Anonymer Schreibwettbewerb 2023 - Geschichte: 13

 Der König der Schwimmhalle


   von MARCLE ZISCHG



Der König der Schwimmhalle

Der König der Schwimmhalle


Noah schwimmt siebzig Bahnen Kraul. Der 15-Jährige trainiert fünfmal pro Woche, denn er hat große Ziele: Er möchte ein erfolgreicher Schwimmsportler werden. An einem milden Wintertag erblickt er über sich in der Schwimmhalle auf einmal Krähen, die über dem Becken kreisen. Er erschrickt, steigt sofort aus dem Becken und will die Halle verlassen. Da bemerkt er, dass das Schwimmbad auf einmal mitten in der Wüste steht. 
In seiner Schwimmhose läuft er über Dutzende kleine Dünen aus blauem Sand. Dabei kommt er eine Weile nie an ein Ziel. Die Wüste erscheint unendlich. Nach mehreren Stunden gelangt er zu einem saphirblauen Schloss, dessen Tore offen stehen. Keine Wachmänner gibt es – und auch die Krähen sind verschwunden. 
Er betritt den Thronsaal, in dessen Mitte ein riesiges Schwimmbecken glitzert. Über dem Wasser schwebt auf einem Thron ein Mann mit eisgrauem Bart und einer kobaltblauen spitzen Krone auf dem Kopf. Sein Gesicht sieht aus wie das eines Aliens: Die Augen leuchten darin wie zwei große schwarze Steine, die Wangen sind eingefallen, als wäre die Gestalt krank, und die Haut wirkt bläulich. Der Hals ist wesentlich dünner als der eines Menschen, etwa nur halb so dick. Der Mantel des Königs besteht aus lauter Saphiren, die durch den ganzen Raum strahlen. 
„Willkommen, mein Sohn!“, sagt er. „Ich bin der König der Schwimmhalle. Möchtest du ein paar Runden gegen mich schwimmen? Wenn du gewinnst, wirst du der neue König.“ 
Noah tritt gegen den König an, aber noch während sie um die Wette schwimmen, verschwindet der alte Mann einfach, und Noah bemerkt, dass er plötzlich wieder in der gewohnten Schwimmhalle schwimmt – ganz alleine. 
Als er aus dem Becken steigt, fragt er den Bademeister: „Wo ist denn der König der Schwimmhalle?“
Der Bademeister fragt: „Du meinst mich?“ Er lacht und schließt ihn in die Arme. „Du bist ein Schalk!“, sagt er schmunzelnd. 
„Nein“, sagt er, „ich bin ihm begegnet! Mein Vater schwimmt ja niemals mit mir um die Wette.“
„Er hat wohl andere Interessen?“
„Ja.“
„Vielleicht findest du den König der Schwimmhalle ja wieder …“ 
„Klar!“, ruft Noah, „dann gewinne ich das Wettschwimmen und werde selbst der neue König – bis dann irgendwann mein Sohn gegen mich schwimmt, aber das wird noch lange dauern. Ich will unbedingt der erfolgreichste Schwimmer werden, den es gibt, und dafür muss ich den König der Schwimmhalle in der Wüste besiegen – keiner ist so schnell wie er.“ 
Noah verlässt die Schwimmhalle und will den König unbedingt wiedersehen. Ehrgeiz dringt tief in sein Herz.  
Draußen vor der Halle kommt nun plötzlich der König auf ihn zu und hält ihm eine dunkelblaue Tafel hin, auf der seltsame Zeichen stehen – aber Noah kann sie alle lesen. Auf der Tafel steht: „Du bist nicht von dieser Welt, denn du bist viel talentierter als die anderen Buben in deinem Alter – komm mit mir! Werde so erfolgreich wie möglich!“ 
Noah reicht dem König die Hand und nun sind sie plötzlich wieder in dem Schloss in der Wüste, wo er gegen den König Kraul schwimmt – er verliert aber immer. 
Noah hat einen unsportlichen Vater, der den ganzen Tag über in einem Steuerbüro arbeitet und damit für die Familie sorgt. Seine Mutter ist Hausfrau, und er hat auch noch zwei jüngere Schwestern. Von der Wüste des Schlosses aus denkt er oft an sie und lacht dann nur: „Das sind langweilige Gestalten, die sitzen nur in Büros oder in Familienhäusern.“ 
Zuhause hat Noah nun viele Jahre lang ausschließlich den Schwimmsport im Sinn und sucht sich kaum Freunde – viele Turniere gewinnt er. 
Eines Tages schafft es Noah dann tatsächlich, den König der Schwimmhalle im Wettschwimmen zu besiegen – der König überreicht Noah einen großen Pokal, den der Junge stolz in die Höhe hält. 
In diesem Moment zerbricht die dunkelblaue Tafel mit den Schriftzeichen, und gleich darauf findet Noah sich in der Realität wieder. Eine Hebamme drückt ihm ein Baby in die Arme und sagt: „Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Sohn!“ 
Noah lächelt. Er spürt noch den blauen Sand in seinen Schuhen, und seine Hände sind noch nass. Sein größtes Erfolgserlebnis war es, den König der Schwimmhalle zu besiegen. Er berührt wieder seine Wangen, und seine Hände werden dabei noch nasser. Er weiß nun, dass er den König der Schwimmhalle nie wieder aufsuchen wird, denn der König hat einst zu ihm gesagt: „Wenn du mal ein Kind hast, dann kannst du nicht mehr zu mir kommen.“ 

„Das hast du gut gemacht, Marian“, lobt der Bademeister Noahs Sohn, als dieser mit vierzehn Jahren seinen ersten Wettkampf gewonnen hat. „Vielleicht wirst du ja der neue König der Schwimmhalle!“ 




13 Kommentare

  1. Ah, eine Geschichte über Schwimmen und Erwachsen werden. Ein wenig Andeutung von Traumwelten, was mir persönlich gefällt. Wie bei der ersten Geschichte des Wettbewerbes fehlt mir ein wenig die Erklärung oder zumindest eine Ahnung von der Hintergrund-Logik. ❄️❄️❄️

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  2. bisschen sehr kurz geraten, aber die Bilder, die dabei in meinem Kopf entstanden sind, haben mir gefallen.

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  3. Story ***
    Stil ***
    Originalität ***

    Gesamt 3 von 5 Sternen

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  4. Auf mich wirkt das wie der Entwurf einer Idee, schnell aufgeschrieben, eigentlich eher skizziert, und noch nicht ausgereift. Leider hat mir das nicht besonders gefallen. Eins Punkt fünf Sterne.

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  5. Leider war die Geschichte wenig überzeugend und wirr. Auch hier stellt sich die Frage, warum die großzügige Wortanzahl nicht genutzt wurde, um die Sache anständig auszuarbeiten. So wirkt es wie unter Zeitdruck zum Thema schnell hingeschrieben. Bilder entstehen bei mir leider überhaupt keine. Also kein oder ein Stern.

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  6. Das alles hat wenig bis gar keinen Sinn gemacht.
    Leider kein guter Abschluss. 1 von 5 Sterne..

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  7. Uff, der fünfte Violette innerhalb von zwölf Geschichten. Und die zweite Tafel. Anscheinen bedient sich SF der immergleichen Symbolik. Die Geschichte war mir zu kurz, wie eine Vorab-Skizze für die eigentliche Geschichte. Für einen Plot wären es gut. Dafür, dass es die ganze Geschichte ist, gebe ich leider nur zwei Sterne **.
    Ich habe nicht herausgefunden, was die KI Geschichte ist. Aber ich kenne mich mit dem Metier auch gar nicht gut aus.

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    1. Das Violette Alien und die Tafel waren eine Vorgabe des Initiators des Wettbewerbes.

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  8. Sorry, das ist mir eindeutig zu wenig. 450 Wörter bei der Vorgabe "bis 5000" reicht einfach nicht aus. Das merkt man auch an der Erzählung. Mit 450 Wörtern kann man vielleicht einen guten Witz erzählen, aber keine gute Kurzgeschichte.

    So ungefähr stelle ich es mir vor, wenn man aus dem Schlaf aufschreckt, weil man nen coolen Traum hatte. Damit man diesen nicht vergisst, schreibt man in stichwortartig auf, weil man irgendwann mal eine Geschichte draus machen will.

    So ist das für mich auf jeden Fall nicht mehr als ein Entwurf mit Potential, aber keine Kurzgeschichte, schon gar keine wettbewerbstaugliche.
    Ein Punkt ist ja minimum, den man geben soll ... ich gebe noch einen halben Punkt für's Einreichen dazu ... denn da gehört sicher Mut dazu, und das gehört belohnt





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  9. 1,5 von 5 Sternen

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  10. Die Geschichte scheint mir wenig durchdacht. Ein Planet, auf dem es lediglich ein Schloss der Glückseligkeit gibt und sonst nur blauen Sand? Ein König, der gern um die Wette krault? Das klingt nach einer Kindergeschichte.
    Weiterhin bleiben zu viele Fragen offen. Wie kommt es zu den Ortswechseln? Ist Bojan nun ein Alien oder halluziniert er nur? Das ist alles so unpräzise, was auch auf manche Beschreibungen zutrifft. Z.B.: "Sein Gesicht sieht wie ein Alien aus." Aha, und wie sieht ein Alien aus? Mir fallen da gleich ein paar hundert Möglichkeiten ein.

    Leider kann ich dafür nur 1 Stern vergeben.

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  11. Ich finde diesen Text nicht mal so uninteressant, wie er bisher abgetan wurde. Für mich spiegelt sich hier eine fantastische Geschichte: Das bedeutet, dass der Junge in einer "Fantasiewelt" lebt, ganz auf sein eigenes Leben, dem Schwimmsport, fokussiert ist (wie manche Sportler) und dabei alles andere ausblendet. "Du bist nicht von dieser Welt" steht sozusagen für die Flucht aus dem Alltag, er ist "abgehoben". Erst die Tatsache, dass er selbst Vater wird, führt ihn zurück ins "Alltägliche" und könnte das Ende seiner Sportlerkarriere bedeuten. Dies könnte die Geschichte hier für mich andeuten. Es ist vielleicht etwas unpräzise ausgearbeitet, aber die Originalität ist gut. 4 von 5 Sternen.

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    1. Danke für diesen neuen Blickwinkel. Als ich mit diesem neuen "Hintergrundwissen" die Geschichte erneut gelesen habe, sah die ganze Sache schon ganz anders aus und meine 1,5-Sterne-Bewertung von zuvor wirkt sogar für mich selbst mittlerweile ein bisschen unfair.

      Nichtsdestotrotz ist es natürlich nicht im Sinne des Wettbewerbs, dass ich meine Bewertung ändere, weil mich der Kommentar eines anderen Juroren beeinflusst hat.

      Der Autor/die Autorin (sollte er/sie real sein) soll dennoch wissen, dass meine schlechte Bewertung höchstwahrscheinlich daher rührt, dass ich ihn/sie wohl einfach nicht richtig verstanden habe

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