ZACSF2024_010

Erstkontakt der anderen Art 

von
Audrey Morgan  




Die Sterne rauschten an Ihrer Sphäre aus dunkler Materie, die sie schneller als Lichtgeschwindigkeit durch das Universum reisen ließ, vorbei. In ihrem Kokon aus dunkler Materie, waren sie aber nicht von den kosmischen Strahlen, Gasen und Atomen des Universums abgeschnitten, sondern diese flossen durch sie hindurch, ohne Schaden anzurichten. Sie flogen wie auf einem Sonnenwind dahin, mit seinen wärmenden Strahlen und hellem Licht, aber ohne seine zerstörerische andere Seite.  

Re schickte seine Gedanken an die anderen Hüter*innen. Seine Gedanken waren wie immer von dem gleißenden Licht eines Quasars begleitet, die jedes andere Lebewesen sofort zu Asche verbrannte, doch nicht so die Gedanken der anderen Hüter*innen.  

Ich bin immer noch der Ansicht, dass wir diesen Planeten reinigen und ihm so die Chance zur Wiedergeburt verschaffen sollten. Es ist vergebene Mühe, sie retten zu wollen.  

Die Gedanken von Justitia durchdrangen ihre Gedanken, wie das tiefe und urtümliche Summen eines schwarzen Loches.  

Wir haben darüber abgestimmt, Re. Ja, die Menschen haben aus unseren Lehren die falschen Entscheidungen getroffen. Den Glauben, den wir ihnen gaben, um über sich selbst hinauszuwachsen, sich Trost und Liebe zu spenden und sie in die nächste Stufe der Evolution zu heben, haben sie verdreht und sich gegenseitig abgeschlachtet und unterjocht.  

Die anderen Hüter*innen, stimmten ihr still zu.   

Dann gaben wir Ihnen die Wissenschaft und das gleiche ist wieder geschehen, doch damit vernichten sie auch noch ihren Planeten, ohne den sie nicht leben können.  

Intelligentes Leben, wie sie es bezeichnen, spricht nicht für wirkliche Intelligenz. Ihr Egoismus, gepaart mit Kapitalismus, gesellschaftlichen Konventionen, die ihrer Natur widersprechen und ihnen über ihre ganze Jugend eingeflößt wird, nimmt ihnen die Möglichkeit wirkliche Intelligenz und freie Gedankensphären zu erlangen, erklangen die Gedanken von Anu.  

Res Gedanken fegten durch ihre. 

Hättest du ihnen damals in Mesopotamien den richtigen Weg gewiesen, Anu, dann hätten wir diesen Schlamassel nicht.  

Anus kosmische Gestalt schwebte näher zu Re und verdichtete sich um diesen. 

Dein Reich war viele Jahrtausende eine Hochkultur und wurde dann durch Gier und Niedertracht in die Vergessenheit geschickt. Zu meiner Zeit als ich auf diesem Planeten verweilten, waren sie noch jung und mussten erst lernen, was sie von anderen Spezies unterschied. Bei dir jedoch waren sie schon kulturell viel weiter entwicket und sieh dir an wo sie heute stehen.  

Ixchel mischte sich in den Streit ein. 

Die Menschen sind ein Abbild unserer Gedanken und so wie ihr euch streitet, wundert es mich nicht, dass sie auf diesen selbstzerstörerischen Weg gelangt sind. 

Halte dich da raus, Ixchel. Dein Reich wurde in wenigen Jahren zerstört, was als eines der größten archäologischen Rätsel ihrer Zeit gilt. Das ist bei meinen Völkern noch nie passiert. 

Aber es hatte 3 500 Jahre bestand und bis dahin, war es eine Zivilisation, die im Einklang mit der Natur stand und sie nicht ausgebeutet hat.  

Brahma ließ einen gleißenden Gedanken durch ihrer aller fahren und brachte die Diskussion der anderen zum Schweigen.  

Schluss. Wir haben dieses Gespräch bereits geführt und wenn ihr bereits entschiedenes wiederholen müsst, verbringt ihr wohl zu viel Zeit mit den Vergänglichen.  

Yggdrasil war wie immer mehr als verwundert, wie unterschiedlich und uneins sie alle seien konnten. Dabei sollten sie, die Hüter*innen des Universums, doch Einigkeit zelebrieren. Hier zeigte sich jedoch, dass all die Spezies und ihre Fehler, eigentlich nur eine körperliche Manifestation ihrer Unfähigkeiten waren. Das hatte er ein einziges Mal im Rat der Ewigen vorgebracht und ausnahmslos alle, hatten ihn für verrückt erklärt. So einig hatte er die anderen noch nie erlebt und da hatte sich für ihn eins gezeigt, die Hüter*innen würden nie ihre eigenen Fehler eingestehen.  

Bevor sie weiter streiten konnten, spürten die Hüter*innen, dass sie die Milchstraße, die Heimatgalaxie der Menschen erreicht hatten. Nun waren sie in wenigen Augenblicken am Ziel, dem Planeten Erde.  

Ihr wisst alle, was ihr zu tun habt, fragte sie Brahma. 

Die Frage war rhetorisch, natürlich wussten sie alle, was ihre Aufgaben waren.  

Fühlt euch in die Gedanken und Emotionen der Menschen hinein, vertieft euch in ihre Ambitionen, Wünsche und Ängste. Sobald wir jedes Atom von ihnen verinnerlicht haben, offenbaren wir uns ihnen und geben ihnen eine letzte Chance, wieder auf den richtigen Weg zu gelangen. 

Ihre Sphäre aus dunkler Materie erreichte das Sonnensystem der Menschen. Sie flogen an Satelliten und anderen Maschinen der Menschen vorbei, die nach ihrem Verständnis mit feinen Instrumenten ausgestattet waren, um das Universum zu erforschen, doch keines davon reagierte auch nur ansatzweise auf sie. Sie schafften es nicht einmal als dreidimensionale Geschöpfte die vierte, geschweige denn die anderen höheren Dimensionen wirklich zu verstehen. 

Die Erde lag vor ihnen und bereits hier draußen im All, spürten sie all die Emotionen, Geräusche und die Milliarden von Lichtern und Strahlen, die von diesem Planeten ausgingen. Durch die Menschen war ihr Planet eine Disharmonie im großen Bildnis des Universums geworden, dass die Hüter*innen selbst aus anderen Galaxien noch deutlich spüren konnten. Ihre Sphäre löste sich auf und ihre kosmischen Körper traten in die Atmosphäre ein. In keiner Dimension gab es irgendeinen Hinweis darauf, dass gerade sechs der zwölf Hüter*innen des Universums auf die Erde der Menschen gekommen waren.  

Yggdrasil begab sich als erstes in die Tiefe dieser Welt, zum Erdkern. Er wollte vom Kern bis zu seinen äußerten Punkten, die Pflanzen und Tierwelt dieses Planeten verstehen und was für Schäden die 

Menschen hier bereits angerichtet hatten. Eigentlich rechnete er nicht damit, so tief unter der Oberfläche Spuren von den Menschen zu finden, aber eins hatte ihm seine Ewigkeit gezeigt, nichts war unmöglich und selbst ein so altes Wesen wie er, konnte noch überrascht werden. Worüber er froh war, was brachte einem die Ewigkeit, wenn einen nichts mehr überraschen konnte. Er durchdrang Luft, Wasser und Erde. Die Distanz von der Erdkruste aus startend, über die verschiedenen Erdmantelteilen, dann zum äußeren und schließlich bis zum inneren Erdkern, überbrückte er in wenigen Sekunden. Hier im 6 000 Grad Celsius heißen Erdkern aus Nickel und Eisen, dem Drittel des Gesamtgewichtes dieses Planeten, war nichts von den Menschen zu spüren. Dieser Ort schien unberührt von den Menschen zu sein, das war ja bereits ein vielversprechender Anfang.  Er verweilte eine Weile in der Hitze und dem Druck, die auf dem 

Kern lasteten und ihn doch nur gestärkt und nicht zerstört hatten. So war es auch den Menschen vorgesehen gewesen, doch sie sind an dem Druck ihrer eigenen Ambitionen zerbrochen und haben sich zu einer lebensfeindlichen Spezies entwickelt.  


Er verließ den inneren und durchschwamm den äußeren Erdkern. In einer glühenden Schmelze aus Nickel und Eisen umfloss es den inneren Erdkern, auch hier waren noch keine Spuren der Menschen zu finden. Im Erdmantel war es aber dann vorbei mit der Unberührtheit der Erde. Er stieg langsam nach oben, umrundete den Erdkern. Hier, in einer Tiefe von 3 100 Kilometern, nahm er bereits feinste Partikel wahr, die hier nicht seien sollten. Es waren kleinste Partikel deren ursprüngliche Form Erdöl war und durch verschiedene chemische Reaktionen zu Plastik verarbeitet worden war. Das war kein natürlicher Prozess und somit konnte es nur eine Erklärung geben. Die Menschen verschmutzen nicht nur ihre Oberflächen mit ihrem Plastikwahn und ihrer Unfähigkeit, diesen nachhaltig zu verwerten, sondern auch die tieferen Ebenen ihres Planeten. Er schaute sich die verschiedenen Emotionen an, die mit dem Mikroplastik, verbunden waren. Emotionen, vor allem starke, hallten in den höheren Dimensionen nach und verwoben sich mit der Materie. Wesen der höheren Dimensionen konnten sich diese somit ansehen und erlebten diese, wie ihre eigenen.   

Lust, Trauer, Wut, Freude und all die Emotionen, die Menschen fühlen konnten, waren mit ihrem Müll verwoben. Nur bei einem kleinen Teil von Menschen nahm er wahr, dass diese sich ihrem schädlichen Verhalten gegenüber der Natur bewusst waren, aber wiederum nur ein Bruchteil von diesen Menschen versuchte diesem aktiv entgegenzuwirken. Sobald es um die Beschneidung ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse ging, wurde der gute Wille zum Schweigen gebracht. Sie waren bereit, nur die Umwelt so weit zu schützen, wie sie selbst keine Abstriche machen mussten. Yggdrasil schüttelte gedanklich den Kopf.  

Wie konnte man sich selbst nur so wichtig nehmen und die eigenen Bedürfnisse, über die eines ganzen Planeten stellen? 

Diesen Größenwahnsinn haben sie definitiv nicht von mir.  

Ihm würden ein paar der Hüter*innen einfallen, die aus reiner Langeweile, die Menschen in solch eine selbstzerstörerische Richtung gelenkt haben könnten. Das Beeinflussen von ganzen Zivilisationen war ein Zeitvertreib von manchen der Hüter*innen. Dies schien ihnen der einzige befriedigende Zeitvertreib zu sein, in ihrem ewigen Leben. Aber er konnte keinen Einfluss in allem wahrnehmen. Außer anderen 

Hüter*innen, hätte sonst niemand ihr Wirken bemerken können. Die Menschen hatten sich selbst in diese Situation gebracht, aber schienen unfähig, sich daraus zu befreien. Sie suchten die Probleme immer bei anderen und nie in ihrem eigenen Verhalten.   

Er stieg weiter auf und durchdrang die letzten Schichten des Erdmantels und der Erdkruste und tauchte am Grund der Meere auf. Das eiskalte Wasser erfrischte seinen kosmischen Körper angenehmen und belebte seinen Geist. Er glitt durch das nachtschwarze Wasser der Tiefsee. Von den Elementen war ihm das Wasser schon immer das Liebste gewesen. Er war in der alten Mythologie der Zeit schon viele Gottheiten gewesen, doch immer mit einem Bezug zum Wasser. Yggdrasil, wie er sich momentan nannte, war ein Weltenbaum gewesen, der alle Welten miteinander verband und die Stütze des Himmels war. Die Wesen der Erde zehrten von ihm, nagten an seinen Wurzeln und nur das Wasser aus dem Urdbrunnen durch die Nornen, verhinderte das Sterben des Weltenbaumes. Er war ein gutmütiger Hüter und selten brauste er auf oder vernichtete ganze Sonnensysteme in seinem Zorn, nicht so wie Re, der dies nicht zum ersten Mal gemacht hatte. Aber was er im Meer sah und wahrnahm, ließ in ihm glühenden Zorn hochkochen. Sein Zorn wurde so stark, dass dieser in die untersten Dimensionen drang und das Wasser rund um ihn herum anfing zu kochen. Die Tiefseetiere versuchten der Hitze zu entkommen, doch waren sie nicht schnell genug. Wasser und selbst die Felsen in seiner unmittelbaren Nähe verdampften augenblicklich und für eine kurze Zeit, war um ihn herum nichts außer heißem Rauch. Schnell verhüllte er seine Gefühle wieder in die höheren Dimensionen. Die Hitze wich und das Wasser drang wieder auf ihn ein. Er ließ eine Woge der Heilung durch das Wasser gleiten und heilte alle Tiere, die er verletzt hatte. Verbranntes Fleisch wurde wieder zu festen Schuppen und verdampfte Quallen und Fische wurden wieder aus der Materie der Erde zusammengesetzt.  

Er sammelte sich und achtete dieses Mal darauf, dass er seine Gefühle unter Kontrolle hatte. Die Tiefsee sollte eine Welt für sich sein, ohne die Einflüsse der Landbewohner*innen. Die Lebewesen schillerten in leuchtenden Farben und waren auf einzigartige Weise an die völlige Dunkelheit angepasst. Von leuchtenden Quallen bis glitzernde Fische. Die Masse an Mikroplastik, die hier unten sich ablagerte, stieg beinahe exponentiell an. Es war viel mehr, als im Erdmantel und schwamm frei im Wasser herum und lagerte sich im Sand des Meeresbodens ab. Er spürte es sogar in den Organismen des Meeres. Fische trugen es in ihren Mägen und einige sogar in ihren Blutbahnen. Jedoch war das nicht alles. Er durschwamm in mehreren Augenblicken alle Meere der Erde und nahm alles wahr, jede unnatürliche 

Veränderung. Es lagen unzählige Frackteile von gesunkenen Schiffen, Flugzeugen auf dem Meeresboden. 

Müll, so groß wie ganze Kontinente schwammen an der Oberfläche und noch viel mehr war im stetigen Fall in die tieferen Ebenen der Meere. Milliarden von Tieren litten am Müll der Menschen, dass diese teilweise achtlos, aber auch mit voller Abicht in die Meere warfen, ungeachtet der Konsequenzen. Ölteppiche waren zu Todesfallen für Fische und Vögel geworden und Schildkröten, Haie und alles, was lebte im Meer verfingen sich in Fischernetzen und anderem Müll und verendeten qualvoll. Selbst das Wasser wurde verschmutzt durch Öle, Chemikalien und Säuren aus der gewaltigen Industrie der Menschen. Er besah sich die Gefühle und Erinnerungen, die an all dem Müll hafteten. Was er sah, erschreckte ihn. Die Menschen taten dies alles nicht immer mit Absicht, sondern sie wussten es einfach nicht besser oder es interessierte sie schlicht und einfach nicht, was mit ihrem Unrat passierte. Ihre Meinung wurde von einigen wenigen Politker*innen, Meinungsbildner*innen und Superreichen gelenkt, die der breiten Masse suggerierten, dass alles nicht so schlimm war, wie es tatsächlich der Fall war. Der Allgemeinheit war nicht einmal in ihren kühnsten Träumen bewusst, wie sie jeden Tag, jede Sekunde ihrem Planeten schadeten. Er besah sich weitere Erinnerungen an die früheren Besitzer des Mülls. Große Unglücke wurden aufgebauscht und erst dann ging ein Schrei durch die Gesellschaft durch, aber das allein durch tägliche Förderpraxis große Mengen an Öl in die Ozeane gelangten, überstieg ihre 

Gehirnkapazitäten. Allein in der Nordsee und dem angrenzenden Nordostatlantik waren mehr als 740 Öl- und Gasplattformen in Betrieb. Immer wieder gab es kleine Störfälle, ermüdetes Jahrzehnte altes Material und manchmal flossen Milliliter, mal Liter und im Einzelfall Tonnen der tödlichen Fracht ins Meer und dies war nur eins der vielen Umweltzerstörungen im Alltag der Menschheit. Die meisten Umweltschäden wurden von den Menschen unbewusst verursacht, sie waren sich ihrer zerstörerischen Lebensweise gar nicht bewusst. Was sie jedoch aktiv betrieben, war andere zu verfolgen, zu diskriminieren und zu töten.  Wie waren die Menschen nur so weit von ihrem Weg abgekommen. Es war bereits ein paar 

Jahrtausende her, seit er diesen Planeten besucht hatte, jedoch konnte man sich doch nicht so schnell ins Negative verändern und alle Lehren und Weisheiten, die er und andere Hüter*innen den Menschen gegeben hatten, in solche Absurditäten verdrehen. Er hatte selten eine solch selbstbezogene Lebensform im Universum gekannt. Es gab natürlich nicht nur negatives an ihnen. Sie konnten Kunst, Musik, friedvolle Gemeinschaften und Wissenschaften im Einklang mit der Welt erschaffen, doch diese schienen in der Masser der Gleichgültigkeit und des Egoismus unterzugehen.  

Und was war die Lösung von einem Großteil von ihnen? Sie wollten andere Planeten erobern und eine interplanetare Spezies werden. Zu solch einer Spezies hatten sie die Menschen sicherlich nicht erschaffen. Gut, sie hatten sich bereits weiterentwickelt, als er es in ihren Anfängen gesehen hatte. Sie würden vielleicht sogar es schaffen ein paar Menschen auf einen anderen Planeten umzusiedeln, bevor die Erde kollabierte und das Leben auf ihr unmöglich wurde. Jedoch würden sie nur Planeten innerhalb ihres Sonnensystems erreichen und dort gab es keinen weiteren Planeten wie die Erde. Weiter außerhalb, wären sie schon längst zu Staub zerfallen, ehe sie einen erdähnlichen Planeten erreicht hätten.  

So langsam fand er die Idee von Re, die Welt von den Menschen zu befreien und ihr die Chance auf Erneuerung zu geben, nicht mehr so abwegig. Aber so schnell änderte er seine Meinung nicht, außerdem waren sie gekommen, um den Menschen eine letzte Chance zu geben. Sollten sie diese letzte Chance nicht wahrnehmen und sich nicht von ihrem falsch gewählten Weg abwenden und Einklang mit ihrem Planeten werden und ihn nicht bekämpfen und zerstören, dann würden die Hüter*innen ein weiteres Mal über das Schicksal der Menschen abstimmen und das würde sicherlich nicht zu ihren Gunsten ausfallen. Dieses Mal hatte es bereits keine einstimmige Entscheidung gegeben. Die Mehrheit hatte zwar für eine letzte Chance gestimmt und nicht sofortige Auslöschung, aber bei einer zweiten Abstimmung würde die Mehrheit mit Sicherheit der Vernichtung der Menschen zustimmen. Er vermutete auch, dass deswegen Re mitgekommen war um jeden Fehler, den die Menschen machten, dem Rat in aller Einzelheit zu berichten. Re hatte viele der anderen Hüter auf seiner Seite, zwar noch nicht die Mehrheit, aber es gab einige, die sich gerne hinter im verbargen. Re dachte, er führe diese Schar an, jedoch ließen sich die Hüter*innen nie wirklich anführen und jeder verfolgte seine eigenen Interessen.  

Yggdrasil stieg weiter auf und erreichte bald die Oberfläche. Er blickte ein letztes Mal in die Tiefe der See, bevor er das kühle Nass verließ und sich in die Luft erhob. Er sog die Luft tief ein und transportierte sie in die obersten Dimensionen, wodurch er die Luft in jedes Atom aufteilte und sich ansah. Allein am Geruch hatte er bereits die Verschmutzung durch die Menschen gerochen. Er befand sich an dem Punkt auf der Erde, der am weitesten von jeglichem Festland entfernt war. Ein paar Worte waren mit diesem Punkt auf der Erde verbunden, Point Nemo. Die Menschen hatten zumindest eine ihrer Gaben vielfältig genutzt, sie gaben wirklich allem und jedem einen Namen, Bezeichnung und sogar teilweise skurrile 

Geschichten. Ihr Vorstellungsvermögen war schon in ihren Anfängen reich an Fantasie gewesen und dass hatten die Hüter*innen auch genährt. Ein freier Geist, besaß auch die Eigenschaft sich die wundersamsten Dinge auszudenken.  

Aber leider war auch die Luft verschmutzt durch verschiedene Elemente und Chemikalien. Jedoch, dass was alles überlagerte war Kohlenstoffdioxid. Kein Wunder, dass der Planet wärmer war als er sollte. Die Erde befand sich zwar gerade in einem Holozän, einer Warmzeit, jedoch las er in den verschiedenen Dimensionen, dass die Temperatur nicht auf natürliche Weise so schnell angestiegen war. Die Menschen schleuderten Unmengen an Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre und kämpften bereits seit Jahren mit den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels, so wie sie es nannten. Da, wieder hatten sie einen Namen für eine eigens erschaffene Katastrophe, aber diese zu Verhindern oder gar Rückgängig zu machen schafften sie wieder nicht. Im Gegenteil, sie rodeten die Wälder der Erde weiter ab, betonierten die Erde zu und verwandelten einst blühende Landstriche in Einöden und Wüsten. Sie taten alles, um den Planeten für sich selbst unbewohnbar zu machen. An sich mussten die Hüter*innen die Menschheit gar nicht auslöschen, wenn sie nicht eingreifen würden, wären die Menschen in ein paar Jahrhunderten ausgerottet. Die Erde würde sich aber weiterdrehen und sich regenerieren, zwar nur langsam, aber sie würde wieder neu erblühen und zur Not, würden die Hüter*innen ihr beim Heilen helfen.  

Nun hatte er sich alle Schäden der Menschen angesehen. Er blickte in Richtung Festland.  

Können wir sie noch von ihrer Selbstzerstörung abbringen? Es scheint, als wollen sie ausgelöscht werden und wenn nicht durch andere Spezies, dann durch ihre eigene Hand.  

Er schickte seine Gedanken an Justitia. Von der Hüterin nahm er ebenso ernüchternde Gedanken wahr. Sie und er waren die optimistischsten im Rat gewesen, die Menschen noch retten zu können. Aber offenbar bröckelte nicht nur sein Optimismus, sondern auch der von Justitia.  

Geh an Land. Schau dir an, was sie machen, drangen ihre Gedanken zu ihm.  

Yggdrasil war in wenigen Wimpernschlägen an Land und überflog die Kontinente. Direkt bei den 

Menschen, drang alles von ihnen auf ihn ein, wie eine Kakophonie an Tönen, Gerüchen und Emotionen. Sie füllten die unteren Dimensionen beinahe vollständig mit ihrer Präsenz aus. Die natürliche Dunkelheit wurde von grellen Lichtern vertrieben, die Luft von Maschinen und unnatürlichen Düften verschmutzt und ihre Städte breiteten sich aus wie ein wachsender Tumor auf dem gesamten Planeten. Es waren bereits viel zu viele Menschen und mit ihrer aktuellen Lebensweise, würden ihnen nicht einmal zwei Erden ausreichen, um sie zu ernähren. Sie waren wie ein grau brauner Morast, der sich unter ihm ausbreitete. Die 

Menschen fingen an ihn anzuwidern, das waren nicht die Geschöpfe, die er damals gelehrt hatte, dass Leben und die Natur zu achten und zu hüten. Ihre Lebensweise war geprägt von einer Vielzahl von Lebensweisen, die zu Umweltproblemen führten. Sie nutzen natürliche Ressourcen in solch einem Maße, dass der Planet es nicht schaffte, die leeren Speicher wieder aufzufüllen, was zu Umweltverschmutzung, Klimawandel und dem Verlust der Artenvielfalt führte. Diese chaotische Lebensweise zeigt sich genauso in ihrer Art und Weise mit Konflikten umzugehen und ihre Gesellschaft zu organisieren.  

Bei all diesen Informationen war es Yggdrasil, als ob eine bodenlose Schwärze über dem Planeten liegen würde. Als seine Gedanken sich immer weiter verfinsterten, glomm ein Funken hellen Lichtes in all der Schwärze auf. Es gab in all dem Morast aus ihren Fehlern auch leuchtende Säulen aus Licht, die sich darüber erhoben. Sie erschufen die wundersamsten und teilweise bizarrsten Formen, um ihren Gedanken und Hoffnungen Ausdruck zu verleihen.  

Kunst war eine der ältesten und tiefgründigsten Ausdrucksformen der Menschheit. Sie spiegelte nicht nur die Kreativität jedes einzelnen von ihnen, sondern auch die Kultur und die Werte einer jeden Gesellschaft. Bildhauerei, Malerei, Theater, Musik und Fotografie – Kunst besaß die Fähigkeit, Emotionen zu wecken, zu beflügeln, Geschichten zu erzählen und Perspektiven zu verändern. Künstler wie Vincent von Gogh und Michelangelo hatten zeitlose Schönheit erschaffen, die die Menschen selbst über Jahrhunderten noch berührte. Die unterschiedlichsten Werke ließen die Menschen zum Nachdenken bringen.  

Dann gab es noch die unterschiedlichsten Kulturen, Bräuche, Traditionen und Lebensweisen. Sie waren ein lebendiger Ausdruck der Identität und des Erbes eines jeden Volkes. Menschen wurden durch Feste, Rituale und Traditionen verbunden und es bildeten sich Gemeinschaften. Er nahm alle Eindrücke in sich auf und ließ alle Gesellschaften und Kulturen an sich vorüberziehen. Feste wie das Diwali in Indien waren nicht nur Festlichkeiten, sondern auch Ausdruck von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit. Solche Feste brachten Menschen zusammen, wodurch sie ihre Kultur feiern und bewahren konnten. Traditionen wurden auf verschiedenste Weise weitergegeben, sei es durch Geschichtenerzählen, Tänze oder Handwerkskunst. Dies alles waren wichtige Bestandteile der menschlichen Erfahrung.  

Eine andere Ausdrucksform ihrer Wünsche und Ideale, war die Religion. Sie bietet nicht nur 

Antworten auf existenzielle Fragen, sondern auch Gemeinschaft und Hoffnung. Von Buddhismus über Islam bis hin zum Hinduismus, jede Religion hatte ihre eigenen Rituale, Kunstwerke und Philosophen, die die spirituelle Suche des Menschen widerspiegelte. Er besah sich die nordischen Völker, die bereits vor 

Jahrtausende seine Lieblinge gewesen waren und unter denen er gewandelt war. Diese waren reich an 

Geschichte, Traditionen und Einflüssen, die sich über Jahrhunderte entwickelt hatten. Inseln wie Grönland waren geprägt von einer einzigartigen Geografie, einer tiefen Verbindung zur Natur und einer Vielzahl von mythologischen und historischen Erzählungen.  

Er teilte seine Gedanken mit Justitia und zeigte ihr, die schönen Facetten der Menschheit. Sie verweilte lange in seinen Gedanken, tauschte ihre Erfahrungen, die sie mit den Menschen gemacht hatte und zusammen fügten sie wieder ihre Entschlossenheit zusammen, die Menschheit zu retten, die beinahe zerbrochen war. Die anderen Hüter*innen erkundigten die Welt der Menschen ebenso wie sie beide auf allen unteren Dimensionen. Von jedem Einzelnen nahm er unterschiedlichstes wahr, doch einen gemeinsamen Konsens hatten sie alle, ihre Meinung von den Menschen wurde nicht besser mit dem, was sie sahen und wahrnahmen. Doch ihre Aufgabe war es, die Menschheit zu retten und dem Urteil des Rates würden sie alle folgen, auch Re. Sie trafen sich alle hoch am Himmel, unter ihnen die dicht besiedelten Kontinente, die in ihrem unnatürlichen Licht die Nacht verdrängten.  

Justitia sprach zu ihnen allen. 

Habt ihr genug erfahren? 

Die Hüter*innen stimmten einstimmig zu.  

Gut, dann beginnt es und die letzte Chance der Menschheit nimmt ihren Lauf.   

Neue Weltordnung 

 

Unter ihm erstreckte sich der Regenwald. Eine klare Nacht, hell leuchtende Sterne und eine warme 

Brise, die über die Baumkronen der Bäume streichelte. Er sog die Luft tief in seinen stofflichen Körper. Schon Jahrtausende hatte er sich nicht mehr in Materie gekleidet. Für ein kosmisches Wesen wie ihn, war es einengend seine ganze Existenz in einen stofflichen Körper zu zwängen. Aber die Menschen glaubten mehr an etwas das sie sahen, wie wenn er nur in ihren Köpfen mit ihnen sprach. Er hatte die Form von einem Menschen mit hellblonden Haaren und dunkler Haut angenommen. Dunkle moosgrüne Linien durchzogen seine Haut und pulsierten im Herzschlag des Universums. Auch das war ein Zugeständnis an die Menschen, wenn er zu andersartig aussah, hätten die meisten von ihnen Angst vor ihm gehabt und auf Angst wollte er keine neue Gesellschaft errichten, auch wenn das andere Hüter*innen durchaus so handhabten.  


Seit dem Urteil des Rates und ihrer Ankunft auf der Erde, waren beinahe vierzig Jahre vergangen. Die Hüter*innen hatten sich den Menschen offenbart. Sie hatten sich mit allen Menschen gleichzeitig verbunden und in ihren Gedanken zu ihnen auf der gesamten Welt gesprochen. Sie hatten ihnen ihre Fehler aufgezeigt und wohin sie ihr Treiben führen würde und das die Hüter*innen gekommen waren, um ihnen zu helfen. Natürlich hatten die Menschen zuerst Furcht gehabt und die Führer*innen der Welt hatten sich in einem Kongress getroffen, um über die Hüter*innen zu sprechen. Natürlich hatten die 

Menschen versucht, dieses Treffen streng geheim zu halten und das war es auch gewesen, für menschliche 

Maßstäbe. Vor den Hüter*innen jedoch, konnte kein Lebewesen etwas verborgen halten. Die 

Staatsoberhäupter hatten sich in einem unterirdischen Bunker, tief in der Einöde der Antarktis getroffen, umgegeben von einer Armee von Sicherheitstechnik und Soldaten. Dort hatten die Hüter*innen stoffliche 

Form angenommen und sich den Menschen in der physischen Welt offenbart. Auch dort waren die Menschen in Panik verfallen und sofort hatten ihre Soldaten sie angegriffen.  

Re hatte eine Welle gleißenden Lichtes durch die Halle gejagt, die alle Menschen ihrer Bewegungskraft geraubt hatte. Er war als gleißendes Licht vor ihnen geschwebt und rasend vor Zorn gewesen, dass die 

Menschen es gewagt hatten, sie, die Hüter*innen aller Materie anzugreifen. Es war Ixchel gewesen, die den Zauber Res aufgelöst und den Menschen mit sanftem Mondlicht wieder ihre Bewegungskraft zurückgegeben hatte. Sie hatte den Menschen in ruhigem Ton erklärt, wer sie waren und was der Rat der Ewigen entschieden hatte. Bei all der Macht der Hüter*innen, waren tatsächlich einige der Menschen vorgetreten. Ob sie mutig oder nur gierig gewesen waren, hatte Yggdrasil im ersten Moment nicht einschätzen können, aber diese hatten sich nicht der Willkür von irgendwelchen Aliens unterwerfen wollen. Sie würden keinen Tyrannen dienen. Das diese Menschen genau einige der größten Diktator*innen der Menschheit waren, wunderte Yggdrasil nach einem flüchtigen Blick in deren Seelen, nicht. Solche Menschen waren die ersten, die Freiheit und Gleichheit zerstörten und penibel darauf achteten, dass niemand an eine bessere Welt glaubte. Sie waren an dem Tag zu keiner Einigung gekommen, was ihn aber nicht gewundert hatte. Veränderung trat nicht von jetzt auf nachher ein, sondern brauchte Zeit. Im Laufe der letzten Jahrzehnte waren die Hüter*innen in jedem Land, Stadt und Provinz gewesen, hatten sich den Menschen physisch offenbart und ihnen gezeigt, dass sie hier waren, um sie vor der Selbstzerstörung zu retten. Sie hatten Kranke geheilt, Boden wieder fruchtbar werden lassen, die Luft und die Ozeane gereinigt, aber alles nur in kleinem Maße, denn sie wollten den Menschen nicht ihre Arbeit abnehmen. Sie hatten ihren Wissenschaftler*innen und Chemiker*innen unterstützt, damit diese die notwendigen innovativen Techniken und Erfindungen machten, die ihre Gesellschaft klimaneutral werden ließ und die Welt wieder zu einem Ort machte, der im Einklang mit Menschen und Natur war.  

Doch bei all dem Guten, was sie den Menschen gebracht hatten, gab es immer noch genug von ihnen, die die Hüter*innen ablehnten und offen gegen sie vorgingen. Am Anfang noch nur unterschwellige Anfeindungen und Verbote, sich gewissen Ländern zu nähern, bis hin zur Verfolgung von den Menschen, die sich offen zu den Hüter*innen bekannten und sich als deren Anhänge*innen sahen. Natürlich hätten die Hüter*innen jeden Menschen, der sich gegen sie wandte, vernichten können. Ebenso diejenigen, die die Schuld an den Umweltkatastrophen trugen und Verbrechen gegen jede Menschlichkeit ausübten, doch dann würden die Menschen sich nicht von innen heraus ändern, sondern nur in Ketten gelegt werden und das war nicht der Weg den die Hüter*innen ihnen zeigen wollten. Sie mussten sich selbst verändern und durften nicht von den Hüter*innen bestraft werden, aufgrund ihres Fehlverhaltens, wie sie es zu oft mit ihren Kindern machten.  

Aber nun Jahrzehnte später, waren die Menschen nicht ihrer Erlösung nähergekommen, sondern befanden sich im offenen Krieg mit den Hüter*innen. Russland, der Großteil Asiens, die USA und einige Länder des ehemaligen Europas befanden sich im Krieg mit ihnen. Dass sie insgeheim von Hüter*innen beeinflusst wurden, war ihnen natürlich nicht bewusst. Re, Brahma und Anu hatten die Menschen auf diesen Weg geführt. Im Laufe der letzten Jahrzehnte waren sie alle zu der Überzeugung gekommen, wenn die Hüter*innen den Planeten schon nicht reinigen durften, dann würden die Menschen sich selbst zerstören. Und sie interagierten so, dass man alle Taten den Menschen zuschreiben konnte, auch wenn sie natürlich von den drei Schöpfer*innen in diese Richtung gelenkt wurden. Sei es nur durch geflüsterte Worte oder einen eingepflanzten Gedanken. 

Er, Ixchel und Justitia wollten die Menschen nach wie vor retten und nicht alle waren den 

Verblendungen ihrer Geschwister gefolgt, aber leider einige der mächtigsten Menschen und so waren nun die Reiche der drei Hüter*innen Inseln, in einem Sturm tosender Kriege. Yggdrasil hatte sich und seine Anhänger*innen, die sich zu ihm und somit am meisten mit der Natur verbunden fühlten nach 

Südamerika in den Amazonas zurückgezogen. Hier hatte er zusammen mit den Menschen mehrere Städte erschaffen, die im vollkommenen Einklang mit der Natur lebten. Sie waren klimaneutral, die Menschen hatten ein tiefes Verstehen von Natur und Tieren erlangt und ordneten sich diese nicht unter, sondern waren auf einer Stufe mit ihr. Jedes Lebewesen hatte den gleichen Stellenwert ein Menschen und Häuser, Schulen und andere Gebäude fügten sich harmonisch in die Natur ein und richteten sich nach ihr und nicht andersherum. Die Menschen nutzen die Energie von Sonne, Wind, Wasser und selbst Energie aus der Quantenphysik. Sie produzierten keine schädlichen Chemikalien, kein Plastik und keinerlei Wasser- oder Luftverschmutzung und trotz alldem, lebten sie gesünder und glücklicher als noch vor der Ankunft der Hüter*innen. Das war genau das, was sie versucht hatten allen Menschen begreiflich zu machen. Sie mussten keine Abstriche in ihrer Lebensweise machen, wenn sie so lebten, aber dass hatten leider viel weniger von ihnen verstanden, wie er gehofft hatte.  

Außerhalb vom Amazonas war ein breiter Streifen von knappen 2 Kilometern, der nur noch eine trostlose Einöde war. Dort mussten sie sich den immer heftiger werdenden Angriffen der Anhänger von Re, Brahma und Anu erwehren, die alles versuchten, seine Anhänger zu töten und an die natürlichen Ressourcen des Regenwaldes zu gelangen. Diese Menschen hatten ihre Lebensweise noch verschlimmert und ihre Städte waren wie faulendes Fleisch, dass nach und nach den Rest des Körpers abtötete. Dies war ein Sinnbild für den Zustand der Welt. Die Hüter*innen hatten das Schicksal der Menschen, ihren 

Planeten zu zerstören, beschleunigt und gleichzeitig ihnen ihre beste Chance gegeben, diesen abzuwenden. Vorneweg war Re, der die Menschen von Anfang an hatte vernichten wollen. Wenn alle so gehandelt hätten wie Re, wären die Menschen in einem Jahrzehnt von der Erde verschwunden gewesen. Andererseits hätten alle so wie er, Ixchel oder Justitia gehandelt, hätten sie die Menschen im selben Jahrzehnt in eine Zukunft bringen können, die ihr Überleben gesichert hätte und ebenso das ihres Planeten. Die Menschen waren zu physischen Form der Meinungsverschiedenheit der Hüter*innen geworden.  

Margot, seine fähigste Generälin, versuchte ihn gedanklich zu erreichen. Er hatte ihre geistigen Fähigkeiten verbessert und mit seinen verbunden, so dass sie ihn egal, wo er sich auf der Erde befand, erreichen konnte. Für einen Menschen war sie erstaunlich ruhig und gelassen, selbst im Angesichts eines drohenden Angriffs, aber sie hatte auch viel erlebt und verloren in den letzten Jahrzehnten. Ihre gesamte Familie war einem Angriff in ihrem Heimatdorf zum Opfer gefallen und sie selbst war viele Tage missbraucht worden, bevor sie von Yggdrasils Truppen gerettet worden war.  

Sie greifen wieder an. Es sind viele, viel mehr wie das letzte Mal.  

Yggdrasil verschwand und einen Wimpernschlag später, schwebte er neben Margot am anderen Ende des Amazonas. Sie erschrak nicht mehr, wenn er sich urplötzlich neben ihr materialisierte, womit sie aber eine der wenigen war. Er blickte über den trostlosen Streifen Einöde, der den Amazonas umgab und erblickte die sich ihnen nähernde Armee. Panzer, Fußsoldaten mit Maschinengewehren, Laserkanonen und viele andere todbringende Waffen bewegte sich auf sie zu. Seine Soldat*innen hatten sich hinter den ersten Reihen der Bäume versteckt und verschwanden im dichten Dschungel. Sie waren bei weitem nicht so viele, wie die Angreifer*innen, aber Yggdrasil hatte sie alle selbst ausgebildet und ihre stofflichen Körper gestärkt. So waren sie schneller, agiler und stärker als normale Menschen geworden, da sie gelernt hatten, sich den Kräften der Natur zu öffnen. Dies war nur möglich gewesen, da sie mittlerweile im völligen Einklang mit der Natur lebten. Einige von ihnen hatten es sogar vollbracht Magie zu wirken. Am Anfang nur instinktive, bis Yggdrasil ihnen gezeigt hatte, wie sie die Magie mit ihren Gedanken und Worten verbinden konnten und so gewillt Zauber wirken konnten. Aus seinen Anhänger*innen war das geworden, was er damals vor tausenden von Jahren gesehen hatte, der Natur ganz verbundene Lebewesen, was, wie man sah, allen half.  

Ein Donnergrollen hallte über die Ebene. Die Feinde hatten angehalten und mit mehreren 

Langstreckenraketen die vordersten Baumreihen ins Visier genommen. Ihre Geschosse überbrückten die 

Distanz in nur wenigen Augenblicken, doch seine Krieger*innen waren nicht wehrlos. Die Geschosse prallten an einer grünlich schimmernden Barriere ab, die aufflackerte, als die Geschosse davon abprallten und explodierten. Rauch und Schutt regnete auf die Feinde nieder. Yggdrasil erkannte, dass der Schild verstärkt worden war, was, nach einem flüchtigen Blick in Margot Gedanken, ihr zugute zu kommen war. Sonst hätte der Schild wohl diesem ersten Angriff kaum standgehalten. Seine Krieger*innen jubelten, doch dies war erst der Auftakt gewesen. Langsam setzen sich die Feinde in Bewegung und mit ihren ersten Schritten eröffneten sie die Schlacht. Raketen, Gewehrkugeln, Lasergeschosse und alles, was die 

Menschheit an Todeswerkzeugen in all ihren Jahren ersonnen hatten, wurde auf sie gefeuert. Feuer, Rauch und gleisendes Licht prallte gegen ihre Barriere und die Erde bebte. Die Hitze der Explosionen spürte er noch hinter der Barriere und glühende Energie zog über sie hinweg, als ob die Luft selbst in Flammen stehen würde.  

Yggdrasil materialisierte einen Speer aus reinem Sternenlicht in seinen Händen und reckte ihn empor. 

Dieser leuchtete hell auf und vertrieb Staub, Rauch und Feuer in einer gleißenden Woge. Seine 

Krieger*innen hoben ebenfalls ihre Waffen und sahen mit festem Blick ihren Feinden entgegen. Seine Magier*innen woben mehrere Zauber und die teilweise menschendicken Wurzeln der uralten Bäume begangen im Erdreich sich zu winden und bereiteten sich vor, jeden aufzuhalten, der in ihren Wald eindringen wollte. Bogenschützen standen in den Baumkronen und spannten ihre großen Holzbögen, die Pfeile aus reinen Schatten verschossen, die jeder physische Verteidigung durchdringen konnten. Puma, Jaguare, Anakondas und all die großen Prädatoren des Waldes bewegten sich zwischen den Menschen nach vorne, denn auch sie wussten, dass wenn die Menschen verloren, auch die Tiere des Amazonas verloren waren. Riesige Schwärme an Harpyien stiegen von den Baumwipfeln auf und stießen ihren hellen Schrei aus. Die Natur des Amazonas half den Menschen, die sie als ihre Beschützer*innen akzeptiert hatten. Yggdrasil hob erhob seine Stimme, so dass sie noch in hunderten Metern Entfernung zu hören war: „Für den Wald und allen Lebens auf dieser Erde!“ 

Die große Schlacht um eine der letzten Bastionen der Natur auf dem Planeten Erde, nahm ihren Lauf. 


 

 


7 Kommentare

  1. Nach einer Weile habe ich nur noch quer gelesen, weil die Darstellung der immergleichen Verwerflichkeiten der unbelehrbaren Menschheit sich ständig wiederholen. Dass alte Gottheiten darüber sprechen, wie furchtbar die Menschen doch sind, macht es in meinen Augen nicht eben interessanter. Der Mensch als Krebsgeschwür und verderbtes Geschöpf ist medial bis zum Erbrechen widergekäut worden. Leider fügt diese länglich geratene Kurzgeschichte nichts Neues hinzu. Sprachlich souverän, auch strukturell gut gemacht, Inhaltlich war es mir jedoch zu wenig.

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  2. Kreativ ist der Text nur hinsichtlich Zeichensetzung und Rechtschreibung.

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  3. Es fiel mir schwer, durch den moralschweren Text zu kommen. Auch wenn ich weiss, daß das der Autorin oder dem Autor schmerzt, dies zu lesen. Die Idee mit den Göttern, wie sie auf die Welt schauen, fand ich aber gut.

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  4. Warum hat dieser Text sogar drei Illustrationen erhalten?

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    1. Sorry. Ich war gerade so in Schwung. Die Anzahl Bilder sollte nichts darüber aussagen, wie und ob eine Story gefallen hat. Sobald die Gewinnerstorys feststehen, kann ich gern auf Anfrage noch weitere Bilder zu den Geschichten (natürlich in Absprache mit den AutorInnen) hinzufügen. Die machen wir dann jeweils zusammen. Alle AutorInnen, die hier teilgenommen haben, bekommen somit noch ein kleines Dankeschön.

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  5. Die Intentionen sind absolut begrüßenswert. Die Menschheit wird hier realistisch dargestellt und da es 5 Sekunden vor 12 ist, kann man da ruhig deutlich werden. Umweltverbrechen, Klimawandel, Kriege – das alles muss angeprangert werden. Allerdings liest sich das hier weniger wie eine Geschichte, als vielmehr wie ein Redebeitrag auf einer Kundgebung der Fridays for Future. Mir fehlen hier die Dialoge. Zu Anfang gibt es ein paar unter den Hüter*innen, allerdings ohne Anführungszeichen. Die sollten unbedingt gesetzt werden, auch wenn die Charaktere sich per Gedankenübertragung unterhalten. Sonst verliert man nämlich schnell den Überblick, wer gerade (telepathisch) spricht.

    Die Zeilenumbrüche mitten im Satz sind ebenfalls störend. Auch sonst sind Rechtschreibung und Grammatik leider mangelhaft. Bei „Frackteile“ musste ich mir unweigerlich Fetzen eines Kleidungsstückes vorstellen. Gemeint waren hier aber Wrackteile von Schiffen, Flugzeugen usw. Weiterhin fehlen oft Wörter und Kommas. Hier mal ein Beispiel:

    „Kein Wunder, dass der Planet wärmer war als er sollte.“

    Richtig: „Kein Wunder, dass der Planet wärmer war, als er sein sollte.“

    Und dann noch solche Stilblüten: „zusammen fügten sie wieder ihre Entschlossenheit zusammen“

    Direkt schon wieder lustig: „Anus kosmische Gestalt“

    Schlussendlich ist mir das mit den Gottwesen eine Spur zu viel Fantasy. Es mag ja extradimensionale Wesen astraler Natur geben, aber hier werden gleich alle Götterwelten darauf zurückgeführt. Bedient man sich aber schon der Prä-Astronautik, stellt man schnell fest, dass da von „fliegenden Schilden“ und dergleichen die Rede ist. Da muss man sich wie Captain Kirk die Frage stellen: „Wozu braucht Gott ein Raumschiff?“ Und nicht nur das. Warum schaut sich Yggdrasil zuerst den Erdkern an? Was hofft er, dort zu finden? Wobei Plastik im Erdmantel schon etwas ungewöhnlich wäre. Ein Blick auf die Oberfläche hätte jedenfalls genügt und sofort alles offenbart, was hier schief läuft.

    Dass einige Gottwesen sich nicht an den Gemeinschaftsbeschluss halten, ist noch irgendwo nachvollziehbar, allerdings nicht deren Strategie. Wenn es das Ziel ist, zumindest den Planeten zu retten, erscheint es nicht zielführend, die Umweltverschmutzer ausgerechnet auf die Umweltschützer zu hetzen und einen Krieg anzuzetteln, der das Ökosystem zerstören wird. Das ist einfach nur dumm. Und das Ende, bei dem sich die Natur an der Seite der Umweltschützer in den Kampf gegen die feindlichen Invasoren stürzt, ist direkt aus „Avatar“ geklaut.

    Fazit: Die Leidenschaft für den Umweltschutz teile ich voll und ganz. Solche Geschichten braucht es aktuell, auch wenn einige Ignoranten meinen, ihnen hinge das zum Halse heraus. Denen sollten mal lieber die Umweltkatastrophen und Kriege zum Hals raushängen, nicht die Berichterstattung darüber.

    Leider fehlt es dem/der Autor*in noch deutlich an Übung. Als Rede auf einer Demo wäre der Text super, wenn auch etwas zu lang. Als Geschichte reißt es einen dagegen nicht

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    1. ...wirklich mit. Endlos lange Beschreibungen ohne Dialoge sind als Literatur sehr anstrengend.

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