Parkmüll
von Fabian Henry ( www.fabianhenry.de )
Platz 10 beim ZACSF2024
„Wieso machen wir das noch einmal?!“, grummelte er und sah zu Ombra. Die hochgewachsene Blonde stand mit dem Rücken zu ihm und benutzte die Zange an dem ausfahrbaren Plastikarm, um ein paar Zigarettenstummel aufzusammeln. Von denen fand man reichlich. Immer und überall. Als wäre es zu viel sie in einem der zahlreichen Mülleimer zu entsorgen und sie oben drauf auszudrücken.
Nein, lieber auf den Boden werfen. Damit die Tauben auch was zum Verschlucken hatten. Man war ja Tierfreund. Am Arsch. War man nicht. Man war einfach ein fauler Sack, dem es zu viel war, sich minimalst für andere krumm zu machen. Beinahe alle fünf Minuten schoss Phor dieser oder ein ähnlicher Gedanke durch den Kopf, wenn sie ein neues Stückchen verirrten Abfalls fanden, und schlussendlich ließ es seine Laune nur noch weiter in den Keller rutschen. Je länger sie dabei waren, die Müllsäcke zu füllen, desto wütender wurde er und wünschte sich an einen anderen Ort und in eine andere Zeit.
„Damit der Müll nicht weiter hier herumliegt?“ Ombra drehte sich zu ihm um und sah ihn mit einem Blick an, als würde sie ihn für dämlich halten, weil er überhaupt so eine Frage stellte. Sie machten hier offensichtliche Arbeit, die keinen Interpretationsspielraum bot. Was sollte also diese Frage.
„Und wieso ausgerechnet wir?“
„Wir haben uns freiwillig gemeldet.“
Phor verdrehte die Augen. Das stimmte so nicht ganz. „Soweit ich mich erinnere, hast du dich gemeldet und mich genötigt mitzukommen, weil du mir noch immer diese eine Sache nachträgst.“
„Sage ich doch: wir haben uns freiwillig gemeldet.“
Begleitet von einem Seufzen verdrehte er die Augen. Schweigend lief er ihr nach, sah ihr dabei zu, wie sie weitere Stummel aufsammelte und sich zu albern über ein paar Glasscherben einer alten Bierflasche freute.
Phor hoffte währenddessen, dass das Gewicht der Beutel nicht dafür sorgte, dass sie rissen und er wieder einmal den widerlichen Saft des müffelnden Abfalls am Rücken hatte, der dort hinablief und dafür sorgte, dass er so viel duschte, wie es für eine mittelgroße Familie für eine ganze Woche angemessen wäre. Das war schon einmal passiert. Eigentlich mehr als einmal. Und jedes Mal war es einmal zu viel gewesen und er hoffte schwer, dass es heute nicht wieder passierte. Er wollte nicht in einem Wutanfall die Beutel um sich werfen wollen, nur um sich dann von Ombra anzuhören, dass er übertrieb und sie ihn zwang alles wieder einzusammeln.
„Ich finde ja, dass du übertreibst, nur weil ich dich ein paar Mal sitzen gelassen hab?“
„Nachdem du mir versprochen hattest, mich einzusammeln.“
„Aber auch nur, weil ich einen guten Grund hatte.“
„Ein neues Medium für dich zu entdecken, ist kein guter Grund.“
„Darüber lässt sich streiten.“
„Nicht, wenn es so endet, dass ich gestrandet bin und man mich erst Tage später wieder finden konnte.“
Phor wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen, presste die Lippen aufeinander. Er ruckte den Sack auf seinem Rücken zurecht. „Ja gut … vielleicht war es nicht so korrekt.“
Ombra rollte nur die Augen und grunzte zustimmend. Deutlich aggressiver als zuvor beförderte sie Abfall in einen Sammelsack. Phor wartete einen Moment. Doch sie sagte nichts mehr, deswegen setzte er wieder an: „Das heißt aber nicht, dass du mich in alles reinziehen kannst, wie es dir gefällt.“
Schief grinste sie ihn an, als er das sagte. Ihre hellen Augen blitzten schelmisch auf. Ihr Gesicht verschob sich so schief, wie ihre Zähne es waren. „War ja nicht nur meine Idee.“
Da hatte sie Recht und wenn Phor es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass es eine große Verschwörung gegen ihn war. Aber er wusste nun einmal, was dahinterstand. Also verkniff er sich den Kommentar und ließ es bei einem Augenrollen und stapfte hinter Ombra her.
Ob es daran lag, dass Ombra mittlerweile richtig gut darin war jedes winzige Müllstück zu finden, und einen zweiten Blick dafür entwickelt hatte, oder einfach so viel Müll vorhanden war, dass sie kaum nachkommen konnten, sobald sie sich alle paar Wochen daran machten aufzuräumen … nein, es war eigentlich ziemlich einfach zu sagen – Es war das Zweite.
Die Leute schienen allergisch gegen die vorhandenen Mülleimer zu sein. Oder würden eines schrecklichen Todes sterben, wenn sie drei Schritte mehr auf einen solchen zu machen mussten. Phor musste leicht bei diesem Gedanken kichern. Der einzige Spaß, den er gerade hatte. Auf jeden Fall war das der Grund dafür, weshalb die leeren Säcke, die Phor lose an seinem Gürtel trug, sich so schnell füllten, wie die virtuelle Ticketwarteschlange, sobald das nächste Revival-Konzert von irgendeiner verstaubten Band angekündigt wurde.
Es wurde bereits etwas dunkler und einige Straßenlaternen flackerten über ihnen, als sie gerade in den Stadtpark kamen. Eigentlich dumm, dass sie nicht früher hier angefangen hatten, fand Phor. Erfahrungsgemäß gab es bei den zahlreichen Büschen und Bäumen einiges, was man finden konnte. Sie würden niemals den gesamten Park aufräumen können. Zumindest glaubte er das; Ombra aber wurde so viel schneller, als hätte sie sich genau das für heute noch zum Ziel gesetzt.
Mit einem Seufzen stellte Phor die Säcke neben sich auf dem Boden ab, zählte die restlichen Müllsäcke. Für eine Weile würde es noch reichen. Leider.
Träge ließ er seinen Blick wandern.
Ein Pärchen verließ gerade auf der anderen Seite den Park. Phor glaubte, einen Hund bei ihnen zu sehen. Etwas Kniehohes schoss hinter ihnen her, und weil sie nicht in Überraschung aufschrien oder herumfuhren, konnte es nur so sein.
Kurz sah Phor ihnen nach, ehe seine Aufmerksamkeit beansprucht wurde.
„Was machen Sie da?!“
Phor runzelte die Stirn. Circa zwei Meter von ihm und Ombra entfernt stand ein etwas untersetzter Mann mittleren Alters. Er sah ziemlich durchschnittlich aus. Braune Haare und müde, kalte Augen. Schlecht gealterte Gesichtszüge, die ihn sehr viel älter und müder aussehen ließen, als er es vermutlich tatsächlich war. Er trug schmutzige Kunstlederschuhe, viel zu weite Hosen und Jacke. Zwischen seinen Fingern qualmte eine Zigarette. Es war Phor absolut unverständlich, wieso der Alte sie derart feindselig anstarrte.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Phor.
„Was Sie da machen.“
Auch wenn Phor sehr genau wusste, was der Mann meinte, sah er trotzdem einmal zu Boden und um sich, kurz zu Ombra. „Ach das“, sagte er. „Wir sammeln Müll ein.“
„Wieso?“
„Wieso?“ Was war das denn für eine merkwürdige Frage? „Wieso denn nicht?“
„Das ist doch keine Antwort!“ Richtig. Genauso wie es für Phor eine unsinnige Frage gewesen war. Passte dann doch.
„Weil hier so viel Müll rumliegt und das nicht sein muss, wie wir finden.“
Laut atmete der andere durch die Zähne aus und verzog abfällig das Gesicht. Phor legte die Stirn in Falten. Er fühlte sich vor den Kopf geschlagen. Was war das denn? Er hatte schon einiges an seltsamem Verhalten von Menschen gesehen und in den Jahren war es nur mehr geworden. Dass sich aber jemand derartig darüber echauffierte, dass sie Müll sammelten und das sogar dermaßen, dass er hochrot anlief und dreinschaute, als wollten sie gerade in einem Park Haustiere opfern, das war neu. „Haben Sie nichts anderes mit Ihrer Zeit zu tun?!“
Natürlich hatten sie das. Zumindest Phor hatte das. Das ging diesen Kerl aber nichts an. Und dass er fragte, als würde es ihn etwas angehen, als wäre Phor ihm eine Antwort schuldig, passte diesem gar nicht. Er hatte nichts gegen neugierige Menschen, er hatte etwas gegen die, die dabei so taten, als stünden ihnen Antworten zu, nur weil sie das so beschlossen. „Und Sie?“, fragte er stattdessen. „Haben Sie nichts anderes vor, als abends Fremde anzuquatschen und auszufragen?“ Phor grinste schief, absichtlich provozierend. Und das dem anderen anzusehen, dass es ihm nicht passte, dass diese Antwort ihn ärgerte und welchen Punkt auch immer in ihm getroffen hatte, freute Phor umso mehr.
Es bereitete ihm eine schelmische Freude.
„Das geht Sie ja mal gar nichts an!“, zeterte der andere.
„Da haben Sie’s.“ Phor wandte sich ab. Für ihn war das erledigt. Er musste sich nicht rechtfertigen, er wollte es auch nicht. Und sein Abend war schon ätzend genug, ohne dass er sich mit so etwas herumquälen musste. Er schnürte den nächsten Sack zu und mit einem raschelnden Schütteln machte er den nächsten bereit. Unglücklicherweise war ihm klar, dass der Kerl nicht verschwinden würde. Er war diese unangenehme Sorte Mensch, die man förmlich verjagen musste. Noch immer stand er in seinem Rücken und durchbohrte ihn mit wütenden Blicken, die einem bockigen Kleinkind, das nicht seine Süßigkeiten bekam, gleichkamen.
„Haben Sie überhaupt eine Genehmigung hierfür?!“
Die Stimme hatte in Phors Ohren mittlerweile etwas Sägendes, das ihn nervte. Tief atmete er ein, schloss dabei die Augen und als er sich umdrehte, um weiter so nervig zu diskutieren, sah er auch schon Ombra da stehen. Wie eine Wand hatte sie sich vor ihm aufgebaut. Phor sah an ihr vorbei kaum noch den Kerl. „Was ist eigentlich Ihr Problem?“, zischte sie. Fest hielt sie den Müllgreifer in einer Hand. „Ist es so unerträglich für Sie, dass Leute ihre Zeit dafür geben, um das aufzuräumen, was andere mutwillig beschmutzen?“
„Also-ich … muss das denn abends sein? Und wieso Sie – haben Sie da …“
Ombras Haltung versteifte sich. „Weil sich sonst niemand kümmert. Oder solche wie Sie es denen, die sich kümmern, schwer machen. Weil Sie sonst nichts zu tun haben, außer sich Probleme auszudenken, über die Sie sich ärgern können.“ Ombra schnaubte auf. Phor sah, wie sie das Gesicht verzog. Sie sah regelrecht angewidert aus. „Deswegen müssen welche wie wir für Ordnung sorgen.“
In dem Moment, als sie es sagte, ruckte ihr Kopf nach hinten.
Voller Abstoßung sah sie den Kerl an. Und nur in einem einzigen Wimpernschlag fiel die Maskerade.
Phor hätte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Nicht damit, dass es Ombra war, die vor einem Menschen blankzog. Als schälte sich ihr Inneres nach außen, schwemmte ihre Haut auf und vom Scheitel aus sprang ihre Haut auf und fiel nach links und rechts von ihr ab. Wie bei einer Echse schälte sich die Haut von ihr herunter. Darunter kam ihre gräuliche Gestalt zur Erscheinung. Ein kahler, langer Kopf. Keine Nase. Sanfte, glatte Züge eines lippenlosen Gesichts, das trotzdem deutlich die Wut darstellen konnte, die sie spürte. Ihre dunklen, fast schwarzen Augen brannten sich in den Mann vor sich ein. Sie überragte ihn deutlich, zuvor schon, und jetzt schien es noch mehr so. Vielleicht war das aber auch nur, weil sie so viel schlanker war und wie eine Bohnenranke vor ihm stand.
In den Augen des Mannes lag Schock. Oder Angst. Phor war sich nicht sicher. Er hoffte ja auf letzteres. Das würde ihm recht geschehen. Phor spürte wieder die schelmische Freude in sich aufsteigen. Interessiert beobachtete er das Schauspiel vor sich. Anders als der Mann war er kein bisschen überrascht davon, Ombra so zu sehen. Wieso sollte er auch? Er wusste doch, was sie waren, und in seinem Leben hatte er dann doch mal den einen oder anderen Blick in den Spiegel gewagt.
Mit zitternden Beinen wich der Mann zurück.
Und Ombra folgte seiner Bewegung. „Wir räumen hier auf, weil keiner von euch Menschen sich dazu berufen fühlt. Ihr vermüllt alles, aber aufräumen will keiner. Also tun wir das.“
Der Mann nickte wortlos zu Ombras Worten. Phor bezweifelte, dass er auch nur eine Silbe davon wirklich aufnahm. Viel zu schockiert starrte er dafür die Alien, die vor ihm stand, an. Sein Blick wanderte hektisch über Ombras Gestalt, sein Hirn versuchte verzweifelt, diese Informationen zu verarbeiten, die sich ihm da eröffnet hatten. Es ratterte hinter der Stirn, die nach einer Schublade suchte, in die er automatisch das hier einsortieren konnte. Er versuchte, es zu bewerten. Wie ein Hund, der zum ersten Mal sein Spiegelbild sah.
So wirklich schien er jedoch nicht zu einem Erfolg zu kommen. Er blinzelte so hektisch den Angstschweiß aus seinen Augen und war dermaßen blass, dass Phor schon glaubte, dass es ihn jeden Moment aus den Schuhen hauen musste. Stattdessen schien der Körper, der nur noch aus Instinkt handelte, sich für die Flucht zu entscheiden. Mit einer Flinkheit, die Phor einer derartig massigen, unsportlichen Figur gar nicht zugetraut hätte, drehte der Mann sich um und preschte los, geradewegs durch hüfthohe Büsche und nicht auf dem direktesten Weg zu einem der Parkausgänge. Aber es war der schnellste Weg von den beiden Aliens fort. Und darauf schien es anzukommen.
Eine Weile sahen die beiden ihm nach, wie er unbeholfen versuchte, sich aus dem Park zu retten. Es war ein ziemlich erbärmliches Bild, wie er sich abmühte. Ein angeschossenes Tier verhielt sich weniger kopflos.
„Was meinst du, wie wahrscheinlich ist er für immer traumatisiert?“, fragte Phor. Er klang nicht wirklich besorgt.
„Ich hoffe doch sehr.“ Mit einer Hand klopfte sie sich etwas klebrige Masse, die wie immer vom Hautablegen übrig blieb, von der Schulter.
„Du hast also die Maske vor einem Menschen fallen lassen.“
„Ja.“
„Das, was wir eigentlich nicht tun sollten.“
Ombra rollte mit den Augen. „Was willst du, Phor?“
Breit grinste er sie an. Sie wussten beide, dass er etwas dafür wollte, dass er das nicht weiter erzählte. Sie waren nicht in einer Kontrollsituation, hatten keinen Sender an sich, der so etwas automatisch aufnehmen und weiterleiten würde. Sie waren keine Kontrollgesellschaft. Sie gaben am Ende ihre Berichte über den Ausflug ab. Und in dem konnte man so manches Detail vergessen, wenn man es denn wollte. Auch ein Alien hatte manchmal ein vergessliches Hirn.
„Also … ich fände es zukünftig gar nicht mal so schlecht, wenn du mich wenigstens fragst, bevor du meinen Namen für irgendwelche Aufgaben einträgst. In dem Fall kann ich das alles hier“, er gestikulierte an ihr auf und ab. „sehr gerne vergessen.“ Zumindest für das Papier. Vergessen würde er das sicherlich nicht. Dafür war es zu lustig gewesen, den Kerl rennen zu sehen.
„Na gut, ich werde das ein oder andere vorher mit dir absprechen“, seufzte Ombra. Sie war sich im Klaren, dass das vermutlich bedeuten würde, dass sie solche Ausflüge in Zukunft alleine machen würde, so sehr wie Phor sie hasste.
„Ich bitte doch um alle.“
Laut stöhnte Ombra auf. „Ich werde dich jedes Mal fragen und nicht annehmen, dass du immer dabei sein möchtest. Zufrieden?“ Sie sah ihn fragend an und Phor nickte. Sie tat ihm ein wenig Leid, wie traurig sie dabei aussah. Sie wussten, dass sich die Regelmäßigkeit einstellen würde. Doch Phor mochte ihre Gesellschaft, und abseits der Besuche auf der Erde hatten sie nicht viele Kontaktpunkte. Also würde er auf gar keinen Fall komplett darauf verzichten, sie zu begleiten. Er mochte Ombra, sie war eine gute Freundin. Und in den meisten Fällen auch ziemlich lustig. Wenn auch mit zweifelhaftem Freizeitaktivitätsgeschmack. Phor sah mit an, wie Ombra in den Schleimberg, der einst ihre zweite Haut dargestellt hatte, griff und ihn in den neuen Sack, den er für sie aufhielt, schaufelte.
Es erinnerte nicht mehr an früher. Es war nur noch grauer Schnodder. Als hätten zu viele Kleinkinder auf einmal herumgeniest. Als sie fertig war, richtete sie sich stocksteif auf und musterte Phor: „Wenn ich bitten darf.“
„Ja, sicher.“ Er griff in seine Tasche und zog eine der Notfallkapseln hervor. Mit zwei Fingern brach er die Schutzhülle und platzierte sie in ihrem Nacken. Mit einem Finger hielt er sie fest, bis die Reaktion startete. Kleine tentakelähnliche Arme brachen aus der gebrochenen Hülle hervor und suchten schlängelnd nach Halt. Sobald sie Ombras kühle Haut fanden, legten sie sich darauf und saugten sich fest. Phor konnte loslassen und zusehen, wie sich die Substanz langsam weiter ausbreitete und sich gemächlich über ihre gesamte Form erstreckte. Es war kein schneller Prozess. Aber sie standen so einsam und in der Dunkelheit, dass sie keinen Grund zur Eile hatten. Dennoch sah Phor sich durchweg aufmerksam um und behielt alles im Auge.
Ungefähr acht Minuten und fünfundvierzig Sekunden später stand sie wieder in der menschlichen Form, die sie zuvor getragen hatte, vor Phor. Nur ihre Haarfarbe war jetzt anders. Anscheinend hatte der Mikroorganismus sich dazu entschieden, dass sich ein silbriges Weiß am besten eignen würde. Vielleicht hatte es sich auch vom Mondlicht inspirieren lassen. Oder es war die Farbe ausgegangen.
Ausgiebig untersuchte Ombra ihre neue Form und nachdem sie sich sicher war, dass alles wie angedacht funktioniert hatte und keine Fehler aufwies, die zu Problemen führen könnten, machten sie sich daran, weiter Müll zu sammeln.
Auch wenn es Phor mehrfach auf der Zunge lag zu quengeln, dass er keine Lust mehr hatte, unterließ er es. Stumm stand er neben Ombra, starrte in die Ferne, und hielt den Sack auf, damit sie die kleinen Fundstücke hineinfallen lassen konnte.
Zwei Säcke und einen Ortswechsel von vielleicht hundert Metern später fragte er schließlich: „Hier aufzuräumen gehört nicht zu zum Aktivitätskatalog und ich glaube nicht, dass es dir unendlich viel Spaß macht, auch wenn es dich nicht zu sehr stören mag … wieso sind wir also sooft hier und nehmen den Menschen die Arbeit dazu ab?“
„Weil sie es ja doch nicht machen würden.“
„Stimmt. Aber was kümmert es uns?“
Ombra hielt in ihrer Bewegung inne und nachdenklich schob sie mit der Fußspitze eine Dose vor sich herum, ehe sie sie zu energisch mit der Zange griff und sie mit einem Knirschen dabei zerquetschte. Ein zahniges Grinsen lag auf ihrem menschlichen Gesicht, was sie jedoch unwirklich unmenschlich aussehen ließ: „Es macht einfach mehr Spaß einem Planeten seinen Todesstoß zu geben, wenn er in gutem Zustand ist und die Bewohner ihn noch nicht in einem riesigen Müllhaufen selbst zugrunde gerichtet haben. Ihr Ende soll keine Erlösung für sie sein oder für die Scheiße, die sie gebaut und bewusst ignoriert haben, finde ich.“
Phor sah sie an. Für einen Moment hatten ihre Augen vor Begeisterung nur so geblitzt. Er lächelte. Ja, das klang schon mehr nach ihr. Das war etwas, was nur Ombra sagen würde. Nur Ombra würde jahrelang einen Planeten aufräumen, auch wenn dessen Zerstörung noch fünf Jahre in der Zukunft lag. Typisch Ombra. So nickte er und senkte den Blick, suchte den Boden ab.
Er blieb an etwas hängen: „Du hast da noch einen Zigarettenstummel vergessen.“
Genial. Bei dieser Story stimmt alles. Überraschende Wendungen, unterhaltsamer Tiefgang. Und am Ende bleibt man als Erdbewohner mit einer Gänsehaut zurück. 5 Jahre … der Countdown läuft …
AntwortenLöschenSehr hübsch. Ich dachte Menschen sind unlogisch ;) Aber offenbar haben die Fremden noch seltsamere Traditionen als wir. Wenn man zwei Mal drüber nachdenkt, wird einem hier der Spiegel vorgehalten.
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AntwortenLöschenZwei Aliens, die wissen, dass der Erde - und damit der Menschheit - nur noch fünf Jahre der Existenz bleiben, sammeln Müll ein, weil ein Alien findet „Es macht einfach mehr Spaß einem Planeten seinen Todesstoß zu geben, wenn er in gutem Zustand ist und die Bewohner ihn noch nicht in einem riesigen Müllhaufen selbst zugrunde gerichtet haben. Ihr Ende soll keine Erlösung für sie sein oder für die Scheiße, die sie gebaut und bewusst ignoriert haben, ..." Wow, zwei Aliens, die mit Müllgreifern z.B. Zigarettenkippen sammeln, bringen den Planeten in einen guten Zustand?! Ähm, das schaffen ja nicht mal personell deutlich besser daher kommende Müllensorger und Stadtreinigungsbetriebe ... Schade, dass die nette Idee "Ihr habt noch fünf Jahre, wisst es aber nicht" da für mich total ins Leere läuft. Schade auch, dass die Sprache manchmal arg aus dem Ruder läuft ... Übrigens ist eine meiner Schwägerinnen Mülleinsammlerin. Die zieht regelmäßig am Elbufer entlang und sammelt, sammelt, sammelt. Ist sie ein Alien?
AntwortenLöschenHä? Nirgendwo steht das Alien das Müllsammeln übernehmen, weil Menschen das nicht auf die Kette kriegen? Zwischen welchen Zeilen muss ich denn lesen, um dem Gedankenspagat zu folgen? Und Hut ab an die Schwägerin das sie Müll sammelt: allerdings versteh ich jetzt nicht ganz, weshalb sie ein Alien sein sollte. Oder wieso sich das Kommentar hier liest, als ob Sie sich aus persönlich angefasst fühlen, weil für Sie die Geschichte ins Leere läuft. Und wegen der paar Kraftausdrücke. Schade, dass die nette Idee von einem Kommentar schreiben so völlig in die Hose gegangen ist. Konstruktive Kritik sieht anders aus (:
LöschenJeder so wir er kann und mag.
AntwortenLöschenDie Idee ist prima und am Ende bekommt man Gänsehaut, Sprachlich ist manches nicht stimmig, auch die Interpunktion ist nicht perfekt, aber ich hatte beim Lesen einen guten Film davon vor Augen.
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