Vereint
von GALAX ACHERONIAN
»Kannst du mich hören?« Dumpf drang die tiefe Stimme einer
Frau heran. Nur zögerlich öffneten sich seine Augen. Warme Hände berührten
seine Wangen, tätschelten ihn ein wenig. »Linus! Blinzle, wenn du mich
verstehst«, forderte die Fremde.
Die Augen blinzelten. Licht fiel schmerzlich auf die Netzhaut und die
umgebenden Konturen waren ungewohnt scharf.
»Okay, er ist wach, schafft ihn weg«, sagte sie schroff.
Nur Sekunden später griffen ihm zwei Hände ruppig unter die
Arme und rissen ihn hoch.
»W-wartet … wo … « stammelte er. Um ihn herum nur blasse Wände. Ein enger Raum,
an einer Seite verspiegelt. In der Mitte ein Tisch und zwei Stühle. Auf einen
davon saß eine alte Frau. Ihr Kopf hing unnatürlich schräg nach unten, die Körperhaltung
erschlafft und regungslos. »Was ist los?«, rief er unbeachtet.
»So eine verdammte Scheiße«, spuckte die Fremde mit Blick auf die Tote und
verließ ebenfalls den kleinen Raum.
Allein in seiner Zelle sortierte Linus, was er bisher noch
wusste. Es war nicht viel. Die meisten seiner Erinnerungen wirkten wie unter
einem Schleier liegend. Jeder Versuch, darauf zuzugreifen war mit Anstrengung
verbunden, als würde ihn jemand davon abhalten und zugleich selbst danach
suchen. Flashbacks aus seiner Kindheit mischten sich mit aktuellen Gedanken,
komischerweise aber war der Anblick der toten Frau kein Thema. Keines der
Bilder konnte er lenken, sie drängten sich geradezu auf. Sie zu unterdrücken
gelang ihm eben sowenig, wie eigene Gedanken zu formen. Er griff sich in das
Rabenschwarze Haar, zog daran und stöhnte auf. »Was ist das?!«, rief er gegen
die kahlen Wände.
»Du bist ein Mörder«, flüsterte er plötzlich.
»Nein!«, widersprach er sich selbst.
»Du wolltest einer sein«, drang es zwischen seinen Lippen
vor.
»Nein!« Er griff sich an den Mund, der gegen seinen Willen sprach. Jedoch
gehorchten seine Hände nur stockend, jeder Finger war taub, auch aus den Armen
war jedes Gefühl verschwunden. Sie waren auch nicht eingeschlafen, es fehlte
das damit zusammenhängende Kribbeln. In seinem Kopf tobten immer mehr
Erinnerung, alle betreffend der letzten Tage. Er sah noch einmal die Bilder
seiner Verhaftung und wie er zuvor auf Svante einschlug, der bereits am Boden
lag. Anschließend, wie er auf den blutenden Teenager spuckte und diesen
anbrüllte, bis die Polizei kam.
In seinem Kopf schlugen die Erinnerungen auf, dass beide ihr
Leben lang enge Freunde gewesen waren. Zusammen hatten sie unzählige Dinge
durchstanden, gute wie Schlechte.
Blut rann aus Linus Nase, doch er bemerkte es nicht einmal.
Sein Gesicht war ebenso taub wie seine Arme. Er versuchte nach Hilfe zu rufen,
doch es wollte ihm nicht gelingen.
In seinem inneren Auge blitzte es auf und für Bruchteil eines Momentes sah er
alles um sich in grell weißes Licht. Anschließend waren alle Erinnerungen
wieder frei. Schule, Familie, Kindergarten, Geburt. Binnen Sekunden war einfach
alles wieder da, was jemals in Linus Leben eine Bedeutung gehabt hatte.
Ebenfalls all seine Verfehlungen, kleine Sünden, die in ihrer Summe seine
Inhaftierung rechtfertigten.
Orientierungslos ließ er sich fallen, die Schmerzen in seinem Kopf waren
unerträglich. Abermals versuchte er zu rufen, ja gar zu schreien. Doch gelang
es ihm noch immer nicht. War es so, wenn man starb? Aber warum sollte er sterben?
Er war noch so jung. Auf der anderen Seite starb auch diese Psychologin vor
seinen Augen von einem Moment auf den nächsten. Was hatte sie gleich gesagt?
»Du wirst dich bessern«, erinnerte er sich mit den eigenen ruhigen Worten. Es
klang jedoch mehr als eine Ankündigung, ein Versprechen, dass er sich selbst
gab.
Ja, das hatte sie gesagt, aber da war noch etwas anderes: dass er bezahlen
wird.
***
Linus vor Gericht |
Es war Nachmittag, als der Strafverteidiger ihm die Hand reichte. »Hallo, schön dich zu sehen«, sagte er freundlich, in Wahrheit aber verabscheute er ihn – woher auch immer Linus es wusste.
Das Gesicht des Mannes war steinern, die Haare mattiert und
kurz. Sein Anzug maßgeschneidert und die Tasche aus Kunstleder. Er nahm ein
Glas Wasser zur Hand, lächelte künstlich, ehe er ihm kaum merklich zuprostete.
»Ich habe gerade erfahren, was passiert ist«, sagte er, mit absetzen des
Glases. Seine Stimme klang hallend, als käme sie aus einem anderen Zimmer. Der
Anwalt lehnte sich zurück und stütze sich am Tisch ab. Wie seine Zelle hatte
dieser Raum kein Fenster, aber auch keinen Spiegel, hinter dem irgendwelche
Polizisten saßen, die hofften, dass etwas gesagt wurde, dass sie benutzen oder
verdrehen konnten.
Der Anwalt schüttelte plötzlich seinen Kopf. »Du hast nichts getan. Dr. Olsson
hatte einfach einen Herzstillstand. Es war ihr Alter.«
Linus nickte. »Sie war eine gute Frau.«
»Bestimmt … es wird eine Weile dauern, einen adäquaten Ersatz
zu finden, der mit Menschen wie dir arbeiten möchte. Für dich ändert sich das ganze
insoweit, dass du hier etwas länger bleiben wirst als gedacht.«
»Das ist unnötig«, hörte sich Linus sagen. »Ich bekenne mich
schuldig. Ich möchte Wiedergutmachung leisten.«
»Ach?« Der Anwalt runzelte merklich überrascht seine Stirn
und warf einen Blick in die vor ihm liegende Akte. »Das klang gestern noch ganz
anders.«
»Ich habe beinahe meinen besten Freund getötet …«, schien
Linus Stimme den Mann erinnern zu wollen. »Ich nehme die gesetzlich geforderte
Strafe in allen Umfang auf mich.«
Der Mann auf der anderen Seite des Tisches lächelte, eine Mischung aus
Verachtung und Mitleid. »Das freut mich zu hören. Es zählt natürlich weiterhin
das Jugendstrafrecht. Und da du zuvor keine Gewalttaten vollzogen hast, wirst
du vermutlich nicht ins Gefängnis kommen, sofern du geständig bleibst.«
Linus Kopf nickte. »Ich hätte da einen Vorschlag zu machen.«
***
Beim Verlassen des Gerichtssaals schielte Linus auf die glänzende Oberfläche
einer gravierten Metallplatte an der Wand. War er noch er selbst? Seit dem Tod
der Psychologin wurde er immer passiver. Sein Körper bewegte sich wie von
selbst, er sagte Dinge, die er nicht einmal kannte oder meinte. Es war wie ein
Film, jedoch einen Film, den er nicht mochte.
Zurück in seiner Zelle setzte sich sein Körper auf das Bett. Wieder wandte er
seine Pupillen zum Spiegel neben dem winzigen Waschbecken und der Toilette. Es
gab Momente, da konnte er sich wieder bewegen. Er musste sich nur anstrengen,
noch mehr Kraft und noch mehr Entschlossenheit beweisen. Er keuchte bei dem Versuch
aufzustehen. Sein Körper schien es zu merken und erlaubte ihn, zum Spiegel zu
gehen. »Haaaammmm«, brummte er nur anstatt zu sprechen. »Gnnnngrrr«, brachte er
heraus.
»Du darfst sprechen«, sagte seine Stimme plötzlich, als wäre sein Mund nie
versiegelt gewesen.
»Bin ich schizo?« fragte er und bemühte sich, seinem Bedürfnis, die Hand gegen
die Wand zu schlagen nachzugeben.
»Nein. Wir sind zwei.«
»Schizo!«, wiederholte er verstehend, und wütend zugleich. »Was laberst du? Von
wegen und Wiedergutmachung? Schuld? Reue?«
Der Richter war zwar durchaus positiv angetan von der Rede, die aus Linus Mund
gekommen war, nur war es weder Linus Worte, noch seine Gedanken.
»Mein Name ist Smat. Ich lebte in Erika, die du als Dr.
Olsson kennengelernt hast«, sagte seine Stimme wie zu einer Erklärung. »Doch
sie war zu alt, weshalb ich ihren Körper verlassen habe.«
Linus konnte nicht glauben, was sein Mund dort sagte. »Du
bist in mir? Was bist du?«
»Ein Parasit. Jedoch ein guter. Du bist ein Mensch, jedoch
ein Schlechter.«
»Arschloch«, brummte Linus. »Verpiss dich aus mir!«
»Wenn ich deinen Körper verlasse, wirst du sterben.« Linus
schluckte und sah in sein Gesicht als sei es ein Fremdes. »Du tötest mich dann
also.«
»Nein. Du wirst einfach nur sterben. Erst wenn du stirbst, kann ich einen neuen
Wirt suchen.«
Tausend Gedanken schossen durch seinen Kopf; ein Ding war in
ihm. Ein Ding das Ursache war, warum die letzten beiden Tage so seltsam waren.
Ein Ding, das für alle Zeit seinen Körper befahl, ihn kontrollierte und immer
da sein würde. Immer! Beim Schlafen, beim Essen und sogar auf der Toilette.
Bisher nahm er sein ständig schwindeliges Gefühl einfach hin. Sein Körper aß,
sein Stoffwechsel arbeitete und er sah alles wie einen Traum. Da er aber derlei
schon immer eher unbewusst gemacht hatte, war bisher nichts dabei. Nun aber sah
das ganze völlig anders aus. Ein Ding entschied, was er aß, wann er schlief,
was er tat. Ob er zur Toilette ging oder nicht. Dieses Ding führte jeden
Handgriff aus. Linus dachte an Sex. Würde dieses Ding ihm vielleicht sogar Sex
verbieten? Seit dem Tagen hatte er nicht masturbiert. Vor seiner Verhaftung
machte er es sich zwei Mal täglich. Seit dem Tod dieser Psychologin war das
Verlangen jedoch restlos erloschen. Wenn es einen Sinn im Leben gab, dann war es
ja wohl Sex.
Aber er konnte ja noch nicht einmal sprechen, wenn es dieses Ding nicht
erlaubte. Würde er nun also für immer ein Zuschauer seines Lebens sein?
»Dann sterbe ich«, entschied er.
»Nein, wir haben eine Mission.«
»Mission?«
»Wiedergutmachung.«
***
Mit einer Fußfessel an seinem Knöchel und den ausgedruckten
Bewährungsauflagen stand Linus vor dem Haus seiner Eltern. Er sah zu, wie seine
Hand die Telefonnummer der Meldestelle in sein Smartphone speicherte und eine
Erinnerung erstellte, dass ihn das Gerät jeden Tag darauf hinwies, anzurufen.
»Und jetzt?«, fragte Linus dem Ding in sich, dass ihn hierher
geführt hatte.
»Ich gehe rein«, antwortete er sich selbst. »Lehn' dich
zurück.«
Linus schauderte es bei den Gedanken in sein Elternhaus zu gehen.
Er wusste inzwischen, dass Smat und er ihre gemeinsamen Erinnerungen teilen
würden. Während dieses Ding bereits alles wusste, was er in seinem Leben je
erfahren hatte, dauerte es noch, bis er auf die Erinnerungen des Parasiten
zugreifen konnte. Gestern Nacht erklärte Smat, dass das Leben mit Dr. Olsson
sehr viel harmonischer war, da sie sich nicht widersetzt und daher viel
Mitspracherecht gehabt hatte. Ein Privileg, dass Smat auch dem Jungen in
Aussicht gestellt hatte.
Seine Eltern beachteten ihn nicht, als er das Haus betrat. Er
war zwei Wochen nicht da und sie schienen es nicht einmal bemerkt zu haben.
Wenn er es recht überlegte hatten sie sich noch nie für ihren Sohn
interessiert. »Arschlöcher«, fluchte er.
»Deine Eltern sind für uns nicht mehr von Interesse«, erinnerte ihn Smat leise
und führte Linus Körper die Treppe hinauf in sein Zimmer. Er beobachtete, wie
sein Körper die Tür verschloss, sich an den Schreibtisch setzte und den
Computer aktivierte.
Kurz darauf rief er eine Webadresse auf, gab in Windeseile
verschiedene Zugangsdaten ein und aktivierte eine Eingabemaske. Linus sah seine
Finger förmlich über die Tastatur fliegen. Nur anhand von Smats Erinnerungen
wusste er, dass die Maske genutzt wird, sich mit einem Satellitenuplink zu
verbinden. Eine zweites Fenster öffnete sich und enthielt einen farblosen
Ladebalken, der sich fürchterlich langsam von links nach rechts erweiterte.
Minuten später erschien das Abbild eines fremdartigen Lebewesens. Nicht ganz
Menschenähnlich mit violetter Haut und symmetrischen Strukturen im Gesicht
starrte es ihn an. Die grünen Augen lagen Tief in den für den Körper viel zu
großen Schädel, der beinahe zu leuchten schien. Besonders auffällig war die
katzenähnliche Nase.
»Smat«, sagte das Wesen. »Ein männlicher Körper. Interessant.«
»Ja, dieses Mal wollte ich was neues versuchen«, antwortete Linus. »Ich musste
ihn jedoch beschränken.«
»Kann er uns hören?«
»Er ist sich bewusst. Aber nur passiv.«
Das Wesen auf dem Schirm schien zu staunen. »Dann kannst du ihn gleich töten.«
»Ich töte keine Wirte, das habe ich noch nie getan.«
Das Wesen auf dem Monitor blendete eine Tafel mit fremdartigen Schriftzeichen
ein. »Das sind deine neuen Auflagen.«
Linus Gesicht lachte während er eine Kopie anfertigte. »Die sind nicht neu.«
»Ganz genau, es sind die alten, denn es bleibt deine Aufgabe dich zu
vervielfältigen.«
»Das muss warten.«
Linus konnte auf immer mehr Wissen des in ihm lebenden Parasiten zugreifen. Er
wusste daher, dass sich diese Lebensform nur vermehren konnte, wenn sie sich außerhalb
eines Wirtes befand. Und was geschehen würde, wenn Smat ihn verließ, wusste er
ebenso sicher. »Vervielfältige dich besser«, sagte er verächtlich.
Das Wesen auf dem Schirm verzog sein violettes Gesicht. »Ach, sprechen darf
er?«
»Es mindert seinen Widerstand.«
»Wenn du das glaubst.« Das Alien schien im Zweifel zu sein und Linus musste dem
zustimmen. Er würde alles tun, um zu sterben oder dieses Ding loszuwerden.
»Siehst du auch so aus?«, fragte er. Der Versuch auf den Schirm zu deuten,
scheiterte.
»Das ist Owkei und Fiotu. Fiotu kommt aus einer Welt, die es leider nicht mehr
gibt. Dank Owkei lebt sie sehr viel länger als üblich. Beide leben in
Harmonie.«
Linus hatte kein Wort verstanden. »Was auch immer.«
»Nein, ich sehe nicht so aus«, antwortete Smat mit dem Mund des Jungen und
rollte mit seinen Augen.
»Und du bist eine Frau?«, mutmaßte Linus, der wieder bei dem Gedanken hing,
dass Smat sich vermehren sollte und damit diese ganze Scharade ein Ende finden
würde.
»Solche Unterteilungen gibt es bei uns nicht«, antwortete er.
»Bei euch bekommen auch Kerle Kinder?«
»Unsere Körper funktionieren sehr viel anders als die euren«, beendete Smat das
Gespräch und wandte sich wieder an den Artgenossen auf dem Schirm. »Kopie
beendet. Übertrage noch die Eigentumsrechte.«
»Natürlich«, antwortete eine der beiden Bewusstseins auf dem Schirm.
»Ihr benutzt uns Menschen, um Nachkommen zu zeugen!«, begriff Linus und hätte
mit dem Finger geschnippt, wenn er seine Hand bewegen könnte.
»Mach dich nicht lächerlich. Eure Anatomie ist inkompatibel zu uns.«
»Übertragung beendet«, sagte die Stimme aus dem Computer.
»Danke sehr.« Linus erhaschte Smats Erinnerung, dass dieses Wesen in all den
Existenzen, die es schon durchlebt hatte, einen immensen Reichtum angehäuft
hatte, den es mit jedem Wirtswechsel an sich selbst übertrug. Da war aber auch
noch das Wissen, diesen Reichtum unauffällig zu verwalten. Keine großen Firmen,
keine protzigen Ländereien. »Wie lange seid ihr schon auf der Erde?«
»Jahrhunderte …« antwortete Smat.
»Und noch immer ohne Nachkommen«, erinnerte das Wesen auf dem Schirm. »Andere
sind fleißiger.«
»Das kann warten. Ich muss erst zwei Seelen retten.«
»Wie immer.« Das violette Gesicht schien zu lachen. »Du bist unverbesserlich.«
»Das ist auch unnötig. Im Gegensatz zu vielen Menschen.«
»Allerdings.« Das Wesen wölbte seine Wangen. »Aber je mehr wir sind, desto mehr
Menschen können wir verbessern.«
»Es bleibt noch genügend Zeit.« Linus Körper beendete die Verbindung und stand
auf. »Beginnen wir.«
***
Linus an Svantes Bett |
Linus stand am Krankenbett. Ein Uniformierter nur einen halben Schritt daneben.
»Hallo Svante«, sagte Linus Mund und lächelt dabei. Während sich Linus in Grund und Boden schämte, war Smat zuversichtlich. Es kannte schließlich jedes Detail aus dem Leben der beiden.
»Was willst du hier?«
»Ich bin dein neuer Pfleger.« Er nahm einen Rollstuhl zu sich und schob ihn vor sich. Aufgrund der Verletzungen würde Svante nie wieder laufen können. Seine Eltern waren ähnlich verarmt wie die von Linus. Ohne Hilfe würde er in dieser Welt nicht überleben können, das wusste er, Linus und ebenso Smat. »Auf Lebenszeit und für dich kostenfrei.«
»Fick dich.«
Linus hielt einen Moment inne. Smat fühlte wie der Junge innerlich wütend wurde. Er wäre am liebsten weggelaufen, der Parasit aber ließ ihn nur lächeln. »Was auch immer du sagst, ich habe es verdient.«
Er schob das Gefährt an die Bettkante. »Und du hast verdient, dass sich jemand um dich kümmert.«
»Du wolltest mich töten!« Svante ballte die Fäuste und schlug sie auf seine Matratze nieder.
»Ich war überfordert. Und dumm«, erklärte Smat. Linus wollte etwas hinzufügen, doch der Parasit hatte bereits seine Vorkehrungen getroffen. Er würde verhindern, dass Linus jemals wieder die Hand erheben würde, weil ihm jemand seine Gefühle offenbarte.
In der Welt von Smat und seines Gleichen gab es keine Ausgrenzung, keine gefühlte Andersartigen. Daher auch kein Grund Gewalt gegen jene anzuwenden, die anders waren. Jeder entschied frei, das zu sein was auch immer jemand sein wollte und jeder akzeptierte den anderen.
»Ich werde mich bessern, indem ich für dich da bin.« Er reichte ihm den Ausdruck der Bewährungsauflagen und deutete anschließend auf die Fußfessel. »Ich lebe von heute an nur noch für dich.«
Linus wollte abermals widersprechen, musste aber nur schweigend zuschauen.
Er hasste diesen Film.
Svante flog über die Zeilen des Urteils. »Warum machst du das?« ungläubig schüttelte er seinen Kopf.
Weil es richtig ist.« Smat berührte Svantes Finger. »Und womöglich werde ich dich eines Tages auch lieben können.«
Svante wandte sich ab. »Niemals.«
»Ich bin jetzt ein anderer«, versprach Smat mit Linus Stimme. »Für immer.«
Ende
Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen von der Geschichte. Auf der einen Seite ein spannender Gedanke (der Parasit sorgt für "gutes" Verhalten / Wiedergutmachung, mit der philosophischen Frage, ob es nicht an sich böse ist, ein Bewusstsein zu unterdrücken. Auf der anderen Seite hat mich die Menge an Infodump und die manchmal unklare Erzählperspektive auch aus der Geschichte 'rausgeholt. Gerade mit der Erzählperspektive wurde m.E. eine Chance verspielt. Deshalb nur **** (vier Sterne).
AntwortenLöschenDa fällt mir spontan nicht so richtig was ein, das ich über die Geschichte sagen soll. Es ist zweifellos eine interessante Idee, allerdings wird die fremdartige Wesensform im letzten Drittel sehr besserwisserism dargestellt. Natürlich wird alles zum Besten für die unterentwickelten Menschen getan, die ja nur überreagierende "Wilde" zu sein scheinen. Und so unsinnige Konzepte wie Gut und Böse, sowie Geschlechteridentität benötigt man dann auch nicht mehr. Ich bin mit dem Gedanken durchaus einverstanden und denke, dass dies wertvoll sein kann, für mich sind solche Belehrungen allerdings meist Abturner, die mich aus dem Lesefluss fallen lassen.
AntwortenLöschenEs gibt einige falsch gewählte Artikel im Text, außerdem Flüchtigkeitsfehler, die ein abschließender Lesedurchgang zur Korrektur verhindern hätte können.
Drei Punkt fünf Sterne.
Story ****
AntwortenLöschenStil ***
Originalität ****
Gesamt 3 2⁄3
Sehr kreativ. Und man muss viel mitdenken. Die Gedanken fließen über das Ende der Geschichte hinaus. Man vergisst sie auch nicht so schnell. Ich gebe vier Sterne ****
AntwortenLöschenWenig SF, aber interessantes Setting das mit den anderen Storys mithalten kann.
AntwortenLöschen4 von 5 Sterne
Gute Geschichte, hat mir grundsätzlich gefallen.
AntwortenLöschenSehr interessanter Ansatz, dass sich der Parasit selbst als gut sieht, mir als Leser er aber als unfassbar böse rüberkommt. Fast schon so schlimm wie ein AfD'ler - sorry, der musste jetzt sein ;)
Punkeabzug gibt es, weil es mir zwischenzeitlich fast schon ein bisschen zu langatmig (oder nennen wir es "zu trocken")
Weiters sollten ja die beiden Bilder von Axel drin vorkommen. Bild 1, die Schriftzeichen, kamen mir gar nicht unter. Bild 2, das Alien, konnte ich mir zwar reindichten, aber irgendwie wirkte es krampfhaft reingepresst.
Diese subtile, sich selbst unbewusste Bosartigkeit des Parasiten, hat mir dennoch sooo gut gefallen, dass es hierfür noch nen halben Extrastern gibt :)
3,5 von 5 Sternen
LöschenDie grundsätzliche Idee mit den Parasiten finde ich gut, wobei es ja eigentlich Symbionten sind. Parasiten nutzen ihre Wirte aus, Symbionten leben in Symbiose. Dennoch eine interessante Interpretation der Bilder.
AntwortenLöschenEin großer Kritikpunkt ist jedoch der Schreibstil. Manchmal fehlen Wörter, dann sind wieder welche zu viel, wie bei "Seit dem Tagen". Die Grammtik ist teils richtig schlimm, vor allem werden oft die falschen Fälle und Artikel benutzt. Es fehlen Dutzende Kommas und zu guter Letzt sind Wörter falsch geschrieben. Z. B. sind manche Adjektive wie "menschenähnlich" groß geschrieben. Ein Lektorat hätte hier wirklich viel zu tun.
Außerdem gibt es einiges an abschweifenden Informationen, die ich jetzt nicht unbedingt hätte wissen müssen. Z. B. wie oft Linus am Tag masturbiert. Das wäre vielleicht witzig, wenn der Stil konsequent durchgezogen worden wäre. In der Art: Der Parasit verletzt meine Privatsphäre. So bleibt es aber nur unnötige Füllinformation.
Insgesamt kann ich noch wohlmeinende 3 Sterne vergeben.
Und genau deshalb wurden die Geschichten eingelesen, damit wie Eingangs darauf hingewiesen, das fehlende Lektorat und Korrektorat nicht in die inhaltliche Wertung mit einfließt.
Löschen3/5 Sterne. Bisschen zu wenig SciFi für meinen Geschmack - coole Grundidee.
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