’el.
„Warum versetzen wir die Erdlinge nicht in eine Illusion, die ihrem Wesen entspricht und retten so wenigstens den Planeten vor dem Untergang?“, fragte das Meerschweinchenalien telepathisch.
„Die Grauen wären ebenfalls dafür, die Erde unter ihre Zwangsverwaltung zu stellen. Wir unterstützen diese Auffassung“, übermittelte die Gottesanbeterin ebenfalls telepathisch. „Technologisch könnten uns die Erdlinge nichts entgegensetzen. Es wäre ein Leichtes, ihre Atomraketen und Militärmaschinen abzuschalten.“
„Das wäre eine aggressive Einmischung“, kommentierte Karya.
„Nur insoweit es die Rettung des irdischen Ökosystems vor der Aggression der Menschen betrifft. Wir treten lediglich für die Rechte der Flora und Fauna ein, welche von den Erdenmenschen nicht respektiert werden. Was sie sich selbst antun, wäre weiterhin ihre Sache. Wir würden uns nicht einmischen, wenn sie sich weiterhin gegenseitig versklaven, vergiften und töten, solange sie die Natur dabei intakt lassen.“
„Ha ha, der Gedanke gefällt mir“, meinte Bestat. „Wenn die Menschheit nicht gerettet werden will, dann sollten wir wenigstens den Planeten retten. Damit wäre der Ehre genüge getan.“
„Ich werde diesen Vorschlag dem Föderationsrat unterbreiten“, versprach Karya. „Bis eine Entscheidung getroffen wurde, gilt jedoch weiterhin die strikte Kontaktvermeidung mit der Menschheit.“
„Und was machen wir, wenn ihre bemannte Raumfahrt auf uns trifft?“, fragte Maluth-Ki.
„Wir könnten die Artemis-Mission sabotieren, was auch ihre Pläne der Marsbesiedelung um Jahre zurückwerfen würde. Das würde uns die nötige Zeit verschaffen.“
„Oder das Thema Erstkontakt komplett vermeiden, wenn sich die Erdlinge binnen der nächsten Jahre ohnehin in einem Atomkrieg selbst auslöschen“, ergänzte das Tentakelwesen.
„Also schön, dann steht die Entscheidung fest und alles Weitere regelt der Föderationsrat, sofern es noch etwas zu regeln gibt. Die Mission wäre damit beendet und wir bringen euch auf eure Heimatwelten zurück.“ Mit diesen Worten schloss Karya die Sitzung und alle verließen den Konferenzraum.
Das war nicht so mein Fall. Der Autor oder die Autorin hat sehr starre politische und moralische Vorstellungen und predigt diese in Form einer Geschichte.
AntwortenLöschenNa wenigstens hat er eine politische Meinung und Moralvorstellungen. Viel zu viele haben leider nichts von beidem.
LöschenFür mein persönliches Empfinden zu politisch-ideologisch verbrämt. Eher eine subjektive Moralpredigt des Autors/der Autorin.
AntwortenLöschenWas ich jedoch gut finde, ist, dass er/sie sie nicht scheut, „verbotene“ Worte wie „Nigger“ zu verwenden, da, wo sie für die Geschichte angebracht sind.
Zunächst wusste ich nicht, was ich von dieser "Gerichtsverhandlung" über die Menschheit (zunächst in Abwesenheit) halten sollte. Sie gut und durchdacht geschrieben (btw und toll gelesen), drückt jedoch einen ziemlichen moralischen Stempel auf. Dabei halte ich die Ratsmitglieder durch ihre eigene Schuld an der Menschheit nicht gerade für urteilsfähig. Eher will man wohl einen oder mehrere unliebsame Fehler beim Eingriff in die Entwicklung der Erde verschwinden lassen. Großartig fand ich die Hinweise auf Star Trek usw. Armer Johann, er hat schon aufgegeben an die Menschheit zu glauben...
AntwortenLöschenAch je, noch ein "dumme Menschheit" Text, der sattsam bekannte Parolen (Keine echte Demokratie etc.) mit Verschwörungserzählungen (man weiß von Aliens, verschweigt das aber) mixt, um auf zutiefst plakative Weise uns Lesenden den Spiegel vorzuhalten. WACHT AUF!!!!! scheint der Text zu schreien. Denn man sitzt ja vielleicht schon zusammen, um über uns zu richten. Ist das auf irgendeine Weise spannend? Für mich nicht. Auch bietet mir der Text sprachlich nicht mal Fast-Food. Bislang der für mich zweitschlechteste Text in diesem Wettbewerb.
AntwortenLöschenWenn der Menschheit ein Spiegel vorgehalten wird und da sind Nazis, Taliban, korrupte Politiker und Kriminelle zu sehen, dann ist das doch realistisch. Soll man über solche Themen schweigen, bloß dass keiner am Bild der Menschheit als Krone der Schöpfung kratzt? Und warum so aggro auf "Verschwörung", weil die Regierung in der Geschichte von Aliens weiß? In "Akte X" geht es um nichts anderes und die Serie war ein Erfolg! Muss Science Fiction da in irgendwelche Schranken gewiesen werden? Dann sollte man am besten gleich ganz auf Aliens verzichten. Und in Horror darf es dann auch keine Geister und Dämonen mehr geben und Fantasy gehört gleich ganz verboten, weil es so etwas nicht geben kann.
LöschenSpontan packt mich die Neugier, was denn der schlechteste ist?
LöschenIch finde diese Geschichte ziemlich gut: ein interessantes durchdachtes Konzept plus die Frage, ob bei allen Katastrophen, die die Menschheit so fabriziert, nicht doch eine höhere Macht zuschaut und sich ein Urteil über uns bildet? In dieser Geschichte wird die Frage bejaht - natürlich kommt die Menschheit dabei nicht gut weg. Sehr interessant geschrieben - vielleicht gibt es ja doch eine Fortsetzung irgendwann?
AntwortenLöschenSeufz, da wurde uns ziemlich deutlich der Spiegel vorgehalten. Ich finde die Geschichte gut, auch wenn es mir weh getan hat, die Verfehlungen der Menschheit so komprimiert zu lesen.
AntwortenLöschenWas die vielen Sichten, die uns dieser Text -- von 'außen' -- auf die Menschheit bringt, betrifft: Alles okay, warum nicht? Ich finde da ordentlich viel Stoff zum drüber nachdenken. Inhaltlich erinnert das an Geschichten Lems. Leider fällt mir der Titel der Story nicht ein, in der es um die Aufnahme der Menschheit in den Rat der galaktischen Planeten geht). Nur, das ist der Unterschied, Lem ist unterhaltsam. Er schreibt humoristisch-satirisch, während dieser Text mehr eine Abhandlung darstellt. Insofern ist dies in meinen Augen einfach keine 'Story', es gibt weder Überraschungen (okay, bis auf die, dass gewisse Regierungen schon über die Existenz anderer Völker in der Galaxis Bescheid wissen) noch satirischen Witz und auch keine Dramaturgie.
AntwortenLöschenKein uninteressanter Text, aber trocken wie ein Küchenschrubbel.
All das in eine spannende Erzählung verpackt statt aufsatzartig hingeschrieben ... würde mir besser gefallen.
Gruß von Flac
Lem hat Romane geschrieben. Nicht nur wie hier eine Kurzgeschichte mit begrenzter Zeichenzahl. Da konnte er natürlich vielfältiger ausführen,
Löschen"Lem hat Romane geschrieben. Nicht nur wie hier eine Kurzgeschichte mit begrenzter Zeichenzahl. Da konnte er natürlich vielfältiger ausführen"
LöschenLem hat jede Menge Kurzgeschichten geschrieben (nicht nur Romane) -- und die meinte ich. Beispielsweise sind die 'Sterntagebücher' ein KG-Sammlung.
War das in den Sterntagebüchern?
LöschenIm Fokus dieser Geschichte steht die Außenwirkung der Menschheit. Das Bild, welches wir von uns selbst ins All ausstrahlen, ist wahrlich nicht das Beste. Eigentlich ist es schon fast eine Kriegerklärung. Von daher müssen wir uns echt Sorgen machen, doch die wenigsten machen sich darüber Gedanken. Gewalt ist auf dieser Welt die Normalität und das wird hier offen kritisiert bzw. angeprangert.
AntwortenLöschenFerner bedient sich die Geschichte der Prä-Astronautik, inklusive Anspielungen auf Götternamen, sowie UFO-Zeugenberichten. Bis auf wenige Ausnahmen wie das Meerschweinchen entstammen die Aliens damit weniger der Fantasie des Autors, er versucht vielmehr, ein möglichst realistisches Szenario aufzubauen. Untermauert wird dieses mit Bezugnahmen auf aktuelle Ereignisse, wie die UFO-Anhörungen im US-Kongress. Diese Herangehensweise ist interessant, da man zwangsläufig den Eindruck gewinnt, an dieser Geschichte könnte tatsächlich etwas dran sein.
Die Aliens haben dabei durchaus unterschiedliche Motive und Ansichten. Einige sind von der Menschheit enttäuscht, stehen aber dennoch auf ihrer Seite, andere sehen in ihnen eine potentielle Gefahr, die ausgemerzt werden sollte. Andere verweigern sich gar der Runde und haben eine „eigene Agenda“. Das macht die Geschichte vielschichtig. Die Menschen sind ja auch nicht alle schlecht, wie der eine Entführte offenbart. Allerdings sind jene, die den Planeten retten und die Gesellschaft verändern wollen, in der Minderheit. Auch das ist schlichtweg ein Fakt und keine Fiktion. Allerdings ist der Erdling etwas sehr negativ eingestellt, so als ob die Verzweiflung des Autors über die Menschheit aus ihm spricht.
Irgendwo verständlich, denn über den Ausgang des ebenfalls aktuellen US-Wahlkampfes, der hier eingeflochten wird, kann man ebenfalls nur verzweifeln. Es ist fast so, als hätte der Autor das Elend kommen sehen. Und mit den Trump-Anhängern liegt er goldrichtig. Man hätte es sogar noch weiter auf die Spitze treiben können, denn über 50% der weißen Frauen haben einen Sexisten gewählt, der ihnen jedes Recht auf Selbstbestimmung aberkennen möchte. Das Ergebnis ist nun die frauenverachtende Kampagne „Your Body, my Choice“. Der reale Irrsinn!
Das offene Ende lässt Raum für eine Fortsetzung und irgendwie wirkt die Geschichte auch, als stünde sie in einem größeren Kontext. Der Erstkontakt ist jedenfalls erst einmal vertagt, weil die Menschheit nicht bereit dafür ist. Auf der anderen Seite steht die Frage im Raum, wie lange er noch hinausgezögert werden kann, bevor für den Planeten jede Hilfe zu spät kommt?
Fazit: Obwohl die Geschichte einen sehr negativen Touch hat, bleibt sie damit doch erschreckend nah an der Realität. Ist das überhaupt noch Science Fiction oder einfach nur ein Spiegel der Gesellschaft? Es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn die Aliens tatsächlich solche Debatten über uns führen.