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Einstein - Leseprobe aus G.O.D.S.

 

Alle Kapitel wurde beim überarbeitet und zusammengefasst



Einstein

10.03.1933 11:31:17 Uhr

Caltech, Pasadena

Albert Einstein saß müde kauend am Frühstückstisch und dachte dabei an seinen bevorstehenden Vortrag im Vorlesungssaal des Caltech. In vier Stunden sollte es losgehen. Die hohe Fensterscheibe hinter ihm fing an zu vibrieren. Als Albert sich umdrehte, fiel es ihm schwer, seinen Augen zu trauen. Er sah einen größer werdenden Ring, der sich drehend auf der Fensterscheibe zu verankern schien. Aus dem Ring schaute plötzlich ein vertraut wirkender Kopf. Es war, als blicke Einstein in einen Spiegel. Mit einem Sprung landete kurz hinter ihm sein exaktes Ebenbild. Die gleichen zerzausten Haare, die gleiche bequeme lange Strickjacke und mit einem verschmitzten Grinsen streckte ihm sein Gegenüber die Zunge heraus und sagte: »Hallo Albert!«

Der Ring löste sich zischend in der Luft auf. Die Fensterscheibe war dampfend vereist. Albert, das Original, sprang vom Frühstückstisch auf und rannte zu der eiskalten Scheibe. Er betrachtete die Rückstände der noch vor Kälte dampfenden Ringstruktur.

»Eine Brücke? Zusätzliche Dimensionen?«, fragte er, während er sich die Überbleibsel aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtete. Von seiner Müdigkeit war nichts mehr übrig. Vielmehr machte sich eine kindliche Neugier in ihm breit.

»Wenn ich es Dir kurz zeigen darf? Ich denke, es wird Dir dann schnell klar.«, sagte BRAN, der es ganz witzig fand, dem berühmten Physiker in seinem Ebenbild gegenüber zu treten.

Albert starrte ihn mit offenem Mund an. Er senkte nachdenklich den Blick und fixierte dabei einen imaginären Punkt auf dem Fußboden. Nach ein paar Sekunden schaute er BRAN wieder an und sagte: »Zeigen. Natürlich, bitte!«

Schon hatte BRAN die linke Hand auf die Stirn seines Gegenübers gelegt und mit der Übertragung begonnen.

Albert Einsteins Blick verfinsterte sich. Er wurde leichenblass. BRAN zeigte ihm das ganze Ausmaß der bevorstehenden grausamen 12 Jahre. Juden, die zusammengepfercht wie Vieh in Duschräumen standen und vor Angst schreiend ihren letzten Atemzug Zyklon-B einatmeten, bevor sie leblos auf den Boden schlugen, einer über dem anderen. Entsetzt beobachtete Albert, wie Panzer über tote Soldaten fuhren und sie dabei zerquetschen, als wären sie nur bedeutungsloser Matsch. Er sah die Juden-Ghettos, in denen kleine Kinder verhungernd am Boden lagen und ihre dünnen Ärmchen den vorbeiziehenden halbtoten Leidensgenossen entgegenstreckten. Sie hofften dabei vergeblich auf ein Krümelchen Brot oder ein paar Tropfen Wasser.

Albert sah zu, wie Menschen aufs grausamste gefoltert und getötet wurden.

Als BRAN PTAL seine Hand von Alberts leichenblasser Stirn löste, fiel dieser rücklings auf den Boden und hyperventilierte dabei. Er schrie, wälzte sich, krümmte sich, als wolle er aus seinem eigenen Körper herausschlüpfen. Erst nach drei unendlich wirkenden Minuten beruhigte sich Albert und wischte sich die Tränen der wütenden Verzweiflung aus dem Gesicht.

»So etwas macht doch nicht mal der Teufel persönlich. Das hast Du Dir ausgedacht.«, schrie er BRAN entgegen.

»Auf der anderen Seite ... Nein, so etwas Grauenhaftes kann man sich nicht ausdenken.«

»Albert. Was ich Dir jetzt sagen werde, muss unter uns bleiben.«, sagte BRAN ernst.

In einem ebenso ruhigen Tonfall antwortete Einstein: »Selbstverständlich.«

»Ich bin ein Androide und komme aus einer für Dich möglichen Zukunft. Dort wo ich herkomme, kennen Dich alle als den Wissenschaftler, der dem Deutschen Reich zur Atombombe und damit zum Endsieg verholfen hat.«

»Ich? Das ist doch lächerlich, ich wäre schon, bevor du mir das alles gezeigt hast, meinem Pazifismus treu geblieben. Jeder halbwegs vernünftige ...«

»Psycho-Drogen und Hypnose«, warf BRAN ein.

Albert senkte den Kopf und hielt sich die Hände vor sein Gesicht. Sein Schweigen dominierte den Raum. BRAN errechnete mittels seiner Analytics-Funktionen, dass es jetzt effizienter war, nichts zu sagen.

Er beobachtete die Situation. Dabei warteten einige Prozesse in ihm darauf, die Unterhaltung fortzusetzen.

»Was soll ich Deiner Meinung nach tun?«, fragte Albert.

»Hier bleiben, in den USA. Mit einer 96,4-prozentigen Wahrscheinlichkeit werden die Nazis es nicht nach Amerika schaffen, wenn Du hierbleibst.«

»Und die Bombe?«

»Die wird gebaut und eingesetzt werden. Es stellt sich nur die Frage, wer sie als Erstes baut.«

Albert zerzauste sein Haar und rannte erregt stammelnd umher.

»Die Menschheit ist auf dem Wege sich zu vernichten. Ich soll sie aufhalten, indem ich eine Waffe zur Massenvernichtung baue. Ich, Albert Einstein, Pazifist.«

»Du wirst nicht derjenige sein, der sie baut. Das werden andere für Dich übernehmen. Deine Aufgabe ist es, den Präsidenten zum richtigen Zeitpunkt davon zu überzeugen, dass er als erster eine Atombombe braucht.«

»Ich kenne diesen Roosevelt kaum. Wird er die Macht besonnen nutzen?«

»Sinnvoller als Hitler allemal. Albert, ich verstehe, dass Dir die Entscheidung schwer fällt, aber in einer verantwortungsvollen Position, wie Deiner muss man manchmal aus den verfügbaren Alternativen die heraussuchen, die sich als das kleinere Übel darstellt. Manchmal gibt es keine bessere Lösung.«

»Verstehe, kleineres Übel. Hmmm, ich brauche Zeit zum Nachdenken.«

»Fahre auf keinen Fall zurück nach Deutschland. Du weißt jetzt, was Dir dort passieren wird.«

»Kleineres Übel ...« Albert Einstein setzte sich wieder an den Frühstückstisch. Fast im gleichen Moment öffnete sich das Zeitportal und BRAN verschwand in dem sich zischend schließenden Ring.

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